@Oberdepp:
Das Problem an Japan ist, dass die zwar nett zu Touristen sind, aber Ausländer, die länger in Japan leben wollen (..) doch sehr abstoßen.
Das "Gaijin"-Problem ist tatsächlich im gewissem Maße problematisch. Doch dies ist in der ostasiatischen Kultur integriert und weniger ein Japan-spezifisches Problem. In Korea und China finden sich solche Distanzierungen ebenfalls
.
In Deutschland wird die indivuelle Verwirklichkung praktiziert, in Japan eher die Kollektive.
Sehr gut auf den Punkt gebracht. Die Gruppe, bzw. die Familie, gilt in Japan wesentlich mehr als das Individuum. Dies spiegelt sich in den Rollenspielen wieder, bei dem die "Party", wie auch die Geschichte um dieser, oftmals religiöse und auch soziale Ebenen beinhalten.
Ihr träumt von in Japan leben? Glaubt mir, nach zwei Wochen sind die Japaner euch gegenüber alles andere als nett. (..)
Welche "Japaner" ? Die "bayrischen" Ur-Japaner ? Die "Berliner" Stadt-Japaner oder doch die Fischer, also die "Hamburger"-Japaner ?
Sie mögen es nicht, dass Ausländer sich in deren Gesellschaft eindringt. Sie sehen das als Angriff ihrer Gesellschaft gegenüber an.
Dies kommt darauf an, wie man sich anstellt. In den meissten Fällen gilt der Gaijin tatsächlich als "Eindringling". Die Japaner denken, dass ihre Sprache und die Kultur so unheimlich schwer sind, dass man sie im Westen wohl nie beherrschen wird. Und in den meissten Fällen stimmt dies sogar
Doch die soziale Struktur kann man - zumindest in den Großstädten - wie eine Zwiebelschicht vergleichen. Mit viel Gedult und Fleiß, kommt man Schicht für Schicht tiefer in die "Szene". Dies allerdings geht wahrhaftig nicht innerhalb von 4 Wochen. Um "richtige" Kontakte zu knüpfen, muss schon ein Uni-Austauschprogramm her, komplett mit interkulturellem Programm oder gar Gast-WC ... äh ... Gast-WG. Ohne Vitamin C wird man zu 99% nur die äußeren Schichten zu sehen bekommen.
Durch diese Problematik kann man Japan tatsächlich als "zugeknöpft" bezeichnen. Doch es ist weniger ein aktiver "Angriff" auf die Kultur von Außen, sondern eher ein Abstandshalter vor den passiven "unwissenden" Gaijins.
Auch ist der gesellschaftliche Druck in Japan enorm und mit nichts in der Welt zu vergleichen.(..)
Unter 70 Stunden kriegt man kein J-RPG durch. Kleiner Sch(m)erz
.
Dadurch, dass Japan eher gesellschaftstechnisch "geschloßen" ist, werden Gruppen an jeder Ecke gefördert ... ja ... vorrausgesetzt. Alles und Jeden gibt es in "Päkchenform". Nachhilfe ? In Nachhilfe
gruppen. Nach der Arbeit einen saufen gehen ? Nur in Sauf
gruppen. Und
wenn man "Einzelgänger"-Sportarten oder Spiele spielen möchte, dann auch nur in Gold
clubs oder Spiele
foren. Den Japaner bekommt man sozusagen nie als Einzelgänger zu Gesicht. Vereinzelte Menschen sind zumeist nur im künstlerischem Gewerbe tätig. Regisseure oder "wild umherlaufende" Maler bzw. Bildhauer.
In Japan ist es eine Selbstverständlichkeit sich selbst für seine Firma aufzuopfern. Wer das nicht tut, wird als Sozialfall angesehen. Sprich, eure 8-9h Arbeitstage könnt ihr euch dann in den Hintern schieben.
Ja und Nein. Vor einige Jahrzehnten war es eine Selbstverständlichkeit, dass die Firma als "Hauptfamilie" angesehen wurde. Man bekam eine lebenslange Mitgliedschaft, dafür gab man aber seine Lebenszeit ab. Man identifizierte sich mit der Familie tatsächlich, als ob man dort geboren wurde. Doch seit Mitte der 90er Jahre nahm dies rapide ab. Heute sind Arbeits- und Obdachlose in den Vorstädten keine Seltenheit mehr. Die Firma feuert, wenn sie es möchte. Dies war damals noch unvorstellbar. Ob dies ein Resultat der Globalisierung ist, kann ich nicht sagen. Allerdings zieht sich diese Auflösung der in den 60er und 70er Jahren begonnenen "Opferbereitschaft" durch das gesammte Land. Selbst die Mega-Tradizionsbewussten Fischerdörfer nagen hier und da am Hungertuch, insbesondere seit die Investmentblase damals platzte. Nicht nur SEGA verabschiedete sich aus dem Hardware-Segment. Sehr viele kleine Traditionsbetriebe sind in den letzten 10 Jahren verschwunden, obwohl die Angestellten sprichwörtlich ihr letztes Hemd hergaben.
Aber ... nahezu niemals wird man sich an die "Tarifzeiten" halten. "It's done when it's done" gilt hier tatsächlich. Die Arbeit ist fertig, wenn sie erledigt ist. Und bevor sie erledigt ist, hat man keinen Feierabend.
Dennoch darf nicht vergessen werden ... Japaner sind zwar in der Schulzeit extrem fleißig... doch dies fällt sehr schnell wieder ab !
Wer dort einen Bürojob hat, der wird sich über die teilw. chaotischen Fehlorganisationen wundern. Im Westen sind wir
wesentlich disziplinierter und strukturisierter. Zwar geht nichts ohne Chaos, aber in vielen Betrieben hat das Chaos die Herrschaft übernommen. So sind viele Japaner bis spät in der Nacht mit Aufgaben belastet, die wir in unserem normalem Tagesablauf locker erledigen können. Wir haben eben einen anderen "Zugang" zu den Aufgaben, denn wir sind wesentlich analytischer durch unsere ur-griechische Philosophie. Platon und Aristoteles haben sozusagen Konfuzius in den Ar*ch getreten
Dies kriegen auch die Japaner zu spüren, die sich in den Westen begeben. Ohne Gruppenintelligenz (Schwarmintelligenz ?), ganz auf sich alleine gestellt, versinken sie schnell im Chaos. Und leben sie sich dann ein und managen das ganze auf "westliche" Art, so sind sie dann bei der Rückkehr ins Heimatland plötzlich selber Gaijins geworden, da sie bei der ... äh ... Borg-Rückassimilierung viele Punkte der (unverständlichen) westlichen Philosophie in die Gruppe transportieren. Ein jahrzehntealtes Dilemma, welches heute immer noch gleichstark ist.
Die meisten Japaner wissen weniger von ihrer Kultur als wir. Ohne Scheiß. Wenn sie was von ihrer Kultur kennne, dann ist es durch Anime. Nur wird in Anime oft ein sehr falsches Bild gegeben.
hehe. Wer war Musashi ? Natürlich der entfernte Onkel von Naruto
Allerdings lassen sich solche Kulturbanausen in jedem Land blicken. Amerikaner die gerade mal die letzten 2 Präsidenten kennen und Deutsche, die Merkel als Bundespräsidentin nennen, sind keine Seltenheit. Doch dies lässt im Laufe der Jahre nach. Je älter die Menschen sind die man begegnet, desto "korrekter" können sie ihre eigene Geschichte rezitieren. Mich verwunderte es, dass mein damaliger Japanlehrer an der Volkshochschule mehr über Heinrich Heine und seine Werke wusste, als unsere gesammte (!) Klasse. Die nächste Lehrerin hatte dafür das gesammte Repertoire von Beethoven parat. Ich kenne gerade mal seinen Vornahmen und ein paar bruchstücke seiner Werke
Was mich persönlich an Japan stört ist aber eigentlich nur ihr Essen. Ich hasse Fisch. Und die essen den sogar noch roh *bäh*.
Du sprichst mir aus der Seele. Geheiligt werden die Fischstäbchen !
Ansonsten kann ich jedem mal empfehlen, für zwei Wochen nach Japan zu reisen.
Dem kann ich nur zustimmen.
Wer es sich leisten kann, und wer tatsächlich
ernsthaft (ist ja teuer genug
) einen Kulturschock sondergleichen erleben möchte, der sollte das Land der aufgehenden Sonne besuchen. Vergisst allerdings die Anime-Erfahrungen und die XPs der J-RPGs. Für das Land benötigt man eine
gründliche und intensive Vorarbeit. Es sind
wahnsinnig viele Fettnäpfchen, in die man als "Gaijin" reintreren kann. Und die allermeisten werden auch reintreten... mit beiden Füßen !
Ohne Vitamit C, z.Bsp. einem Tandem-Partner, bleibt euch allerdings eine große Menge von "Insidewissen" verborgen. Für Kurztrips oder Einkaufstouren sind eher andere Länder geeignet. Hong Kong hat noch immer nichts von seinem Charme als Einkaufsmetropole des Ostens verloren
Selbst, wenn man die auf japanisch angeredet hat, wollten sie einen nicht verstehen.
Auch Japaner haben Vorurteile mein Freund. (Un)gesunde Vorurteile.
nihongo de hanashite kudasai. Gaijins haben eben den unsichtbaren Stempel des rüpelhaften Amerikajin-Image. Wir sehen ja für sie alle gleich aus
. Deshalb ist es von Vorteil, wenn ein Mitstudent / Kollege / Tandempartner / Mitbewohner / ... das Eis bricht. Dies per Handarbeit selbst zu schaffen, grenzt an ein Ding der Unmöglichkeit. Denn wir kennen die Mentalität wie auch die Philosophie der Japaner gar nicht. Wenn überhaupt, sind Animes und Games unsere Bezugspunkte, und die sind tatsächlich nicht mit dem "Real-Life" Japan vergleichbar.
Solange sie am Ausländer Geld verdienen, scheinen Japaner also kein Problem mit dem Ausländer zu haben. (..)
Wer will denn
nicht das Geld anderer Leute haben ?
(..)Die Koreaner-Problematik scheint oberflächig zwar gereglt zu sein, aber der Koreaner-Hass (in Japan leben halt viele Koreaner, meist Studenten) ist tief in der Gesellschaft verankert.
Diese Form des Hasses ist leider tatsächlich vorhanden. Man hat keine Probleme im Ausland zu arbeiten bzw. arbeiten zu lassen. Viele Produkte und Projekte werden in Südkorea oder China hergestellt und nach Japan verfrachtet. Aber von den Menschen her will man lieber "unter sich" bleiben. Es ist
kein "Multikulti"-Land wie Deutschland oder gar Amerika, welches sich aus den Einwanderern heraus erst bildete. Doch auch hier ist ein Kurswechsel seit den letzten 10-15 Jahren erkennbar. Er ist zwar sehr langsam, und somit alles andere als eine "radikale" Politik, aber Japan ist ja auch ein Kaiserreich und somit extrem tradizionsbewusst wie das Königreich England oder das Fürstentum Monaco. Nur eben mit anderen Schwerpunkten
Japan wird sich in gewissen Punkten neu orientieren (müssen). Denn andere Alternativen lässt die aktuelle Wirtschaftslage Japans überhaupt nicht zu. Nach dem wahnsinnigen Erfolgen der Automobil und Elektronikindustrie in den 70er und vor allem den 80er Jahren, ist Japan ehr als froh, überhaupt eine Stagnation (0 Wachstum) haben zu dürfen. Nicht erst seit der globalen Finanzkrise geht es in Japan wirtschaftlich bergab. Den Gürtel müssen immer mehr Japaner enger schnallen, dies haben sie zu spüren bekommen. Doch mit gewissen Produkten, z.Bsp. den Elektro- und Hybridfahrzeugen, bietet sich für Japan ein großes neues Feld für einen neuen Aufschwung. Im Gegensatz zu uns und den Amerikanern, verschlafen die Japaner wesentlich weniger einen Trend. Sie sind es gewohnt zu "spielen", also aktiv die aktuellsten Entwicklungen und Richtungen voll durchzuziehen. Bis wir z.Bsp. Elektromotoren soweit verbessern, dass wir von "gründlicher Deutscher Arbeit" sprechen können, haben japanische Fließbandfahrzeuge sicherlich den Weltmarkt erobert
So wird z.B. nicht gern gesehen, wenn die Tochter sich mit Nicht-Japanern einlässt.
Welcher Vater einer "reinrassigen" Familie will dies nicht ? Allerdings haben "Mischkinder" tatsächlich einen
ungemein schweren Stand in der Gesellschaft. Und wenn ein Japaner mal im Ausland war, und sei es nur für 2 Wochen, so gilt er schon beinahe schon als "ausländerinfiziert" und muss sich seinen Stand in der Gesellschaft neu behaupten. Insbesondere Langzeitarbeiter im Ausland, wenn eine Firma z.Bsp. einen Mitarbeiter für 6 Monate nach Europa schickt, müssen bei der Rückkehr ein Matyrium erdulden. In der Firma sind sie kleine Helden mit Auslandserfahrungen, ja beinahe schon Fachübersetzer und Dolmetscher. Obwohl sie gerade mal die Speisekarte der Kantine lesen können
. Ausserhalb der Firma allerdings wird aus einem Auslandsaufenthalt schnell ein "Fremdsein" von der Familie/Gesellschaft. Den Verwandten erstmal beizubringen, dass man im Ausland weiterhin die Traditionen und die Normen beibehalten hat, ist für "Langzeitausländer" echte Fleißarbeit.
was ist an einem Ehrenmord ehrenhaft?
(..) Sowas ist einfach nur rückschrittig und eigentlich peinlich für ein 1. Welt Land.
Vollste Zustimmung ! Doch "Ehrenmorde" sind in Japan eine extrem seltene Angelegenheit und finden - wenn überhaupt - nur verschlossen unter verfeindeten Gruppierungen statt. Die bekannteste von ihnen hat auf der Playstation einen Stammplatz bekommen... die Yakuza
Die Hauptphilosophie heisst.. "das Gesicht bewahren". Man darf nicht das Gesicht verlieren. Hat man trotzdem - aus irgendeinem Grunde - das Gescht verloren, so muss man selbst dafür büßen. Seppuku, weil man zu blöd war, den Tankdeckel festzuschrauben. Gut, vielleicht nicht ganz so radikal
Wenn die Tochter mit einem Gaijin zusammen sein möchte, dies aber das Bild der (traditionellen) Familie zerstört, dann wäre in der japanischen Philosophie eher die Tochter in der Bringschuld. Würde z.Bsp. einer der Brüder aktiv werden, so würde die "Untat" weiterhin auf der Familie lasten. Ihr Bruder hat hierbei das Gesicht ebenfalls nicht bewahren können und hat mit der Bluttat keine "Rechtfertigung" ausgesprochen, sondern nur im Affekt gehandelt. Entweder muss die Tochter dafür "gerade stehen", oder es wird von der Familie das ganze zugelassen, womit die Familienehre auch dem Partner der Tochter zugesprochen wird. Je nach größe und Wichtigkeit der Familie, trägt der arme Lover dann eine große Verantwortung auf den Schultern... den er darf sein Gesicht
und das Gesicht seiner (Groß-)Familie nicht verlieren, sonst ... Bauchschlitzer
Das ganze ist sowas von kompliziert... da bleibt man lieber bei den bekannten RPGs und Animes. Da Tokyo von Detective Conan reicht dem Zuschauer schon genug. Wer danach noch einen Kitano oder gar Miike Film genießt, der wird als Westler schon mehr als genug Ost-Luft geschnuppert haben. Eine (lange) Reise quer durch Japan ist aber wahrlich die Krönung der Landeskunde
Ostasien ist kein Zuckerschlecken für uns Europaverwöhnte Wochenend-Touristen. Frühstück in London, Einkaufsbummel durch Paris und Abendessen in Berlin ? Für Japan sollte man diese Mentalität komplett in die Tonne werfen. Man ist und bleibt ein Gaijin. Erst recht als blonder und blauäugiger 2-Meter-Germane