Grunz Grunz hat geschrieben: ↑04.12.2018 23:42
Natürlich gab es die. Bonaparte war außerhalb Frankreichs der meistgehaßte Mann seiner Zeit. Ein großmannsüchtiger Imperialist, ein beispielloser Parvenu noch dazu, verantwortlich für ein Jahrzehnt voller Kriege mit Hunderttausenden, womöglich Millionen von Toten.
100 Jahre später nur noch ein Fall für nationale Folklore bei den Beteiligten, 200 Jahre später aus jedem Bewußtsein verschwunden.
Nichtsdestotrotz wenn man mal die Ausgangslage nach den Kriegen anschaut, wurde Frankreich nach der Wiederinstallation der Bourbonen am Wiener Kongress und danach gleichwertig behandelt. Man wollte das Gleichgewicht der Kräfte in Europa nicht stören, hat es als gleichwertigen Partner angenommen und hatte nicht vor, das Land (als politische Einheit) zu vernichten, was man von den Pariser Vororteverträgen nach dem Ersten oder den Besatzungszonen der Allierten nach dem Zweiten WK nicht sagen kann.
Der Triumphbogen und die Krypta im Invalidendom halten Napoléons Vermächtnis doch ziemlich hoch in Frankreich, und das obwohl er auch am Ende ziemlich spektakulär verloren hat und zusammengestutzt wurde. Etwas gleichartiges wäre in den deutschsprachigen Ländern zu den Niederlagen im Ersten oder gar im Zweiten WK undenkbar.
Usul hat geschrieben: ↑05.12.2018 12:24
Das könnte halt daran liegen, daß sie Deutschen auch vor AH nicht untätig herumgesessen sind, sondern sich ihrem Status als wichtige Macht in Europa gemäß verhalten haben... und damit auch den ersten Weltkrieg mitzuverantworten haben. Vom zweiten Weltkrieg fangen wir am besten erst gar nicht an, denn dann wird die Diskussion hier sicherlich sehr ungemütlich.
Ja eh, aber genauso wenig untätig wie alle anderen großen Mächte und auch kleiner Staatsgebilde in Europa am Vorabend des Kriegs. Und von Mitgliedern anderer Nationen hört man halt in Bezug auf den Ersten WK selten bis nie irgendwelche selbstgeißelnden Schuldbekundigungen - im Gegensatz zu den Deutschen. Daher ist es erfrischend eine Berichterstattung zu hören darüber, die nicht anfängt mit "Ja, sorry für den Ersten Weltkrieg", weil es vl der politischen Etikette entspricht heute (eben: Der kriegstreibende Deutsche ist schuld), aber nicht mehr dem Stand der Forschung.