Shootern und der Kategorische Imperativ

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AxisofJustice
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Beitrag von AxisofJustice »

"
Ähhm... COD ist ein Ego-Shooter. In Shootern ist es normal, dass man mit Gewalt ans Ziel kommt."
...was allerdings keine Rechtfertigung, sondern lediglich eine Beschreibung ist. Ich könnte meinen Vorwurf auch generalisieren...
Würde man hier "es ist ja nur ein Spiel" gelten lassen, so müsste man auch etwas überspitzt ausgedrückt "es ist ja nur ein Buch" bei "Mein Kampf" gelten lassen.
Nailed it. :!:[/quote]
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mr archer
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Beitrag von mr archer »

Also, "Shootern als Spielen eines spannenden Buches" finde ich eine sehr gute Umschreibung dessen, worum es wohl geht, zumindest im SP-Bereich. MP riecht eher nach Turnhalle bzw. Hartplatz - darum hat´s mich wohl nie so gereizt.
Das angesprochene Buchgenre ist dabei natürlich der Abenteuerroman: Held muss sich in Ausnahmesitutation zahlloser Gefahren erwehren und am Ende gewinnt er. Das ist eine tausendmal erzählte, in unserer Kultur weithin akzeptierte und permanent neuaufgelegte Geschichte, gerade Jungs wachsen quasi automatisch da rein und der Wechsel von Buch und Film auf die Videospiel-Ebene passiert da von ganz alleine und ohne großen Bruch. Seit seiner Entstehung erzählt das Shooter-Genre quasi die immer gleiche Story. Genauso wie das Adventure übrigens. Bloss dass die Gefahrenüberwindung beim Shooter eben über Kimme und Korn geregelt wird und beim Adventure über die mehr oder weniger absure Kombination von Inventargegenständen. 1993 stellte sich dann mit dem Erscheinen von Doom heraus, dass sich mit dem Kimme-und Korn-Weg bessere Verkaufszahlen erreichen lassen und seitdem, tja seitdem ist eigentlich nichts aufregendes passiert. Außer das die Pixel zum Wegballern jetzt schicker angeleuchtet werden und besser ausweichen. Ich stelle hier mal die These in den Raum, das die letzte echte Spielprinzip-Inovation im Genre die Thief-Reihe war, in der man im höchsten Schwierigkeitsgrad im ganzen Spielverlauf keinen Menschen töten durfte. Damit gelang das Kunststück, die Genreregeln komplett auf den Kopf zu stellen, ohne dabei die Shooteratmosphäre von Bedrohung und Gefahr zu zerstören. Ein Shooter, der die Vermeidung von Gewalt verlangt und daraus seine Spannung zieht.
Nur liegt dieser Entwicklungsschritt zehn Jahre zurück. Schleich-Elemente finden sich zwar hier und dort und mit der Hitman-Reihe (vorallem Hitman 2) gibt es eine sehr spezielle Variation des Themas - aber ansonsten nach wie vor alles beim alten. Ist das Genre also einfach nicht entwicklungsfähig, weil es letztendlich eben doch nur ums Ballern geht?
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Howdie
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Beitrag von Howdie »

AxisofJustice hat geschrieben:
Würde man hier "es ist ja nur ein Spiel" gelten lassen, so müsste man auch etwas überspitzt ausgedrückt "es ist ja nur ein Buch" bei "Mein Kampf" gelten lassen.
Nailed it. :!:
Das gegen geltendes Recht verstößt und deswegen nur eingeschränkt zitiert werden darf. Wenn man schon Vergleiche ranzieht, dann auch welche die Sinn machen. Mein Kampf ist zudem unterirdisch schlecht geschrieben, voller Widersprüche und im historischen Zusammenhang zu sehen.

Zudem frage ich mich, wie man ein politisches Pamphlet mit einem Videospiel vergleichen kann, aber wenn hier im Threadtitel schon Kant auftaucht ist wohl scheinbar alles möglich.

Leute bleibt mal auf dem Boden! Diese Diskussion driftet in Regionen ab, aus denen sie wohl nicht mehr zu retten ist. Denn wenn dieser Thread einmal komplett verklausuliert ist und unter dem Dämmerlicht der Pseudo-Psychologie steht, ist es für jede vernünftige Debatte zu spät!
AxisofJustice
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Beitrag von AxisofJustice »

Verdreh doch nicht das, worauf dieser Vergleich alleinig aufmerksam machen sollte:

Dass "es ist ja nur ein Spiel" kein Freifahrtsschein für jegliche Art von Spielen ist, so wie "es ist ja nur ein Buch" kein Freifahrtsschein für jegliche Art von Büchern ist.
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Elric von Melnibonê
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Beitrag von Elric von Melnibonê »

AxisofJustice hat geschrieben:Verdreh doch nicht das, worauf dieser Vergleich alleinig aufmerksam machen sollte:

Dass "es ist ja nur ein Spiel" kein Freifahrtsschein für jegliche Art von Spielen ist, so wie "es ist ja nur ein Buch" kein Freifahrtsschein für jegliche Art von Büchern ist.
Wieso fällt mir zu diesem Post nur "Ach verpiss dich doch" ein? :roll:
Aber das kann Ich ja nicht sagen..

Ich respektiere deine Meinung, denk was du willst, steht dir ja frei ^^
AxisofJustice
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Beitrag von AxisofJustice »

Klar kannst du das. Du bist doch sicher auch einer dieser Vertreter der Meinungsfreiheit im Sinne von "jeder darf schreien, was er will". Insofern: Ich res-pek-tier nuuur dich.
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Elric von Melnibonê
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Beitrag von Elric von Melnibonê »

Nein kann Ich nicht :)

Eigentlich hab Ich ja nichts gegen dich, das war eben einfach nur das was mir als erstes dazu einfiel, da Ich eben deinen Standpunkt überhaupt nicht Teile.

Aber Ich kann sagen "Ach geh doch weg damit" ^^
Das bringt zwar nichts, aber Ich hab das Bedürfnis danach
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Howdie
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Beitrag von Howdie »

AxisofJustice hat geschrieben:Verdreh doch nicht das, worauf dieser Vergleich alleinig aufmerksam machen sollte:

Dass "es ist ja nur ein Spiel" kein Freifahrtsschein für jegliche Art von Spielen ist, so wie "es ist ja nur ein Buch" kein Freifahrtsschein für jegliche Art von Büchern ist.
Wenn du meinen Post vernünftig gelesen hättest bevor du geantwortet hast, wäre dir sicherlich aufgefallen, dass ich von Gesetzen sprach.

Und immer wieder kommen diese ganzen Nazi-, KZ-Manager-Vergleiche um die Diskussion völlig ad absurdum zu führen. Wenn ein Spiel gegen ein Gesetz verstößt wird es verboten. Genau wie jedes Buch.Punkt. Ende. Aus.

Da hilft auch das Gejammer nicht, dass es nur ein Vergleich sein sollte. War es ja auch nur. Und der war nunmal belangslos und das habe ich geschrieben. Wenn ich hier mit dir diskutieren soll, dann auf einer Ebene die Sinn macht und etwas Nachdenken erkennen lässt. Ein normales Spiel, das frei verkäuflich ist mit Naziliteratur zu vergleichen spricht nicht grade dafür...
AxisofJustice
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Beitrag von AxisofJustice »

Hm...wir reden hier aber nicht von Naturgesetzen, sondern von vorschreibenden Gesetzen. Präskriptiv, nicht deskriptiv.

Dass es für Nazipropaganda Gesetze gibt, für grenzwertige Computerspiele noch nicht, zeigt doch allerhöchstens, dass die Gesetzgebung der Wirklichkeit immer ein bisschen hinterherhinkt.

Man muss es auch nicht zwingend mit Papa Adolf vergleichen...damit es nicht wie bei Kerner heißt "Adolf geht halt gar nicht".

Nimm also meinetwegen anstatt "Mein Kampf" ein Spiel, wo du als islamistischer Hassprediger ein Terrorcamp leitest und für jeden ausgebildeten Gürtelfetischisten Geld/Punkte bekommst.
Ironie des Schicksals: Das ist in Deutschland teilweise immer noch nicht strafbar. Da kann man mal sehen, wie weit es her ist mit den viel zitierten Gesetzen...
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sinsur
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Beitrag von sinsur »

@mr archer: Half life 2 fand ich nicht schlecht damals. Die episoden Sache konnte mich dann aber nicht bei der Stange halten
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Howdie
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Beitrag von Howdie »

AxisofJustice hat geschrieben: Dass es für Nazipropaganda Gesetze gibt, für grenzwertige Computerspiele noch nicht, zeigt doch allerhöchstens, dass die Gesetzgebung der Wirklichkeit immer ein bisschen hinterherhinkt.
Das zeigt leider genau das, was ich meinte. Du hast leider keine Ahnung wovon du redest sondern polemisierst nur laut vor dich hin. Ansonsten wäre dir schon aufgefallen, dass es sowohl Einschränkungen für Spiele gibt (Index für jugendgefährdende Medien) als auch komplette Verbote, die Einfuhr und Verkauf verbieten.

Also informier dich bitte, bevor du so einen Unsinn postest.
AxisofJustice hat geschrieben: Nimm also meinetwegen anstatt "Mein Kampf" ein Spiel, wo du als islamistischer Hassprediger ein Terrorcamp leitest und für jeden ausgebildeten Gürtelfetischisten Geld/Punkte bekommst.
Ironie des Schicksals: Das ist in Deutschland teilweise immer noch nicht strafbar. Da kann man mal sehen, wie weit es her ist mit den viel zitierten Gesetzen...
Wieder falsch! Natürlich ist so etwas in Deutschland verboten. Staatszersetzend. Gegen das GG. Und vor allem Aufruf zur Gründung und Unterstützung terroristischer Vereiningungen/Aktivitäten. Programmier doch mal so ein Spiel. Ich wünsche dir viel Spaß mit der Staatsanwaltschaft.^^
Zuletzt geändert von Howdie am 16.11.2007 17:32, insgesamt 1-mal geändert.
johndoe533741
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Beitrag von johndoe533741 »

Kurze Frage: Worüber redet ihr eigentlich mittlerweile? Habt ihr mal überlegt ob ihr euch noch auf den Toppic beschränkt? Sorry, ist mir nur mal so aufgefallen!

@CoD4 Helikopterflug

Warum regt sich jeder über die Helikopterflug so auf? Weil es aussieht wie CNN? Leute, der Bordschütze einer AC-130 sieht genau dasselbe, von da an sieht es nicht wie Propaganda, sondern wie das was ein AC-130 Borschütze sieht, ergo bleibt es "realistisch" und CNN hat keine Sonderkamera, sonder ndas Drecksmilitär schummelt denen die Aufnahmen des Einsatzes zu. Mir vermittelt es einen Eindruck davon wie es aussehen KANN. Hier vergesst fast jeder das es Fiktiv ist. Es soll nur einen Eindruck vermitteln wie so ein Konflikt "Aussehen" kann. Die Kritik an dem --->fiktiven<--- Konflikt ist sowas von ohne Halt. Habt ihr realitätsverlust?
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mr archer
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Beitrag von mr archer »

Hallo Disskutanten-Gruppe,

im Post über mir wird ja angemahnt, beim Thema zu bleiben. Ich gebe aber zu, dass das etwas schwer ist, weil ich es sicher zu schwammig, wortreich und mit ner etwas sperrigen Überschrift versehen habe. Also, wie bereits zu anfang gesagt, ihr könnt hier gerne den Streit aus dem CoD 4 - Thread fortsetzen. Ich habe aber das Gefühl, wir kommen da zu keinem neuen Punkt. Ich hatte nur aus dem dortigen Thread heraus den Eindruck, es wäre mal interessant, über den Moral-Aspekt in Shootern allgemein zu sprechen. Ein Kriegsshooter mag da auf den ersten Blick sicherlich fragwürdiger erscheinen, als ein Sci-Fi-Shooter-RPG-Hybrid, unterm Strich gehts aber in beiden Shooter-Varianten ums shootern und damit ums virtuelle Killen. Damit ist ein Problem genannt, mit dem sich das Genre beschäftigen muss, seit es existiert. Unter welchen (Story)Umständen so ein Spielansatz vertretbar ist und unter welchen eurer Meinung nach nicht, könnte man mal disskutieren.
Der zweite Problem-Aspekt scheint zunächst nicht nicht mit dem ersten zusammenzuhängen, ich denke aber, er könnte relevant sein, um bei der Moral-Ethik-Frage entscheidend voran zu kommen:
Das Shooter-Genre leidet seit seinem Bestehen immer mal wieder schubweise in eklatantem Maß an Storyarmut bzw. -ödnis. Ich zitiere dazu mal Setsna aus dem Thread zur Crysis-Kritik:

"COD 4 hat definitiv keine BESSERE Story als Crysis....COD 4 ist wie ein alter Chuck Norris Film (Missing in Action) und Crysis wie ein alter Schwarzenegger Film (Predator). Die Games sind was Story angeht gerade in den Achtzigern, wird eine weile dauern bis wir eine Art Oldboy oder Fight Club zoggen können. "

Besser lässt es sich wohl kaum auf den Punkt bringen. Ich habe persönlich sehr schöne Erinnerungen an "Predator", ich hab den zusammen mit meinem Vater und meinem Bruder in einem tschechischen Freiluftkino bei strömendem Regen gesehen, auf Englisch mit tschechischen Untertiteln. Und obwohl es mit Sicherheit einer der besseren Schwarzenegger-Filme ist, ist es natürlich nicht gerade schmeichelhaft für das Genre, sich sagen lassen zu müssen, in einer Endlosschleife miese B-Movie-Settings aus den 80ern zu recyclen. Und das Crytec im neuen Jahrtausend im Grunde das fortsetzt, was Id zum Ende des letzten gemacht hat, nämlich um die jeweils neueste Firmen-Engine herum zu Präsentationszwecken irgendein Story-Gerüst zu pfuschen, kommt für viele, die schon länger dabei sind, auch nicht gerade überraschend. Darum ist es meiner Meinung nach ein guter Schritt, eine plausible Story in einer Spielekritik mit zur Voraussetzung für eine jenseits 90 - Bewertung zu machen. Gibt es so eine Story nicht, gibts auch keinen Platz in der Hall of Fame, egal, wie schick die Präsentation ist.
Wie sollte sich aber das Shooter-Genre storytechnisch weiterentwickeln, um aus dieser Endlosschleife mal herauszufinden? Und seht ihr eventuell auf diesem Weg einen Punkt, an dem sich auch hinsichtlich des Moral-Dilemmas was bewegen könnte?