Tiny Tina's Wonderlands (PS4)
Doch, ich bin positiv überrascht. Ich hatte mir das Spin-Off zugelegt, weil ich nach den Borderlands 3 DLCs weiter Lust auf das Franchise hatte.
Und eigentlich habe ich auch nicht mehr erwartet, als eine aufgeblähte Version des Dragon Keep DLCs aus Teil 2. Aber zum Glück greift Wonderlands nur die Grundidee des Pen&Paper-Settings auf und macht sein eigenes Ding.
Man kann jetzt natürlich herumnörgeln, dass das Game- bzw. Gunplay nichts wirklich Neues bietet und dass man schon versucht, auch ein jüngeres Publikum ins Boot zu holen - der Humor ist tendenziell alberner und nicht mehr so derbe wie früher und auch die Gewalt wurde etwas zurückgeschraubt.
Aber das Artdesign ist klasse und abwechslungsreich, die Seitenhiebe auf die Klassiker von Fantasy und Märchen sitzen meistens, man hat viel zu lachen (Stichwort: "The Nocean") und es macht Spaß, Horden von Untoten, Trollen und Riesenpilzen mit Knackärschen über den Haufen zu schießen. Und auch die neuen Charaktere Valentine und Frette will man gerne im nächsten Teil wiedersehen.
Stellenweise wird aber auch kräftig gegen die Videospiel- und Fantasy-Szene geschossen. Da wird der Protagonist von "The Witcher" schon Mal ganz gerne als uninteressantes "Random jerkface" bezeichnet, das nur mit Töten und Rumvögeln beschäftigt ist und die Helden aus "Monkey Island" kämpfen gegen ihren Erzrivalen, der namentlich nur "zufällig" an Ron Gilbert erinnert.
Das ist dann selbst für Borderlands-Standards schon ziemlich direkt. Mir hat es gefallen, aber es dürfte auch zu Kontroversen führen bzw. geführt haben.
Unter dem Strich ist "Tiny Tina's Wonderlands" ein unterhaltsamer Loot-Shooter, der einen guten Spagat zwischen den klassischen Borderlands-Tugenden und neuen Inhalten hinbekommt. Nur beim Game- und Gunplay müssen neue Impulse her, da man in dem Bereich auf der Stelle tritt.