Red Dead Redemption 2: Video-Kommentar: Rockstar entlarvt sich mit Leidenschaft

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black_shrimp
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Re: Red Dead Redemption 2: Video-Kommentar: Rockstar entlarvt sich mit Leidenschaft

Beitrag von black_shrimp »

Sorry, aber diese Mär von "ich kann äußere Umstände der Entstehung nicht berücksichtigen" ist meiner Meinung nach totaler Unsinn.

Wie ich kann ich etwas derart komplexes wie ein Game - das aus all den Anschauungen und Erfahrungen, den Freuden und den Leiden der vielen Menschen besteht, die daran gearbeitet haben - ungeachtet dieser Elemente beurteilen? Die Umstände sind am Ende sehr wohl Bestandteil des Spiels - auch wenn sich das schwer quantifizieren lässt - zu glauben sie hätten aber keinen Einfluss, ist naiv. Das ist ja das Absurde der Kreativbranchen: Solche Überstunden Schaden einem Werk oder zummindest beeinflussen sie stark die Art des Denkens während man arbeitet - das checkt nur leider kaum jemand.
Ja, es ist schwierig, das in eine Zahlenwertung einfließen zu lassen (so schwierig wie die Zahlenwertung an sich schon) - aber mann kann durchaus im Artikel und in der Wertungsbegründung darüber reden. Wenn ihr bei jedem AAA-Titel wenigstens einen kleinen Nebensatz zu den Arbeitsbedingungen abgeben würdet, würde das schon ein ganz anderes Bewusstsein dafür schaffen.

Genauso verhält es sich mit den gesellschaftlichen oder moralischen Inhalten. Das loszulösen vom Endprodukt ist Wahnsinn. Das TombRaider-Reboot beispielsweise wäre niemals ohne diese Komponente so erfolgreich geworden - da ist eine Weltanschauung Teil des Games - und das ist bei jedem kreativen Produkt so.

Es geht nicht darum sich politisch links oder rechts zu positionieren - aber eine gesellschaftliche Vogelstraußtaktik ist für jedes publizierende Medium eine Bankrotterklärung. Das schließt auch Gamingportale wie 4Players ein.
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muecke-the-lietz
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Re: Red Dead Redemption 2: Video-Kommentar: Rockstar entlarvt sich mit Leidenschaft

Beitrag von muecke-the-lietz »

Die 40 Stunden Woche für Kreative ist natürlich Käse, das wissen wir alle. Du bist ja nicht 365 Tage im Jahre 8 Stunden am Tag, bis auf an den Wochenenden, kreativ, und das auf Knopfdruck, und es gibt immer Phasen, wo es extrem wird, und Phasen wo es entspannt wird. Aber gerade in Kreativbranchen werden die Leute auch gerne ausgenutzt, weil sie ihre Sache eben oft gerne mit Leidenschaft machen, und ihre Tätigkeiten quasi Hobby und Beruf in einem sind. Sowas nimmt dann halt aber oft auch schnell perverse Züge an, wo man stellenweise für Hungerlöhne unfassbares vollbringen muss. Schön ist das nicht, aber es ist eben eine hart umkämpfte Branche, wo man auch oft mit ungelernten Leuten konkurriert, die das zum Teil noch für wesentlich weniger Geld anbieten, als jemand, der das 5 Jahre studiert und nen Masterabschluss hat.

Und ich denke auch, dass jemand, der als junger Mensch nicht mal nen Job hatte, wo er 60-80 Stunden die Woche gearbeitet hat, nicht wirklich gelebt hat. Für nen kurzen Zeitraum kann das sogar mal geil sein, gerade auch, weil man in den 20ern so eine Zeit hat, wo man eigentlich nur arbeiten, feiern und körperliche Liebe will, und die meisten Bekanntschaften unfassbar oberflächlich sind, aber das gerade zu diesem Zeitpunkt im Leben auch ok ist.

Nur macht man sowas nicht lange mit, und viele Firmen nutzen diesen Spirit natürlich auch gerne aus.

Aus heutiger Sicht frage ich mich manchmal, wieso ich das damals gemacht habe und wie ich das überhaupt geschafft habe. Heute kacke ich schon bei ner 50 Stunden Woche ab... :mrgreen:

Ich bewundere Leute, die diesen Lebensstil bis zur Rente durchziehen können, denn es gibt diese Leute. Aber sowas kann man halt nicht von jedem und vor allem nicht von seinen Angestellten verlangen, die womöglich ne ganz andere Lebenssituation und Lebenvorstellung haben.

Und Dan Houser tut in der Rede so, als hätten die Leute das freiwillig und mit Engagement mitgetragen, obwohl es am Ende existenzielle Gründe und Gruppenzwang sind, die hier überwiegend greifen. Wenn, dann sollte man da schon ehrlich zu stehen, und eben auch sagen, dass man das bedauert, aber dass das manchmal einfach nicht anders geht.

@black_shrimp

Wie meinst du das mit dem TR Reboot?
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neogil
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Re: Red Dead Redemption 2: Video-Kommentar: Rockstar entlarvt sich mit Leidenschaft

Beitrag von neogil »

Doc Angelo hat geschrieben: 18.10.2018 14:07
neogil hat geschrieben: 18.10.2018 13:28 Gamingindustrie ist wahre Leidenschaft und kostet die Zeit deines einzigen Lebens
Das klingt irgendwie so ein bisschen als hätte man das zu akzeptieren, das man sein Leben wegwerfen muss um seiner Leidenschaft zu folgen. Ein Gegenbeispiel ist Stardew Valley. Wer das Spiel (besonders das Intro) kennt und mal ein paar Sachen vom Entwickler gelesen hat, der weiß das Herzblut nicht immer immer mit Gewalt und heftigem Druck zum Vorschein kommen muss. Der hat zwar auch mal stellenweise bis zu 10 Stunden am Tag gearbeitet. Aber die Arbeit zu Hause fürs eigene Projekt ist etwas vollkommen anderes als in einem Großraumbüro zu sitzen wo gerade entschieden wurde, das Kuchen essen schlecht fürs Geschäft ist.
Natürlich hast du dies zu akzeptieren, aber es ist nicht menschenfreundlich und auch gesundheitsgefährdend. Einfach mal Augenringe bei Personen aus der Industrie beobachten, dazu das PR Smileygesicht. Ich zockte Stardew Valley über 50 Stunden und finde es toll. Ich sprach von Major, nicht von Independentstudios.

Ich hätte nicht 7 Tage die Woche für ein Unternehmen gearbeitet, aber für mich. War trotzdem, obwohl ich genug Redis hatte, irgendwann komplett durch und zog die Reißleine. Die Branche frisst dich auf und auch der Embargodruck...immer abliefern...dazu der Flashmob wenn de mal schwächelst...sollte man wissen. Nix für Nichtschwimmer und ich verlor die Lust am Gaming, da ich mit einer komplett anderen Intension an Spiele heranging.
Zuletzt geändert von neogil am 18.10.2018 15:02, insgesamt 1-mal geändert.
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black_shrimp
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Re: Red Dead Redemption 2: Video-Kommentar: Rockstar entlarvt sich mit Leidenschaft

Beitrag von black_shrimp »

muecke-the-lietz hat geschrieben: 18.10.2018 14:29 @black_shrimp

Wie meinst du das mit dem TR Reboot?
Das neue TombRaider (2013) musste zwangsläufig ein anderes Frauenbild repräsentieren. Und das hat es dann auch offensiv nach außen getragen.

Als Spieler, Zuschauer, von mir aus "Konsument", bin ich ja kein Schwamm, der einfach nur aufsaugt und glücklich ist. Ich verarbeite das was ich sehe, und gleiche es automatisch mit meinen Werten ab - und niemand ist Wertefrei.

Was das bedeutet: Wenn heute als TombRaider-Reboot etwas angekündigt worden wäre, wie das alte TR von 1996, würden es viele Leute nicht mehr spielen wollen, es hätte nen großen Presseshitstorm gegeben, weil eine Weltanschauung Teil des Spiels ist, über die wir uns mittlerweile hinwegzusetzen versuchen: Das Frauen dicke Titten haben müssen und die Kamera auf Arschhöhe sein soll.
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Re: Red Dead Redemption 2: Video-Kommentar: Rockstar entlarvt sich mit Leidenschaft

Beitrag von johndoe711686 »

Freya Nakamichi-47 hat geschrieben: 18.10.2018 13:45 Übrigens beherrsche ich mindestens 12 Programmiersprachen und 3 Fremdsprachen und eine tote Fremdsprache. Jetzt kommst Du! Und ich habe keinen Bock, 60 Stunden in der Woche zu arbeiten. Ich könnte das auch gar nicht.
Ich wusste nicht mal, dass es 12 davon gibt oder sind da auch ein paar Tote dabei? :Blauesauge:

Lass dich von dem nicht provozieren, sein Avatar passt vermutlich ganz gut. :roll:

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Je mehr du schreibst, desto mehr glaube ich du arbeitest in meiner Firma. :mrgreen:
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Allerdings, habe ich nie 60h Woche gearbeitet, auch in meiner Jugend nicht, aber finde es auch nicht wirklich schade. Ich mach auch mal Überstunden wenn ich was verbockt hab oder meine Zeit schlecht eingeteilt habe. Aber ich mach keine Überstunden, einfach nur weil man noch was anderes machen könnte, das gibt es immer, da müssen die Ressourcen eben besser verteilt werden. Bei mir sind Überstunden nicht die Norm und nicht erstrebenswert, sondern lediglich krasse Ausnahme.
Zuletzt geändert von johndoe711686 am 18.10.2018 15:02, insgesamt 1-mal geändert.
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neogil
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Re: Red Dead Redemption 2: Video-Kommentar: Rockstar entlarvt sich mit Leidenschaft

Beitrag von neogil »

Freya Nakamichi-47 hat geschrieben: 18.10.2018 13:45 > Gerade in der Werbung, Marketing, Finanzsektor (Börse) und oder Gamingindustrie sind 35 Stunden Wochen eine Vorstellung von Beamten. Da arbeiteste rund um die Uhr und nicht erst seit der Erfindung des Smartphones oder der Crunch Time. Das weiste im Vorfeld oder du bist Garp und wie er die Welt sah und es ist ja noch schlimmer.

Dann biste halt ein Workaholic. Nur weil Du Deine tollen 60 Stunden die Woche schrubben kannst und Deine Freunde wahrscheinlich nur aus Cocktail-Bars kennst, darfste nicht erwarten, daß andere Leute das auch können,

Übrigens beherrsche ich mindestens 12 Programmiersprachen und 3 Fremdsprachen und eine tote Fremdsprache. Jetzt kommst Du! Und ich habe keinen Bock, 60 Stunden in der Woche zu arbeiten. Ich könnte das auch gar nicht.
Ich war kein Workaholic. So ist jeder Unternehmer der in den Markt startet, ob Pommesbude oder Videospielseite. Du hast keinen Chef der dir eine monatliche Apanage bezahlt. Keine Werbeschalte...Arbeitsamt. Das ist die traurige Realität und wenn hinter dir kein Gönner, Company oder Mäzen steht, dann kannste nur 24/7 arbeiten um erstmal zu überleben. No cry, just fact.

Das was sich 4player erlaubt, ist in Deutschland einzigartig und wichtig. Früher wurde jedes Schimmelspiel hochgejazzt.

back to Selbständigkeit: Unique Clicks generieren, uniquen Inhalt anbieten, Werbung fürs Produkt schalten....

Deine Vorstellung eines Unternehmerlebens (Cocktailbars) ist ja sehr nett, ist aber nur eine Kopie eines Kollegah Videos. Außerdem sind Nerds selten Partybiester. Mir ging es nur darum aufzuzeigen, dass dieser enorme Druck selbstverständlich ist und wer den nicht will, geht halt als Verwaltungsfachangestellter aufs Amt.

Die Videospielszene is keine Hommiebase, die sich im Businessbereich der Gamescom den verspannten Nacken massieren lassen und dann bei den einzelnen Publishern ne Party feiern, oder auf exklusiven Events einfach nur fuffi im Club, zumindest wenn es dies gäbe, war ich nicht in diesem elitären Zirkel.

Ich rate sowieso jedem Spielefreak nicht beruflich dahin zu wechseln, könnte ein negativer Dosenöffner sein, da dort viel Schein vor Sein ist und buisness as usual läuft...
Zuletzt geändert von neogil am 18.10.2018 15:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Red Dead Redemption 2: Video-Kommentar: Rockstar entlarvt sich mit Leidenschaft

Beitrag von Ultima89 »

Kann schon sein, dass das an Rockstar`s Image kratzt. Auf die Einspielergebnisse des vermutlichen RDR2-Hits wird das wenig bis keinen Einfluss haben. Weil da der Spieler ähnlich wie der Tester nur das Spiel bewertet und nicht, wie es zustande kam. Wenn es gefällt, wirds eben gekauft.

Ich fande es trotzdem sehr gut, dass Jörg das Video gemacht hat und vor allem die Kommentare dazu von den Usern. Wenn man sich das alles durchließt, bekommt man einen ganz anderen Blick auf die Branche; das ist sehr informativ.
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cM0
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Re: Red Dead Redemption 2: Video-Kommentar: Rockstar entlarvt sich mit Leidenschaft

Beitrag von cM0 »

black_shrimp hat geschrieben: 18.10.2018 14:23 Wenn ihr bei jedem AAA-Titel wenigstens einen kleinen Nebensatz zu den Arbeitsbedingungen abgeben würdet, würde das schon ein ganz anderes Bewusstsein dafür schaffen.
Woher soll 4players diese Informationen denn haben? Solche "Leaks" wie hier bei RDR2 sind die Ausnahme, das heißt im Normalfall weiß man gar nichts über die Arbeitsbedingungen in einem Unternehmen. Auch in diesem Fall weiß man übrigens relativ wenig. Dafür bräuchte man belegbare Statistiken wie viel % der Mitarbeiter wie lang arbeiten, was es für einen Ausgleich gibt, ob die Mitarbeiter damit bis zu einem gewissen Maße einverstanden sind usw. Das kann man nicht in eine Wertung einfließen lassen und auch nicht in einem Nebensatz abhandeln, selbst wenn die Informationen vorliegen sollten.

Als Magazin / Redakteur muss man betrachten ob das Spiel das was es macht, gut macht. Man kann und sollte in News, Kommentaren oder Kolumnen darüber aufklären, so wie hier geschehen. Als Käufer ist das wiederum eine ganz andere Geschichte. Der kann aktiv entscheiden "das Spiel ist toll, aber was ich über die Umstände weiß, führt dazu dass ich das Spiel im Regal stehen lasse". Habe ich mit dem einen oder anderen Titel auch schon so gehandhabt, unabhängig der Wertung.
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Re: Red Dead Redemption 2: Video-Kommentar: Rockstar entlarvt sich mit Leidenschaft

Beitrag von muecke-the-lietz »

Ryan2k6 hat geschrieben: 18.10.2018 14:40
Freya Nakamichi-47 hat geschrieben: 18.10.2018 13:45 Übrigens beherrsche ich mindestens 12 Programmiersprachen und 3 Fremdsprachen und eine tote Fremdsprache. Jetzt kommst Du! Und ich habe keinen Bock, 60 Stunden in der Woche zu arbeiten. Ich könnte das auch gar nicht.
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IT. Bin aber ein Springer. Habe in meinen zwanzigern so ziemlich jeden Kram gemacht den es so gab und wo man Geld verdienen konnt, ob Marketing/Vertrieb, Unternehmensberatung und zeitweise aufm Bau weil ich Bock hatte auf körperliche Arbeit. Hing auch immer von dem Ort ab, wo ich gerade gewohnt habe. Aber jetzt, wo ich so langsam auf die Mitte 30 zugehe, habe ich endlich mal in einem "gemütlichen" Bürojob, wo Extreme selten sind, aber eben auch existieren. Nur halt sehr selten und nicht in dem Ausmaße von 100 Stunden Wochen.

Aber durch mein Hobby Musik habe ich halt auch noch zu einer ganz anderen Welt Kontakt, und arbeite da viel mit Kreativen zusammen. Da hast du einige richtig glückliche Leute, die einfach die Spitze des Seins erreicht haben, aber bei einigen Existenzen tun sich Abgründe auf. Gerade bei den freien Grafikern sieht das stellenweise echt düster aus. Die leisten unfassbares in unfassbar kurzer Zeit, für Geld, für das ich nicht wohl nicht mal aufstehen würde. Aber es ist eben ihr Leben und es besteht immer die Hoffnung, dass es irgendwann mal besser wird. Ja, und für solche Leute sind "Crunchtimes" beinahe an der Tagesordnung.

Ich bereue nichts, was ich gemacht habe, weiß aber auch, dass mir mein 20 jähriges Ich nicht immer sympathisch wäre.
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Re: Red Dead Redemption 2: Video-Kommentar: Rockstar entlarvt sich mit Leidenschaft

Beitrag von black_shrimp »

cM0 hat geschrieben: 18.10.2018 15:00
black_shrimp hat geschrieben: 18.10.2018 14:23 Wenn ihr bei jedem AAA-Titel wenigstens einen kleinen Nebensatz zu den Arbeitsbedingungen abgeben würdet, würde das schon ein ganz anderes Bewusstsein dafür schaffen.
Woher soll 4players diese Informationen denn haben? Solche "Leaks" wie hier bei RDR2 sind die Ausnahme, das heißt im Normalfall weiß man gar nichts über die Arbeitsbedingungen in einem Unternehmen. Auch in diesem Fall weiß man übrigens relativ wenig. Dafür bräuchte man belegbare Statistiken wie viel % der Mitarbeiter wie lang arbeiten, was es für einen Ausgleich gibt, ob die Mitarbeiter damit bis zu einem gewissen Maße einverstanden sind usw. Das kann man nicht in eine Wertung einfließen lassen und auch nicht in einem Nebensatz abhandeln, selbst wenn die Informationen vorliegen sollten.
Warum nicht? Warum weigert sich der Chefredakteur hier das zu machen? Wenn es sich lohnt, dafür einen ganzen Videokommentar zu produzieren, der mehrere Minuten lang ist, wieso lohnt es sich dann nicht, einen kleinen Absatz im Test dafür zu opfern? Für mich klingt das feige. Ja, es gibt keine Statistiken und genau das ist ja das Problem. Solange niemand aufsteht und was daran ändert oder wenigstens etwas einfordert, wird sich die Praxis und vor allem die Transparenz kein Stück ändern. Natürlich ist es bequemer einfach so weiter zu testen und mal 'nen extra Kommentar aufzumachen. Und sicherlich ist es schwierig, das gut und brauchbar in einem Test unterzubringen - aber sich kategorisch dem Versuch zu verschließen, das so zu thematisieren, finde ich schwierig.

Die meisten schieben die Verantwortung weit von sich, dabei ist das ja ein altbekanntes Problem der Branche und wir alle, Konsumenten, Arbeiter, Chefs oder Redakteure, tragen dafür eine Mitverantwortung und wissen darum.

Man muss sich ja nichts ausdenken und wo nichts vorliegt, liegt auch nichts vor. Du hast schon recht, das wird daher nicht bei jedem Spiel gehen.
cM0 hat geschrieben: 18.10.2018 15:00 Als Magazin / Redakteur muss man betrachten ob das Spiel das was es macht, gut macht. Man kann und sollte in News, Kommentaren oder Kolumnen darüber aufklären, so wie hier geschehen. Als Käufer ist das wiederum eine ganz andere Geschichte. Der kann aktiv entscheiden "das Spiel ist toll, aber was ich über die Umstände weiß, führt dazu dass ich das Spiel im Regal stehen lasse". Habe ich mit dem einen oder anderen Titel auch schon so gehandhabt, unabhängig der Wertung.
Wer sagt denn, was ein Magazin muss? Ich z.B. komme aus der Filmbranche, da ist es in hochwertigen Kritiken völlig üblich, diese Sachen zu thematisieren. Ja, Spiele sind ein jüngeres Medium, aber dieser Kindergarten der hier oft veranstaltet wird, nervt mich einfach. Ich weiß, dass es in anderen Medien auch geht - die Spielekritik hat nur einfach immer noch ein lächerlich niedriges Niveau und viel zu wenig Anspruch an sich selbst (zum Vergleich, Filmkritiken z.B. auf critic.de). Wenn man sich schon Journalist auf die Brust schreibt, egal ob da Spiele, Filme oder Politik vorne dran stehen, muss man sich solchen Problemen stellen.
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Re: Red Dead Redemption 2: Video-Kommentar: Rockstar entlarvt sich mit Leidenschaft

Beitrag von muecke-the-lietz »

black_shrimp hat geschrieben: 18.10.2018 15:17
cM0 hat geschrieben: 18.10.2018 15:00
black_shrimp hat geschrieben: 18.10.2018 14:23 Wenn ihr bei jedem AAA-Titel wenigstens einen kleinen Nebensatz zu den Arbeitsbedingungen abgeben würdet, würde das schon ein ganz anderes Bewusstsein dafür schaffen.
Woher soll 4players diese Informationen denn haben? Solche "Leaks" wie hier bei RDR2 sind die Ausnahme, das heißt im Normalfall weiß man gar nichts über die Arbeitsbedingungen in einem Unternehmen. Auch in diesem Fall weiß man übrigens relativ wenig. Dafür bräuchte man belegbare Statistiken wie viel % der Mitarbeiter wie lang arbeiten, was es für einen Ausgleich gibt, ob die Mitarbeiter damit bis zu einem gewissen Maße einverstanden sind usw. Das kann man nicht in eine Wertung einfließen lassen und auch nicht in einem Nebensatz abhandeln, selbst wenn die Informationen vorliegen sollten.
Warum nicht? Warum weigert sich der Chefredakteur hier das zu machen? Wenn es sich lohnt, dafür einen ganzen Videokommentar zu produzieren, der mehrere Minuten lang ist, wieso lohnt es sich dann nicht, einen kleinen Absatz im Test dafür zu opfern? Für mich klingt das feige. Ja, es gibt keine Statistiken und genau das ist ja das Problem. Solange niemand aufsteht und was daran ändert oder wenigstens etwas einfordert, wird sich die Praxis und vor allem die Transparenz kein Stück ändern. Natürlich ist es bequemer einfach so weiter zu testen und mal 'nen extra Kommentar aufzumachen. Und sicherlich ist es schwierig, das gut und brauchbar in einem Test unterzubringen - aber sich kategorisch dem Versuch zu verschließen, das so zu thematisieren, finde ich schwierig.

Die meisten schieben die Verantwortung weit von sich, dabei ist das ja ein altbekanntes Problem der Branche und wir alle, Konsumenten, Arbeiter, Chefs oder Redakteure, tragen dafür eine Mitverantwortung und wissen darum.

Man muss sich ja nichts ausdenken und wo nichts vorliegt, liegt auch nichts vor. Du hast schon recht, das wird daher nicht bei jedem Spiel gehen.
cM0 hat geschrieben: 18.10.2018 15:00 Als Magazin / Redakteur muss man betrachten ob das Spiel das was es macht, gut macht. Man kann und sollte in News, Kommentaren oder Kolumnen darüber aufklären, so wie hier geschehen. Als Käufer ist das wiederum eine ganz andere Geschichte. Der kann aktiv entscheiden "das Spiel ist toll, aber was ich über die Umstände weiß, führt dazu dass ich das Spiel im Regal stehen lasse". Habe ich mit dem einen oder anderen Titel auch schon so gehandhabt, unabhängig der Wertung.
Wer sagt denn, was ein Magazin muss? Ich z.B. komme aus der Filmbranche, da ist es in hochwertigen Kritiken völlig üblich, diese Sachen zu thematisieren. Ja, Spiele sind ein jüngeres Medium, aber dieser Kindergarten der hier oft veranstaltet wird, nervt mich einfach. Ich weiß, dass es in anderen Medien auch geht - die Spielekritik hat nur einfach immer noch ein lächerlich niedriges Niveau und viel zu wenig Anspruch an sich selbst (zum Vergleich, Filmkritiken z.B. auf critic.de). Wenn man sich schon Journalist auf die Brust schreibt, egal ob da Spiele, Filme oder Politik vorne dran stehen, muss man sich solchen Problemen stellen.
Was gerade 4p schon oft genug getan haben. Ob das nun in die Kritik direkt rein fließt, oder das ganze über einen Kommentar geschieht, ist dabei doch zweierlei.

Und ob Spielekritiken im Vergleich zu Filmkritiken unbedingt auf einem lächerlich niedrigen Niveau stattfinden, wage ich auch mal zu bezweifeln.
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cM0
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Re: Red Dead Redemption 2: Video-Kommentar: Rockstar entlarvt sich mit Leidenschaft

Beitrag von cM0 »

black_shrimp hat geschrieben: 18.10.2018 15:17 Warum nicht? Warum weigert sich der Chefredakteur hier das zu machen? Wenn es sich lohnt dafür einen ganzen Videokommentar zu produzieren, der mehrere Minuten lang ist, wieso lohnt es sich dann nicht, einen kleinen Absatz im Test dafür zu opfern? Für mich klingt das feige. Ja, es gibt keine Statistiken und genau das ist ja das Problem. Solange niemand aufsteht und was daran ändert oder wenigstens etwas einfordert, wird sich die Praxis und vor allem die Transparenz kein Stück ändern. Natürlich ist es bequemer einfach so weiter zu testen und mal 'nen extra Kommentar aufzumachen. Und sicherlich ist es schwierig, das gut und brauchbar in einem Test unterzubringen - aber sich kategorisch dem Versuch zu verschließen, das so zu thematisieren, finde ich schwierig.

Die meisten schieben die Verantwortung weit von sich, dabei ist das ja ein altbekanntes Problem der Branche und wir alle, Konsumenten, Arbeiter, Chefs oder Redakteure, tragen dafür eine Mitverantwortung und wissen darum.

Man muss sich ja nichts ausdenken und wo nichts vorliegt, liegt auch nichts vor. Du hast schon recht, das wird daher nicht bei jedem Spiel gehen.
Ich glaube "warum nicht" habe ich recht gut erklärt ;) Man hat in 99% der Fälle schlicht und ergreifend keine Informationen. Daran wird sich auch nichts ändern wenn man solche Sachen anprangern will. Der ein oder andere Entwickler könnte sagen "bei uns ist alles sauber, schaut euch diese Statistiken an". Belegbar ist das dann aber auch nicht wirklich. Die restlichen 98% werden diese Informationen einfach gar nicht rausgeben.
Der 2. Punkt ist, dass du das gern in einen kleinen Nebensatz verpackt hättest. Dafür ist das Thema aber viel zu groß.
Punkt 3 ist, dass es für mich keinen Einfluss auf den Spielspaß hat, daher in einer Wertung nichts zu suchen hat. Trotzdem boykottiere ich ein paar Spiele, weil mir die Mentalität der Entwickler nicht gefällt. Ein "schönes" Beispiel dafür ist das hier: http://www.4players.de/4players.php/spi ... ement.html
Da am besten den ursprünglichen Beitrag lesen und nicht nur das Update. Dieses Spiel bzw. Unternehmen möchte ich in keiner Weise unterstützen, denn Zahlungen die für die Hinterbliebenen eines an Krebs gestorbenen Mitarbeiters zum Teil in die eigene Tasche zu stecken, verurteile ich. Das hat aber nichts mit der Wertung zu tun, denn das Endprodukt scheint trotzdem gut zu sein.
black_shrimp hat geschrieben: 18.10.2018 15:17
cM0 hat geschrieben: 18.10.2018 15:00 Als Magazin / Redakteur muss man betrachten ob das Spiel das was es macht, gut macht. Man kann und sollte in News, Kommentaren oder Kolumnen darüber aufklären, so wie hier geschehen. Als Käufer ist das wiederum eine ganz andere Geschichte. Der kann aktiv entscheiden "das Spiel ist toll, aber was ich über die Umstände weiß, führt dazu dass ich das Spiel im Regal stehen lasse". Habe ich mit dem einen oder anderen Titel auch schon so gehandhabt, unabhängig der Wertung.
Wer sagt denn, was ein Magazin muss? Ich z.B. komme aus der Filmbranche, da ist es in hochwertigen Kritiken völlig üblich, diese Sachen zu thematisieren. Ja, Spiele sind ein jüngeres Medium, aber dieser Kindergarten der hier oft veranstaltet wird, nervt mich einfach. Ich weiß, dass es in anderen Medien auch geht - die Spielekritik hat nur einfach immer noch ein lächerlich niedriges Niveau und viel zu wenig Anspruch an sich selbst (zum Vergleich, Filmkritiken z.B. auf critic.de). Wenn man sich schon Journalist auf die Brust schreibt, egal ob da Spiele, Filme oder Politik vorne dran stehen, muss man sich solchen Problemen stellen.
Ich sage das ;) Das ist natürlich nur meine eigene Meinung und nicht allgemein gültig. Ich bezweifle übrigens nicht dass es die gibt, aber ich habe noch keine Kritiken zu Filmen gesehen, in denen die Arbeitsbedingungen für eine Änderung der Wertung verantwortlich waren. Wobei ich generell quasi nie Filmkritiken lese, heißt möglicherweise gibt es da draußen massig solche Kritiken und ich kenne sie nur nicht. Keine Ahnung.

Wenn du mir sagen kannst, wie man bei den meisten Spielen verlässlich an Informationen zu den Arbeitsbedingungen kommen kann, habe ich übrigens nichts gegen eine Erwähnung im Text. Ein Einfließen in die Wertung ist jedoch ein anderes Thema. Wenn es danach geht, müsste übrigens jedes Smartphone, das allermeiste an Pc Hardware und Co abgewertet werden. Ich lese solche Tests nun seit bestimmt 20 Jahren und etwas in die Richtung, habe ich da noch nie gesehen. Da es auf solchen Seiten aber News zu den Arbeitsbedingungen gibt, sehe ich ziemlich viele Parallelen zu dem Vorgehen von 4Players.
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Re: Red Dead Redemption 2: Video-Kommentar: Rockstar entlarvt sich mit Leidenschaft

Beitrag von CritsJumper »

Serious Lee hat geschrieben: 18.10.2018 10:16 Persönlich finde ich, R* hat so viel Kohle im Überfluss, dass man lieber Personal aufstocken sollte, als das vorhandene auszuquetschen. Ändert das was an meinem Qualitätsanspruch als Konsument? Nein. Ich habe immer eine Faszination für große, fortschrittliche Spiele gehabt.
Ich hab ja geschrieben das es in anderen Bereichen auch schon mal vor kommt und in Ausnahmesituationen schon mal passiert. Doch es stimmt natürlich, das ist eigentlich kein Hinnehmbarer Zustand, besonders für Unternehmen die über genügend Kapital verfügen.

Dann sollen sie einfach die Spiele weniger Perfekt machen. Doch das es auch ein Problem, jeder erwartet von einem Rockstar eine neue noch nie da gewesene Kathedrale die schöner und Größer ist als zuvor. Es sind halt diese Kleinen Weltwunder die unsere Entwicklung nun mal immer fortschrittlicher und Imposanter machen!

Aber im Grunde darf es nicht zu lasten dieser Menschen gehen. Man sollte, besonders wenn man das Geld hat, es dann über mehrere Jahre Kalkulieren oder versprechen das es doppelt so Umfangreich wird usw... oder auch mal doppelt so teuer werden darf. Oder sie führen Episoden ein die dann halt 70 Euro kosten für jedes Spiel a 30 Stunden Gameplay.

Doch ob der Konsument etwas ändern kann?

Wie denn? Es ist kein Demokratischer Prozess, die Herstellungs-Methoden sind Intransparent, es gibt keine Externen Kontrollen oder Gütesiegel für Videospiele und oder deren Arbeitsbedingungen. Zudem fließt das Geld halt nicht in einen Fond, auch noch an die Arbeiter sondern landet bei Rockstar, nach Erstellung. Die Entwickler werden nur ein mal entlohnt, nicht aber auf Dauer.. mit jedem Verkauf über Jahre hinweg. Das finde ich ist der eigentliche Skandal..

Es werden ja noch nicht mal verschiedene DRM-Versionen angeboten.
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Re: Red Dead Redemption 2: Video-Kommentar: Rockstar entlarvt sich mit Leidenschaft

Beitrag von johndoe711686 »

60h Woche sind ne Ausnahmesituation, 100h sind totales Missmanagement oder Gewinnmaximierung durch Weigerung mehr Personal einzustellen.

Vorallem, wenn es nur einzelne Mitarbeiter betroffen hat, warum haben sie dann nicht aus 1x 100h 2x50h gemacht? Entweder hätte es dann ne Woche Verzögerung gegeben oder einfach auf einen zweiten Mitarbeiter aufgeteilt. Beides besser, als die gewählte Variante.
Doc Angelo
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Re: Red Dead Redemption 2: Video-Kommentar: Rockstar entlarvt sich mit Leidenschaft

Beitrag von Doc Angelo »

neogil hat geschrieben: 18.10.2018 14:36 [...]
Kann dir da irgendwie nicht folgen. Du redest zum einen sehr abfällig über die Branche. Trotzdem klingt es so ein bisschen wie Elends-Ästhetik wenn Du davon sprichst, wie hart Du es selbst hattest. Und es klingt auch ein wenig so, als würdest Du die Situation verteidigen, wenn Du sagst: "Ist halt so, das muss jeder akzeptieren".

Ne. Man muss das nicht akzeptieren. Für mich ist das kein Standpunkt. Das ist nur die Rezitation des Status Quo mit ner dickem Schicht Pathos.
Wenn man bis zum Hals in der Scheiße steckt, sollte man nicht den Kopf hängen lassen.
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