devcom 2019 - Gestaltung von weiblichen Videospiel-Charakteren im Post-Sexismus

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4P|BOT2
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devcom 2019 - Gestaltung von weiblichen Videospiel-Charakteren im Post-Sexismus

Beitrag von 4P|BOT2 »

Weibliche Charaktere in Videospielen nahmen lange Zeit vor allem Nebenrollen ein und entsprachen einem männlich geprägten Schönheitsideal. Doch die Branche wandelt sich. Starke, weibliche Hauptcharaktere sind im Kommen. Wie eine moderne Gestaltung von weiblichen Charakteren aussehen könnte, war das Thema des Talks der Game Artists Seren Besorak, Johannes Weber und Vera Velichko. Zu Beginn wurde g...

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Doc Angelo
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Re: devcom 2019 - Gestaltung von weiblichen Videospiel-Charakteren im Post-Sexismus

Beitrag von Doc Angelo »

Wer darüber spricht, wie man weibliche Charaktere "richtig" zu erstellen hat, der steckt immer noch in der Vorzeit des Postsexismus. Es geht einfach um gute und glaubwürdige Charaktere. Zumindest sollte es das...

Es wird gesagt, das die Frauen einem "männlichen Schönheitsideal" entsprächen, dabei gibt es Studien, die zeigen das Frauen statistisch gesehen selbst mehr Wert auf genau dieses Schönheitsideal legen, und auch die Schönheit anderer Frauen kritischer beurteilen als Männer. Wie gesagt, statistisch. Über einzelne Menschen sagt das natürlich nichts. Wollte nur anmerken, das es ein Märchen ist wenn man behauptet das Männer das alles so wollen, aber Frauen nicht. Wenn überhaupt, dann (statistisch!) anders rum. Das ist allerdings für ein Charakterdesign nicht wichtig, denn - wie gesagt - für den Einzelfall haben Statistiken keinen direkte Bedeutung. Und ein Charakter ist ein Einzelfall. Ein weiblicher Charakter kann sehr viel Wert auf Kleidung, Schminke und Dekolleté legen, oder aber auch nicht. Das sagt nichts darüber aus, ob das Charakterdesign sexistisch sei.

Es wird gesagt, das Stereotype langweilig seien... doch die "starke Frau" ist längst ein Stereotyp in Medien. Nicht jeder jeder Charakter muss stark sein. Nicht jeder Charakter muss immer gleich die ganze Welt retten, und nicht jeder Charakter muss immer gleich alles schaffen und in allem der Beste sein. Das gilt für alle Charaktere, ganz unabhängig vom Geschlecht, der Hautfarbe, der Religion, der Kultur... all das ist irrelevant für die Stärke oder Schwäche des Charakters. Wer das eine Stereotyp durch ein neues ersetzen will, der bedient immer noch Stereotype. Aber auch hier gilt... ein Stereotyp ist noch lange nichts schlechtes... eines zu bedienen sagt ebenfalls nichts darüber aus, ob das Charakterdesign sexistisch sei.

Zur Frage nach der Austauschbarkeit oder stereotypischen Elemente eines weiblichen Charakters... Ich hab das Gefühl das man sich eine der beiden Seiten aussuchen kann. Entweder man bindet stereotype Elemente in den Charakter ein, oder man gestaltet ihn austauschbarer. Ist kein hartes Oder, aber beides gleichermaßen geht per Definition nicht. Als Beispiel kann hier der erste Alien-Film her halten. Das Drehbuch wurde ohne Geschlechtsfestlegung geschrieben. Das merkt man dem Film definitiv an. Ripley ist auf der einen Seite ein Paradebeispiel für "starke Frauen" in Medien, auf der anderen Seite aber auch austauschbar. Ich würde nicht sagen, das beide Dinge schlecht sind. Man kann gute Charaktere auf beide Arten designen. Die Qualität des Charakters stammt für mich daher nicht davon, das er nicht-austauschbar ist, und auch nicht davon, das er nicht-stereotyp ist. Also gilt auch hier: Darüber, ob das Charakterdesign sexistisch ist, sagt sowas nichts aus.

Ich persönlich würde sagen, um das was ich ganz am Anfang gesagt habe nochmal aufzugreifen: Wer einen Charakter von Grund auf so gestaltet, dass das Design nicht sexistisch ist, der kann sein Ziel schon nicht mehr erreichen. So zu sagen eine selbst erfüllende Prophezeiung. Es gibt Charaktere, die sind einfach wie sie sind. Und es gibt Charaktere, die sollen bewusst "nicht-sexistisch" sein.

Mir sind die ersteren definitiv lieber. Dazu zähle ich übrigens auch Senua. Ripley auch. Diese Charaktere sind einfach nur Charaktere, und nicht ein verlängertes politisches Statement. Wenn wir tatsächlich im Post-Sexismus angekommen sind interessiert sich nämlich keine Sau mehr dafür. Dann geht es nur noch um den Charakter, und nicht mehr um das, was die Designer über Sexismus sagen wollen. Und wie kommt man da hin? In dem man einfach nur gute Charaktere und gute Stories designt. Denn in diesem Moment ist man selbst schon dort.
Wenn man bis zum Hals in der Scheiße steckt, sollte man nicht den Kopf hängen lassen.
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SethSteiner
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Re: devcom 2019 - Gestaltung von weiblichen Videospiel-Charakteren im Post-Sexismus

Beitrag von SethSteiner »

Dafür dass es wir im Post-Sexismus sind gibt es aber noch genug. Sei es dass man wie bei CD Projekt den 0815 Mann hervorhebt aber Frau total im Marketing ignoriert oder dass man eben das Aussehen bewertet. Wenn ich sehe wie bei ResetEra das Aussehen von 2B als "disgusting" bezeichnet wird, sagt das viel darüber aus wo heutzutage vor allem Sexismus zu finden ist, maßgeblich bei denen die diesen zu bekämpfen gedenken, in dem sie jede sexuelle Darstellung die Haut und Figur betont angreift und diffamiert.
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Nanatzaya
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Re: devcom 2019 - Gestaltung von weiblichen Videospiel-Charakteren im Post-Sexismus

Beitrag von Nanatzaya »

Doc Angelo hat geschrieben: 22.08.2019 12:22Es wird gesagt, das die Frauen einem "männlichen Schönheitsideal" entsprächen, dabei gibt es Studien, die zeigen das Frauen statistisch gesehen selbst mehr Wert auf genau dieses Schönheitsideal legen, und auch die Schönheit anderer Frauen kritischer beurteilen als Männer.
Hier musst du auch hinterfragen warum.

Warum achten Frauen auf ein Schönheitsideal manchmal mehr als Männer?
Weil Frauen ein gewisses Äußeres und das "einem Mann gefallen" als erstrebenswerter verkauft wird als andere Dinge.
Männern wird eher suggeriert, dass Intellekt, verdienst, berufliche Stellung usw. wichtiger sind, als Äußerlichkeiten.
Bei vielen Frauen wird aber schon von Kindesalter an vermittelt "du musst auf dein äußeres achten und dich wie ne Frau benehmen".
Klar, dass es statistisch dann solche Ergebnisse gibt und Frauen sich eher optisch mit anderen Frauen vergleichen (ist ja die unmittelbare "Konkurrenz").
In der ganzen Sexismudebatte wird ja nicht ausgeschlossen, dass nicht auch Frauen gegenüber anderen Frauen sexistisch auftreten können oder sich sexistischen Gedanken unterwerfen.

Deswegen werden ja auch viele Frauen von Feministinnen kritisiert.
Jede Frau, die andere Frauen und sich über ein "weibliches Äußeres" definiert, unterminiert die ganze Bewegung.
Gleiches bei der Berufswahl.
"Is that a money-back-if-you're-not-completely-alive guarantee?" Jack O'Neill
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SethSteiner
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Re: devcom 2019 - Gestaltung von weiblichen Videospiel-Charakteren im Post-Sexismus

Beitrag von SethSteiner »

Das stimmt nicht. Auch Männer achten auf ihr Äußeres, auf das Äußere zu achten ist etwas ganz normales, das Äußere ist und wird auch oft bewusst als Vertretung der eigentlichen Persönlichkeit benutzt. Nur weil Männer überwiegend kein Make-Up auflegen, heißt das noch lange nicht, dass nicht auch hier in den verschiedenen Milieus verschiedene Vorstellungen und Interesse vorherrschen. Die Unterstellung, Männer seien an ihrem Äußeren nicht interessiert, ist auch nichts weiter als Alltagssexismus.

Unterminieren tut den Feminismus auch nur Feministen, die andere aufgrund ihres Aussehens angreifen. Klassischste Diskriminierung.
Doc Angelo
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Re: devcom 2019 - Gestaltung von weiblichen Videospiel-Charakteren im Post-Sexismus

Beitrag von Doc Angelo »

Nanatzaya hat geschrieben: 22.08.2019 13:56 Hier musst du auch hinterfragen warum.
Das tue ich. Die Antworten können auf so eine Frage sehr unterschiedlich sein.

Nanatzaya hat geschrieben: 22.08.2019 13:56 Warum achten Frauen auf ein Schönheitsideal manchmal mehr als Männer?
Das kann viele Gründe haben. Es ist schwer die tatsächlichen Gründe zu erfahren. Soziale Studien sind keine messbare Naturwissenschaft, und ganz viel basiert auf dem, was die Probanden über sich selbst sagen, und am Ende befindet man sich immer in einer Testsituation und ist sich dessen bewusst.

Ich denke das die Evolution da eine große Rolle spielt. Wir sind immer noch Tiere, die genau wie alle anderen Lebewesen im Laufe der Evolution entstanden sind. Die Wahl der Geschlechtspartner hat viele Aspekte. Die optische Erscheinung ist da nicht unwesentlich. Zum Beispiel ist eine symmetrische Erscheinung ein Marker für generelle Gesundheit. Das mag nicht immer zur jeweiligen zeitgenössischen Moral passen, aber die Dinge sind nun mal so wie sie sich entwickelt haben.

Nanatzaya hat geschrieben: 22.08.2019 13:56 Weil Frauen ein gewisses Äußeres und das "einem Mann gefallen" als erstrebenswerter verkauft wird als andere Dinge.
Männern wird eher suggeriert, dass Intellekt, verdienst, berufliche Stellung usw. wichtiger sind, als Äußerlichkeiten.
Bei vielen Frauen wird aber schon von Kindesalter an vermittelt "du musst auf dein äußeres achten und dich wie ne Frau benehmen".
Da hast Du nicht ganz unrecht. Das hat allerdings nichts mit einer "männlichen Prägung" zu tun. Es ist eine gesellschaftliche Prägung, und dazu gehören Männer und Frauen gleichermaßen.

Nanatzaya hat geschrieben: 22.08.2019 13:56 Jede Frau, die andere Frauen und sich über ein "weibliches Äußeres" definiert, unterminiert die ganze Bewegung.
Gleiches bei der Berufswahl.
Soll das bedeuten, das eine Frau, die einem Beruf nachgeht, der traditionell und statistisch gesehen ein typischer "Frauenberuf" ist, einen Rückschritt begeht was die Gleichberechtigung aller Menschen angeht?
Wenn man bis zum Hals in der Scheiße steckt, sollte man nicht den Kopf hängen lassen.
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Re: devcom 2019 - Gestaltung von weiblichen Videospiel-Charakteren im Post-Sexismus

Beitrag von Gast »

Also mich nervt das schon irgendwie! Dieser Feminismus.

Bei mir ist es so wie bei Frauen Fussball (auch wenn ich kein Fussball Fan bin), die einen mögen ihn, die anderen hassen ihn. Ich sehe Videospiele eher als männlichen Teil. Jetzt krampfhaft ja unbedingt eine Frau einzubringen. Und irgendwie musste ich bei dem Artikel ständig an eine Frau denken mit Muskeln wie bei Bodybuilding. :lol:

Einizge Ausnahme ist hier für mich Lara Croft.
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Re: devcom 2019 - Gestaltung von weiblichen Videospiel-Charakteren im Post-Sexismus

Beitrag von cHL »

Edit: Da war ein Rant hier. Sorry.
Zuletzt geändert von cHL am 23.08.2019 17:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Jondoan
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Re: devcom 2019 - Gestaltung von weiblichen Videospiel-Charakteren im Post-Sexismus

Beitrag von Jondoan »

cHL hat geschrieben: 22.08.2019 17:09 C) Der Whatthefuck-Punkt überhaupt: Jeder Mensch hat das Recht seinen Beruf frei zu wählen. Mir fehlen die Worte um das treffender artikulieren zu können, aber wow....
Ich glaube nicht, dass das so gemeint war. Jeder hat natürlich das Recht, seinen Beruf frei(!) zu wählen; darum geht es ja. Eine Frau, die Kindergärtnerin wird, weil sie Kinder mag und pädagogisch arbeiten will, ist nicht das Problem. Eine Frau, die Kindergärtnerin wird, weil es ein typischer Frauenberuf ist, hingegen schon.
Haha, now wasn't that a toot'n a holla, haha!
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Usul
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Re: devcom 2019 - Gestaltung von weiblichen Videospiel-Charakteren im Post-Sexismus

Beitrag von Usul »

CTH hat geschrieben: 22.08.2019 16:56 Also mich nervt das schon irgendwie! Dieser Feminismus.

Bei mir ist es so wie bei Frauen Fussball (auch wenn ich kein Fussball Fan bin), die einen mögen ihn, die anderen hassen ihn. Ich sehe Videospiele eher als männlichen Teil. Jetzt krampfhaft ja unbedingt eine Frau einzubringen. Und irgendwie musste ich bei dem Artikel ständig an eine Frau denken mit Muskeln wie bei Bodybuilding. :lol:

Einizge Ausnahme ist hier für mich Lara Croft.
Toll.
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sabienchen.banned
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Re: devcom 2019 - Gestaltung von weiblichen Videospiel-Charakteren im Post-Sexismus

Beitrag von sabienchen.banned »

"PostSexismus"... haha .. :Häschen:
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cHL
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Re: devcom 2019 - Gestaltung von weiblichen Videospiel-Charakteren im Post-Sexismus

Beitrag von cHL »

Jondoan hat geschrieben: 22.08.2019 17:26
cHL hat geschrieben: 22.08.2019 17:09 C) Der Whatthefuck-Punkt überhaupt: Jeder Mensch hat das Recht seinen Beruf frei zu wählen. Mir fehlen die Worte um das treffender artikulieren zu können, aber wow....
Ich glaube nicht, dass das so gemeint war. Jeder hat natürlich das Recht, seinen Beruf frei(!) zu wählen; darum geht es ja. Eine Frau, die Kindergärtnerin wird, weil sie Kinder mag und pädagogisch arbeiten will, ist nicht das Problem. Eine Frau, die Kindergärtnerin wird, weil es ein typischer Frauenberuf ist, hingegen schon.
Auch hier. Die Grundmotivation ist gut. Die genaue Zuschreibung und Formulierung aber nicht so :(
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sabienchen.banned
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Re: devcom 2019 - Gestaltung von weiblichen Videospiel-Charakteren im Post-Sexismus

Beitrag von sabienchen.banned »

Jondoan hat geschrieben: 22.08.2019 17:26 Eine Frau, die Kindergärtnerin wird, weil sie Kinder mag und pädagogisch arbeiten will, ist nicht das Problem. Eine Frau, die Kindergärtnerin wird, weil es ein typischer Frauenberuf ist, hingegen schon.
Das ist doch ebenfalls kein Problem... ein Problem ist es dann wenn eine Frau, trotz Interesse und "Begabung" einen Beruf NICHT "wählt", weil es ein "Männerberuf" ist.
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Todesglubsch
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Re: devcom 2019 - Gestaltung von weiblichen Videospiel-Charakteren im Post-Sexismus

Beitrag von Todesglubsch »

Nur ne Randbemerkung: Auch der männliche Spielcharakter entspricht doch nem Schönheitsideal.
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sabienchen.banned
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Re: devcom 2019 - Gestaltung von weiblichen Videospiel-Charakteren im Post-Sexismus

Beitrag von sabienchen.banned »

Todesglubsch hat geschrieben: 22.08.2019 18:50 Nur ne Randbemerkung: Auch der männliche Spielcharakter entspricht doch nem Schönheitsideal.
Ja, ebenfalls dem von Männern.. :Häschen:
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