Filme und Bücher verstehen es deutlich besser Emotionen anzusprechen. Zudem stehen wir als Spieler uns bei Games auch selber im Weg. Anstatt das Werk als solches hinzunehmen werden auch technische Aspekte und die Mechaniken geachtet. Zweiteres ist Fluch und Segen zugleich, es sorgt für die Distanzierung zum Geschehenen und es sorgt zum Abstand, damit die Gefühlswelt überhand nimmt und Emotionen wirken können.Nanimonai hat geschrieben:Das kann man durchaus in Frage stellen. Wir sind uns sicherlich alle bewusst, dass wir selbst nicht der langhaarige Killer mit der tiefen Stimme sind, wir steuern ihn lediglich.greenelve hat geschrieben:Bei American Psycho bekommt man eine Einsicht, in ein fremdes Denkmuster, das eines eiskalten Mörder. Es besteht aber immer die Distanz, es handelt sich um jemand anderes. Bei Hatred ist man aber selber der Psycho.
Fraglich auch, ob die Identifikation mit den handelnden Personen in Spielen durch die Interaktivität wirklich stärker ist als in Filmen oder Büchern. Auf einem emotionalen Level tendiere ich dazu, das nicht zu sagen, da ich bei Filmen und Büchern schon deutlich mehr Tränen vergossen habe und innerlich aufgewühlter gewesen bin als bei jedem mir bekannten Spiel.
Wer setzt sich beim Lesen eines Buches mit Satzstruktur, Partizip und Prädikat auseinander, wie es bei Spielen mit der Technik gemacht wird?
Erst wenn man all das vergisst und sich auf das Spiel einlässt, entwickelt man auch eine emotionale Bindung und kann bei traurigen Stellen weinen.
Spiele sprechen einen auch immer direkt an. Bücher und Filme reden mit ihren eigenen Figuren, Spiele immer direkt mit dem Spieler. (es gibt bei Büchern Ausnahmen, wenn der Erzähler in dritter Person von sich und dem Leser erzählt, um ihn stärker einzubinden. Wird vor allem gern für Authentität gemacht)
Den Effekt gibt es auch bei Filmen, wenn Spezialeffekte, CGI, das Bild dominiert und man nur noch auf die schöne Grafik achtet. Horrorfilme können davon ein Lied singen, sind die alten Filme, von vor 20/30 Jahren, atmosphärischer als heutige, die Computereffekte benutzen.
ps: Was die Identifzierung und Distanzierung angeht, natürlich sind wir uns bewusst, nicht der Killer selber zu sein. Das ist die Fähigkeit des Differenzierens. Und bei einem "gesunden" Menschen klappt das auch. Dennoch lassen sich Fälle feststellen, wenn Leute den Überblick verlieren und ein Verschwimmen stattfindet. So gab es in den 1970ern eine Kung Fu Welle, ausgelöst durch Bruce Lee Filme...woraufhin Kampfsportclubs starken Zulauf verzeichnen konnten. Oder wer ist noch nie aus dem Kino gekommen und hat Szenen nachgespielt. Oder Sprüche. Aber immer wissend, was die Konsequenzen sind und welche Grenze, trotz der Verschmelzung von Realität und Fiktion, eingehalten werden muss. ....zumindest fast, wenn sich Leute auf der Straße umdrehen und auch die eigenen Freunde meinen, man benehme sich seltsam und solle es lassen.
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Seit wann ist es Sinn und Zweck der Kunst Tabus zu brechen? Kunst ist doch ein kreativer Prozess, oder dessen Ergebnis. Es gibt Kunstfreiheit, um Einschränkungen der Kreativität zu verhindern bzw. die darin zu Grunde liegende Meinungsfreiheit, der Künstler will etwas ausdrücken, zu schützen. Aber was ist mit Kunst, die keine Tabus bricht, hätte sie dann nicht ihren Sinn und Zweck verfehlt? :/
Und tabuisiertes und verfassungswidriges lässt sich doch auch über die schnöde Meinungsfreiheit thematisieren, es muss nicht immer ein Kunstwerk selbst sein.