Erste US-Sammelklage gegen Abschaltung von PS3-Funktionen

Hier geht es um alles rund um Sonys Konsole.

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Ghisby
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Beitrag von Ghisby »

ColdFever hat geschrieben:Nein, der Hardware-Hack von Geohot stellt sicher für keinen Kunden eine Gefahr dar. Sony gibt deswegen ja auch keinen plausiblen Grund an.
och mensch! wenn irgendwann im internet der easy for all hack auftaucht oder die ersten shops umbauten anbieten (du weisst ja, der infectus ist bestellt), wird das system so offen sein, dass es für alle ein risiko darstellt! natürlich in erster linie für sony, dennoch im gesamtkontext für jeden user!

greetingz
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ColdFever
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Beitrag von ColdFever »

leifman@work hat geschrieben:wenn irgendwann im internet der easy for all hack auftaucht oder die ersten shops umbauten anbieten (du weisst ja, der infectus ist bestellt), wird das system so offen sein, dass es für alle ein risiko darstellt!
Wie bereits geschildert, kann es keinen "Easy for all hack" geben, da die Hardwareverschlüsselung der PS3 nicht mit Softwaremitteln geknackt werden kann. Deshalb basiert GeoHots "Hack" ja auch auf einem Hardwareumbau. Hardwareumbauten sind m.W. aber nichts Neues, selbst nicht für die PS3. Mit der Begründung eines möglichen Hardwareumbaus könnte Sony wohl auch jedes andere Feature der PS3 abschalten, denn wohl kein System der Welt ist gegen hardwarebasierte Angriffe geschützt.

Deshalb ist Sony auch schlau genug, keine konkrete Begründung für die Entfernung des OtherOS/Linux zu nennen. Denn diese dürfte sofort zeigen, das entweder
a) Sony diese nur Gründe vorschoben hat, um weitere Supportkosten für die ungeliebte Linuxoption zu sparen.
oder
b) Sony nicht gewillt ist, den Hypervisor über ein Systemupdate weiter abzusichern (das wäre möglich), wiederum um Kosten zu sparen.

Möglicherweise bringt das Gerichtsverfahren hierüber Klarheit, möglicherweise aber auch nicht. Denn in dem Gerichtsverfahren geht es primär ja nicht um eine Begründung für Sonys Verhalten, sondern allein um dessen Rechtmäßigkeit gegen über den geschädigten Kunden. Und allein das ist ja auch Thema dieses Threads.
Thorgal
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Beitrag von Thorgal »

Die offensichtlichste Möglichkeit ist idR die zutreffendste. Sony hat bisher nur Features (ob nun hardware- als auch softwareseitig) aus Kostengründen wegrationalisiert. Oder welches Sicherheitsrisiko hatten die Kartenleser, die beiden USB Ports sowie die Abwärtskompatibilität zur PS2? Im Grunde keine, denn das bedeutete für Sony nicht mehr oder weniger als niedrigere Produktionskosten (weniger Kosten für zusätzliche Bauteile) zum Nachteil des Kunden.

Wie du schon sagtest, wäre ein Zugriff von außen nur dann möglich, wenn man die Konsole bewusst modifiziert und diesen Zugriff auch zulässt. Aber auch über Linux ist man grundsätzlich als Benutzer im Netz unterwegs und nicht als root.
Vor allem jetzt darüber groß zu diskutieren würde sich erübrigen, wenn man sich mal anschaut, das Sony OtherOS bereits viel früher mit der Slim hat verschwinden lassen und bei den alten Modellen war es daher nur eine Frage der Zeit.
Man sieht aber auch an der PSP das jegliche gravierende Änderung an der Hardware seitens Sony die Hacker kaum aufgehalten hat, Raubkopien zu ermöglichen. Ebenso die regelmäßigen Updates un die Bindung der Software an die aktuelle FW machen es nicht unmöglich.

Ich warte jedenfalls erstmal ab, was so bei der Klage heraus kommt. Natürlich hat Sony die finaziellen Mittel in Berufung zu gehen, was jedoch nicht bedeutet das man mit dem größeren finanziellen Drücker im Recht ist.
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Obscura_Nox
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Beitrag von Obscura_Nox »

Was bitte haben Kartenleser, USB Ports, und Abwärtskompatibilität damit zu tun? Auch Linux auf der Slim hat hiermit nichts zu tun. Die Sachen wurden nicht zum Nachteil des Kunden entfernt, weil dieser dafür nicht bezahlt hat, beispielsweise deutlich weniger gezahlt hat.
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ColdFever
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Beitrag von ColdFever »

Obscura_Nox hat geschrieben:Auch Linux auf der Slim hat hiermit nichts zu tun. Die Sachen wurden nicht zum Nachteil des Kunden entfernt, weil dieser dafür nicht bezahlt hat, beispielsweise deutlich weniger gezahlt hat.
Ja und nein.

Ja, Du hast Recht, dass Sony bei der Slim fair vor dem Verkauf gesagt hat, dass die OtherOS-Funktion nicht mehr enthalten sein würde. Mit so einer klaren Aussage kann man als potenzieller PS3-Kunde sicher leben, und meine Bekannten mit PS3-Ambitionen haben sich im letzten Jahr gerade deshalb noch eine stromfressende Fat trotz der stromsparenden Slim gekauft, um die feine OtherOS/Linux-Option nutzen zu können. Aber: Alle diese Leute sind jetzt natürlich stocksauer, nun eine stromfressende Fat zu haben, die dank Downgrade nun doch nicht mehr kann als eine stromsparende Slim, die sie ebenfalls hätten kaufen können.

Nein, weil die OtherOS-Entfernung bei der Slim m.E. durchaus mit der OtherOS-Entfernung der Fat in Zusammenhang stehen kann. Natürlich will Sony nach jahrelangen Defiziten unbedingt Kosten sparen, und die OtherOS-Entfernung der Slim zeigt ganz klar, dass Sony am Hypervisor-Support sparen und die PS3 nicht mehr als Mehrzweck-Computersystem, sondern nur noch als Unterhaltungskonsole vermarkten und supporten will. Dieser "Abstieg" wurde Stück für Stück vorbereitet und umgesetzt. Und da ist es jetzt womöglich für Sony einfach zu verlockend gewesen, nun wo die letzten alten PS3-Fat gerade alle abverkauft sind, deren teure Mehrwertfunktionen bei passender Gelegenheit mit einer nichtssagenden Andeutung abschalten und Supportkosten sparen zu können.
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Obscura_Nox
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Beitrag von Obscura_Nox »

Klar könnte es so sein, aber es könnte genauso gut sein das es tatsächlich Sicherheitsgründe waren. Das ist genau wie mit den Verschwörungstherorien zum 11ten September, extremes Beispiel, ich weiß. Es ist gut möglich das die USA einen Grund wollten einen "Gegenschlag" zu rechtfertigen. Anderseits ist es gut möglich, das es wirklich ein Terroranschlag war. Bei so Sachen wird man aber nie genaueres wissen, und das gilt auch für die Linux Sache...Deshalb sehe ich auch nicht gerade gute Chancen für diese Klage. Weil es eben im Grunde Einstellungssache ist.
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ColdFever
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Beitrag von ColdFever »

Obscura_Nox hat geschrieben:Klar könnte es so sein, aber es könnte genauso gut sein das es tatsächlich Sicherheitsgründe waren...Deshalb sehe ich auch nicht gerade gute Chancen für diese Klage.
Ich habe es genau auf dieser Seite oben schon einmal beschrieben:
In dem Gerichtsverfahren geht es weniger um eine Begründung für Sonys Verhalten. Stattdessen geht es um dessen Rechtmäßigkeit gegenüber den geschädigten Kunden. Und allein das ist ja auch Thema dieses Threads.

Also: Sony mag sonstwelche Gründe vortragen - ob plausibel oder nicht, das dürfte der Richter niemals nachprüfen konnen. Er braucht es aber auch nicht. Denn in dem Rechtsverfahren geht es ja weniger um die Motive der Tat, sondern um die Frage der Rechtswidrigkeit der Tat. Also um die Frage, ob Sony beworbene und bezahlte Gerätefunktionen einfach abschalten darf, oder ob wir Kunden ein Recht darauf haben.

Zum Vergleich: Bricht jemand in ein Haus ein und futtert den Kühlschrank leer, dann interessiert im Gericht der Hunger des Täters als "Begründung" nur unwesentlich. Stattdessen geht es geht im Gerichtsverfahren um den Nachweis einer Straftat, den angerichteten Schaden und die Wiedergutmachung für die Geschädigten.
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Pyoro-2
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Beitrag von Pyoro-2 »

Schön wär's, wäre die Welt so schwarz/weiß ;)

Bricht der Kerl bei dir ein, um dein Leben zu retten, weil du drinnen gerade drohst vor Wut auf Sony zu explodieren, wird er wohl mit einem Freispruch rechnen können.
Hat Sony also das feature zum Wohle aller entfernt und kann Sony das so darlegen, wirst deine Frage möglicherweise garnicht beantwortet bekommen ;)
Thorgal
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Beitrag von Thorgal »

Pyoro-2 hat geschrieben: Hat Sony also das feature zum Wohle aller entfernt und kann Sony das so darlegen, wirst deine Frage möglicherweise garnicht beantwortet bekommen ;)
Dann sollten die Hersteller von Betriebssystemen auch zum Wohle aller den Browser sperren und am besten auch noch die Netzwerkverbindung. So ist jeder nach außen sicher.

Zudem müsste Sony erstmal begründen, inwiefern ein Fortbestand von OtherOS mich als Nutzer in Gefahr bringen könnte. Nach deiner Logik könnte Sony dann nämlich praktisch jedes beliebige Feature wegratrionalisieren, weil man es immer irgendwie plump begründen kann und die Richter in deiner Welt sich mit sowas zufrieden geben. Dann nämlich hätten diese ihren Beruf verfehlt oder alle Gefängnisse wären leer.

Vor Gericht ist die Welt jedoch sehr wohl schwarz und weiß, denn da zählen nunmal die Fakten. Daher muß Sony sehr wohl mit guten und vor allem handfesten Gründen kommen, damit ein Richter denen recht zuspricht.
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ColdFever
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Beitrag von ColdFever »

Pyoro, warum sollte den Richter die Begründung für die Abschaltung von Gerätefunktionen interessieren? Zum einen wären die technischen Begründungen von Sony nicht nachprüfbar, und Sony dürfte sich hüten, technische Interna preiszugeben. Zum anderen ist für die sichere Konstruktion eines Gerätes der Hersteller verantwortlich, nicht der Kunde. Und da wäre Sony kaum gut beraten, eine unsichere Konstruktion der PS3 zuzugeben. Selbst wenn Sony im besten Fall für sich eine nicht vorhersehbare Notlage glaubhaft machen könnte, wäre es immer noch nicht legitim, Kunden zugesagte Gerätefunktionen entschädigungslos abzuschalten. Für solche Fälle gibt es Rückrufaktionen, Nachbesserungen oder Entschädigungen. Auch sind Sicherheitslücken für alle IT-Hersteller ein Problem, und seriöse Firmen wie Apple oder Microsoft schließen ihre Sicherheitslücken, statt eine gefährdete Software einfach abzuschalten.

Nein, das nicht nachprüfbare Motiv für den wahrscheinlichen Rechtsverstoß von Sony dürfte in diesem Gerichtsverfahren kaum eine Rolle spielen. Es dürfte im Prozess vor allem darum gehen, inwieweit die Abschaltung von beworbenen Funktionen und die Geschäftsbedingungen von Sony einen Rechtsverstoß darstellen oder nicht. Welchen zugesagten Funktionsumfang haben die Kunden also beim Kauf der PS3 dauerhaft erworben und welchen nicht? Erlauben die besonderen Geschäftsbedingungen von Sony und der von Sony zitierte Aufdruck in Millimetergröße auf der Verpackung die Abschaltung von Gerätefunktionen oder nicht? Inwieweit können die laufend von Sony geänderten Service-Geschäftsbedingungen (AGB) für die PS3 nachträglich die Kunden-Kaufverträge beeinflussen? Dies könnte ein interessanter DRM-Prozess werden.
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Moky08
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Beitrag von Moky08 »

Kann sein das ich mich irre, weil ich meine PS3 Verpackung nicht mehr habe. Aber ich sage, das auf der Verpackung drauf steht, das Funktion geändert/entfernt werden können. Und das auch gut leserlich. Guckt selbst nach und wenn es stimmt, hätte Sony allein wegen diesen Fakt gewonnen.
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ColdFever
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Beitrag von ColdFever »

Moky, wir haben die Sony-Argumentation auf http://www.playedstation.de dokumentiert. Tatsächlich bestreitet Sony die Rechtsverletzung mit dem Hinweis auf den PS3-Miniaturaufdruck auf der Verpackung (Schriftgröße ca. 1 mm): "Design und technische Daten können ohne vorherige Ankündigung geändert werden."

Es stellt sich nun die Frage, wie relevant dieser Aufdruck ist und wie er zu verstehen ist. Einmal ist er so winzig, dass er von den meisten Leuten beim Kauf kaum bemerkt werden dürfte, schon gar nicht bei Onlinekäufen. Was noch wichtiger ist: Die meisten Leute -auch ich- verstehen diesen Satz so, dass sich Design und technische Daten VOR einem Kaufabschluss ändern können - aber nicht danach. Sonst dürfte wohl jeder Hersteller einfach so einen Satz aufdrucken, um damit alle späteren Kundenansprüche elegant abzuwehren. Sony mag also auf eine Verpackung drucken, was es will, es kann damit jedoch keine Gesetze außer Kraft setzen. Bisher hat sich niemand an dieser Praxis von Sony gestört - keine Klage ohne Kläger - aber nun, wo es darüber Streit gibt, dürfte erstmals ein Gericht diese Praxis und hoffentlich auch die AGB von Sony prüfen.

Seit April, dem Zeitpunkt der OtherOS-Abschaltung, erlaubt sich Sony in den aktualisierten AGB ja sogar vorsorglich, alles mit PS3-Geräten beim Kunden machen zu dürfen. Und alle Leute, die auf Firmware 3.21/3.30 (OtherOS-Abschaltung) aktualisiert haben, haben dem bei der Installation der Firmware "zugestimmt"... (Wer hat bei der Aktualisierung die wohl ein Dutzend Bildschirmseiten der neuen Nutzungsbedingungen sorgältig durchgelesen?) Es gibt aber -auch in Deutschland- jede Menge Fälle, in denen AGB nach einer gerichtlichen Prüfungs für unzulässig erklärt wurden, da sie Verbraucherrechte in gesetzlich unzulässiger Weise beschneiden. Hoffentlich werden also auch die AGB von Sony zum Prozessthema.
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Moky08
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Beitrag von Moky08 »

Ok ich verstehe schon. Aber ich zweifel trotzdem noch daran, ob ein Erfolg in Sicht ist.
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ColdFever
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Beitrag von ColdFever »

Dritte US-Sammelklage gegen Funktionsabschaltungen

In den USA haben betroffene Kunden am 5. Mai eine dritte Sammelklage gegen Sony wegen der Abschaltung der PS3-Funktion OtherOS (Linux) eingereicht. Diese US-Sammelklage wirft Sony erstmals auch Computer-Betrug/Sabotage und irreführende Werbung vor. Auszugsweise freie Übersetzung:

"Die Angeklagten [Sony] stellen die Kunden vor [...] die "Wahl" zwischen zwei gleichermaßen unerwünschten Alternativen: Entweder verlieren die Kunden die Möglichkeit, andere Betriebssysteme zu verwenden, eine beworbene und wichtige Funktion, oder sie verlieren Möglichkeiten um online zu gehen und Blu-ray/Spiele wiederzugeben."

Klagegründe:

1. Vertragsbruch
2. Bruch von Treu und Glauben
3. Verletzung persönlichen Eigentums
4. Ungerechte Bereicherung
5. Verletzung des kalifornischen Consumer Legal Remedies Act (unfaire Geschäftspraktiken)
6. Verletzung des Computer Fraud and Abuse Act (Computer-Betrug/Sabotage)
7. Verletzung des kalifornischen False Advertising Law (irreführende Werbung)
8. Verletzung des kalifornischen Unfair Competition Law (unlauterer Wettbewerb)

Original-Klageschrift: PDF-Link
Elektronische Verfahrensbearbeitung: Link
Weitere Daten zu dieser Klage und bisherige Sammelklagen: Link

Kai - http://www.playedstation.de
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Obscura_Nox
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Beitrag von Obscura_Nox »

Irreführende Werbung trifft nicht zu, da der letzte Werbespot in dem um Linux geworben wurde noch schon eine ganze Weile her ist, und auch sonst wurde Linux kaum noch angepriesen. Unfaires Verhalten? Okay...Das kann ich noch irgendwo nachvollziehen. Aber das ist meines Wissens kein Verbrechen, genauso wie Treuebruch. Sony is ja nich mit Kunden verheiratet. Und Sabotage und Betrug finde ich persöhnlich seeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeehr weit hergeholt und übertrieben...