Billy_Bob_bean hat geschrieben: ↑31.03.2017 20:22
Aber dieses Spielprinzip... das nur auf Inventarmanagement, grinden und Ausweichrolle beruht, kann ich einfach nicht haben. Musste nach einiger Zeit in Demons Souls abbrechen.
Was du mit Inventarmanagement so explizit meinst kann ich mir nicht vorstellen, aber gegrindet habe ich nie, in keinem einzigen SoulsBorne-Teil und gerade in Demon's Souls habe ich einen Ritter in schwerer Rüstung gespielt und die Ausweichrolle niemals benutzt, weil er sich dann erst wieder gefühlt eine Minute lang mühsam hochstemmen musste - das war bevor eine (englische) Demon's Souls-Wiki existiert hat und ich wusste dass man auch mit schwerer Rüstung rollen kann wenn man seine Attribute entsprechend levelt.
Kurz: Was du schreibst ist schlicht falsch. Mag sein dass du es so gespielt hast, aber darauf beruht das Spielprinzip keineswegs, denn es funktioniert komplett ohne diese beiden Aspekte. Inventarmanagement bei einem RPG als Negativpunkt aufzuführen .. naja.
Ansonsten, was das eigentliche Thema angeht: Ich bin seit Demon's Souls dabei und hab mir das damals importiert. Wusste überhaupt nichts drüber weil ich es nur vom Hörensagen kannte, und da es mir auch nichts erklärt hat war mein Ritter vollkommen falsch geskilled und ich habe das ganze Spiel ohne verbesserte Ausrüstung durchgespielt weil ich überhaupt keine Ahnung hatte wie man das eigentlich macht. Und das zählt bis heute zu den extremsten Spielerlebnissen die ich je hatte, in über 25 Jahren Videospiele. Ich musste mich immer richtig zwingen das Spiel zu starten und weiter zu spielen, konnte aber den Controller auch nie aus der Hand legen und Aufhören wenn es dann erstmal lief.
Dark Souls hab' ich dann damals vorbestellt und in der Woche vor Release Demon's Souls nochmal von Vorne angefangen. Dieses Mal hatte ich den Run vorab geplant, wann ich wo die Welttendenz wie verschieben wollte um bestimmte Wege frei zu machen und bestimmte Waffen zu bekommen, welche Skillpunkte ich wann in welchem Attribut verteile und in welcher Reihenfolge ich die Levels angehe - und bin nach rund 20 Stunden durch gewesen und nur 7 Mal gestorben. Da hat es dann so richtig "klick" gemacht und ich hatte das Spielprinzip verstanden.
Freitags war ich durch, Samstags brachte der Postbote dann Dark Souls, die Edition mit dem Artbook.
Das hab ich dann so intensiv gespielt, dass ich nachts davon geträumt habe wie ich bestimmte Passagen mit denen ich Schwierigkeiten hatte lösen könnte - und hab mich dann auch tagsüber daran erinnert und das umgesetzt. Das Spiel hat sich richtig in mein Unterbewusstsein gefressen und in der Folge habe ich es dann mehrmals durchgespielt und hunderte Stunden drin verbracht - bis heute für mich eins der besten Spiele aller Zeiten.
Seitdem hab' ich alles verschlungen auf dem Souls oder Bloodborne stand und jede Minute genossen.
Was mir am Besten gefällt ist dass diese Spiele richtige, waschechte
Videospiele sind. Keine interaktiven Filme, die versuchen einem Charaktere und Geschichten auf B- oder C-Movie-Niveau als total spannend und interessant zu verkaufen. Keine "Press X to win"-Autopiloten bei Bosskämpfen, keine langen Zwischensequenzen in denen klischeetriefende Charaktere amateurhaft geschriebene Dialoge sülzen.
Sondern eine schiere Masse an Spielmechaniken und -regeln, die nicht nur untereinander eng verzahnt sind und sich allesamt gegenseitig beeinflussen, sondern das Kunststück hinbekommen auch noch mit der Welt und ihrer Geschichte verknüpft zu sein.
Hier zählt in jeder Spielminute nur das was man selbst als Spieler macht. Man wird jederzeit mit interessanten Entscheidungen konfrontiert. Egal ob man sich im Kampf entscheidet wie man jetzt angreift oder ob man plant wie man die nächsten Skillpunkte verteilt; oder ob man sich überlegt wohin man zuerst gehen möchte. Es wird mir nichts vorgekaut oder abgenommen, jeder Bonus den ich bekommen kann hat auch immer einen Tradeoff, etwas was ich dafür aufgeben muss und dadurch fühle ich als Spieler mich jederzeit ernst genommen und vor allem respektiert das Spiel meine Intelligenz als Spieler. Das ist eine sehr klassische Herangehensweise aus der Zeit der 8- und 16-Bit-Ära und der Zeit davor, die zum Zeitpunkt als Dark Souls erschien fast ausgestorben war und glücklicherweise seitdem vor allem im Indiebereich zurückgekommen ist. Weit entfernt von Questen, Kompassnadeln und durch Wände sichtbaren Markern wird hier meine Beobachtungsgabe und Aufmerksamkeit gefordert und die Fähigkeit, über das soeben Erlebte zu reflektieren und zu analysieren wie ich es beim nächsten Anlauf besser machen kann.
Dazu kommt das komplexe Kampfsystem, bei dem ich jederzeit auf viele Parameter achten muss. Ich muss im Hinterkopf behalten wie die Umgebung in meinem toten Winkel aussieht, damit ich nicht einfach hinterrücks in irgendein Loch falle. Ich muss mir Gedanken machen wo ich kämpfen will, damit ich mit meinen Waffen überhaupt ausholen kann, muss die Ausdauer und das Timing meiner Angriffe dem Rhythmus des Kampfes anpassen und habe immer wieder mal Momente bei denen ich kurz denke "Ui, Glück gehabt!", mich dann aber sofort wieder konzentrieren muss weil der Kampf nicht zuende ist und immer noch meine Aufmerksamkeit verlangt.
Hier geht es ausnahmsweise mal wieder wirklich um den "Spiel"-Teil im Wort "Videospiel".
Ich könnte stundenlang so weitermachen, aber stattdessen schließe ich mich einfach Jörg an und bedanke mich für diese fantastische Spieleserie, die mich als Spieler geprägt hat wie kaum eine andere.