Spielkultur: Philosophie und Spiel: Heraklit
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Re: Spielkultur: Philosophie und Spiel: Heraklit
Großes Kompliment an 4players. Schon allein der Ansatz ist echt lobenswert. Sollten die Besucherzahlen mal wegbrechen solltet ihr Kulturförderung beantragen und solche Themen abendfüllend gestalten.
Zum Thema Heraklit und dem "Spannungsfeld von Gegensätzen"- sofern mich meine 20 Jahre alte Erinnerung an das Studium da nicht täuscht, wäre hier noch erwähnenswert, dass man (wie bei Allem, was die alten Griechen so verzapft haben) diesen Denkansatz viel weiter auslegen muss, als es vielleicht auf den ersten Blick erscheint. Heraklit und die alten Griechen waren sich sehr bewusst darüber, dass die Wahrnehmbarkeit der Welt überhaupt erst auf Gegensätzen beruht. Weniger blumig ausgedrückt heisst das: ohne z.B. das Zusammenspiel von Licht und Schatten würden wir nichts sehen. Ist es stockdunkel, sehen wir nichts - ist es gleißend hell, sehen wir auch nichts. Das hat man schon sehr früh verstanden ohne den Aufbau des Auges zu kennen oder Kenntnis über Lichtwellen zu haben. Das Spannungsfeld von Gegensätzen ist im Prinzip durch den Begriff Dynamik beschrieben, der ja die "Bewegung" zwischen den Extremen beschreibt. "Alles fliesst" drück genau diese Erkenntnis aus. Erweitert man diesen Ausspruch noch um "Alles ist eins" hat man das Universum zu 99% verstanden
Hätte Jörg noch 2 Stunden Zeit gehabt, hätte er gerne darüber philosophieren können, wie nun die Dynamik auch immer Kern und Motor jedes Spielerlebnisses und jeder Unterhaltungsform ist. Im Spiel geht es immer um ein ausgewogenes Verhältnis von Spannung und Entspannung. Das kann man wunderbar bei unseren 4-beinigen Mitbewohnern beobachten. Gerade Hunde und Katzen lieben es, wenn sie durch Tempi-Wechsel gefordert werden und das ist nicht alles auf die Vorbereitung zum Leben in der Wildnis zurückzuführen. Vielmehr versuchen höher entwickelte Tiere genauso wie wir Menschen Langeweile zu vermeiden bzw. empfinden diese als Unannehmlichkeit. Das Spiel ist Spezies-übergreifend die Kraft, die der Langeweile entgegenwirkt.
Zum Thema Heraklit und dem "Spannungsfeld von Gegensätzen"- sofern mich meine 20 Jahre alte Erinnerung an das Studium da nicht täuscht, wäre hier noch erwähnenswert, dass man (wie bei Allem, was die alten Griechen so verzapft haben) diesen Denkansatz viel weiter auslegen muss, als es vielleicht auf den ersten Blick erscheint. Heraklit und die alten Griechen waren sich sehr bewusst darüber, dass die Wahrnehmbarkeit der Welt überhaupt erst auf Gegensätzen beruht. Weniger blumig ausgedrückt heisst das: ohne z.B. das Zusammenspiel von Licht und Schatten würden wir nichts sehen. Ist es stockdunkel, sehen wir nichts - ist es gleißend hell, sehen wir auch nichts. Das hat man schon sehr früh verstanden ohne den Aufbau des Auges zu kennen oder Kenntnis über Lichtwellen zu haben. Das Spannungsfeld von Gegensätzen ist im Prinzip durch den Begriff Dynamik beschrieben, der ja die "Bewegung" zwischen den Extremen beschreibt. "Alles fliesst" drück genau diese Erkenntnis aus. Erweitert man diesen Ausspruch noch um "Alles ist eins" hat man das Universum zu 99% verstanden
Hätte Jörg noch 2 Stunden Zeit gehabt, hätte er gerne darüber philosophieren können, wie nun die Dynamik auch immer Kern und Motor jedes Spielerlebnisses und jeder Unterhaltungsform ist. Im Spiel geht es immer um ein ausgewogenes Verhältnis von Spannung und Entspannung. Das kann man wunderbar bei unseren 4-beinigen Mitbewohnern beobachten. Gerade Hunde und Katzen lieben es, wenn sie durch Tempi-Wechsel gefordert werden und das ist nicht alles auf die Vorbereitung zum Leben in der Wildnis zurückzuführen. Vielmehr versuchen höher entwickelte Tiere genauso wie wir Menschen Langeweile zu vermeiden bzw. empfinden diese als Unannehmlichkeit. Das Spiel ist Spezies-übergreifend die Kraft, die der Langeweile entgegenwirkt.
- Imperator Palpatine
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Re: Spielkultur: Philosophie und Spiel: Heraklit
Da kann oder könnte es viele Aspekte geben. Zunächst einmal den Punkt des simplen " Wir " gegen " Sie ".BMTH93 hat geschrieben: ↑06.09.2019 05:52 Was ich mir für die nächste Folge wünsche, wäre der Versuch einer Analyse warum gerade Kriegsspiele (CoD, Battlefield, Rainbow Six, Medal of Honor usw) so beliebt sind? Weder will ich mich für einen Antirerror-Einsatz vorbereiten noch will ich elendig in einem Graben vor Verdun verrecken, aber trotzdem macht es Spaß in diese Rollen hineinzuschlüpfen
Dann die Mischung aus Taktik, Reaktion, Beobachtung etc.
Und all dies ist für einen Entwickler nicht nur relativ einfach umzusetzen, sondern jedem Spieler auch sehr schnell begreiflich. Sowohl was die Intention als auch die Mechaniken betrifft.
Zudem haben jene Spiele teilweise nur im Hintergrund einen realistischen Ansatz z.b als WW2 Shooter.
Das tatsächliche Handling einer Waffe z.B hat mit der Virtualität eines COD oder Battlefield ziemlich wenig zu tun.
Re: Spielkultur: Philosophie und Spiel: Heraklit
"Die schönste Harmonie entsteht durch Zusammenbringen der Gegensätze."
Könnte für mich ein Grundleitspruch des Game Designs sein. Komfort und Anstrengung. Biete beides, wenn du ein Spiel angenehm machen möchtest. Zu viel Komfort drückt den Spielspaß ("Zu einfach"), zu viel Anstrengung drückt den Spielspaß ("Zu schwer").
Ein Dialog, wie er bereits vorgeschlagen wurde, wäre vielleicht auch nicht schlecht. Dann verlange ich aber Couch und Wein für das perfekte Lesch-und-Vossenkuhl-Imitat.
Könnte für mich ein Grundleitspruch des Game Designs sein. Komfort und Anstrengung. Biete beides, wenn du ein Spiel angenehm machen möchtest. Zu viel Komfort drückt den Spielspaß ("Zu einfach"), zu viel Anstrengung drückt den Spielspaß ("Zu schwer").
Ein Dialog, wie er bereits vorgeschlagen wurde, wäre vielleicht auch nicht schlecht. Dann verlange ich aber Couch und Wein für das perfekte Lesch-und-Vossenkuhl-Imitat.
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Re: Spielkultur: Philosophie und Spiel: Heraklit
Meiner Meinung nach gibt es momentan Spiele, die fast ausschließlich aus Komfort bestehen. Alles wird einem vorgekaut, man braucht nicht mitzudenken - die GUI lässt alles Glitzern und bombardiert einen mit Questmarkern, intelligentem Navigationssystem, das selbst Affen befolgen könnten, und die Story ist oft nur noch sinnloses Beiwerk, damit man so tun kann als gäbe es eine Story. Sozusagen als Makulatur für die Beschäftigungsmaßnahme.
Sid Meier sagte mal, das ein Spiel eine Reihe von interessanten Entscheidungen ist. Das sehe ich leider bei nur noch wenigen Spielen. Die interessanten Entscheidungen sollten "schwer/schwierig/hart" sein, und alles, was eher nebensächlich ist, sollte optional bis zugänglich sein.
Wenn man bis zum Hals in der Scheiße steckt, sollte man nicht den Kopf hängen lassen.
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Re: Spielkultur: Philosophie und Spiel: Heraklit
"Die Zeit ein Kind, - ein Kind beim Brettspiel; ein Kind sitzt auf dem Throne." Heraklit, Fragment 52
Re: Spielkultur: Philosophie und Spiel: Heraklit
Ja, die gibt es. Wie auch viele andere Arten von Spielen. Weil die Auswahl immer größer wird, da sich die Spielewelt immer weiter entwickelt. Jetzt müssen sich nur noch die Spieler mitentwickeln und nicht auf dem Stand von vor 30 Jahren bleiben.Der Spieledoktor hat geschrieben: ↑07.09.2019 10:50Meiner Meinung nach gibt es momentan Spiele, die fast ausschließlich aus Komfort bestehen. Alles wird einem vorgekaut, man braucht nicht mitzudenken - die GUI lässt alles Glitzern und bombardiert einen mit Questmarkern, intelligentem Navigationssystem, das selbst Affen befolgen könnten, und die Story ist oft nur noch sinnloses Beiwerk, damit man so tun kann als gäbe es eine Story. Sozusagen als Makulatur für die Beschäftigungsmaßnahme.
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Re: Spielkultur: Philosophie und Spiel: Heraklit
Schweine fühlen sich wohler im Kot als in sauberem Wasser.
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wirklich gut
Hey Jörg,
finds schade, dass es unter Wortschubsern eher teilendes anstatt synergetisches gibt. Keiner gönnt dem Anderen seinen Erfolg, hinterrücks.
Ich finde dein Alleinstellungsmerkmal in der Gamesbranche spannend.
Du servierst eine stringente Konzeption. Bringst Inhalte auf den Punkt, ohne selbstverliebtes Geschwafel. Man merkt die zwei Herzen in deiner Brust.
Wieder mal gut. Weiter so.
Gil
finds schade, dass es unter Wortschubsern eher teilendes anstatt synergetisches gibt. Keiner gönnt dem Anderen seinen Erfolg, hinterrücks.
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Re: Spielkultur: Philosophie und Spiel: Heraklit
Als ich das geschrieben habe, musste ich etwas an WoW Classic denken, dass heute wohl immer noch gut ankommt, während die eigentliche Weiterentwicklung viele kalt lässt. Viele mögen die Ecken und Kanten, möchten nicht actiongeladen durch die Gebiete geschleust werden. Classic ist nach wie vor ein sehr zugängliches Spiel, aber es serviert eben einem nicht alles auf dem Silbertablett. Ich finde es ist ein gutes Beispiel.Doc Angelo hat geschrieben: ↑07.09.2019 10:50Meiner Meinung nach gibt es momentan Spiele, die fast ausschließlich aus Komfort bestehen. Alles wird einem vorgekaut, man braucht nicht mitzudenken - die GUI lässt alles Glitzern und bombardiert einen mit Questmarkern, intelligentem Navigationssystem, das selbst Affen befolgen könnten, und die Story ist oft nur noch sinnloses Beiwerk, damit man so tun kann als gäbe es eine Story. Sozusagen als Makulatur für die Beschäftigungsmaßnahme.
Sid Meier sagte mal, das ein Spiel eine Reihe von interessanten Entscheidungen ist. Das sehe ich leider bei nur noch wenigen Spielen. Die interessanten Entscheidungen sollten "schwer/schwierig/hart" sein, und alles, was eher nebensächlich ist, sollte optional bis zugänglich sein.
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Re: Spielkultur: Philosophie und Spiel: Heraklit
Ich hab beim Lesen auch an WoW Classic gedacht.Hamurator hat geschrieben: ↑08.09.2019 15:13 Als ich das geschrieben habe, musste ich etwas an WoW Classic denken, dass heute wohl immer noch gut ankommt, während die eigentliche Weiterentwicklung viele kalt lässt. Viele mögen die Ecken und Kanten, möchten nicht actiongeladen durch die Gebiete geschleust werden. Classic ist nach wie vor ein sehr zugängliches Spiel, aber es serviert eben einem nicht alles auf dem Silbertablett. Ich finde es ist ein gutes Beispiel.
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Re: wirklich gut
Sollte ich mich da angesprochen fühlen? Tue ich. Von "Wortschubser" zu "Sprachnazi" ist es ja nur ein kleiner Schritt. So ganz ohne abwertende Seitenhiebe kommst auch Du nicht aus. Ich habe, soweit ich mich erinnere, Jörg für diesen interessanten Beitrag gelobt, da weiß ich gar nicht, was sonst noch so verlangt wird.
Ja, ich bin ein Mensch, der sich für sprachliche Feinheiten interessiert. Ich weiß, daß ich damit, zumal in der Gamer-Gemeinde, eine Minderheit bin. Ich bin's übrigens auch unter Informatikern, die schreiben ständig "Java Entwickler", und ich halte die fehlenden Bindestriche in Komposita für eine Pest unserer Zeit. Es wird doch ständig von Diversität gefaselt, also wer weiß, vielleicht bin ich mit meiner Einstellung ja auch eine Bereicherung. Mich nervt dieses allgegenwärtige Sprachlarifari, also, dann gib mir doch auch mal das Recht auf eine Meinung, die Dich vielleicht nicht interessiert oder die Du nicht teilst.
LG,
Freya
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Re: wirklich gut
Ich denke er spricht von Joerg und sich, in ihrer Tätigkeit als Journalisten.Freya Nakamichi-47 hat geschrieben: ↑08.09.2019 17:58Sollte ich mich da angesprochen fühlen? Tue ich.
Die beiden haben möglicherweise eine gemeinsame Vergangenheit. So klingt das.
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Re: Spielkultur: Philosophie und Spiel: Heraklit
So, und noch was, damit es hier keine Mißverständnisse mehr gibt: Ich habe das Asperger-Syndrom, ähnlich wie Greta Thunberg, ich halte mich aber nicht für krank. Ich halte auch übrigens Greta nicht für krank. Muß ich mich wohl mal outen. Es ist besser für mich, damit ich mich nicht mehr verstecken muß, und auch besser für Euch, damit Ihr mich ein bißchen besser verstehen könnt. Ich möchte aber nicht als Kranker behandelt werden, denn ich halte Asperger gar nicht für eine Krankheit, sondern lediglich für eine andere Art, auf die Welt zu blicken. Bitte schont mich nicht, das will ich nicht; aber wenn manche Beiträge von mir etwas seltsam waren, dann mögen diese Zeilen als Erklärungshilfe dienen.
- sabienchen.banned
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Re: Spielkultur: Philosophie und Spiel: Heraklit
Willkommen im Klub.Freya Nakamichi-47 hat geschrieben: ↑08.09.2019 23:15 So, und noch was, damit es hier keine Mißverständnisse mehr gibt:
Kein Grund sich zu verstecken.
Und Missverständnisse wird es immer geben.
Man liest sich.
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- Freya Nakamichi-47
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Re: Spielkultur: Philosophie und Spiel: Heraklit
Danke für Dein Verständnis. Und wo wir schon dabei sind, möchte ich gleich noch mit einem weiteren Mißverständnis aufräumen, daß da lautet, daß Menschen aus dem Autismusspektrum nicht so gut zur Empathie fähig seien. Greta ist das lebende Gegenbeispiel, sie empfindet Empathie für die gesamte Menschheit. Und ich habe mich selbst auch nie als empathielos erlebt, in meiner Prosa habe ich, obwohl ich Informatiker bin, eher Emo geschrieben.sabienchen hat geschrieben: ↑09.09.2019 00:03Willkommen im Klub.Freya Nakamichi-47 hat geschrieben: ↑08.09.2019 23:15 So, und noch was, damit es hier keine Mißverständnisse mehr gibt:
Kein Grund sich zu verstecken.
Und Missverständnisse wird es immer geben.
Man liest sich.