Malachi80 hat geschrieben:Hmmm, auch wenn der Artikel schon älter ist, eine Ungenauigkeit ist noch immer drin:
Mit dem Buddhismus kam zwar um 600 n.u.Z. eine neue Religion vom Kontinent, aber es gab keinen Glaubenskrieg, keine Hexenverbrennung, keine Kirchenspaltung. Beides existiert bis heute in stiller Eintracht nebeneinander; genau so wie Kalligraphie und Spieledesign, wie Katana und Gamepad.
Es wird dabei nicht berücksichtigt, dass während der Edo-Zeit (
http://de.wikipedia.org/wiki/Edo-Zeit#V ... ristentums) alle Religionen außer dem Buddhismus verboten waren. Christen mussten zwangskonvertieren und wurden bei Nichtentsagung gekreuzigt (!). In den Tempeln mussten die Bewohner jährlich unter Zeugen auf Heiligenbildchen rumtrampeln, um eine dauerhafte Abkehr vom Christentum zu bezeugen.
Mit 250 Jahren Dauer war das auch nicht gerade eine kurze Periode der japanischen Geschichte, darum wäre der oben zitierte Absatz noch mal kritisch zu überdenken.
Der Einwand ist sicherlich berechtigt, gleichwohl bleibt die Kernaussage richtig: die Verzahnung von Religion/Kultur und Unterhaltungsmedien ist in Japan sicherlich viel intensiver als in Deutschland.
Dass die Unterschiede zwischen Deutschland und Japan in eigentlich allen Belangen riesig sind, sollte aber niemanden überraschen, denn da kann man auch gleich das Bruttoinlandsprodukt von Bangladesh mit dem von Dubai vergleichen.
Sucht man sich eine ähnlich Videospiel-verrückte Nation, landet man natürlich bei den USA, und da fangen die Gemeinsamkeiten bei der großen Comictradition an, führen über Filmremakes (The Grudge, The Ring, The Departed etc. pp.) und Adaptionen bzw. Übertragungen (z.B. Matrix, Afro Samurai, Kill Bill usw.) bis hin zu Spielen (Kingdom Hearts = Final Fantasy meets Disney, Resident Evil --> Dead Space).
Um es kurz zu machen: Wenn sich ein Amerikaner und ein Japaner über die Deutschen unterhielten, würden sie wahrscheinlich entsetzt oder zumindest erstaunt über unsere so wenig entwickelte Spielkultur sein.
Vielleicht ist es aber auch "unsere" Spielkultur, eben keine zu besitzen. Wie sonst kann man erklären, dass Deutschland einer der Weltgrößten Märkte für Spiele ist, gleichzeitig aber in Bezug auf eigene Produktionen seit Jahren auf dem Niveau eines Entwicklungslandes stagniert? Und wieso ist das bei Filmen, Serien, Musik, Shows genau so?
Es wird wohl noch dauern - wenn es denn überhaupt passiert - bis sich daran nachhaltig etwas ändert, denn so lange man als erwachsener Spieler immer noch schief angesehen wird, so lange JEDER Anime entweder gar nicht oder nur in die Nachmittagsvorstellung der Kinos kommt, so lange die Killerspiel-Verbots-Roboter einiger Parteien ihren Verbalmüll unter Zustimmung eines nicht kleinen Teils der Bevölkerung in jede Fernsehkamera blöken dürfen und alles, was das Maß der Deutschen an Fantasie übersteigt, als Kinderkram abgetan wird, so lange ist Deutschland ein ganz schlechter Nährboden für kreative Ideen, kindliche Fantasie und von mir aus auch einen Schuss Verrücktheit.
Ich persönlich werde verrückt, wenn ich sehe, dass hierzulande reihenweise tolle Filme gar nicht erscheinen oder eben floppen, während die dumme Masse sich über die gequirllte Scheiße von Mario Barth oder Bully kaputt lacht und sich fragt: "Mensch, wo haben diese Teufelskerle nur immer die verrückten Ideen her?!"