Guter und richtiger Kommentar. Die Sättigung an Krach-Bumm-Action und dem Michael-Bayschen Streben nach noch mehr Bombast fürht dazu, dass mich derlei Zerstörungsorgien und Adrenalin-Szenen eigentlich gar nicht mehr ergreifen. Das war mal anders, als dieses Zelebrieren noch in den Kinderschuhen steckte (zumindest in Videospielen, ich denke da an CoD MW 1 - die Atombombe.....). Heutzutage wirkt jedes neue Spiel aus der Kategorie "Action" wie ein Sequel zu dem ersten Teil eines Superhelden-Films: Es muss alles größer, lauter, schneller, es muss alles MEHR werden...
Als Inszenator eines solchen Spiels kann man seinem Publikum (ergo: dem Spieler) eigentlich gar nichts Schlimmeres antun als diesem Drang nach Steigerung zu entsprechen und zwar mit dem Ergebnis: Es wird beliebig, gewöhnlich, austauschbar. Da wo mich Action nicht mehr erreicht, ich nicht mehr fingernagelkauend vor der Sequenz sitze, mich nicht mehr Frage obs der Protagonist packt, da hat der Regisseur sein Ziel verfehlt. Da heißt es auch für mich als 31 Jähriger: Weniger ist mehr.
Wisst ihr, was mich an den heutigen Spielen am meisten fasziniert, mich am meisten mitreißt, mich am meisten leiden lässt? Die emotionalen, die ruhigen, die intensiven Momente.
Das waren
aus aktueller Sicht die Gespräche und die Aufdeckung der Geschichte des blutigen Barons bei "Witcher 3" im Buckelsumpf, das waren die Gespräche und die Musik bei "Banner Saga", das war das bloße Betreten von Schwarzweite bei "Skyrim", das war die Erkundung der Hebriden bei "Dear Esther", das war jede einzelne Sequenz in "The Walking Dead: Episode1".
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Nichts ist schlimmer als Gewöhnung. Das hebt das eigentlich als "besonders" geplante Event auf eine Ebene der Normalität. Benni Schmädig hat recht was Last of Us angeht: Das Mitleiden ob sies schaffen ist da viel intensiver als die bescheuerten Ballereien...Gleiches gilt für Alan Wake...
Mein Monolog sollte niemanden abschrecken, ich erkenne aber auch eine blöde Tendenz in Spielen, die gottseidank irgendwann wieder ins Gegenteil verkehrt wird und uns kleine, ruhige Spiele bescheren wird die einfach nur emotional packen. Die Tatsache, dass der Hauptheld eigentlich "invincible" ist, ist heutzutage so sicher wie das Amen in der Kirche. Das Überraschungsmoment und das Erkennen der Sterblichkeit (Game of Thrones, anyone?) ist es eben was Spannung, was Dramatik, was Storytelling ausmacht. Darauf freu ich mich wieder.
DAnke fürs Lesen
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