The Last Of Us Part 2: News-Talk: Der Story-Leak - was ist passiert?

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RumpelsRache
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Re: The Last Of Us Part 2: News-Talk: Der Story-Leak - was ist passiert?

Beitrag von RumpelsRache »

VaniKa hat geschrieben: 08.05.2020 14:18
RumpelsRache hat geschrieben: 08.05.2020 12:44Es geht nicht darum, dass ein Spiel eine lesbische Protagonistin hat, die niemandem was tun will, es geht darum, dass man so tut, als ob sich die Kritik an neomarxistischer Identitätspolitik darin erschöpfen würde, dass es lesbische Protagonistinnen in spielen gäbe. Die gibt und gab es schon länger. Was heute an konstruktivistischen Konzepten bezüglich Sexualität und Beratung gemacht wird, geht weit darüber hinaus und muss kritisierbar bleiben, ohne, dass man mit Ächtung bedroht wird.
Mir geht es einfach um die Lebensrealität von marginalisierten Gruppen. Im deutschen Alltag mögen die meisten davon nichts mitbekommen und denken: "Ich habe doch nichts gegen Schwule und kenne auch keinen, der etwas gegen sie hat, aber die ständige Hervorhebung ihrer Sexualität stört mich. Das machen Heterosexuelle doch auch nicht." Das mag man tatsächlich so wahrnehmen. Auch bei geschlechtlicher Gleichstellung werden viele meinen: "Frauen und Männer sind doch längst gleichberechtigt. Was wollen diese Feministinnen also noch? Es gibt doch gar kein Problem mehr." Wenn man das so empfindet, dann ist klar, warum man eine hervorgehobene Sichtbarkeit als unnötig und daher übertrieben und "politisch" einstuft.

Nur ist diese Empfindung da eben nicht korrekt. In Deutschland geht es noch vergleichsweise harmlos zu. Aber schaut man z.B. nach den USA, wo ja auch diese Themen weitgehend ihren Ursprung haben, sieht man, dass die Lage der marginalisierten Gruppen dort viel schlechter ist. Diskriminierung ist viel offener und extremer. Trans Frauen wird der Zugang zu öffentlichen Damentoiletten verweigert und besonders schwarze trans Frauen werden jedes Jahr im zweistelligen Bereich ermordet, in Brasilien im dreistelligen Bereich. Aber auch in Deutschland ist die Lage regional sehr unterschiedlich. Eine lesbische Freundin aus Bayern verheimlich ihre sexuelle Orientierung bis heute in ihrem Wohnort. Sie könnte sich nie vorstellen, mit einer Frau Händchen haltend durch den Ort zu gehen.

Und das ist eben die Ausgangslage, die es nötig macht, aktiv für Akzeptanz zu sorgen, wobei Sichtbarkeit und Aufklärung eine maßgebliche Rolle spielen. Wo es früher nur weiße heterosexuelle Protagonisten gab, zudem hauptsächlich Männer, wird daher ganz bewusst zu nichtweißen, nichtheterosexuellen oder nichtmännlichen Protagonisten gegriffen. Nicht nur, um für eine Normalisierung zu sorgen, sondern eben auch, weil es solche Menschen nun mal gibt und sie Teil der Gesellschaft sind. Vielleicht findet da für eine Weile eine gewisse Überrepräsentierung statt, weil jetzt alle wach werden und auf den Zug aufspringen, aber die ist eben auch nur so lange nötig, bis sich keine nennenswerte Anzahl an Menschen mehr darüber derart empört wie derzeit leider noch.

Es geht also nicht darum, dass sich jetzt Gruppen, die eigentlich keinerlei (gruppenbezogene) Probleme hätten, lediglich irgendwie profilierten und als neuen Maßstab darstellen wollten. Weder soll die heterosexuelle Liebe/Ehe, die Geschlechter Frau/Mann, die weiße Hautfarbe oder Männer irgendwie abgeschafft/benachteiligt werden. Es geht einfach nur darum, die gruppenbezogenen Nachteile aufzulösen, sodass ein lesbisches Paar genau so leicht eine Wohnung findet, eine trans Frau unbehelligt die Damentoilette nutzen kann oder jemand mehr als zwei Partner haben kann, ohne dass jemand das "böse", "pervers", "krank" oder "sündhaft" findet und daraus Diskriminierung folgt.

Übrigens: Ich habe persönlich auch nicht bei allem ein "gutes Gefühl". Manche Dinge rufen bei mir sogar ein starkes Unbehagen hervor. Allerdings lasse ich mich nicht von so einem Gefühl leiten, sondern versuche die betreffenden Menschen zu akzeptieren und ihr Handeln zu verstehen. Ich hätte auch gerne eine Welt, in der es manches nicht gäbe, das mich irgendwie verunsichert oder ängstigt. Aber ich leite daraus nicht das Recht ab, den Menschen, die das in mir auslösen, irgendeinen Vorwurf zu machen und gegen sie zu handeln. Ich sehe es vielmehr als mein eigenes persönliches Problem, damit zurecht zu kommen. Auch ich muss mich da an manches erst gewöhnen.

Aber auch interessant, wie unterschiedlich die Menschen dieses Thema eigentlich begreifen und worum es ihnen dann letztlich dabei geht. Mir geht es nicht um "neomarxistische Identitätspolitik", sondern darum, dass schlechter gestellte gesellschaftliche Gruppen nicht mehr schlechter gestellt sind. Das ist alles. Zu den Gruppen werden sie eigentlich erst durch die Diskriminierung, indem analysiert wird, was der Ursprung dieser ist. Die Nachteile sollten indes auf der Hand liegen. Wer z.B. beim Händchenhalten wegen selbigem mit dummen Sprüchen konfrontiert wird, erfährt einen Nachteil aufgrund des Händchenhaltens. Dabei ist dann letztlich auch egal, ob das einem heterosexuellen oder homosexuellen Paar passiert. Die dummen Sprüche sind unstrittig als nicht angemessenes Verhalten einzustufen. Es geht bei der Feststellung, dass es sich da vielleicht um ein lesbisches Paar handelt, lediglich darum, die Ursachen zu benennen, nicht aber darum, so zu tun, als wäre ein Verhalten nur bezogen auf so eine Gruppe ein Problem. Es geht also nicht um Sonderrechte oder Sonderbehandlung, sondern um Gleichbehandlung. Ein heterosexuelles Paar wird für die Tatsache, als Frau und Mann zusammen zu sein, nicht benachteiligt, also darf ein homosexuelles Paar auch nicht benachteiligt werden.

Und da das ja häufig auch unterstellt wird: Das, was die weißen, heterosexuellen, cissexuellen oder männlichen Personen tun, sollen sie gerne weiter tun. Bloß andere benachteiligen und marginalisieren sollen sie nicht mehr. Das brauchen sie auch in meinen Augen nicht für ihr persönliches Lebensglück. ;)

Ich mache für die aktuelle Brisanz dieser Thematik auch maßgeblich verantwortlich, dass die Thematik ganz anders eingestuft, und tatsächlich als Form irgendeiner Politik gesehen wird, bei der sich Interessensgruppen ellenbogenmäßig bekämpften. Und wie gesagt: Es ist möglicherweise auch beabsichtigt, diesen Eindruck zu erwecken, um die Validität der Ziele, wie ich sie verfolge, infrage zu stellen.

PS: Fix mal bitte deine Quote-Tags. ;)
Ich glaube dir gerne, dass es dir nicht "neomarxistische Identitätspolitik" geht. Nur ist dein Text, ob bewusst oder unbewusst, eine Aneinanderreihung neomarxistischer Talkingpoints. Hast du je wirklich untersucht, ob all die "Benachteiligungen" wirklich jenseits anekdotischer Evidenz nachweisbar sind? Könnte es nicht sein, dass du dich selbst gerne darin sonnst diese Dinge zu sagen und als Kämpferin für Gerechtigkeit dazustehen? Denn harte Evidenz wirst du mir nicht liefern können, "Benachteiligung" in Teilbereichen werde ich dir dagegen für alle Subgruppen nachweisen können. Im Neomarxismus geht es um Machtumverteilung und Entkategorisierung/Dekonstruktion. Nicht um Wahrheit. Ich habe Adorno, Marcuse oder Habermas gelsesen, habe den Positivismusstreit zwischen Popper und den Frankfurtern analysiert und mir meine eigene Meinung gebildet. Dagegen bin ich noch keinem einzigen begegnet, der Worte wie "cisssexuell" und "marginalisiiert" benutzt hat und sich gleichzeitig so wie ich sein eigenes Bild gemacht hat. Was du da beschreibst ist halt Zeitgeist. Das habt ihr euch nicht wissenschaftlich erarbeitet, es ist frei nach Gramsci einfach zur kulturellen Hegemonie geworden. Nichts für ungut...
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