Nicht so, wie es einem oft die Populärwissenschaft glauben lassen möchte. Man darf eben nicht vergessen, dass Gene letztlich für Proteine kodieren. Es kodiert nur ein winzig kleiner Teil des gesamten Genoms letztendlich für Proteine. Der Rest sind repetitive DNA-Sequenzen, wie Satelliten-DNA, SINEs, LINEs etc. Durch Spleißen wird eine gewisse Vielfalt ermöglicht, die beispielsweise die Mannigfaltigkeit an Antikörpern erst möglich macht. Mit dem Wissen, dass Gene "nur" Bauanleitungen für Proteine sind, kannst du dir diese Frage vielleicht selbst beantworten. Oder eben auch nicht, dann bist du so weit wie viele andere.Abe81 hat geschrieben:@SpookyNookie, wenn das dein Beruf ist, dann lass doch mal hören. Wie übersetzt sich denn die menschliche Erbanlage in Verhalten, noch dazu geschlechterbezogen...?
Es ist extrem schwierig - eigentlich unmöglich - von 'einzelnen' Genen auf das Verhalten zu schließen. Es gibt kein "Aggressions"-Gen, genau so wenig wie es das lang angenommene "Großmutter-Neuron" gibt. Gene kodieren für Proteine. Diese Proteine inhibieren etwas, stimulieren etwas, oder aktivieren wieder andere Gene oder hemmen sie. Dieses Zusammenspiel funktioniert "von Anfang an", d. h. schon die zweieige Zygote regelt, transkribiert und translatiert wie auf Teufel komm raus. Von dieser molekularen Ebene auf Wesenheiten und Persönlichkeiten zu schließen, ist unmöglich. Was nicht heißt, dass es da keine Zusammenhänge gibt. Traurigerweise kommen die meisten Erkenntnisse in der Biologie daher, wenn Dinge schief laufen. Und beim Menschen kann eine Menge schief laufen. Es gibt bestimmte Krankheitsbilder, die auf Gendefekte zurückzuführen sind. Trisomie 21, bestimmt schon mal gehört. Kinder, die solche Gendefekte teilen, haben oft eine ähnliche Persönlichkeit. Das heißt aber nicht, dass eben das defekte Gen für genau diesen Wesenszug verantwortlich (bzw. nicht verantworlich) ist. Das Zusammenspiel der Erbanlagen ist daher so etwas wie ein chaotisches System.
Zur Geschlechtsspezifität kann ich sagen, dass dies biologisch gesehen (nicht psychologisch, also die ungemein wichtige Erziehung und Umfeld mal außen vorgelassen) zum größten Teil auf Sexualhormone zurückzuführen ist. Das Y-Chromosom trägt ziemlich viel Müll, außer einem sehr wichtigen Gen: SRY. Das ist nämlich essentiell für die Anlegung der Hoden. Fehlt zum Beispiel durch eine Mutation das SRY-Gen auf dem Y-Chromosom eines Mannes, so bilden sich keine Hoden aus, der Mann wird stattdessen eine sterile XY-Frau. Es entsteht (durch diesen einen Gen"fehler") eine XY-Frau, die sich in diesem Falle auch als eine solche ("normale" XX-Frau) verhält.
EDIT: Was das Thema Epigenetik angeht: Gene können auch dadurch reguliert werden, dass sie beispielsweise methyliert oder acetyliert werden. Dadurch werden die Histonkomplexe enger gepackt oder eben weniger. Es können sogar die Histone selbst modifiziert werden. Gerade in der Krebsforschung sehr interessant, denn da spielen Methylierungen und Acetylierungen von Genen eine wichtige Rolle. Mit "Persönlichkeit" hat das nix zu tun.