Mir geht es eher wie Alice, ich kann die Frage, ob mir Teil 2 story- und regietechnisch gefallen hat, nicht sofort und ohne Zögern beantworten (Gameplay und Technik sind 1a!).
Vor allem aus zwei Gründen:
1.
Mir hat am Ende vom ersten Teil und auch jetzt im zweiten Teil eine entscheidende Frage von Joel an Ellie gefehlt:
"Warst du bereit dein Leben für ein Gegenmittel zu geben "
In keiner einzigen Szene wird diese Frage mal ganz konkret gestellt oder beantwortet
Daraus entsteht eine Pseudodistanz zwischen beiden Charakteren, die, mit besagter Frage, in der Realität ganz simpel zum Einsturz gebracht worden wäre.
DAS ist für mich die größte Logiklücke der ganzen Reihe und macht viel kaputt, was an anderer Stelle mit realistischen Dialogen stundenlang aufgebaut wird.
2.
Ich empfand die Passage mit Abby als deutlich zu lang!
Für mich ist die Sachlage und die Ursache des Kreislaufs der Gewalt zwischen Abby & Ellie glasklar und bedarf keines nicht enden wollenden Selbstfindungstrips einer fleischgewordenen Lucile inkl. zweitem Skilltree und eigenen Sammelobjekten - manchmal ist weniger mehr.
Zur Erinnerung:
Joel und Ellie kommen im Krankenhaus der Fireflies an und schon liegt sie zum Tode verurteilt auf dem OP-Tisch und Joel rettet sie gegen alle Widerstände.
In Teil 2 erfahren wir dann, dass Abbys Vater und die Firefly-Leaderin sich kurzer Hand für Ellies Tod zum Wohle der Menschheit entschieden hatten, die mittelgroße Abby haut in der Szene ebenfalls in besagte Todeskerbe, vermutlich damit Papa stolz auf sie ist, ohne groß darüber nachzudenken, was sie damit lostritt...
Keiner der Fireflies spricht mit Ellie darüber, dass das Gegenmittel ihren Tod bedeuten wird oder überlasst gar ihr die Entscheidung über ihr eigenes Leben!!!
Diese Entscheidung der Fireflies bringt den ganzen Kreislauf der Gewalt (zwischen Abby und Ellie) also überhaupt erst ins Rollen und nur daher kommt es dazu, dass Joel sich gezwungen sieht Ellie zu retten und jeden beseitigt, der ihn auf dem Weg dahin probiert zu töten, inkl. Abbys Vater!
Für mich sind die zentralen Arschlöcher der Geschichte daher ganz klar Abbys Vater, dicht gefolgt von der Firefly-Leaderin und ohne jede Frage Abby selbst, da können Väterchen und sie noch so viele Zebras und kleine Jungs retten
Dass Prinzeschen-Pumpernickel sich dann obendrein noch in der moralischen Pflicht sieht ihren Vater zu rächen und darauf ihr komplettes Erwachsenenleben ausrichtet, am Ende auf der Suche nach dem vermeintlich grausamen Vatermörder auch noch von selbigem gerettet wird, und ihn dann trotzdem stundenlang zu Tode prügelt, setzt dem Ganzen die Krone auf!
Warum sollte ich für so einem Menschen irgendeine Form von Sympathie entwickeln???
Weil sie gerne Münzen sammelt oder nett mit den Hunden spielt, weil ihre Gier nach Rache eine Liebesbeziehung zerstört, weil sie so toll mit dem Saugnapfbogen schießen kann oder ihre paramilitäre Ersatzfamilie auch Schafe und Kinder hütet oder der Aquariumsbesuch so romantisch war?
Von daher: Nette Idee, dass man probiert verschiedene Perspektiven zu beleuchten und den Spieler zum Nachdenken anregt, aber in der Form & Dauer, sowie dem Storykorsett war mir das über weite Strecken zu zäh und aufgesetzt.