11 bit studios - Interview, Teil 4: Warum deutsche Entwickler auf das falsche Pferd gesetzt haben

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Ares101
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Re: 11 bit studios - Interview, Teil 4: Warum deutsche Entwickler auf das falsche Pferd gesetzt haben

Beitrag von Ares101 »

Kajetan hat geschrieben: 17.08.2020 16:12
Ryan2k6 hat geschrieben: 17.08.2020 15:58 Warum hat es das dann nicht bei PB und Gothic 2 gegeben? Da dürften die Vorzeichen ja ähnlich gewesen sein.
Das Potential war auf jeden Fall da.

Aber PB fehlte eine professionelle Strategie. Das war immer nur das Durchwurschteln von einem Projekt zum nächsten. Dieser unbedingte Willen jetzt etwas auf die eigenen Füße zu stellen, fehlte bei PB. War ja auch nie nötig. Es gab immer einen Publisher, der das nächste Projekt finanziert hat. Und der dann Schuld war, wenn die Sache in die Hose ging :)

Bei PB bestand nie der Zwang die eigene Komfortzone zu verlassen. CDP musste (!) in die Vollen gehen, natürlich mit dem Risiko, dass alles auseinanderfällt. Aber ohne Risiko passiert halt auch nix ...
PB fehlt tatsächlich auch einfach das kreative Potenzial. Zwar haben sie mit Zukunft und Piratensetting andere Schauplätze etabliert, aber im Prinzip unterscheiden sich die Spiele in den Kernmechaniken ja kaum. Das Kampfsystem ist immer sehr ähnlich und es gibt eigentlich immer die Fraktionen denen man sich anschließen kann. Das nervigste sind, aber die grottigen Dialoge. Bei Gothic 1 und 2 war das noch charmant (vielleicht auch weil ich da so jung war), aber mittlerweile find ich die einfach nur noch zum Fremdschämen.
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Kajetan
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Re: 11 bit studios - Interview, Teil 4: Warum deutsche Entwickler auf das falsche Pferd gesetzt haben

Beitrag von Kajetan »

Serenity7 hat geschrieben: 17.08.2020 16:27 Der Markt für Mobile Markt ist aber größer als der echte Gamingmarkt, weil jeder "Depp" ein Smartphone hat und die Möglichkeit hat, zu spielen.
Ja, aber alleine die Zahl möglicher Kunden ist irrelevant. Entscheidend ist hier die Bereitschaft Geld auszugeben und die ist im Konsolen/PC-Bereich pro Kunde um GRÖSSENORDNUNGEN höher als im Mobile-Bereich, so dass das Risiko im Mobile-Bereich einen derben Flopp hinzulegen, deutlich größer ist.

Sicher, WENN es denn klappt, kommt da richtig, richtig viel Asche rein. Doch weil die Investoren im Falle eines Flopps in der Regel nie selbst betroffen sind, kann man dort auch locker-lässig Risiken eingehen. Wer jedoch betriebswirtschaftlich sinnvoll wirtschaften will oder weniger riskant anlegen will, der lässt vom Mobile-Bereich die Finger.

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Todesglubsch
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Re: 11 bit studios - Interview, Teil 4: Warum deutsche Entwickler auf das falsche Pferd gesetzt haben

Beitrag von Todesglubsch »

Kajetan hat geschrieben: 17.08.2020 16:12
Ryan2k6 hat geschrieben: 17.08.2020 15:58 Warum hat es das dann nicht bei PB und Gothic 2 gegeben? Da dürften die Vorzeichen ja ähnlich gewesen sein.
Das Potential war auf jeden Fall da.
Fehlte dafür nicht auch etwas die internationale Anerkennung?
Außer in Deutschland und Osteuropa war Gothic 2 doch nicht wirklich bekannt. Der US-Release fand erst ein Jahr später, mit wenig Werbung und mäßiger Lokalisierung statt. Witcher 1 hat da schon mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Ares101 hat geschrieben: 17.08.2020 16:49 PB fehlt tatsächlich auch einfach das kreative Potenzial.
Beim heutigen PB arbeiten eh kaum noch welche von früher. Sie rennen hinter ihrem Gothic-Erfolg nach, versuchen das nach Checklisten zu kopieren - und versaubeuteln dann andere Dinge. Ein ordentliches Kampfsystem bekommen sie nicht hin, die Dialoge wirken nur noch gezwungen, der Plot hat mehr Lücken als Füllungen (und das, obwohl G2 auch keinen Preis für seine Story gewinnen konnte) - aber hauptsache die Spielwelt wird größer und größer.
Zuletzt geändert von Todesglubsch am 17.08.2020 16:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Kajetan
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Re: 11 bit studios - Interview, Teil 4: Warum deutsche Entwickler auf das falsche Pferd gesetzt haben

Beitrag von Kajetan »

Ares101 hat geschrieben: 17.08.2020 16:49 PB fehlt tatsächlich auch einfach das kreative Potenzial.
Möglich. Angesichts der hohen personellen Fluktuation lässt sich das schwer einschätzen. Bereits bei Teil 2 waren ja einige der wichtigen Aufgabenbereiche anderweitig besetzt. Und die Führungsriege der letzten Jahre war vollkommen zufrieden damit das immer gleiche Spiel machen zu lassen. Weil es ausgereicht hat, um die Rechnungen bezahlen zu können.
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Kajetan
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Re: 11 bit studios - Interview, Teil 4: Warum deutsche Entwickler auf das falsche Pferd gesetzt haben

Beitrag von Kajetan »

Todesglubsch hat geschrieben: 17.08.2020 16:52 Fehlte dafür nicht auch etwas die internationale Anerkennung?
Außer in Deutschland und Osteuropa war Gothic 2 doch nicht wirklich bekannt. Der US-Release fand erst ein Jahr später, mit wenig Werbung und mäßiger Lokalisierung statt. Witcher 1 hat da schon mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Der polnische Markt war/ist nicht groß genug für ein Spiel der Größenordnung von TW1 und folgende. Dort ist man von Beginn an international gewesen ... weil man es musste!

PB, bzw. deren Publisher waren nie großartig international unterwegs, weil der deutschsprachige Markt groß genug war, um ordentliche Gewinne machen zu können. Internationalität war nie wichtig genug und deswegen ist Gothic ein rein deutsches Phänomen geblieben.

Geht aber auch anders. Siehe Crytek, wo man sich ganz bewusst von Beginn an international aufgestellt hat. Schon als die Jungs noch in Coburg in der bayerischen Provinz waren, war Unternehmenssprache Englisch. Da wurden gezielt Leute aus dem Ausland angeworben. Far Cry wurde nach US-kompatiblen Geschmäckern entworfen, weil das halt der größte Videospielmarkt war und immer noch ist.

Warum aber das japanische Videospiel international so groß geworden ist, wie es heute ist, obwohl gerade japanische Publisher viele Jahre mit dem Ausland nicht viel anfangen können und nipponesische Ignoranz zelebriert haben ... kann vielleicht jemand erklären, der mehr Ahnung von diesem Teil der videospielenden Erde hat.
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Re: 11 bit studios - Interview, Teil 4: Warum deutsche Entwickler auf das falsche Pferd gesetzt haben

Beitrag von Ares101 »

Kajetan hat geschrieben: 17.08.2020 17:17 Warum aber das japanische Videospiel international so groß geworden ist, wie es heute ist, obwohl gerade japanische Publisher viele Jahre mit dem Ausland nicht viel anfangen können und nipponesische Ignoranz zelebriert haben ... kann vielleicht jemand erklären, der mehr Ahnung von diesem Teil der videospielenden Erde hat.
Ist ja vergleichbar mit K-Pop und koreanischen Serien. Wenn man sich einmal drauf einlässt, dann tun sich ganz neue Welten auf, auch weil die Japaner als auch die Koreaner genug Nachschub produzieren.
Zuletzt geändert von dx1 am 17.08.2020 19:26, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zitat repariert.
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FlintenUschi
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Re: 11 bit studios - Interview, Teil 4: Warum deutsche Entwickler auf das falsche Pferd gesetzt haben

Beitrag von FlintenUschi »

Ich weiß nicht. Die Gothic-Spiele hatten für mich noch nie die Faszination von The Witcher. Dazu sind sie auch mächtig unzugänglich. Gothic hatte wohl das schrecklichste Kampfsystem was ich jemals in einem RPG gespielt habe. CDProject sind darin wahrlich auch keine Spezialisten, aber wenigstens machen sie das, was sie nicht gut können, wenigstens noch so solide, daß es einem nicht am Durchspielen hindert.

Auf Polen bin ich in dieser Hinsicht sehr neidisch, obwohl mir deren Politiker derzeit ständig auf die Nerven gehen. Cyberpunk wird besser ein Kracher, ansonsten sorge ich für eine Herabstufung eurer Kreditwürdigkeit! :Häschen:
Kajetan hat geschrieben: 17.08.2020 17:17 Warum aber das japanische Videospiel international so groß geworden ist, wie es heute ist, obwohl gerade japanische Publisher viele Jahre mit dem Ausland nicht viel anfangen können und nipponesische Ignoranz zelebriert haben ... kann vielleicht jemand erklären, der mehr Ahnung von diesem Teil der videospielenden Erde hat.
Die berühmteste Videospielfigur Japans ist ein Italiener. Das ist doch international!

Vielleicht liegt das auch daran, daß die Japaner Mitte der 80er anfingen die erfolgreichste Spielehardware herzustellen und darüber hauptsächlich ihre Spiele vertrieben? Und vielleicht ist ihre Ignoranz auch ihr Vorteil, weil sie dadurch eben nicht einfach nur internationalen Trends hinterherlaufen und versuchen zielgruppen- und marktorientiert zu entwickeln, sondern lieber ihr eigenes Süppchen kochen und dadurch kreativ und fantasiereich bleiben. Für einen so hochentwickelten Wirtschafts Standort finde ich Japan trotzdem immer noch exotisch.
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Hamurator
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Re: 11 bit studios - Interview, Teil 4: Warum deutsche Entwickler auf das falsche Pferd gesetzt haben

Beitrag von Hamurator »

4P|T@xtchef hat geschrieben: 17.08.2020 15:52 Hinzu kommt der "Vorbildcharakter" von CD Projekt RED, die mit einer kreativen Vision und professioneller Strategie in einem sehr prestigeträchtigen Genre erfolgreich waren - plötzlich gab es ein "BioWare aus Polen". Das hat viele junge Spieldesigner inspiriert und zu Gründungen neuer Teams geführt. Wir werden spätestens zum Start von Cyberpunk 2077 mal die wichtigsten polnischen Studios in einem Special vorstellen.
Bin ich schon sehr gespannt darauf. Gefühlt halte ich die Spieleentwickler-Szene in Polen für sehr stark. Man hört immer wieder davon. CD Projekt RED, Techland, die Entwickler von Frostpunk, selbst das kleine Indie-Game Helltaker (war sehr beliebt in der Anime-Community) kam aus Polen.
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Todesglubsch
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Re: 11 bit studios - Interview, Teil 4: Warum deutsche Entwickler auf das falsche Pferd gesetzt haben

Beitrag von Todesglubsch »

FlintenUschi hat geschrieben: 17.08.2020 18:03 Ich weiß nicht. Die Gothic-Spiele hatten für mich noch nie die Faszination von The Witcher. Dazu sind sie auch mächtig unzugänglich. Gothic hatte wohl das schrecklichste Kampfsystem was ich jemals in einem RPG gespielt habe.
Das Kampfsystem in Gothic 1 und 2 funktionierte. Ich würde sogar sagen, es funktionierte besser als dieses Klick-System aus Witcher 1. kA wann du dir Gothic 1+2 angeschaut hast - heute wird man mit dem Kampfsystem keinen Blumenstrauß mehr gewinnen - aber damals, zu seiner Zeit, war es eigentlich sogar recht passabel.

Das Spiel ist auch nicht groß unzugänglicher als Witcher 1 oder ein Dark Souls.
IMO hat dich Gothic wohl einfach im Komplettpaket nicht angesprochen, weshalb du auch keine Lust hattest, das Spiel "zu lernen".

Wenn du aber Gothic 3 und Nachfolger kritisieren willst, bin ich gerne mit dabei und hau mit drauf :)
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Re: 11 bit studios - Interview, Teil 4: Warum deutsche Entwickler auf das falsche Pferd gesetzt haben

Beitrag von dessoul »

Todesglubsch hat geschrieben: 17.08.2020 21:12
FlintenUschi hat geschrieben: 17.08.2020 18:03 Ich weiß nicht. Die Gothic-Spiele hatten für mich noch nie die Faszination von The Witcher. Dazu sind sie auch mächtig unzugänglich. Gothic hatte wohl das schrecklichste Kampfsystem was ich jemals in einem RPG gespielt habe.
Das Kampfsystem in Gothic 1 und 2 funktionierte. Ich würde sogar sagen, es funktionierte besser als dieses Klick-System aus Witcher 1. kA wann du dir Gothic 1+2 angeschaut hast - heute wird man mit dem Kampfsystem keinen Blumenstrauß mehr gewinnen - aber damals, zu seiner Zeit, war es eigentlich sogar recht passabel.

Das Spiel ist auch nicht groß unzugänglicher als Witcher 1 oder ein Dark Souls.
IMO hat dich Gothic wohl einfach im Komplettpaket nicht angesprochen, weshalb du auch keine Lust hattest, das Spiel "zu lernen".

Wenn du aber Gothic 3 und Nachfolger kritisieren willst, bin ich gerne mit dabei und hau mit drauf :)
Ich mag Pepperonipizza. Mein Nachbar hasst die, mag aber Mozarellapizza. Ich teste gerne Sachen aus, würde z.B. auch mal Insektensalat essen. Mein Nachbar kringelt sich bei dem Gedanken daran. Essen ist Geschmackssache. Frag 10 Leute und du hast 20 unterschiedliche Meinungen. Das gleiche gilt für Spiele. Ich mag eine Menge Spiele, die andere nicht mögen. Und ich hab z.B. nie die Fazination an Spielen wie Dark Souls verstanden. Ich habs mal angespielt, aber die Perversion, ständig abzukratzen, ist einfach nicht mein Ding.
Das ist meine Meinung zum Thema, wenn sich Leute über Spiele unterhalten, die Ihrer Meinung nach gut oder schlecht sind.
Das gleiche galt für Gothic 1+2 und die Witcher Teile. Ich hab Gothic 1 und 2 gespielt und mochte beide Teile. Ich hab den dritten Teil gespielt und mochte es nicht. Nicht, weil es ein schlechtes Spiel war, sondern weil es nicht spielbar war. Gleich zu Beginn gab es einen Bug, der das Spiel unspielbar machte. Ich hab später ein Interview mit den Entwicklern gesehen. Und das Team dort hat Mienen gezogen, die mir ziemlich deutlich gemacht haben, warum sie so ein schlechtes Spiel abgeliefert haben.
Ich hab The Witcher 1, 2 und 3 gepielt und alle 3 Teile (+DLCs) sehr gerne gespielt. Aber nachdem ich die Spiele durchgespielt habe, war die Magie weg. Ich hab mehrmals danach versucht, The Witcher 1 nochmal durchzuspielen, hab es aber nicht mehr über mich gebracht.
Das zu Thema "Spiel lieben oder nicht": es gibt kein Allgemeinrezept, dass jeder jedes Spiel mag. Jeder soll seinen Geschmack nach seinem Gusto austoben. Es tut mir nicht weh, wenn jemand das Spiel, das ich mag, nicht mag.

Bezüglich "Deutschem Spielemarkt": meiner Meinung nach wird der Nachwuchs hier in Deutschland nicht wirklich gefördert. Als Beispiel dazu meine Erfahrungen aus der Unizeit: wir hatten einen Informatik-Studiengang, der neben unseren Studiengängen angeboten wurde. Es gab sehr viele Interessenten aus meinem und anderen Studiengängen, dort Kurse zu belegen. Als aber ein Einführungskurs angeboten wurde und der Raum Proppevoll von uns belegt war, weil wir alle gespannt auf das Thema waren, da war der erste Satz des Dozenten: "wer nicht mindestens C++ aus dem FF beherrscht, kann gleich wieder raus hier!". Klar war der Raum dann wieder leer. ich hab das im Anschluss dann verfolgt: die Durchfallquote im Informatik-Studiengang war enorm. Vielleicht 10% kamen am Schluss durch. Die Intention dahinter ist klar: lass nur die Besten durchkommen, dann kriegen die Überlebenden auch die ganz hochbezahlten Jobs, weil ein riesiger Mangel herrscht. Man wird auf der Uni mit hochmathematischen Bullshit zugedröhnt, den man nicht wirklich zum Programmieren braucht. Es wird unnötig ausgesiebt. Das es hier keinen Nachwuchs gibt, ist meiner Meinung nach gewollt.

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Re: 11 bit studios - Interview, Teil 4: Warum deutsche Entwickler auf das falsche Pferd gesetzt haben

Beitrag von herrdersuppen »

Dem Uni/FH Informatik Absolventen bieten sich hierzulande eben genügend besser bezahlte Alternativen, die noch dazu oft stressfreier, weil mehr Urlaub und weniger Überstunden, sind. Wenn man Glück hat, arbeitet man an einigermaßen erfüllenden, spannenden Projekten und verwendet ähnliche Tools und Engines wie in der Spiele Entwicklung.
Wo soll man sich auch bewerben wenn man Handy&Browsergame Markt außen vor lässt? Es wird ja kaum gesucht und um die paar freien Plätze wird sich geprügelt. Da bleibt nur der Versuch mit den Kollegen während des Studiums ein kleines Projekt hoch zu ziehen.
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Re: 11 bit studios - Interview, Teil 4: Warum deutsche Entwickler auf das falsche Pferd gesetzt haben

Beitrag von johndoe1732438 »

Kajetan hat geschrieben: 17.08.2020 16:50
Serenity7 hat geschrieben: 17.08.2020 16:27 Der Markt für Mobile Markt ist aber größer als der echte Gamingmarkt, weil jeder "Depp" ein Smartphone hat und die Möglichkeit hat, zu spielen.
Ja, aber alleine die Zahl möglicher Kunden ist irrelevant. Entscheidend ist hier die Bereitschaft Geld auszugeben und die ist im Konsolen/PC-Bereich pro Kunde um GRÖSSENORDNUNGEN höher als im Mobile-Bereich, so dass das Risiko im Mobile-Bereich einen derben Flopp hinzulegen, deutlich größer ist.
Sofern ich weiß ist der Umsatz im Mobile Gaming größer als im PC/Konsolen-Bereich. Das liegt daran, dass die Leute überall auf der Welt durch Werbung-finanzierte Free2Play Spiele spielen. Das kann sich jeder leisten und das Geld kommt trotzdem rein.

Sonst hast du recht. Ich habe für mobile Games sicherlich keine 20€ insgesamt ausgegeben, mal davon abgesehen, dass ich auf dem Smartphone kaum was spiele. Aber letzte Woche habe ich noch für das Anno 1800 Season Pass 2, das nichtmal ein vollfertiges Spiel ist, 17,50€ ausgegeben.
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Re: 11 bit studios - Interview, Teil 4: Warum deutsche Entwickler auf das falsche Pferd gesetzt haben

Beitrag von johndoe1732438 »

dessoul hat geschrieben: 18.08.2020 00:59 Bezüglich "Deutschem Spielemarkt": meiner Meinung nach wird der Nachwuchs hier in Deutschland nicht wirklich gefördert. Als Beispiel dazu meine Erfahrungen aus der Unizeit: wir hatten einen Informatik-Studiengang, der neben unseren Studiengängen angeboten wurde. Es gab sehr viele Interessenten aus meinem und anderen Studiengängen, dort Kurse zu belegen. Als aber ein Einführungskurs angeboten wurde und der Raum Proppevoll von uns belegt war, weil wir alle gespannt auf das Thema waren, da war der erste Satz des Dozenten: "wer nicht mindestens C++ aus dem FF beherrscht, kann gleich wieder raus hier!". Klar war der Raum dann wieder leer. ich hab das im Anschluss dann verfolgt: die Durchfallquote im Informatik-Studiengang war enorm. Vielleicht 10% kamen am Schluss durch. Die Intention dahinter ist klar: lass nur die Besten durchkommen, dann kriegen die Überlebenden auch die ganz hochbezahlten Jobs, weil ein riesiger Mangel herrscht. Man wird auf der Uni mit hochmathematischen Bullshit zugedröhnt, den man nicht wirklich zum Programmieren braucht. Es wird unnötig ausgesiebt. Das es hier keinen Nachwuchs gibt, ist meiner Meinung nach gewollt.

Das mit deiner Informatikquote hat nichts mit dem Spielemarkt zu tun.
Für Informatik braucht man keinen NC oder nur einen sehr geringen. Ähnlich wie bei Elektrotechnik (das habe ich studiert) siebt man stattdessen in den ersten 2 Semestern aus, denn das Studium ist kein Zuckerschlecken. Von den 10% die durchkamen, haben dann ca. 98% den Abschluss gemacht (würde ich mal sagen). Die restigen 2% haben aus anderen Gründen als den Schwierigkeitsgrad abgebrochen.
Außerdem: Ich kenne kaum Informatiker, die C++ können. Die lernen dort meist Java und suchen dann als Android-Entwickler / Webdevelopper sich einen Job raus. Hochbezahlt ist das ganze dann auch nicht. Ich habe (mit C++) kaum einen gut bezahlten Job gefunden, bin jetzt im Management, wo ich die C++ Entwickler nach "meiner Nase tanzen".

Man kann auch nicht von heute auf morgen ein gutes Entwicklerstudio gründen und dann Erfolgreich PC/Konsolenspiele entwickeln. Schön wäre es. Das, was auf dem deutschen Computerspielpreis geehrt wird, ist meistens zum Fremdschähmen.
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Re: 11 bit studios - Interview, Teil 4: Warum deutsche Entwickler auf das falsche Pferd gesetzt haben

Beitrag von Kajetan »

Serenity7 hat geschrieben: 18.08.2020 08:35 Sofern ich weiß ist der Umsatz im Mobile Gaming größer als im PC/Konsolen-Bereich. Das liegt daran, dass die Leute überall auf der Welt durch Werbung-finanzierte Free2Play Spiele spielen. Das kann sich jeder leisten und das Geld kommt trotzdem rein.
Richtig. Der Gesamtumsatz ist größer. Weil es ja deutlichst (!) mehr User sind. Deswegen stürzen sich immer noch so viele Anbieter auf diesen Markt.

Aber nur wenige Anbieter können hier wirklich Fuß fassen und viel Geld verdienen, gerade weil die Zahlungsbereitschaft so niedrig ist. Dein Spiel muss schon gewaltige Nutzerzahlen haben, um solche Umsätze zu erwirtschaften. Aber WENN Dein Spiel genug User findet, hast Du das große Los gezogen. Und genau darauf spekulieren die Investoren. Und Anbieter, die hin diesem Bereich aktiv werden wollen. Dass irgendwas das nächste Pokemon Go ist und sich dann alle (mit entsprechenden Verträgen :) ) in Geld wälzen können.
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Re: 11 bit studios - Interview, Teil 4: Warum deutsche Entwickler auf das falsche Pferd gesetzt haben

Beitrag von dessoul »

Serenity7 hat geschrieben: 18.08.2020 08:44

Das mit deiner Informatikquote hat nichts mit dem Spielemarkt zu tun.
Für Informatik braucht man keinen NC oder nur einen sehr geringen. Ähnlich wie bei Elektrotechnik (das habe ich studiert) siebt man stattdessen in den ersten 2 Semestern aus, denn das Studium ist kein Zuckerschlecken. Von den 10% die durchkamen, haben dann ca. 98% den Abschluss gemacht (würde ich mal sagen). Die restigen 2% haben aus anderen Gründen als den Schwierigkeitsgrad abgebrochen.
Außerdem: Ich kenne kaum Informatiker, die C++ können. Die lernen dort meist Java und suchen dann als Android-Entwickler / Webdevelopper sich einen Job raus. Hochbezahlt ist das ganze dann auch nicht. Ich habe (mit C++) kaum einen gut bezahlten Job gefunden, bin jetzt im Management, wo ich die C++ Entwickler nach "meiner Nase tanzen".
Aber das ist doch genau mein Punkt: man siebt ohne einen wirklichen Grund aus. Wenn ich Informatikkurse belegen möchte, bei denen ich lernen will, wie man programmiert, dann brauche ich nicht wirklich "Berechnungen von 3D-Ebenen in der 4ten Dimension mit Bezug auf Interplanetaren Planetenwechsel." Das ist nett zu können, hat aber nichts mit meinen Java-Kenntnissen zu tun. Da wird künstlich der Schwierigkeitsgrad angehoben, um auszusieben. Aber für viele Anwendungen braucht man das gar nicht. Das ist ähnlicher Bullshit wie in der Medizin, wo jeder Medizin-Student zum potentiellen Chefarzt ausgebildet wird, man aber im Endeffekt in der Praxis dann ganz unten anfängt.
Wenn ich aus reinem Interesse einen Informatikkurs in der Uni belege, in dem es heisst "C++ für Beginner", man mir dann aber sagt: "verpiss dich, wenn du nicht schon Java kannst!" dann läuft da was gewaltig schief.
Im Endeffekt heisst es, ich muss mir alles komplett selber beibringen.

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