Immerhin: Judgement sehe ich als amortisiert an, obwohl die Kampagnen für sich eigentlich ein paar Stunden zuwenig Inhalt haben. Wobei ich GoW seit Teil 1 zocke und die Reihe als einer der besten Third-Shooter der 360 betrachte, bin allerdings eingefleischter Solo-Spieler.
Es liegt auf jeden Fall am aktuellen Game-Loch(vor allem in der Sparte "Technisch und gameplaymässig vernünftiger Third-Shooter", dass ich zuerst alle drei Teile Gow nochmals durchgezockt habe und dann nicht genug hatte, sodass ich Judgement wieder eingelegt habe, das ich seit Release besitze, aber nie über die Hälfte gezockt hatte.
Zuerst also Hardcore durch, bis ausser dem Endboss alle auf drei Sternen waren. Das alleine war schon viel mehr Zeit, als in Reviews für die Spielzeit angegeben wird. Finde Declassified sehr motivierend, vor allem, da das Spiel ausser einer gepflegten Ballerei in einer bemerkenswerten Grafik(auch im Vergleich zu PC- und Next-Gen-Spielen) kaum was bieten kann. Wobei Waffenbeschränkungen und Nebel auch normales Element einer Sektion sein könnten, es ist irgendwie ein Blender, der bei mir trotz dieser Einsicht nicht völlig wirkungslos bleibt.
Und jetzt bin ich gerade dabei, alle Declassified-Missionen auf Wahnsinn zu probieren, habe schon einige abgeschlossen, darunter solche, vor denen ich bereits auf Hardcore Bammel hatte. Manche habe ich nach enorm vielen Toden für später vorgemerkt, aber es gibt dann durchaus wieder drei Missionen hintereinander, die vernünftig gehen. Die bisherigen Zeitmissionen und auch die am Schluss Richtung Heli-Landeplatz gingen überraschend gut. Manchmal merkte ich allerdings, dass ein Coop-Partner, der die andere Flanke überwacht, schon bedeutend nützlich wäre, als meine Moorhuhn-Begleiter. Eigentlich ist der Wahnsinn-Schwierigkeitsgrad sogar recht fair, aber die nächsten fünf Minuten kann halt viel Scheisse passieren und man kann viele Fehlentscheidungen treffen und ich behaupte mal, dass selbst ein geskillter Spieler mal ein paar unabwendbare Tode erleidet. Es gibt da auch ein paar nervige Bugs in der Ballistik, dass Feinde von oben teilweise mit dem MG durch die Deckung ballern können.
Judgement kann im Gameplay durchaus mit den besten Third-Shootern konkurrieren und mit durchnschnittlichen den Boden aufwischen und ich finde es gut, dass Granaten einen separaten Shortcut haben und selbst der mit einer wegfallenden Waffe bestrafte Schnellwechsel ist okay. Aber es gewinnt nicht in jedem Aspekt den Preis und lässt teilweise Feinschliff zu wünschen übrig.
Kann dieser schwammige Nahkampf über den B-Button, während man die Kamera loslassen muss, wirklich der Weisheit letzter Schluss sein? Ist es wirklich nicht möglich, die Reaktionszeit auf den Buttons zu verkürzen und einen FOV-Slider einzubauen? Ist es unmöglich, einem grossen Locust mit Kettenpanzer und einer Keule an einer Kette ein Rasseln zuzuweisen, damit sie sich nicht lautlos an mich ranmachen können? Wieso bewirkt ein erhaltener Nahkampf-Hieb oder Waffenwechsel nicht, dass ein verhauener Active Reload unterbrochen wird? Okay, ein unprofessionelles Nachladen muss bestraft werden, aber doch nicht auf die Weise, dass mich die kleinsten Gegner im Spiel die nächsten 20 Sekunden wehrlos niedermachen können, während ich an der Waffe rumfummle.
Habe schon bemerkt, dass GoW-Spieler recht konservative Burschen sind
, deshalb erwarte ich Gegenwind, wenn ich sage, dass man das Steuerschema von GoW mit ein paar Handgriffen entscheidend verbessern könnte. Dass ein Active Reload auf dem Bumper ist, zeigt doch nur, dass Platz zum Wegwerfen auf dem Pad ist, weil man in GoW eben kaum mehr als Ballern kann. Eigentlich sollte Rennen auf dem linken Bumper sein und Melee auf dem rechten(ähnlich wie Red Faction :Guerilla), sodass man während beiden Dingen die Kamera nicht loslassen müsste. Active Reload könnte man mit jedem beliebigen Button machen, auch B.
Und es ist halt schon so, dass etwa ein Spiel wie Mass Effect(das GoW in der Steuerung überraschend ähnelt), um Längen mehr glitzernde Dinge auf dem rechten Bumper hat, als ein schnödes Nachladen. Und dort gibt es nicht nur ein total nutzloses Taktikom, ich kann tatsächlich jeden meiner Begleiter anweisen, an einem Ort Stellung zu beziehen. Und wenn ich es etwa mit Borderlands 2 vergleiche, dann erscheint mir jeder GoW-Teil schon eher minimalistisch. Ich meine, in Borderlands 2 habe ich noch nach 800 Stunden immer noch raufinden wollen und viel in Foren darüber diskutiert, wie man in UVHM eine Melee-Gaige spielt. Dagegen muss man in GoW nur gerade wissen, wo bei der Gnasher vorne ist und wie man nachlädt.
Ich erwarte ja nicht, dass GoW zum Rollenspiel wird, aber für mich ist es zutiefst Last Gen, wenn ich hinter einem Bumper nicht mehr als ein aktives Nachladen finde. Wir werden alle älter und obwohl ich es mag, dass GoW meine Feinmotorik selbst beim Nachladen auf eine Probe stellt, würde ich mir durchaus auch mehr Hirn und Tiefe wünschen. Vor allem, weil das Gaming für mich die variabelste Kunstform überhaupt ist, wo man selbst ein komplettes Rollenspiel-System hinter eine Option setzen kann. Ich habe deswegen nicht das geringste Verständnis, wenn man Spiele ausbeint, dem geringsten gemeinsamen Nenner in den Arsch kriecht und seinen persönliche Minimalismus als gute alte Schule verkauft. Ich halte es sogar für finanziell fahrlässig, ich und auch einige andere möchte keinen kleinsten gemeinsamen Nenner zocken, sondern erwachsenere und tiefere Spiele, da suche ich mir dann lieber ein Hobby wie das Häkeln.