Der kritische Herbst - ein User-Fazit

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Skellington
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Der kritische Herbst - ein User-Fazit

Beitrag von Skellington »

Manchmal erscheint es, als wären die letzten Tage vor Weihnachten eine ganz eigene Jahreszeit. Dort, wo ich herkomme, erholen sich die Menschen von ausgedehnten Besuchen der diversen Weihnachtsmärkte und bereiten sich mit aller gebotenen Sorgfalt auf einige Tage voller Christstollen und Glühwein vor.
Und während Eichhörnchen unter zu hohen Bäumen auf eine letzte Nuss warten und Männer bereits ahnen, dass es auch in diesem Jahr lediglich zu einem weiteren Kochtopf für die Angebetete reicht, sind Kastanien nur bei glanzvoll umkerzten Holzbuden zu finden – denn der Herbst ist vorbei.

Während des „Kritischen Herbstes“ hat so mancher in diesem Forum geschrieben, als ginge es gerade um sein Leben. Andere hingegen haben mächtig Dampf abgelassen, und wieder anderen konnte man einen mediatorischen Impuls nicht versagen. Wen konnte man zwischen all den Berichten nicht alles finden: Journalisten und Jongleure, Überläufer, Überflieger, Redakteure, Richter, rechtschaffene User.

Und am Ende des Tages, wenn es dunkel wird und Gespenster mit Ketten rasseln: was wohl haben wir wirklich mitgenommen?

4|Players-Redakteur: Klar hätten wir zu Beginn nicht einen Deut auf Kollege Luibl gewettet – „Kritischer Herbst“...mhm, schon klar. Bereits als er damit angefangen hat, haben wir seinen Nachfolger hinter seinem Rücken ausgewürfelt.
Doch was soll ich sagen: Der Mann hat es durchgezogen, als gäbe es kein Morgen mehr. Naja, er hat halt gekämpft und jetzt stehen wir alle besser da als vorher. Ich meine: Die Seite bricht beinahe aus allen Nähten, wir sind das Gespräch der Stadt wie ein kleines Mädchen mit roten Zöpfen, und ich habe Kollegen erwischt, die neben dem Kaffeeautomaten an ihrer Dankesrede für den Pulitzer gefeilt haben. Andere haben sehr eigenartige Dinge mit DVDs gemacht.

Natürlich gibt es kritische Stimmen – deswegen heißt es ja auch „Kritischer Herbst“! Doch mal ehrlich: würden wir das Publikum der „GameStar“ anpeilen, könnten wir gleich eine Büchse durch eine Grundschulklasse herumgehen lassen.

Was ich vom „Kritischen Herbst“ mitnehme? Mut zur Lücke.

Das mit den DVDs kommt doch nicht rein, oder?



Gogamego-Magazin-Redakteur: „Kritischer Herbst“? Lachhaft! Ich bin sicher, dass es Seiten gibt, die so etwas nötig haben. Das aber hat nichts mit seriösem Journalismus zu tun.

Über Videospiele zu berichten ist kein Kinderspiel, sondern eine ernste Angelegenheit. Es ist eine knochenharte Branche, und wir alle verlieren mit jedem Artikel einen Tag unseres Lebens. Warum wir das tun? Weil wir allesamt als Gamer aufgewachsen sind und unserer breiten Leserschar*holt euch das Abo*die größtmögliche Vielfalt mit*holt euch das Abo*größtmöglicher Unabhängigkeit und Objektivität präsentieren möchten.

Dass es im Verlagswesen Mechanismen gibt, die ineinander greifen, ist nun wirklich kein Geheimnis. Ja, auch wir müssen unser Brot irgendwie nach Hause bringen. Doch dafür so ein Fass aufzumachen ist schäbig und schadet im Endeffekt nicht nur den Kollegen von 4Players, sondern auch euch*holt euch das Abo*.

Was ich mitnehme? Eine echte Schande und schlicht unspektakulär.




Joe Gamer: Hm, was soll ich sagen? Es ist halt wie es ist. Naja, es war schon gut, dass sie mal drüber berichtet haben damit man mal sieht was da so alles abgeht. Man weiß es halt nicht, ne?

Wann kommtn Zelda für den GC raus?


Joe Gamer 2: Ich habe schon seit langem die 4Players-Army gegründet! We´re busting the Ney-Sayers! Lol FTW

Joe Gamer 3: In manchen Punkten gebe ich 4Players schon recht. Es ist nicht erstaunlich, dass die großen Konzerne mit allen Mitteln kämpfen, wenn mittlerweile Spiele mehr kosten als ein Hollywood-Film. Und auch die Publisher möchten...

Joe Gamer 2: Duel me nubo! QFT Na na ich mach dich so fertig Wichser

Joe Gamer 3: ...und auch die Publisher möchten ihren Teil vom Kuchen abhaben. Eine schlechte Bewertung ist gleichzeitig verlorene Kundschaft. Nehmen wir nur mal...

Joe Gamer: Weiß etz jemand wann Zelda rauskommt?

Joe Gamer 3: ...Sony und Blu-Ray. Hätte man die PS3 nur ein wenig billiger...

...


Hm, was nehmen wir nun mit?

Ich selbst schreibe für ein Print-Magazin, das so gar nichts mit Videospielen zu tun hat, und habe binnen dieses Herbstes so manche Kollegen getroffen, deren Ethos ihrer Leidenschaft in nichts nachstand; und wäre man auf der Suche nach vorbildlicher Berufsauffassung gewesen, zweifelsohne wäre sie einem hier an den Hals gesprungen.
Zwar bin ich nicht ganz sicher, wie es bei euch so läuft, doch ich als Freischaffender schreibe für genau den, der am meisten bezahlt - und ich würde selbst die Zehn Gebote für den Teufel umdichten, würde er mir nur goldbeladene Kamele schicken.


Mein persönliches Fazit von „Kritischer Herbst":


Vorweg bin ich der Ansicht, dass es sich um eine vergebene Chance handelt.
Würde die Hälfte aller Spieleredakteure auch nur halb so viel Zeit darauf verwenden, doppelt so eifrig an ihrer Präsenz zu feilen, um zumindest einen Bruchteil ihrer Professionalität, die sie bei Spieletests an den Tag legten, in „Öffentlichkeitsarbeit“ zu investieren - der „Kritische Herbst“ hätte mehr Selbstläufer-Qualitäten gehabt.

Trotzdem hat die Redaktion, vorneweg der Chefredakteur, aus meiner Sicht richtig gehandelt, und zwar aus nachfolgenden Gründen:

Eine umfassende Berichterstattung über Videospiele schließt nun einmal nicht allein prozentuale Wertungen und Kommentare ein, sondern sollte sich geradezu mit Hintergründen der Branche befassen, anstatt fehlende Spalten mit den Strähnchen des Lead-Developers zu füllen.
Spieler sind nicht dämlich wie Brot, denn sie altern mit ihrer Leidenschaft; und die Zeiten, da ein Magazin Leser mit einer Hintergrundstory nach der anderen ködern konnte, sind längst vergangen. Spieler investieren bares Geld in ihr Hobby: manchmal gespart, manchmal gestohlen, manchmal gezockt, doch in den seltensten Fällen leicht hergeschenkt. Und aus diesem Grund geben sie sich zu Recht seit geraumen Jahren nicht mehr damit zufrieden, allein Wertungssysteme zu hinterfragen, sondern sie dürsten nach einem Blick hinter die Kulissen.

Hier hat 4Players gute Arbeit geleistet. Dabei ist es völlig unerheblich, ob ihre Schlagzeilen reißerisch, provozierend, stilsicher oder jedoch enttäuschend waren – denn diese Redaktion schreibt nicht für andere Journalisten, sondern für den Größten gemeinsamen Nenner. Den einen oder anderen Vorstoß hätte man besser deklarieren und weit besser umsetzen können. Doch wer wird schon so kleinlich sein?

Was als tatsächlicher Verdienst der 4P-Redaktion erscheint, ist nicht der Umstand, dass andere Seiten hierherlinken (selbst wenn das dem äußerst unansehnlichem Kind des Auftraggebers ohne Zweifel ein glücklicheres Weichnachten bescheren sollte) oder indes der rasante Anstieg von Popularität – ohne Konzepte ist das ist für die Katze. Der tatsächliche Verdienst ist, dass sie Spieler im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein wenig mehr sensibilisiert haben.


Und was als Vermächtnis bleibt?

Schwer zu sagen, denn es hängt vehement davon ab, was 4Players aus einem hart erkämpften Vertrauensvorsprung machen; denn nichts anderes ist es. Vermutlich indes bleibt nicht mehr, als der Umstand, dass sich so mancher User in einem halben Jahr bei einer spezifischen Thematik schlagartig an den „Kritischen Herbst“ erinnern wird...bevor er lachend Schnappi einlegt. Doch andererseits...welches Magazin kann das schon von sich behaupten?