Der Chris hat geschrieben: ↑09.07.2020 11:10Eines der größten Probleme, das solche großen Story-Spiele in meinen Augen haben, ist dem Trend unterworfen zu sein. Und Dinge die sich auf Trends bzw. "Mode" berufen, altern für gewöhnlich sehr schlecht. Dieser Alterungsprozess setzt mMn schon bei manchen dieser Spiele ein.
Generell: Die Sache mit dem "Trend" passt auf
alles bei Videospielen - und genauso bei Filmen, Büchern, und so weiter.
Nach dem Erfolg von Harry Potter wurden Teenie-Magie-Bücher Trend, ein Thema, dass es vor 40 Jahren so gut wie gar nicht gab. Geh heute nach Thalia, da gibt es ganze Abteilungen für "Bücher, die so sind wie Harry Potter" (siehe z.B. die durchaus erfolgreichen Edelstein-Bücher, Smaragdgrün/Rubinrot/Saphirblau).
In den 50ern und 60ern war Sci Fi im Kino nicht wirklich zu sehen (bis auf sporadische Ausnahmen). Dann kam Star Wars, und Sci Fi Kinofilme schossen wie Pilze aus dem Boden. Star Trek musste ins Kino, Krieg der Eispiraten, ach was soll ich überhaupt anfangen.
Der Erfolg von Pacman zog zahllose Klone nach sich.
Dann der Siegeszug der Jump'n'Runs (nach denen heutzutage kein Hahn mehr kräht, außer es steht Mario drauf) und Tetrisse (Columns, Puyo Puyo, Bubble Bobble...). Heute kauft sich kein Mensch mehr solche Puzzlespiele für Konsole.
Auf einmal waren Weltraumsims
der Shit. Star Wars TIE Fighter, X-Wing, Wing Commander, Freelancer, Freespace. Das waren Garanten für Erfolg.
Bis sie aus der Mode kamen.
Oooh und plötzlich die Ego-Shooter, die in den späten 2000ern das waren, was in den frühen 1990ern die Jump'n'Runs waren. Auch da innerhalb des Genres Mode-Erscheinungen. Mit Medal of Honor gings mehr oder weniger los, dass alles 2. Weltkrieg sein musste. Battlefield, Call of Duty, Wolfenstein. Vietnam war ein kurzer Abstecher, hat nicht gezogen. Dann schob es sich in die Gegenwart, Battlefield 2, Modern Warfare, das neue Medal of Honor (wo sich kein Mensch für interessierte, zugegebenermaßen) - danach immer weiter in die Zukunft.
Selbstverständlich sind 3rd Person Story-Shooter eine Modeerscheinung. Aber das kannst du ALLEM vorwerfen!
Oder wo bleibt die Renaissance-Cembalo-Musik?
Nachtrag:
Der Chris hat geschrieben: ↑09.07.2020 11:10
Ich merk aber an mir selber, dass ich dann auch teilweise sehr unterschiedlich zu anderen Leuten bin, die dann sagen "manchmal will ich keine Herausforderung, manchmal will ich einfach nur das Hirn ausschalten und eine Storyerfahrung haben".
Der Segen der heutigen Zeit ist ja, dass wir eine schier unendliche Auswahl haben, und selbstverständlich hat jeder so seine Vorlieben - bei mir ist es zumindest so, dass, obwohl meine Vorlieben
sehr breit gefächert sind, mir (hmm, vielleicht gerade deswegen) Abwechslung schon recht wichtig ist. Über Jahre hinweg täglich 8 Stunden WoW spielen, das wäre für mich völlig undenkbar.
Wenn ich ein Soulsborne-Spiel beendet habe, verlangt es mich nach etwas völlig anderem. Wenn ich ein Quantic Dreams Spiel fertig hab, dann will ich vielleicht Fifa spielen, oder hab Lust auf GTA Online.
Aber wie sich Trends ändern, ändern sich mit der Zeit auch die eigenen Vorlieben. Hab ich mich zu 16 Bit Zeiten immer tierisch auf das neue Sonic gefreut, habe ich heutzutage
niemals das Gefühl "boah, jetzt hätt ich Bock auf ein neues Jump'n'Run".
Nachtrag 2: Ich würde The Last of Us, gerade Teil 2, nicht mit dem üblichen Popcorn-Kino wie Avengers, Jurassic World oder Transformers vergleichen, da diese dann doch immer nach dem Schema F ablaufen und am Ende mehr oder weniger ein Happy End stehen muss. Solche Filme dürfen den Konsumenten nicht mit einem schlechten Gefühl entlassen.
Siehe die neuen Star Wars Filme: Nach Episode 7 war der allergrößte Teil noch begeistert. Die Leute sind massenweise mehrfach ins Kino gegangen, haben ihn sich wieder und wieder angesehen. Die Heimverkäufe gingen weg wie geschnitten Brot, die Fans haben sich auf den Spinoff Rogue One gefreut, sind wieder massenweise rein.
The Last Jedi ließ die Fans jedoch mit einem schlechten Gefühl zurück. Plötzlich fiel weg, dass die Leute den Film noch ein zweites oder drittes Mal mit den Kumpels, mit den Schwiegereltern, mit den Kommilitonen sehen mussten. Der anschließende Spinoff Solo war ein Flop, Merchandising hat sich miserabel verkauft.
Andere Situation hier bei Avengers: Infinity War. Obwohl
der Film mit einem brutalen, krassen Gegenteil eines Happy Ends abschloss und somit den Zuschauern ein mulmiges Gefühl gab,
so blieb selbstverständlich die Hoffnung, dass sich alles zum Guten wenden würde - und das Gefühl, gerade eben einen hervorragenden Film gesehen zu haben (von allen Marvel Filmen dürfte IW bis heute der stärkste sein).
The Last of Us 2, nun ...
das Spiel ist anspruchsvoll in der Hinsicht, als dass es jede Menge negative Gefühle verursacht/verursachen will, und das über eine Spielzeit von mindestens 30 Stunden. Das kann verdammt anstrengend sein, und riskant in der Hinsicht, dass die Spieler jederzeit Gefahr laufen zu sagen "das halte ich nicht aus, das kann ich mir nicht weiter geben". Nicht, weil das Spiel schlecht ist, sondern weil der Spieler es in der Kunstform Videospiele nicht gewöhnt ist, soetwas ertragen zu müssen. Deswegen ist The Last of Us 2 kein Avengers/Transformers/James Bond/The Rock Funmovie #14.