God of War: Einführung in die germanische Mythologie

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Melcor
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Re: God of War: Einführung in die germanische Mythologie

Beitrag von Melcor »

4P|T@xtchef hat geschrieben: 13.04.2018 09:30
@Raskir:

Es gibt sehr viele indoeuropäische Gemeinsamkeiten, gerade in der Mythologie. Germanen, Kelten und Slawen teilten einige Vorstellungen, sie alle verehrten die Natur, opferten an heiligen Plätzen, sie alle hatten einen Donnergott (Donar / Taranis / Perkunas) etc.
Die Gemeinsamkeiten sind nicht allein auf indogermanische Mythologien beschränkt. Tatsächlich gibt es wiederkehrende Motive von der germanischen, zur griechischen, zur babyolonsichen, indischen, chinesischen bis zur japanischen Mythologie, also der gesamten alten Welt:

Die Gemeinsamkeiten sind selbst bei den westlichsten und östlichsten Beispielen klar erkennbar:

Susannoo, Gott des Sturms und Donners, bekämpft Yamato no Orochi

Bild

Donar bekämpft Jörmungandr:

Bild

Durch diese wiederkehrenden Motive kriegen wir ein gutes Bild einer Proto-Religion, die sich scheinbar unabhängig von Sprache verbreitet hat.
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Jörg Luibl
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Re: God of War: Einführung in die germanische Mythologie

Beitrag von Jörg Luibl »

Ja, es gibt weit über Europa hinaus viele ähnliche Motive. Ich gehe davon aus, dass alle Völker, egal wie weit sie sprachlich, räumlich oder zeitlich voneinander getrennt waren, einfach die Natur beobachtet, interpretiert und in Geschichten verarbeitet haben. Es brauchte sich gar nichts aus einer "Ur-Religion" heraus entwickeln. Soooo viel Spielraum an Motiven gibt es ja nicht - Donner hallt, Blitze zucken und Bäume wachsen von Asien bis Afrika. Da musste es zwangsläufig Gemeinsamkeiten geben, die dann je nach Region und Kultur abgewandelt wurden.
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Raskir
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Re: God of War: Einführung in die germanische Mythologie

Beitrag von Raskir »

Sehe das auch so, solche Gemeinsamkeiten liegen auf der Hand, dennoch finde ich es faszinierend. Sowas verbindet mMn ungemein und zeigt wie ähnlich sich die Menschen teilweise in ihrer Denkweise waren, völlig unterschiedlich von der Ethnizität, Umgebung und vielem Mehr. Darüber nachzudenken erfreut mich tatsächlich ein wenig, bin was sowas angeht vielleicht aber auch ein unverbesserlicher Romantiker.
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Minando
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Re: God of War: Einführung in die germanische Mythologie

Beitrag von Minando »

Ende des 18. bis ins 19. Jahrhundert gab es eine regelrechte Nordische-Mythen-Modewelle, aus dieser Zeit stammen wohl auch die meisten deutschen Beiträge zu dem Thema (Statuen, Zechennamen etc.)
Witzig, wie sich das alles (jetzt mit ganz anderen Medien) wiederholt.
Manche Themen kommen wohl nie ganz aus der Mode.
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Alter Sack
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Re: God of War: Einführung in die germanische Mythologie

Beitrag von Alter Sack »

Minando hat geschrieben: 14.04.2018 09:51 Ende des 18. bis ins 19. Jahrhundert gab es eine regelrechte Nordische-Mythen-Modewelle, aus dieser Zeit stammen wohl auch die meisten deutschen Beiträge zu dem Thema (Statuen, Zechennamen etc.)
Witzig, wie sich das alles (jetzt mit ganz anderen Medien) wiederholt.
Manche Themen kommen wohl nie ganz aus der Mode.
Das hat mit Mode weniger zu tun. Jahrhunderte/Jahrtausende alte Gepflogenheiten verschwinden nicht so mir nichts dir nichts aus der Gesellschaft. Sie verändern sich und passen sich an, sie verschwinden aber nicht so einfach. Sie sind oft so tief in unserem Alltag (unbewusst) verwurzelt das wir es selbst kaum mitkriegen.
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Opy92
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Re: God of War: Einführung in die germanische Mythologie

Beitrag von Opy92 »

Die germanische Mythologie ist echt interessant und teils aufregend. Schade, dass man sowas nie in der Schule bespricht. Das sage ich als Türkeistämmiger.
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Wulgaru
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Re: God of War: Einführung in die germanische Mythologie

Beitrag von Wulgaru »

4P|T@xtchef hat geschrieben: 13.04.2018 09:30 1) Ich kann Neil Gaiman ohnehin empfehlen. Und sein Roman "American Gods" gefällt mir, wie so häufig, deutlich besser als die TV-Serie. Aber die hat auch einige köstliche Szenen.
Ich kann diesbezüglich übrigens wärmstens Gene Wolffes "Wizardknight" empfehlen. Im deutschen ist er eventuell noch antiquarisch in den Ausgaben "Der Ritter" und "Der Zauberer" zu bekommen. GW ist in Deutschland relativ unbekannt, aber einer der renomiertesten Fantasy-Autoren. Dieses Buch hat er um die Jahrtausendwende als Antithese zu Ice and Fire geschrieben. Quasi eine klassische Heldengeschichte. Gerade was die verschiedenen Welten in der germanischen Göttersage angeht, bekommt man da einiges geboten. Für mich bisher eigentlich das beste was ich zu diesem Thema gelesen habe, vor allem weil es weniger mit dem Holzhammer als selbst bei Gaiman erzählt wird.
Alter Sack hat geschrieben: 14.04.2018 12:00
Minando hat geschrieben: 14.04.2018 09:51 Ende des 18. bis ins 19. Jahrhundert gab es eine regelrechte Nordische-Mythen-Modewelle, aus dieser Zeit stammen wohl auch die meisten deutschen Beiträge zu dem Thema (Statuen, Zechennamen etc.)
Witzig, wie sich das alles (jetzt mit ganz anderen Medien) wiederholt.
Manche Themen kommen wohl nie ganz aus der Mode.
Das hat mit Mode weniger zu tun. Jahrhunderte/Jahrtausende alte Gepflogenheiten verschwinden nicht so mir nichts dir nichts aus der Gesellschaft. Sie verändern sich und passen sich an, sie verschwinden aber nicht so einfach. Sie sind oft so tief in unserem Alltag (unbewusst) verwurzelt das wir es selbst kaum mitkriegen.
Naja, das mit der Mode stimmt halt schon. Im 18. und 19. Jahrhundert haben die Intellektuellen natürlich schon an ihren nationalen Mythen gebaut, seien es nun Franzosen die die Gallier wieder für sich entdeckten, die Briten das keltische und die deutschen eben ihre Germanen ala Hermann, Götterwelt usw.

In der Zeit wurde halt schon das meiste geschrieben was popkulturell rezipiert wird bzw. die Versionen deren Klischees reproduziert werden. Das gilt dann auch für Neuübersetzungen der mittelalterlichen Texte wie zum Beispiel des Nibelungenliedes usw.

Das ist ja auch gerade das spannende an den germanischen Mythen, weil wir heute nicht mehr genau sagen können, wie eigentlich das Christentum da schon reinspielt, bei den ältesten Versionen, die eben schon von Christen aufgeschrieben wurden. Gerade die Figur von Baldur, die ja auch bei Gaiman eine Rolle spielt, ist da so ein Kandidat für.
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winkekatze
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Re: God of War: Einführung in die germanische Mythologie

Beitrag von winkekatze »

@4Players:

Ich bin begeistert, Eure Videos werden immer besser! Ihr seid zwar schon lange meine erste Anlaufstelle was Videospieljournalismus angeht aber so langsam nimmt das Ausmaße an, dass ich schon beinahe zum Fanboy mutiere. Weiter so! :Daumenrechts:

Zura
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Re: God of War: Einführung in die germanische Mythologie

Beitrag von Zura »

@Jörg

Ich war bis jetzt nur stiller Leser eures Magazins, aber solche Artikel und Videos sind absolut ein Alleinstellungsmerkmal, das mir wieder zeigt warum Ihr das beste Magazin seid. Daher direkt das als Anlass genommen, mich registriert und 4P Pur abonniert um meine Wertschätzung zu zeigen. Weiter so!
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Raskir
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Re: God of War: Einführung in die germanische Mythologie

Beitrag von Raskir »

Zura hat geschrieben: 14.04.2018 19:14 @Jörg

Ich war bis jetzt nur stiller Leser eures Magazins, aber solche Artikel und Videos sind absolut ein Alleinstellungsmerkmal, das mir wieder zeigt warum Ihr das beste Magazin seid. Daher direkt das als Anlass genommen, mich registriert und 4P Pur abonniert um meine Wertschätzung zu zeigen. Weiter so!
Dann herzlich willkommen im Forum, vielleicht hört man ja wieder was voneinander :)
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Sarkasmus
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Re: God of War: Einführung in die germanische Mythologie

Beitrag von Sarkasmus »

Ist nicht die christliche Missonierung des Heiliges Römisches Reich, nicht auch ein Grund wieso Deutschland nicht mehr so verbunden ist mit den germanichen Glauben.
Also das, ist meiner Meinung, ja eher ein Grund als das dritte Reich und die heutigen Neo-Nazis.
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Dunnkare
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Re: God of War: Einführung in die germanische Mythologie

Beitrag von Dunnkare »

"Kratos bekommt seine Axt von-" klick aus. Vielen Dank für die Spoilerwarnung.
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Jörg Luibl
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Re: God of War: Einführung in die germanische Mythologie

Beitrag von Jörg Luibl »

@Sarkasmus: Ja, die Christianisierung und die damit verbundene Dämonisierung der alten Götter ist natürlich der Hauptgrund. Es ging allerdings im Video nicht um den "Glauben" oder die Religiösität der Deutschen, sondern nur um das aktuelle Wissen über unsere germanischen Wurzeln, Sagen und Legenden. Das wird hierzulande, auch aufgrund der Pervertierung dieser Themen in der NS-Zeit, nicht so selbstverständlich in Schulen oder als Motiv in der Gesellschaft vermittelt wie in Skandinavien. Hinzu kommen noch einige andere Faktoren wie etwa das stark mit der Wikingerzeit verbundene Geschichtsbewusstsein der Dänen, Schweden, Norweger und vor allem Isländer. Als Land in der Mitte Europas hatte Deutschland seit dem Frühmittelalter wesentlich mehr kulturelle Brüche und verheerende Kriege zu verarbeiten. Trotzdem lohnt sich die Spurensuche.;)
Sheepwars3
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Re: God of War: Einführung in die germanische Mythologie

Beitrag von Sheepwars3 »

4P|T@xtchef hat geschrieben: 13.04.2018 21:09 Ja, es gibt weit über Europa hinaus viele ähnliche Motive. Ich gehe davon aus, dass alle Völker, egal wie weit sie sprachlich, räumlich oder zeitlich voneinander getrennt waren, einfach die Natur beobachtet, interpretiert und in Geschichten verarbeitet haben. Es brauchte sich gar nichts aus einer "Ur-Religion" heraus entwickeln. Soooo viel Spielraum an Motiven gibt es ja nicht - Donner hallt, Blitze zucken und Bäume wachsen von Asien bis Afrika. Da musste es zwangsläufig Gemeinsamkeiten geben, die dann je nach Region und Kultur abgewandelt wurden.
Hallo Herr Luibl, Gruß von einem Historiker-"Kollegen" aus Dresden. Das mit der Proto-Religion ist nicht so falsch. Dazu: Joseph Campbell - Die Masken Gottes. Vom selben Autor auch empfohlen: Der Heros in tausend Gestalten. Gruß
Gesichtselfmeter
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Re: God of War: Einführung in die germanische Mythologie

Beitrag von Gesichtselfmeter »

Klasse Video, hab ordentlich was dazugelernt. Daumen hoch an das Team.
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