Kerbal Space Program: Entwickler ändern geschlechtlich festgelegtes Sprichwort ab und ernten Unmut

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Usul
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Re: Kerbal Space Program: Entwickler ändern geschlechtlich festgelegtes Sprichwort ab und ernten Unmut

Beitrag von Usul »

ronny_83 hat geschrieben: 17.10.2017 07:16Bezüglich Feminismus: meine Cheffin ist eine. Und das ist manchmal echt anstrengend. Gerade aus dem Aspekt heraus, dass für mich Gleichbehandlung von Klein an immer eine Selbstverständlichkeit war und ich nie darüber geredet oder gestikulierend, sondern es einfach gemacht habe. Da finde ich es echt mühsam, dass ich jetzt ne Frau gegenüber habe, die so tut, als hätten wir Männer pauschal alle Frauen ungerecht behandelt. Vielleicht auch einfach nur, weil wir Männer sind. Dafür müssen wir bei Präsentationen oder Visualisierungen immer schon Mädchen und Frauen in den Vordergrund rücken. Echt albern sowas.
Das hört sich zwar blöd für dich an, aber du wirst nicht tatsächlich meinen, daß ALLE Feministen so sind. Es gibt quer durch alle Gesellschafsschichten Leute, die unsympathisch sind bzw. nerven. Wenn du dann irgendwann eine sympathische feministische Vorgesetzte hast, wird das ja auch nicht gleichbedeutend damit sein, daß ALLE Feministen sympathisch sind. ;)

Wenn du natürlich ernsthaft meinen würdest, daß alle Feministen nervige Schnepfen sind... nun dann wäre es etwas anderes. Das halte ich allerdings für unwahrscheinlich.

@lichtpunkt:
Statt zu ignorieren, könntest du eigentlich auf einige der interessanten Punkte eingehen. Z.B. auf diesen hier:
Inwiefern wird bei einem Ausdruck wie "Studierende" Unterschiede betont? Oder meinst du, allein die Tatsache, dass man sagt, dass Frauen sich von bestimmten Formulierungen nicht angesprochen fühlen und man deswegen versuchen könnte dagegenzusteuern verdeutlicht nur, dass es nicht nur Männer sondern auch Frauen gibt, was ja den Unterschied besonders deutlich macht?
In Antwort auf deinen erstaunlichen Satz: "Gendern ist die Betonung von Unterschieden, nicht die Zusammenführung. "

Oder auf diesen hier:
Das halte ich für sehr kurz gedacht. Natürlich will niemand unter einer hysterischen Fuchtel stehen, die alle Männer diskrimiert. Aber ich sehe nicht, wie dieses Extrembeispiel dem gendern die Berechtigung abspricht. Was du hier versuchst ist ein Unrecht anzuführen, dass belegen soll, dass gendern unnötig ist. Ich verstehe nur nicht, wie das im Zusammenhang steht.
In Antwort auf deinen Einwurf mit deiner Cousine.
Überhaupt finde ich diese Anekdote amüsant. Denn wie oben gesagt, gilt auch hier: Deine Cousine ist nicht ALLE Feministen auf der Welt.

Aber ich fürchte, auch das wird nicht auf sehr fruchtbaren Boden fallen. Schließlich herrscht in deinen Augen ja ein "Genderkrieg". Andererseits ist es aber nicht verwunderlich, daß du von solchen Dingen sprichst... denn du sagst es ja selbst: Du hast deine Cousine, die dir nicht behagt, vor Augen, wenn du hier über das Thema sprichst. Daß du es nicht schaffst, dich von diesem Einzelfall zu lösen, ist schade... aber mei... man kann leider nicht alles haben im Leben.
lichtpunkt
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Re: Kerbal Space Program: Entwickler ändern geschlechtlich festgelegtes Sprichwort ab und ernten Unmut

Beitrag von lichtpunkt »

Usul hat geschrieben: 17.10.2017 12:57(..)
Im allgemeinen habe ich nicht nur meine Cousine vor Augen, aber ja, sie ist wirklich ein klassisches Schubladenexemplar einer Klischeefeministin und fällt mir oft als erstes bei dem Thema ein. Ich weiß auch nicht warum sie so ist wie sie ist, ihre Schwester ist auch feministisch, aber auf eine nette unaufdringliche und doch selbstbewusste Art, ich mag sie wirklich gerne. Sie würde sich selbst nicht als Feministin bezeichnen.
Die Gender/Gleichstellungsbeauftragte Frau "Dr." irgendwat (werde ihren Namen nat. nicht nennen dürfen) die die Texte mit ihrer Abteilung für alle Unibelange absegnet ist auch so ein rotziger Femteufel, unhöflich, arrogant, ichbezogen und hält sich für Gottes intellektuelles Geschenk an die Menschheit. Leider darf ich hier kein "Best of" ihrer Unverschämtheiten zitieren.
Sind also schon zwei.
Ich habe in meinem Berufs und Privatleben nun schon viele Arten von Frauen kennengelernt. Die die sich selbst offen Feministin nennen, sind nahezu zu 100,0% ArschlochInnen, die es als ihr gottgegebenes Recht ansehen andere zu drangsalieren und ihnen ihre Meinung aufzudiktieren. Und wenn man sich dann als Mann angewidert abwendet, liegt es natürlich daran, dass man ein sexistisches Mistschwein ist, welches ihre Meinung nicht tolerieren kann. Typisch Kerl halt.
Kennst Du den Witz:
"Ich bin nun mal Widder und darum durchsetzungsstark!" "Nein. Du bist einfach nur scheiße, Sabine."
Das trifft es ziemlich gut, Menschen mit schlechten Charakter suchen oft eine offizielle Begründung die sie parat haben um sich zu "entschuldigen", wenn sie es für angebracht halten (d.h. sie auf jemanden treffen der ihnen Probleme machen kann). Wenn jemand sagt ich bin Feministin, kommt da sofort der gedankliche Zusatz "Ich bin männerfeindlich, respektlos und ein unhöfliches Miststück." Kannst Dich ja mal fragen, wie so ein Vorurteil entstehen kann und ob da nicht vielleicht doch was dran sein könnte.
Und zu den geschlechtsneutralen Begriffen wie Studierende, ich sags gerne noch Mal:
Keine Einwände.
Es gibt aber leider längst nicht für alle Fälle so eine schicke, unaufdringliche Bezeichnung, das hatten wir ja nun auch schon öfter geklärt.
nawarI
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Re: Kerbal Space Program: Entwickler ändern geschlechtlich festgelegtes Sprichwort ab und ernten Unmut

Beitrag von nawarI »

Usul hat geschrieben: 17.10.2017 00:02
ronny_83 hat geschrieben: 16.10.2017 23:52Dass man mir jetzt aber aufzwingt, dass ich meine Sprache und Schreibweise ändere, nur weil einige wenige ein Problem damit haben, dass unsere Sprache nicht genug ihr eigenes Geschlecht unterstreicht, nervt mich das.
Kannst du ein, zwei Beispiele nennen, wo du gezwungen wirst, deine Sprache und deine Schreibweise zu ändern, damit man einen Eindruck davon bekommt, ob das auch tatsächlich so nervig ist? Ich kann es mir nicht vorstellen, wenn ich ehrlich sein soll. Das hört sich so an, wie wir damals nach der Rechtschreibreform alle darüber gejammert haben, wie uns das alles soooo nervt. Mittlerweile ist es Normalität - es war also kein Weltuntergang.
Meine Schwester ist der Meinung man sollte doch bitte TEAM sagen (bei Fußball und sowas). Wieso? ... Dramatische Pause und kurz selbst überlegen... in dem Wort "Mannschaft" ist tatschälich "Mann" versteckt.
Allgemein denke ich nicht, dass sich jemand daran stören würde und ich kann mir niemanden vorstellen, der......... Zack! Disqualifiziert! Ich hab "jeMANd" und "nieMANd" gesagt. Die sind auch verboten.
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Re: Kerbal Space Program: Entwickler ändern geschlechtlich festgelegtes Sprichwort ab und ernten Unmut

Beitrag von eigentlichegal »

ronny_83 hat geschrieben: 17.10.2017 15:49 Mein jetziger Job zwingt mich (Stadt- und Freiraumplanung + Beteiligungsprozesse).
Dann vermute ich aber mal, dass du nur so zu schreiben hast, wenn du eine Mail im Namen der Stadt verschickst, oder? Oder hat dir wirklich schonmal jemand auf die Finger gehauen, wenn du eine interne Mail nicht geschlechtskonform geschrieben hast, also zum Beispiel mit dem generischen Maskulinum? Wenn ja, dann ist das einfach nur abstrus....
ronny_83 hat geschrieben: 17.10.2017 15:49 Trotzdem mag ich Frauen lieber, die einfach nur selbstbewusst sind, ihre Ziele verfolgen und sch nicht unterkriegen lassen und mir nicht unter die Nase reiben, dass deren Geschlecht doch so unterdrückt und meines einfach nur scheiße ist.
Ich frag mich, wo ihr diese Leute immer auftreibt. :) Ich hab vielleicht einfach bisher mehr Glück gehabt, aber ich kenne wirklich nicht eine Frau, die so verbohrt ist und das wirklich glaubt. Wenn ich aber eine kennen würde, wüsste ich, dass ich regelmäßig mit ihr aneinander geraten würde! :P
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d4rkAE0n
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Re: Kerbal Space Program: Entwickler ändern geschlechtlich festgelegtes Sprichwort ab und ernten Unmut

Beitrag von d4rkAE0n »

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Sharkie
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Re: Kerbal Space Program: Entwickler ändern geschlechtlich festgelegtes Sprichwort ab und ernten Unmut

Beitrag von Sharkie »

lichtpunkt hat geschrieben: 14.10.2017 12:40 Im Englischen, welches, wie schon erwähnt, weitgehend geschlechtsneutral ist, ist es leicht solche Änderungen zu verlangen und sogar umzusetzen, es wirkt nicht aufgesetzt, sondern fügt sich im natürlichen Sprachfluss fast nahtlos ein. Das gilt aber definitiv nicht für die deutsche Sprache, die einen großen Fokus auf das grammatische Geschlecht hat. Etwas anderes zu behaupten (das tust Du ja selbst nicht), ist einfach weltfremd und zeugt von wenig Ahnung und Feingefühl für sprachlichen Stil.
Liegt zwar schon einige Tage zurück, aber weil das Argument von der angeblichen Geschlechtsneutralität des Englischen hier schon mehrfach angeführt bzw. wiederholt wurde: Es stimmt meiner Ansicht nach nicht. Vielmehr hat sich in englischsprachigen Kulturen die auf beide Geschlechter bezogene Verwendung des generischen Maskulinums zur beiden Geschlechtern gegenüber als am ehesten fair angesehenen Variante entwickelt, und somit zur sozial erwünschten Form.

Im Englischen wird heute eine ausdrückliche Benennung von Geschlecht als tendenziell unerwünscht angesehen. Englische Personenbezeichnungen wie "doctor", "author", "manager" usw. werden zwar geschlechtsneutral verwendet, was jedoch nichts daran ändert, dass es grammatikalisch (somit generische) Maskulina sind. Die englischen Personenbezeichnungen, welche heute für beide Geschlechter genutzt werden, sind sprachhistorisch betrachtet die maskulinen Varianten, denen gegenüber früher eine sehr große Anzahl von spezifisch weiblichen Gegenstücken existierte, die genau wie im Deutschen über das Anhängen eines das weibliche Geschlecht markierenden Suffixes (-ess, -ette, -ine oder -ix) an die männliche Form gebildet wurde.

Auch wenn es sich heute komisch anhört: Wörter wie "doctress", "authoress" oder "manageress" wurden bis weit ins 20. Jahrhundert hinein verwendet. Da die weiblichen Varianten jedoch in einer Vielzahl von Fällen kein symmetrisches, lediglich das Geschlecht vertauschendes Gegenstück bildeten, sondern oftmals geschlechtsspezifische, vielfach latent sozial abwertende Konnotationen enthielten (master-mistress, governor-governess, host-hostess, oder auch "commandress-in-chief", die nicht etwa ein weiblicher commander-in-chief ist, sondern dessen Ehefrau), wurden sie im Verlauf der Geschichte weiblicher Emanzipation folgerichtig nach und nach abgelegt.

Darüber hinaus finden sich auch heute noch vereinzelt englische Personenbezeichnungen, die Geschlechtszugehörigkeit markieren, etwa bei waiter-waitress, heir-heiress, abbot-abbess, emperor-empress, duke-duchess, oder actor-actress. Zumindest bei letzterem kann man sicherlich einen gewissen Sinn dahinter vermuten, da Schauspielrollen in der Regel geschlechtlich festgelegt sind und eine entsprechende geschlechtliche Markierung der Bezeichnung von diese Rollen spielenden Schauspieler/innen als einigermaßen zweckmäßig betrachtet werden kann.

Was das Deutsche vom Englischen unterscheidet, ist also keineswegs die vermeintliche Geschlechtsneutralität des Englischen, hinsichtlich derer sich allenfalls ein gradueller Unterschied ausmachen lässt, der zudem nur die linguistisch betrachtet junge Vergangheit betrifft. Stattdessen besteht der Unterschied in der Verschiedenheit sprachbezogener kultureller Sensibilitäten, denn im Deutschen verhält es sich im Hinblick auf die soziale Erwünschtheit ja exakt umgekehrt: Hier gilt es allgemein als sozial erwünscht, bei Personenbezeichnungen beide Geschlechter zu berücksichtigen, also explizit zu markieren, da eine ausschließliche Nennung des generischen Maskulinums als tendenziell anstößig empfunden wird (man vergleiche hier etwa Stellenanzeigen, in denen grundsätzlich beide Formen oder halt das generische Maskulinum mit dem Zusatz [m/w] verwendet werden). Im Englischen dagegen wird es als problematisch angesehen, nach Geschlecht zu unterscheiden, weswegen dort der Trend stark zur beide Geschlechter inkludierenden Verwendung des generischen Maskulinums geht. Es finden sich durchaus englischsprachige feministische Sprachkritikerinnen, die letzteres als Bevorzugung des Maskulinen bemängeln; aber man kann schon sagen, dass diese Verfahrensweise in englischsprachigen Ländern aktuell (noch?) als allgemein akzeptiert gilt.
lichtpunkt
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Re: Kerbal Space Program: Entwickler ändern geschlechtlich festgelegtes Sprichwort ab und ernten Unmut

Beitrag von lichtpunkt »

Sharkie hat geschrieben: 19.10.2017 20:14
lichtpunkt hat geschrieben: 14.10.2017 12:40 Im Englischen, welches, wie schon erwähnt, weitgehend geschlechtsneutral ist, ist es leicht solche Änderungen zu verlangen und sogar umzusetzen, es wirkt nicht aufgesetzt, sondern fügt sich im natürlichen Sprachfluss fast nahtlos ein. Das gilt aber definitiv nicht für die deutsche Sprache, die einen großen Fokus auf das grammatische Geschlecht hat. Etwas anderes zu behaupten (das tust Du ja selbst nicht), ist einfach weltfremd und zeugt von wenig Ahnung und Feingefühl für sprachlichen Stil.
Liegt zwar schon einige Tage zurück, aber weil das Argument von der angeblichen Geschlechtsneutralität des Englischen hier schon mehrfach angeführt bzw. wiederholt wurde: Es stimmt meiner Ansicht nach nicht. Vielmehr hat sich in englischsprachigen Kulturen die auf beide Geschlechter bezogene Verwendung des generischen Maskulinums zur beiden Geschlechtern gegenüber als am ehesten fair angesehenen Variante entwickelt, und somit zur sozial erwünschten Form.

Im Englischen wird heute eine ausdrückliche Benennung von Geschlecht als tendenziell unerwünscht angesehen. Englische Personenbezeichnungen wie "doctor", "author", "manager" usw. werden zwar geschlechtsneutral verwendet, was jedoch nichts daran ändert, dass es grammatikalisch (somit generische) Maskulina sind. Die englischen Personenbezeichnungen, welche heute für beide Geschlechter genutzt werden, sind sprachhistorisch betrachtet die maskulinen Varianten, denen gegenüber früher eine sehr große Anzahl von spezifisch weiblichen Gegenstücken existierte, die genau wie im Deutschen über das Anhängen eines das weibliche Geschlecht markierenden Suffixes (-ess, -ette, -ine oder -ix) an die männliche Form gebildet wurde.

Auch wenn es sich heute komisch anhört: Wörter wie "doctress", "authoress" oder "manageress" wurden bis weit ins 20. Jahrhundert hinein verwendet. Da die weiblichen Varianten jedoch in einer Vielzahl von Fällen kein symmetrisches, lediglich das Geschlecht vertauschendes Gegenstück bildeten, sondern oftmals geschlechtsspezifische, vielfach latent sozial abwertende Konnotationen enthielten (master-mistress, governor-governess, host-hostess, oder auch "commandress-in-chief", die nicht etwa ein weiblicher commander-in-chief ist, sondern dessen Ehefrau), wurden sie im Verlauf der Geschichte weiblicher Emanzipation folgerichtig nach und nach abgelegt.

Darüber hinaus finden sich auch heute noch vereinzelt englische Personenbezeichnungen, die Geschlechtszugehörigkeit markieren, etwa bei waiter-waitress, heir-heiress, abbot-abbess, emperor-empress, duke-duchess, oder actor-actress. Zumindest bei letzterem kann man sicherlich einen gewissen Sinn dahinter vermuten, da Schauspielrollen in der Regel geschlechtlich festgelegt sind und eine entsprechende geschlechtliche Markierung der Bezeichnung von diese Rollen spielenden Schauspieler/innen als einigermaßen zweckmäßig betrachtet werden kann.

Was das Deutsche vom Englischen unterscheidet, ist also keineswegs die vermeintliche Geschlechtsneutralität des Englischen, hinsichtlich derer sich allenfalls ein gradueller Unterschied ausmachen lässt, der zudem nur die linguistisch betrachtet junge Vergangheit betrifft. Stattdessen besteht der Unterschied in der Verschiedenheit sprachbezogener kultureller Sensibilitäten, denn im Deutschen verhält es sich im Hinblick auf die soziale Erwünschtheit ja exakt umgekehrt: Hier gilt es allgemein als sozial erwünscht, bei Personenbezeichnungen beide Geschlechter zu berücksichtigen, also explizit zu markieren, da eine ausschließliche Nennung des generischen Maskulinums als tendenziell anstößig empfunden wird (man vergleiche hier etwa Stellenanzeigen, in denen grundsätzlich beide Formen oder halt das generische Maskulinum mit dem Zusatz [m/w] verwendet werden). Im Englischen dagegen wird es als problematisch angesehen, nach Geschlecht zu unterscheiden, weswegen dort der Trend stark zur beide Geschlechter inkludierenden Verwendung des generischen Maskulinums geht. Es finden sich durchaus englischsprachige feministische Sprachkritikerinnen, die letzteres als Bevorzugung des Maskulinen bemängeln; aber man kann schon sagen, dass diese Verfahrensweise in englischsprachigen Ländern aktuell (noch?) als allgemein akzeptiert gilt.
Danke für den fundierten und mühevoll ausgearbeiteten Beitrag, den hätteste mal eher bringen sollen (als der Thread noch aktiv war), aber: Ich zumindest habs mir gleich gedanklich notiert und daraus gelernt! :idea:
billy coen 80
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Re: Kerbal Space Program: Entwickler ändern geschlechtlich festgelegtes Sprichwort ab und ernten Unmut

Beitrag von billy coen 80 »

Sharkie hat geschrieben: 19.10.2017 20:14 ...
Diese Entwicklung im Englischen ist zwar faktisch korrekt wiedergegeben, die Deutung, dass sich dies so gebildet hat, weil man es als am fairsten empfand halte ich jedoch für eine etwas steile These. Es mag Momente geben, wo sozial solche Erwägungen mit reinspielen, aber in erster Linie ist Sprache etwas vor allen Dingen funktionelles mit einem mindestens beiläufigen Anspruch auf klangliche Ästhetik.

Für wesentlich wahrscheinlicher halte ich es, dass sich derlei spezifisch weibliche Konstrukte eher zurückgebildet haben, weil sie eben dem Sprachfluss als zuwiderläufig empfunden worden waren und sich ihre Sinnhaftigkeit als nicht ausreichend gegeben darstellte. Ähnlich wie auch das im Englischen nahezu vollkommen abhanden gekommene Konjugieren von Verben. Man hat doch schon ein Personalpronomen genannt, warum muss dann das Verb nochmals betonen, auf wen oder was es sich bezieht? Also weg damit!!! In romanischen Sprachen gibt es da die genau umgekehrte Methode. Da gilt die Verwendung von Personalpronomen als überflüssig, weil ja die Konjugation des Verbes schon den Bezug herstellt. Pronomen werden da nur verwendet, wenn man den Bezug ganz besonders betonen will.

Eine Abwägung fair oder weniger fair hätte darüber hinaus wohl im Englischen gewiss nicht zu dem Ergebnis geführt, das generische Maskulinum komplett fix zu setzen und selbst bei Berufsbezeichungen auf eine weibliche Form weitgehend zu verzichten (Ist in einem Text an einer bestimmten Stelle dem Autor das Geschlecht bekannt, lässt sich für den Leser bis dahin aber noch nicht ableiten, werden durchaus noch weibliche Formen verwendet, wie etwa actess u. s. w.). Die über gesellschaftliche Konventionen gesteuerte "Fairness" hat in allen mir bekannten Sprachen ja dazu geführt, dass es ein ungeschriebenes Gesetz ist, bei Anreden von gemischten Gruppen immer die Frauen zuerst anzusprechen (liebe Kolleginnen, liebe Kollegen...), was im Übrigen von den Gendergerechten auffallend selten skandalisiert wird :Blauesauge: .

Unter dem von der modernen Gesellschaft als "fair" empfundenen Gesichtspunkt, hätte es eher zu einer Stärkung des sprachlichen Femininums geführt. Aber eben so funktionieren Sprachen weder in ihrer Ausgestaltung noch (was der ganz wesentliche Punkt ist) in ihrer kognitiven Verarbeitung in unserem Gehirn. Sie muss schnell und gut zu sprechen und noch schneller und das Gehirn am wenigsten beschäftigend verstanden werden. Punkt! Alles andere ist Mummenschanz. Darum haben sich Grundstrukturen gebildet, die das Hirn lernen kann und die es befähigen, sprachliche Informationen schnell und effizient zu verarbeiten, einzuordnen und vor allen Dingen nicht permanent jede Silbe immer wieder komplett neu bewerten und aufschlüsseln zu müssen, was hochgradig ineffizient wäre.

So funktioniert Sprachverstehen, so funktioniert unser Hören, so funktioniert unser Sehen. Unser Gehirn bewertet alles auf Basis von vorrangig in den ersten Lebensjahren gelernten Regeln und Mustern und legt alles, was wir über unsere Sinne aufnehmen an diese Muster und Regeln an, um nicht ständig aufs neue die ganze Welt von Grund auf interprtetieren zu müssen (So funktionieren übrigens auch die berühmten optischen Täuschungen).

Sprachen entwickeln sich somit in erster Linie auf dieser Ebene. Gerechtigkeit spielt da keine Rolle.

An dieser Kenntnis mangelt es in der Regel auch verlässlich denen, die meinen, Sprache auf der Ebene der Gerechtigkeit analysieren zu müssen. Sie verstehen nicht, wie Sprache vor allem auf der kognitiven Ebene im Hirn verarbeitet wird; wie unser Gehirn mit erlernten Mustern arbeitet, um in der Lage zu sein, aufgenommenes dann immerhin auch noch stets im aktuellen Kontext einordnen zu können. Das zeigt sehr exemplarisch ein alter feministischer Schenkelklopfer, der die Schädlichkeit des generischen Maskulinums aufzeigen soll:

Ein Mann und sein Sohn verunfallen mit dem Auto. Der Vater ist sofort tot, der Sohn kommt in die Notaufnahme einer Klinik. Das Klinikpersonal versichert, dass es dem Jungen bald wieder gut gehen wird, denn der behandelnde Arzt ist ein Experte auf seinem Gebiet. Als der Arzt kommt, sagt er jedoch: "Ich kann das Kind nicht behandeln, denn es ist mein Sohn."


Wie jetzt??? Schweigen im Raum. Keiner kommt auf die Idee, bis die stolze Feministin das Rätsel löst: Der Arzt ist die Mutter des Kindes. Und alle, die sich durch diese Manipulation auf die gerechtigkeitsanalytische Metaebene haben entführen lassen, sind perplex, wie sie nur die Sprache dazu verleitet hat, automatisch unter dem Arzt einen Mann zu verstehen und darum nicht auf die Idee haben kommen können, dass es die Mutter sein könnte.

Dabei zeigt die Geschichte aber genau das nicht, sondern eher, wie wenig die Erfinder solchen Unfugs über sogar die basalen Funktionen von Sprache wissen und wie präzise man tatsächlich mittels sprachlicher Grundregeln und -strukturen Informationen in Verbindung mit Kontext vermitteln kann. Und das alles auf vollkommen unterbewusster Ebene.

Der Grund, dass der Hörer nämlich bei dem Arzt an einen Mann dachte, liegt nicht in der Verwendung des generischen Maskulinums, sondern schlicht in seiner vollkommen falschen Verwendung. Der Kontext ist, dass dort jemand in eine Klinik kommt und das Personal vor Ort spricht von einem Arzt. Daraus leitet man ab: das Personal arbeitet dort, betitelt den Arzt gar als Experten, was nahe legt, dass sie ihn kennen. Und genau das führt dazu, dass man eben nicht von der Verwendung eines generischen Maskulinums ausgeht, welches nur Anwendung findet, wenn man von einer rein männlichen oder gemischtgeschlichtlichen Gruppe spricht oder von einer Einzelperson noch unbekannten Geschlechts. Man entnimmt dem Kontext, dass der grammatische Genus also bereits einen Rückschluss auf das biologische Geschlecht zulassen muss, weil das Klinikpersonal, das den Arzt kennt, eben gerade deshalb nicht über ihn im generische Maskulinum reden wird. Sie hätten bei korrekter Erzählung der Geschichte ganz klar von Anfang an von "Ärztin" und "Expertin" reden müssen. Alles andere ist schlicht falsch und kann entsprechend auch nicht kognitiv korrekt verarbeitet werden.

Ich denke dort entfaltet sich auch der Grundkonflikt zwischen denen, die Sprache eher als das sehen, was sie ist und denen, die sie ständig auf Basis kognitiv völlig ungeeigneter Kriterien zu analysieren versuchen. Und ja, Sprache entwickelt sich ständig, aber verlässlich auf der Ebene der Funktionalität und des Klanges, nicht auf der Ebene von gefühlter Gerechtigkeit.

Und bevor jemand mit dem Argument kommt " ja, aber wir sagen ja auch manche Worte nicht mehr, weil wir sie heute anders bewerten": Die Verwendung und Bewertung einzelner sinntragender Worte funktioniert anders. Da spielt sowohl beim Sender als auch beim Empfänger weit mehr Bewusstsein rein. Es ist schlicht etwas vollkommen anderes, als die Verwendung und das Verstehen von Grammatik, was ausschließlich auf der unterbewussten Ebene abläuft.

@ lichtpunkt

Solltest du hier noch einmal reinschauen: Ich finde, du hast hier super diskutiert und stark argumentiert.

Einzig bei deinem Fauxpas, Alice Schwarzer in die Genderecke zu stellen, musste ich zusammenzucken, weil ich dachte: "Au Backe, jetzt nehmen sie ihn auf Basis dessen auseinander". Aber zum Glück waren deine Diskussionsgegner diesbezüglich scheinbar auch nicht von großer Faktenkenntnis beleckt. Alice Schwarzer ist Vertreterin des Radikalfeminismus der zweiten Welle. Sie ist erklärte Gegnerin der aktuell gesellschaftlich, politisch und medial tonangebenden Feminismusströmungen (Gender und Intersektionalismus). Gab erst kürzlich einen Kolumnenbeef zwischen ihr und Judith Butler. War auf schräge Weise unterhaltsam. Ganze Armeen von Strohmännern, die man mit Unmengen an heißer Luft hinwegzublasen versuchte (auf beide Seiten bezogen).

Für Alice Schwarzer stellen diese Strömungen eine Verwässerung und Ablenkung von den ihrer Meinung nach wirklich wichtigen Themen dar. Und der Intersektionalismus ist ihr schon allein deshalb ein Dorn im Auge, weil die ideologieinhärente Opferolympiade unter anderem dazu geführt hat, dass von deren Vertretern Kopftuch und gar Burka als "feministische Kleidungsstücke" interpretiert werden, welche sie eben gerade (meines Erachtens tatsächlich zur Abwechslung zurecht) als Zeichen von Unterdrückung betrachtet. Darüber hinaus war schon immer ihre These, dass das Patriarchat den sogenannten Hauptwiderspruch darstellt durch dessen Überwindung sich alle "Nebenwidersprüche" (also alle anderen Formen von Diskriminierung und Unterdrückung) mit auflösen. Im Intersektionalismus sieht man all diese Formen alleinstehend und nur in einzelnen Personen verstärkend zusammenwirkend (Intersektion) auftreten können, was zwar tatsächlich ein Bisschen weniger lächerlich unterkomplex daher kommt, aber daran scheitert, dass die Anhänger dieser Ideologie zum einen Diskriminierungen immer sehr holzschnittartig betrachten und, vor der grundlegenden Fehlannahme, alles stets nur auf Basis von "Machtstrukturen" zu interpretieren, wobei natürlich sie festlegen, wer vermeintlich Macht hat, Diskriminierungen beständig nur als Einbahnstraßen betrachten, deren Richtung sie auch nie einer Revision unterziehen.
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Re: Kerbal Space Program: Entwickler ändern geschlechtlich festgelegtes Sprichwort ab und ernten Unmut

Beitrag von Usul »

billy coen 80 hat geschrieben: 20.10.2017 00:02Einzig bei deinem Fauxpas, Alice Schwarzer in die Genderecke zu stellen, musste ich zusammenzucken, weil ich dachte: "Au Backe, jetzt nehmen sie ihn auf Basis dessen auseinander". Aber zum Glück waren deine Diskussionsgegner diesbezüglich scheinbar auch nicht von großer Faktenkenntnis beleckt. Alice Schwarzer ist Vertreterin des Radikalfeminismus der zweiten Welle. Sie ist erklärte Gegnerin der aktuell gesellschaftlich, politisch und medial tonangebenden Feminismusströmungen (Gender und Intersektionalismus).
"Scheinbar" ist hier das passende Stichwort. Denn siehe hier:
eigentlichegal hat geschrieben: 16.10.2017 14:58Hättest du dir wirklich die Mühe gemacht mal zu lesen, was ich gepostet habe, dann wüsstest du, dass Alice Schwarzer in diesem Kontext eine scharfe Kritikerin der Genderstudies ist, weil ihrer Meinung nach das ganze den feministischen Gedanken mit Füßen tritt.
Also zumindest für eigentlichegal liegst du daneben. (Darauf wurde dann nicht mehr eingegangen, wenn ich es richtig überblicke.)

Für mich persönlich kann ich sagen, daß ich Alice Schwarzer nicht wirklich verfolge... von daher bin ich in der Tat relativ unbeleckt.
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