SPON über virtuelle Städte

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mr archer
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SPON über virtuelle Städte

Beitrag von mr archer »

Gestern gab es auf SPON das hier zu lesen:

http://www.spiegel.de/netzwelt/games/fa ... 23068.html

Schönes Thema, das der Artikel natürlich nur höchst unvollkommen anreißen kann (und teils auch zweifelhaft - Für Novigrad dürfte wohl eher Danzig Modell gestanden haben ...). Was denkt denn das Forum so? Habe natürlich auch Favoriten, wollte aber erst mal die Allgemeinheit zu Wort kommen lassen. Discuss!
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Wulgaru
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Re: SPON über virtuelle Städte

Beitrag von Wulgaru »

Ich finde interessant das die einprägsamsten Städte dann doch häufig Adaptionen zu sein scheinen bzw. zumindest viele in der Liste sind darunter und Syndicate/GTA adaptieren dann ja mehr oder weniger die Realität. Ich finde auch das Videospiele für sowas sehr schön geeignet sind. Egal wie wenig es zu tun tun gibt, macht es doch immer Spaß einen neuen Ort zu erkunden.

Allerdings muss ich auch sagen, wo ich bei Adaptionen war, es dann doch eher etwas ist was das hohe Budget bevorzugt, denn nur die können ja heute noch so eine richtig schöne Stadt bauen. Silent Hill wirkt nicht ohne Grund fast wie ein Ausreißer. Mir fehlt daher auch ein bisschen das ältere und das kleinere. ShenMue spiele ich ja gerade ist schon faszinierend oder Bastion könnte man erwähnen was einen Ort ganz anders zeig...ebenfalls etwas was so nur Games können.
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mr archer
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Re: SPON über virtuelle Städte

Beitrag von mr archer »

Ja, der Beitrag ist schon arg gegenwartsfokussiert. Einige fragten ja in den Kommentaren nach Monkey Island. Zumindest aus den 2000ern hätte es da schon einiges sein können. Ich denke an "Anachronox". Ich denke natürlich an die anonyme Stadt-Metapher in "Pathologic", an "You are empty", das im Shooter-Gewand stalinistische Architektur abfeiert. Natürlich an die Stadt des klassischen "Thief". Wo ist Pripjat aus "S.T.A.L.K.E.R." in der Liste? Noir York City aus Max Paine 1? Wenn es in die Neuzeit geht, denke ich auch an Bright Falls aus "Alan Wake". An die Stadtlandschaften von "Deus Ex: Human Revolution". Und sehr an Dunwall. "Dishonored" hat damals so gezielt alle meine Reizpunkte getriggert, das war schon pervers.
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zmonx
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Re: SPON über virtuelle Städte

Beitrag von zmonx »

Bald ist die ganze Welt, mit all ihren Städten digitalisiert :)

Und vllt sogar ihre Zukunftsversionen oder eine fiktive Version davon... ZB mal, Berlin, wie es im "3. Reich" unter Albert Speer ausgesehen hätte. Das wäre doch mal was... Imposante riesige Bauten, die alles überragen und extrem wuchtig wirken. Austob-Faktor 100% ^^

Seltsamerweise reizen mich diese real adaptierten Städte nicht so wirklich. Aber es muss schon ein komisches Gefühl sein, in seiner eigenen Stadt spielerisch unterwegs zu sein. Was dann ungefähr so aussehen muss...

Bild
http://imgur.com/gallery/7JOrYoG

Das New York aus "The Divison" fand ich noch sehr gut, aus neuster Zeit. The Witcher3 mit Velen + Novigrad hat aber dem Ganzen die Krone aufgesetzt. Da verliert man sich gerne. Ansonsten freue mich auch auf das neue FFXV. Da werde ich mich höchstwahrscheinlich auch drin verlieren... Mir gefallen aber auch so kleine Idyllen, wie in "Deadly Premonition". Diese interessante Kleinstadt hat vieles dazu beigetragen, dass das Spiel sehr unterhaltsam war. War fast wie Urlaub.

Auch schön, dass die Citadel aus "Mass Effekt" mit bei ist, obwohl die nicht besonders groß war, war sie sehr interessant und lebendig. Hat mir ebenfalls sehr gut gefallen.
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Stalkingwolf
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Re: SPON über virtuelle Städte

Beitrag von Stalkingwolf »

Die Witcherstädte sind zwar schick, aber doch kein Vergleich zu den Städten von GTA.
Lure of the Temptress hatte damals auch schon eine Stadt wo jeder NPC seinen eigenen Tagesrhythmus hatte.
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mr archer
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Re: SPON über virtuelle Städte

Beitrag von mr archer »

zmonx hat geschrieben:Mir gefallen aber auch so kleine Idyllen, wie in "Deadly Premonition". Diese interessante Kleinstadt hat vieles dazu beigetragen, dass das Spiel sehr unterhaltsam war. War fast wie Urlaub.
Schön, dass es hier Erwähnung findet! "Deadly Premonition" verlässt einen ja nie wieder so richtig, war man einmal dort.
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zmonx
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Re: SPON über virtuelle Städte

Beitrag von zmonx »

:) Ja, schön gesagt.

@Stalkingwolf, du hast sicher recht, aber ich wollte auch nicht vergleichen, sondern nur wiedergeben, wie mir die Stadt Novigrad und die Anbindung zum Land gefallen hat (Auch sehr interessant, der Querverweis zu Danzig!). Als ich da rein geritten bin, dachte ich, ich guck nicht richtig... Und je höher es ging, umso mehr hat sich das Stadtbild dazu verändert. War schon mit sehr viel Liebe zum Detail gemacht. Aber selbst so Sachen, die ich hier bei 4P auch gelesen habe, wie, dass sich die Vegetation ständig wiederholt und es dort eigentlich kaum Abwechslung gibt, sind berechtigte Kritikpunkte.

Um GTA hab ich immer einen Bogen gemacht und es liegt hier für die 360 immer noch zugeschweißt rum... Aber ich hab genug gesehen, um einschätzen zu können, dass du vermutlich recht hast :)
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oppenheimer
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Re: SPON über virtuelle Städte

Beitrag von oppenheimer »

Stalkingwolf hat geschrieben:Die Witcherstädte sind zwar schick, aber doch kein Vergleich zu den Städten von GTA.
Jau, gerade Los Santos in GTAV kann man gar nicht genug preisen. Die Detailverliebtheit nimmt dort vollkommen irrsinnige Ausmaße an. Man begegnet kaum einer Textur zwei mal. Entlegenste Hinterhöfe, die wahrscheinlich kaum einer je zu sehen bekommt, strotzen vor dekorativem Schnickschnack.
Dazu ist der Aufbau der Stadt auch absolut glaubwürdig. Man könnte da Urlaub machen. Bei Rockstar arbeiten scheinbar echte Städteplaner oder so.
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zmonx
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Re: SPON über virtuelle Städte

Beitrag von zmonx »

oppenheimer hat geschrieben:Dazu ist der Aufbau der Stadt auch absolut glaubwürdig. Man könnte da Urlaub machen. Bei Rockstar arbeiten scheinbar echte Städteplaner oder so.
Das kommt nicht von ungefähr, Los Santos ist eigentlich das "genaue" Abbild von Los Angeles, wenn ich mich jetzt nicht irre... Meine mal gehört zu haben, dass es aus rechtlichen Gründen nicht möglich war, es auch so zu nennen.

Edit:
Ne, das ist wohl nicht richtig. Jedenfalls hab ich nix, was das Belegen kann, gefunden... Außer ein paar Gebäude, die es ins Spiel geschafft haben. Sagen wir so, Los Angeles hat als Inspiration gedient ^^
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Kajetan
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Re: SPON über virtuelle Städte

Beitrag von Kajetan »

zmonx hat geschrieben: Ne, das ist wohl nicht richtig. Jedenfalls hab ich nix, was das Belegen kann, gefunden... Außer ein paar Gebäude, die es ins Spiel geschafft haben. Sagen wir so, Los Angeles hat als Inspiration gedient ^^
Und genau so wird bei Rockstar auch gearbeitet, das ist schon richtig so, was Du gesagt hast. Es wird eine Stadt ausgewählt, die für den nächsten Teil als Kulisse dienen soll. Dann wird ein Team mit Kameras ausgestattet, auf Reisen geschickt und fünfunddrölfzig Millionen Bilder und Videominuten später hat dann das Level- und Art Design-Team eine verdammt gute Vorstellung davon, wie GTA-City IV, V, VI usw. auszusehen hat. Man baut die Stadt nicht direkt nach, man baut sie auf Grundlage des Bildmaterials im geistigen Sinne nach.

Selbst die Leveldesigner von Dishonored und anderen "Fantasy"-Städten holen sich gerne Inspiration von realen Vorbildern und verfremden diese nur etwas. Für "Styx - Master of Shadows" haben meines Wissens viele Bilder von Gewölben und Kathedralen als Vorbild gedient, um die Level detailreich UND überzeugend wirken zu lassen. Für "Wheel of Time" hat man aber tatsächlich Architekten engagiert, die vor allem die Schloss- und Burgenlevel entworfen haben.

So als Faustregel kann man sagen, dass je überzeugender und "echter" eine fremde Architektur wirkt, umso mehr hat man sich von realen Vorbildern inspirieren lassen. Ich vermisse bei Spielen lediglich, dass man es GERADE mit den Mitteln, die moderne Engines bieten können, bislang keine überzeugenden Alien-Städte-Anlagen-Stationen-Gebäude gebaut hat. Oftmals werden einfach nur 08/15-Gänge mit "crazy" Texturen und krummen Details versehen, anstatt dass man sich die Mühe macht und mal ein paar gute SF-Romane liest, in denen Alienkulturen in sich logisch auch in Sachen Architektur aufgebaut werden. Da war teilweise Star Trek vor 20 Jahren weiter ...
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Wulgaru
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Re: SPON über virtuelle Städte

Beitrag von Wulgaru »

Ich würde aber auch sagen das Sachen wie Star Wars und Star Trek das Problem sind, vielleicht noch ein bisschen 2001. Denn SF sieht irgendwie immer ein bisschen so aus wie bei diesen Vorbildern. Gerade die Citadel ist ja ein sehr perfektes Beispiel dafür. Allerdings sollte man sich für meine Begriffe auch keine Illusionen machen das Alienstädte immer an irgendwas angelehnt sein werden, selbst wenn man explizit etwas anderes machen will.

Allein das Konzept von Wohn- und Funktionsgebäuden was eine Stadt nun einmal für die meisten von uns ausmacht, ist etwas was man jetzt nicht wirklich zwangsläufig so erwarten müsste bei ner Aliensiedlung. Aber ich denke das ist auch etwas was nicht nur Städte betrifft, sondern wieder ala Star Trek das Problem das viele Aliens dann ja doch nur Karikaturen von Menschen sind.

Nebenbei finde ich es übrigens spannend, das es fast immer nur große Städte sind die genannt werden. Diese riesigen Open World-Städte eben. Silent Hill und vor allem der werte Handlungsort aus Final Fantasy VII sind mehr oder weniger die einzigen "kleineren" Areale. Trotzdem sind sie nachhaltig in Erinnerung geblieben. Es scheint also nicht nur der gigantische Aufwand zu sein, der da den Reiz ausmacht sondern eher wie "echt" sich die Städte innerhalb der Spielewelt anfühlen.
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zmonx
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Re: SPON über virtuelle Städte

Beitrag von zmonx »

Kajetan hat geschrieben:Und genau so wird bei Rockstar auch gearbeitet, das ist schon richtig so, was Du gesagt hast. Es wird eine Stadt ausgewählt, die für den nächsten Teil als Kulisse dienen soll. Dann wird ein Team mit Kameras ausgestattet, auf Reisen geschickt und fünfunddrölfzig Millionen Bilder und Videominuten später hat dann das Level- und Art Design-Team eine verdammt gute Vorstellung davon, wie GTA-City IV, V, VI usw. auszusehen hat. Man baut die Stadt nicht direkt nach, man baut sie auf Grundlage des Bildmaterials im geistigen Sinne nach.
Danke, dass Du das noch mal bestätigst :)
Genau so, hatte ich das nämlich auch mal aufgeschnappt. Nur noch in der Annahme, dass sie sogar das Straßennetz etc mit übernommen hätten. Was aber wohl nicht der Fall ist... Bleibt aber trotzdem Wahnsinn, was die für einen Aufwand betreiben!

"Silent Hill" zähl ich ja auch zu den Idyllen :D
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Lord Hesketh-Fortescue
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Re: SPON über virtuelle Städte

Beitrag von Lord Hesketh-Fortescue »

Ui, ein schönes Thema habt ihr hier.

Ich kann hinter fast allem, was Archer in seinem zweiten Post hier nennt, einen großen Haken machen. Und auch vieles aus der SPON-Liste kann ich unterschreiben. Dunwall fand ich ebenfalls extrem beeindruckend, und zwar in Gänze. Aus Human Revolution ist Hengsha am meisten bei mir hängengeblieben, Hölle und Paradies in einem widerwärtig engen Stadtsandwich zusammengepresst, das kontrastreiche Bild geht schwer aus dem Kopf. Insbesondere Golem-City aus dem Nachfolger Mankind Divided muss in diesem Zusammenhang unbedingt noch als abschreckendes Beispiel einer Brutalo-Segregation erwähnt werden. „The City“ aus dem Thief-Umiversum gehört ohne Wenn und Aber in jede V-Städte-Auflistung! Zu Rapture muss man nicht viel sagen, die Stadt ist der eigentliche Star des ganzen Spiels, ein Kunstwerk in einem Kunstwerk. Columbia kommt vielleicht nicht ganz (?) dran, obwohl ebenfalls großartig designt. Wenn man Novigrad erwähnt, könnte man auch die Stadt Beauclair aus dem Addon Blood and Wine noch nennen. Die ist in ihrer megakitschigen, romantischen Überzeichnung nämlich einfach nur zucker und von der virtuellen Anordnung/Bauweise her absolut zum Niederknien.
Spoiler
Show
...und dann die großartige Antithese in Form der Düsterzeichnung nach dem Vampirmassaker...
Aus dem GTA-Franchise finde ich immer noch Vice-City am geilsten, in späteren GTA-Teilen fehlt mir doch zunehmend der in die Stadtarchitektur bereits eingeimpfte Anarcho-Faktor, den Vice City noch aus jeder Pore verströmt. Was nicht heißen soll, dass das Los Santos des 5. Teils einen nicht mit Masse und Klasse wegbläst.

Was mir ebenfalls noch in den Sinn kommt: Okriana aus Outcast (schlimmer Orientalismus ftw! War aber toll.). Rivet City aus Fallout 3 hat es irgendwie ebenfalls geschafft bei mir klebenzubleiben (eine Stadt auf einem riesigen gestrandeten Flugzeugträger findet man aber auch nicht alle Tage). Winterfeste aus Skyrim (Kälte, Kälte, Kälte...allein für die dargestellte Eisigkeit muss man die Designer loben. „Einsamkeit“ war im selben Titel ebenfalls ein ziemlich überwältigendes Panorama.). Auch schießt mir das Hinterhof-, Garagen- und Tunnel-NYC aus The Darkness in den Kopf. Dito beim düsteren LA aus Vampire The Masquerade: Bloodlines. Und nachdem ich noch schnell Khorinis aus Gothic 2 als Archetypen einer erdigen, „ehrlichen“ Mittelalter-CRPG-Stadt raushaue, mache ich an dieser Stelle mal den (willkürlichen) Cut. Ist auf alle Fälle ein beleuchtenswertes Thema, mich hat Architektur in Spielen, Level- und Städtedesign jedenfalls immer schon angezogen. Spiele, die das vernünftig hinbekommen, können bei mir praktisch nicht mehr verkacken.

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Kajetan
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Re: SPON über virtuelle Städte

Beitrag von Kajetan »

Lord Hesketh-Fortescue hat geschrieben:Ist auf alle Fälle ein beleuchtenswertes Thema, mich hat Architektur in Spielen, Level- und Städtedesign jedenfalls immer schon angezogen. Spiele, die das vernünftig hinbekommen, können bei mir praktisch nicht mehr verkacken.
Jopp. Deswegen verzeihe ich einem Dishonored auch fast alle Gameplay-Schnitzer :)

Generell mag ich Settings, die nicht nur cool aussehen, sondern die auch so gestaltet sind, dass man den Eindruck hat, dass da tatsächlich jemand wohnt. Im Leveldesign nennt man das "Believability". In Fallout 3 New Vegas findet man hinter oder vor den Häusern Ackerflächen und Gemüsebeete, weil die Menschen dort was essen müssen. In Fallout 3 findet man z.B. in und um Megaton ... nichts. Die Stadt an sich ist zwar witzig designed, aber sie existiert nur im luftleeren Raum ohne Bezug zur inneren Logik des Settings. ja, es gibt da diesen Supermarkt gleich um die Ecke ... aber da kauft mit Sicherheit NIEMAND ein. Auch bei Oblivion/Skyrim habe ich Probleme mir vorzustellen, dass da Menchen leben und nicht nur skriptgesteuerte NPCs ihre Routinen abspulen. Bethesda mag zwar tolle Sandkästen bauen können, ihr World Design ist aber nicht wirklich gelungen. Zuviel willkürlich in der Landschaft verteilte Setpieces, zu wenig "gewachsene" Strukturen, die halt so aussehen, weil sie zwangsläufig, gemäß der inneren Logik des Settings, so aussehen müssen.

Deswegen wird auch Rapture immer wieder genannt. Die meisten Spieler merken es vielleicht nicht bewusst, aber unbewusst nimmt man wahr, dass man sich nicht durch hübsche Kulissen, sondern durch eine Stadt bewegt, die, wenn es sie tatsächlich geben würde, so und nicht anders aussieht. Man kann sich vorstellen, wie die Menschen dort leben, wo sie arbeiten, wo sie wohnen, wo sie einkaufen, wo sie sich den Zeit vertreiben.

Und erst diese Glaubwürdigkeit macht aus einem schicken Art Design eine Welt, eine Stadt, die einem im Gedächtnis hängen bleibt.
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mr archer
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Re: SPON über virtuelle Städte

Beitrag von mr archer »

Ich möchte zart widersprechen. Wenn die Erzählung gut genug ist, funktionieren Städte auch lediglich als Metaphern. Beispiele wie Silent Hill wurden hier ja genannt. Es gibt eben auch im Videospiel zwischen den Polen "Diktatorisches Regietheater" und "Vor-Ort-Eskapismus" viele Schattierungen und gelungene wie misslungene Beispiele in jedem dieser Felder.

Das ist schön.
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