Zunächst einmal: Frauen teilen diese Motivation mit uns Männern, so dass ich alle anthropologischen Ansätze wie die klassische "Jäger" und "Sammler" Rollenverteilung komplett ausklammern würde. Das y-Chromosom hat hier keinen entscheidenden Einfluss drauf. Männer haben halt einfach idR mehr Testosteron, also eine naturgegebene gesteigerte Aggressivität ist schon gegeben, welche man aber nicht moralisch werten darf, denn ohne Testosteron würden wir diese Unterhaltung nicht führen, denn der Mensch war ja nicht immer "sapiens". Ist schlicht ein von der Natur implementierter Überlebensmechanismus.Balla-Balla hat geschrieben: ↑10.09.2019 14:12
Deinen Gedanken kann ich schon folgen, nur geht´s ja eher nicht um den Realismus bei shootern, bzw. military games, der ist ja weder beim Alltag eines Soldaten noch bei den Gewalterfahrungen vorhanden, Nicht mal ein permadeath, den ja kaum ein game noch beinhaltet, würde annähernd die Konsequenz des Todes oder einer Verletzung in realen Konflikten verdeutlichen. Man sitzt auf seinem Sofa und das Spiel ist aus. So weit, so unspektakulär.
Viel mehr interessiert mich die Motivation so vieler, hauptsächlich Männer, das Töten spielerisch nachzustellen. Trotz vieler Gedanken dazu bin ich ehrlichgesagt noch zu keinem Schluss gekommen, nicht mal bei mir selbst.
Falls du dazu eine Antwort hast, würde mich das sehr interessieren. Wir Männer sind evolutionstechnisch immer noch Krieger, sicher geht der Soldat mit diesem Gen-Gepäck auch erstmal in die Armee und in den Krieg. Nach der realen Erfahrung, ändert sich diese Haltung? Welche Schnittmengen davon findet man im gaming, bei den Gamern?
Und, das ist aber schon eher ein anderes Thema, wie betrachtet man das Spielen von shootern, wenn man die reale Erfahrung kennt?
Es gibt dahingehend verschiedene Ansätze:
a) ist es wirklich die Lust am Töten
b) geht es eher im weitesten Sinne um die Lust an "Zerstörung"
a) halte ich zu 100% nicht für die Motivation z.B. Ballerspiele zu spielen. Wenn dem so wäre, könnten wir die Killerspieldebatte beenden und alle gewaltverherrlichenden Spiele direkt auf den Index schicken.
b) hier gibt es eine Menge Spuren, die dafür sprechen. Kleinkinder zeichnen sich durch eine Eigenschaft aus, die wir Menschen mit vielen Tieren teilen. Kurz: wir sehen Unterhaltung darin, Dinge durch unser Schaffen und unsere Fähigkeiten zu verändern. Das kann sowohl Kreation als auch Zerstörung sein. Kindern scheint es mehr Spass zu machen die Sandburg zu zerstören als sie aufzubauen und Katzen machen sich einen Spass daraus Dinge mit der Pfote von ner Kante zu stossen um zu sehen, was passiert.
Ich erinnere mich, dass ich als kleines Kind (4-7), obwohl ich weder Actionfilme schauen durfte oder Ballerspiele zocken durfte (gabs nach dem Kriech auch noch nicht), mit meinen Buddies große Kindergartenschaufeln oder abgebrochene Zweige als MGs benutzt habe. Der Reiz an Schusswaffen ist einfach in uns drin - dieser Reiz liegt wohl irgendwo darin begründet, dass wir sehr früh verstehen welches Machtpotential von einer Schusswaffe ausgeht. Hier kommt natürlich unser Sozialverhalten und in uns verankerte Instinkte wie Eigenschutz wieder zum Tragen. Davon mal abgesehen sind Waffen schön laut und machen Dinge effektiv kaputt.
Grundsätzlich hat der "gesunde" Mensch keine Lust zu töten, weder die eigene Spezies noch andere Lebewesen. Oft treiben ihn extreme Umstände oder halt der Überlebenskampf dazu. Genauso ist es auch in der Tierwelt, aber auch dort finden wir grausame Beispiele, die uns Menschen in nichts nachstehen (Kindermord bei Löwen, Affenkriege, etc.) - der Unterschied liegt nur darin, dass der Mensch Dinge erfinden kann, die das Töten erleichtern und abstrahieren (Mensch per Messer töten oder auf 300m mit Schuswswaffe ist ein immenser Unterschied), was im Holocaust durch den industrialisierten Mord per Knopfdruck und mit den beiden Atombomben seinen traurigen Höhepunkt gefunden hat.