Kommentar: Kompanie der historischen Verzerrung?

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johndoe820476
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Re: Kommentar: Kompanie der historischen Verzerrung?

Beitrag von johndoe820476 »

KATTAMAKKA hat geschrieben:
Aber noch etwas witziges für dich. Sind Deutsche Doof? Das behaubtet zumindestens der Rest von Europa und der Konzern USA mit seiner NSA ist sich da sogar ganz sicher. Und die Merkelsche CDU/CSU u FDP sagt , wir müssen doof bleiben sonst mögen die uns nicht mehr. :mrgreen: .
:D Bist du jetzt eigentlich ein Troll oder meinst du das ernst? Jetzt mal ganz abgesehen vom Inhalt deines Posts...
Jim_P.
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Re: Kommentar: Kompanie der historischen Verzerrung?

Beitrag von Jim_P. »

Guter Kommentar von Hr Crammer.

Danke für den Link @ Serega.

Ich hab mir mal die Petition https://www.change.org/petitions/valve- ... -countries
von dem Typen angeschaut und, sorry, ich muss einfach nur über derartigen Nationalismus (was anders ist es nicht mehr) kotzen. Das die Russen nicht mal selber langsam auf die Bremse drücken ist mir unverständlich.
Da schreibt doch der Knilch tatzächlich "Wir etc pp fühlen uns beleidigt und haste nicht gesehen."
Mit "Wir" meint er die GUS.
Deratige Anmassung ist kaum zu übertreffen. Besonders da ja einige GUS Länder so furchtbar dicke waren mit der SU & dem heutigen Russland.
Luststrolch
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Re: Kommentar: Kompanie der historischen Verzerrung?

Beitrag von Luststrolch »

Vielleicht sollte man an russischen Schulen einfach mal "Der Archipel Gulag" von Alexander Issajewitsch zur Pflichtlektüre in den höheren Klassenstufen machen. Denn gerade dieser Punkt der "Kritik" ist einfach historisch derart eindeutig belegt, dass es schon fast in eine vergleichbare Kategorie fällt, wie die in rechtsextremen Kreisen sehr beliebte Auschwitzlüge. Im Gulagsystem wurden gezielt Menschen durch Arbeit und Mangelversorgung dem Tod überlassen und das in einer millionenfachen Dimension.

Ansonsten kann ich die restliche "Kritik" an dem Spiel nur sehr bediengt nachvollziehen. In US-Produktionen wird der durchschnittliche Wehrmachtssoldat ebenfalls mit Hitlerfoto im Portemonnaie und als Antisemit durch und durch dargestellt. Vergleichbare "Kritik" würde hier zu Lande aber vermutlich einen Sturm der Empörung hervorrufen und in die rechte Ecke gedrängt werden.

Während also hier zu Lande das exakte Gegenstück zu beobachten ist, ist in Russland vieles aus der sowjetischen Epoche noch nicht umfassend genug aufgearbeitet worden. Gerade die Herrschaftszeit unter Stalin wird so wiedersprüchlich wie nur überhaupt möglich betrachtet.
Auf der einen Seite sind Stalins Verbrechen durchaus bekannt und wurden selbst in der Sowjetunion nach dessen Tod von seinem Nachfolger Chruschtschow aufs deutlichste angeprangert, wenn auch nur innerhalb des internen Führungszirkels und leider nicht öffentlich.
Gleichzeitig war das Sowjetimperium (und damit natürlich auch vor allem Russland) unter Stalin auf seinem absoluten Höhepunkt. Gerade der Sieg gegen die faschistische Invasion wird in der russischen Geschichte als der größte historische Moment der russischen Nation beschrieben. Ähnlich geht es ja auch den Engländern, in deren Volksseele eben genau aus diesem Grund noch immer eine gewisse Abneigung gegenüber Deutschland vorhanden ist. Deren Sieg gegen das dritte Reich makierte ebenfalls den letzten historischen Höhepunkt (im Anschluss an den zweiten Weltkrieg ist das britisch Empire in Rekordzeit zerfallen).

Aber zurück zu Russland: Zu einem gewissen Grad ist diese geschichtliche Selbstbeweihräucherung auch nachvollziehbar, denn man stelle sich vor welch Leid über Europa und die Welt hereingebrochen wäre, wenn der Kriegsverlauf im Herbst 1941 an der Ostfront ein anderer gewesen wäre.
Gleichzeitig führt es eben dazu, dass man den gesamten Stalinismus noch immer im Kontext des Sieges gegen das dritte Reichen betrachtet.
Und genau hier liegt ein großer Denkfehler. Man kann den sowjetischen Durchhaltewillen und den Sieg gegen das dritte Reich durchaus loben und trotzdem gleichzeitig den Schrecken des Stalinismus anprangern.
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Julchen19
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Re: Kommentar: Kompanie der historischen Verzerrung?

Beitrag von Julchen19 »

JPS hat geschrieben:Dieser Thread in Kurzform:

Gruppe 1: Stalin war schon ein ganz schön echt hart mieser Typ. Was der so abgezogen hat geht garnicht.

Gruppe 2: WAS?! Du nationalverliebter Geschichtsverblender! Du verharmlost damit den Nationalsozialismus! Der war nämlich noch viel viel schlimmer als der Stalinismus!

Gruppe 1: Nein, das tue ich garnicht. Du darfst aber echt nicht unterschätzen wie echt hart schlimm Stalin war. Eigentlich war der nämlich keinen deut besser als Hitler.

Gruppe 2: WAS?! Du nationalverliebter Geschichtsverblender! Du verharmlost damit den Nationalsozialismus! Der war nämlich noch viel viel schlimmer als der Stalinismus!

KATTAMAKKA: Wir werden doch nur von allen Seiten verarscht! Wir sind nur die letzte Bananrepublik der USA und werden von oben mit allerhand NS-Schuldscheiße zugedröhnt um uns ja klein zu halten. Das wir mal anfangen selber unsere Großhirnrinde zu benutzen und mal checken wie hart wir überall im Leben verarscht werden, das wollen die ja garnicht! Stattdessen werden wir von allen mir dem Kapital klein gehalten und als dummer Nazi in die Ecke gestellt. Jawoll, so machen die das! Aber ich kann noch klar denken! Mich kriegen die nicht mit ihrer kapitalistischen Dünnkacke indoktriniert! Merkel und die CDU sind doch nur die reinsten Gummipuppen, die vom NSA und Goldmann-Sachs wie Marionetten gesteuert werden! Blah blah..
Dem gibt es nichts weiter hinzuzufügen. Ein großartiger Post!
Simply a legend
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Re: Kommentar

Beitrag von Simply a legend »

Adonnay hat geschrieben:Was mich an dem Artikel promt stört: Der Deutsche ist nicht grausam genug dargestellt worden.

Wir haben inzwischen so eine Demutshaltung, was den Krieg angeht, dass wir als Deutsche jede Diffamierung schamerfüllt hinnehmen. Hier wird aber sogar noch weiter gegangen, wir FORDERN jetzt anscheinend schon doch bitte brutaler und unmenschlicher dargestellt zu werden. Das genaue Gegenteil der entsetzten Russen...

Wenn wir alle Spiele verbieten würden in denen die Deutschen nicht gut wegkommen gäbe es glaube ich gar keine Spiele mehr. Wenn einem ein Spiel wegen der Darstellung von Fraktion X nicht gefällt, dann soll man es einfach nicht kaufen. Aber - und da gebe ich dem Schreiber recht - ein Generalverbot wegen *angeblich* falscher Darstellung, obwohl einige Darstellungen sehr wohl richtig sind, aber lieber totgeschwiegen oder verharmlost werden, ist in meinen Augen lächerlich und ignorant.
Okay, mein Post kommt spät. Aber der Punkt dieser Aussage war ja, das CoH2 als historisch korrekt dargestellt wird und dabei die Deutsche Seite eben vernachlässigt. Man kann kein Spiel als historisch bezeichnen, die Kriegsverbrechen der einen Seite zeigen (und aufbauschen) und die die Verbrechen der anderen Seite nicht erwähnen. Ob das an der Disskussion was geändert hätte, sei mal dahingestellt.
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mr archer
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Re: Kommentar: Kompanie der historischen Verzerrung?

Beitrag von mr archer »

Luststrolch hat geschrieben: Man kann den sowjetischen Durchhaltewillen und den Sieg gegen das dritte Reich durchaus loben und trotzdem gleichzeitig den Schrecken des Stalinismus anprangern.
Kann man. Sollte man womöglich sogar. Nur macht das Relic eben nicht sondern präsentiert einfach nur eine muntere Klischee-Parade. Dabei gibt es durchaus Spiele osteuropäischer Entwickler, die den Stalinismus kritisch reflektieren. You are empty, um gleich mal das interessanteste Projekt zu erwähnen, vorne weg.
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plarCow
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Re: Kommentar: Kompanie der historischen Verzerrung?

Beitrag von plarCow »

Und dann gibt es da noch die Vasallenstaaten. Allen voran die Briten, die ihre Insel einfach ein paar tausend Meilen weit nach Westen verlegen sollten und ansonsten seit Jahrzehnten jeden Fortschritt der EU, ganz im Sinne Amerikas, blockieren. Sie verstehen sich ja noch nicht mal als Europäer und blicken mit Verachtung auf den Kontinent! Und da wäre noch das (deFacto noch immer) besetzte Deutschland, dessen Souveränität nichts als eine schöne Illusion ist, zu Tode geklatscht in wahnwitzig dämlichen Unterhaltungsshows. Was würde wohl passieren, wenn sich Deutschland offen gegen die USA stellt? Oder amerikanische Militärbasen schließen wollte? Merkel weiß das...

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Drake Junior

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Rowlfs
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Re: Kommentar: Kompanie der historischen Verzerrung?

Beitrag von Rowlfs »

"Das sollte man kritisieren, genau wie den verständlichen Wunsch anderer Nationen, endlich auch aus ihrer Sicht der Held zu sein, denn Krieg kennt keine Helden. Relic hat mit Company Of Heroes 2 etwas anderes versucht und ist stellenweise daran gescheitert: brutalen Krieg auch gnadenlos darzustellen. Auch hier ist Kritik angebracht, doch die Zielrichtung ist nicht verkehrt, da kritische Auseinandersetzung mit Krieg und Geschichte auch in Videospielen stattfinden darf und soll."

Sorry, aber das ist doch Quatsch. Hier wird doch letztlich Krieg gespielt, weil Krieg spielen Spaß macht. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Du Dich zwischen den einzelnen Missionen ob des Schicksal der Dahingemetzelten grämst oder das tun möchtest oder dass dies irgendwie von Relic transportiert werden soll. Es ist genau so flach, wie ein "Enemy at the Gates" und es wird nie tiefer sein können. Und wer will das schon? Es würde sich nicht verkaufen. Insofern war es ganz bestimmt nicht das Ziel von Relic, "brutalen Krieg gnadenlos darzustellen".
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Lord Hesketh-Fortescue
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Re: Kommentar: Kompanie der historischen Verzerrung?

Beitrag von Lord Hesketh-Fortescue »

Rowlfs hat geschrieben:Sorry, aber das ist doch Quatsch. Hier wird doch letztlich Krieg gespielt, weil Krieg spielen Spaß macht. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Du Dich zwischen den einzelnen Missionen ob des Schicksal der Dahingemetzelten grämst oder das tun möchtest oder dass dies irgendwie von Relic transportiert werden soll. Es ist genau so flach, wie ein "Enemy at the Gates" und es wird nie tiefer sein können. Und wer will das schon? Es würde sich nicht verkaufen. Insofern war es ganz bestimmt nicht das Ziel von Relic, "brutalen Krieg gnadenlos darzustellen".
Das Problem war hier wohl das Marketing von Relic im Vorfeld, welches eine "ernste, erwachsene und schonungslose" Bearbeitung des Themas versprochen hatte. Wobei wir wohl alle nur zu gut wissen, wie Marketing im Spielebereich hinsichtlich seiner Ernsthaftigkeit zu bewerten ist. Ich sehe da ebenfalls eine (imho völlig vorhersehbare und erwartbare) Diskrepanz zwischen einer - dem Genre innewohnenden - kurzweiligen Kompetitivität, und dem Anspruch, Krieg realistisch, differenziert und mit gnadenloser Brutalität darstellen zu wollen. In jedem Fall ist es aber ja nicht verkehrt, Relic ihre Marketing-Übertreibungen und ihre Holzschnitt-Darstellungen kritisch unter die Nase zu reiben. Denn besser ginge das - abseits von allen Marketing-Phantastereien - ja vermutlich schon.

Dass einige, die in ihrer Nationalehre und ihrem unbefleckten Befreier-Bild gekränkt sind, das Ganze dann gleich zu einer Art Politikum aufblähen, ist nochmal ein anderes Kapitel. Und das ist ja, wenn ich's recht lese, in etwas auch die Quintessenz der Kolumne: deutliche Kritik, ja gerne, Politikum (incl. Zensur), nein danke.

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crewmate
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Re: Kommentar: Kompanie der historischen Verzerrung?

Beitrag von crewmate »

Warum nicht einfach mal das Marketing ernst nehmen?
Wenn die den Hype wollen, dann sollen die ihren Hype auch bekommen.
Und dann Scheiße fressen, wenn die Erwartungen das eigentliche Spiel übersteigen.

Das ist ganz alleine deren Verantwortung. DIe haben heute alle Möglichkeiten zu kommunizieren, was ihr Produkt kann und was ihre Vision ist. Welcher Entwickler meint, da mehr heiße Luft rein zu pumpen als da an Inhalten drin ist, oder wie bei Gearbox meint, knallhart zu lügen, der muss mit den Konsequenzen leben.

Klevere Entwickler und Publisher spielen mit den Erwartungen und ziehen ihre Vorteile daraus. Portal hatte niemand wirklich auf dem Schirm, als es den Spielern als Teil der Orange Box untergeschoben wurde. Valve erschuf einen neuen Franchise.
Amnesia und Minecraft vermarketen sich quasi selbst, dank You Tube Let's Plays und wurden große Erfolge.
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Lord Hesketh-Fortescue
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Re: Kommentar: Kompanie der historischen Verzerrung?

Beitrag von Lord Hesketh-Fortescue »

crewmate hat geschrieben:Warum nicht einfach mal das Marketing ernst nehmen?
Wenn die den Hype wollen, dann sollen die ihren Hype auch bekommen.
Und dann Scheiße fressen, wenn die Erwartungen das eigentliche Spiel übersteigen.
Zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite darf Marketing inkl. Werbung sicherlich in gewissen Grenzen übertreiben, schönmalen und Münder wässrig machen. Weiß man alles, kennt man alles. Marketinggeschwafel halt. Mit einem gesunden Maß an Medienkompetenz kann man das als Konsument aber ganz gut einordnen und relativieren, denke ich. Und dann gibt es auch noch die vielfältigsten Möglichkeiten, sich im Vorfeld Informationen einzuholen und sich ein kritischeres bzw. realistischeres Bild zu machen. Wer sich in solchen Fällen darüber dennoch aufregen möchte und die Entwickler "Scheiße fressen" lassen möchte, bitte schön, mir geht das in solchen Fällen ziemlich ab. Bei kreativen Kulturgütern sehe ich das auch wirklich nicht so eng, da greift man halt immer auch mal ins Klo. Mei, gib Schlimmeres. Gegen einen kritischen Kommentar auf Blogs, Amazon etc. spricht natürlich rein gar nichts, ganz im Gegenteil.

Auf der anderen Seite gibt es Fälle bewusster Falschinformation mit Täuschungscharakter. (Bei Relic weiß ich es nicht, würde es hier aber eher nicht annehmen). Da habe ich volles Verständnis, wenn man als Konsument richtig auf die Barrikaden geht und wie ein Weltmeister los-shitstormt.

In jedem Fall muss eine verbreitete Empörungs- und Shitstormkultur nicht immer ein Zeichen für sich emanzipierende, aufgeklärte Gamer sein. Meine Meinung. An dieser Stelle könnte man auch nochmal über den Aufstand zum ME 3 Ende sprechen, aber belassen wir's erstmal dabei.

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Dan Chox
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Re: Kommentar: Kompanie der historischen Verzerrung?

Beitrag von Dan Chox »

Lord Hesketh-Fortescue hat geschrieben:In jedem Fall muss eine verbreitete Empörungs- und Shitstormkultur nicht immer ein Zeichen für sich emanzipierende, aufgeklärte Gamer sein. Meine Meinung. An dieser Stelle könnte man auch nochmal über den Aufstand zum ME 3 Ende sprechen, aber belassen wir's erstmal dabei.
Hast du zwar Recht mit, aber zum falschen Beispiel gegriffen. Gerade der Aufstand um Mass Effect 3 hat einige der besten Beiträge und Diskussionen zu den Themen Spiel als Kunst, Spielkritik und der Entwickler-Spieler-Beziehung hervorgebracht. Quasi eine kleine Katharsis für die teilnehmende Spielergemeinde.
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Wulgaru
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Re: Kommentar: Kompanie der historischen Verzerrung?

Beitrag von Wulgaru »

Ich kann jetzt nichts inhaltlich zu diesem Spiel sagen und gehe daher davon aus das kritisierte Rußlandbild dort ungefähr so vorkommt aber...

...merken die Leute eigentlich was sie da reden? Sie spielen Krieg! Sie spielen Krieg! und noch einmal Sie spielen Krieg!

Das machen sie nicht aus historischem Interesse. Das machen sie nicht aus Gründen der Aufarbeitung. Das machen sie weil es ihnen Spaß bringt. Ich kritisiere das nicht. Das ist eine weiter entwickelte Form des alten Kinderspiels mit Zinnsoldaten und Actionfiguren aber mehr ist es auch nicht. Niemand hat ein Problem damit in diesen Spielen hunderte von virtuellen Leuten umzubringen, aber nun regt man sich über Klischees auf?

Ich habe jedenfalls noch kein Spiel gespielt auf die auch nur ansatzweise etwas ähnliches wie das Label Antikriegsfilm zutrifft und auch noch von keinem gehört. Solange es in erster Linie darum geht Spaß an einem Kriegsszenario zu haben, finde es mehr als heuchlerisch sich darüber aufzuregen das hier eine oder andere Seite nicht akkurat dargestellt wird.
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Bedameister
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Re: Kommentar: Kompanie der historischen Verzerrung?

Beitrag von Bedameister »

Wulgaru hat geschrieben:Ich kann jetzt nichts inhaltlich zu diesem Spiel sagen und gehe daher davon aus das kritisierte Rußlandbild dort ungefähr so vorkommt aber...

...merken die Leute eigentlich was sie da reden? Sie spielen Krieg! Sie spielen Krieg! und noch einmal Sie spielen Krieg!

Das machen sie nicht aus historischem Interesse. Das machen sie nicht aus Gründen der Aufarbeitung. Das machen sie weil es ihnen Spaß bringt. Ich kritisiere das nicht. Das ist eine weiter entwickelte Form des alten Kinderspiels mit Zinnsoldaten und Actionfiguren aber mehr ist es auch nicht. Niemand hat ein Problem damit in diesen Spielen hunderte von virtuellen Leuten umzubringen, aber nun regt man sich über Klischees auf?

Ich habe jedenfalls noch kein Spiel gespielt auf die auch nur ansatzweise etwas ähnliches wie das Label Antikriegsfilm zutrifft und auch noch von keinem gehört. Solange es in erster Linie darum geht Spaß an einem Kriegsszenario zu haben, finde es mehr als heuchlerisch sich darüber aufzuregen das hier eine oder andere Seite nicht akkurat dargestellt wird.
Spec Ops: The Line soll ja zumindest in so eine Richtung gehen, aber das habe ich selbst noch nicht gespielt. Und ja ein Spiel, dass den Stempel Antikriegsspiel bekommen würde, daran wäre mir auch langsam mal was gelegen. Ansonsten kann ich dir auch nur zustimmen.
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Lord Hesketh-Fortescue
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Re: Kommentar: Kompanie der historischen Verzerrung?

Beitrag von Lord Hesketh-Fortescue »

Dan Chox hat geschrieben:
Lord Hesketh-Fortescue hat geschrieben:In jedem Fall muss eine verbreitete Empörungs- und Shitstormkultur nicht immer ein Zeichen für sich emanzipierende, aufgeklärte Gamer sein. Meine Meinung. An dieser Stelle könnte man auch nochmal über den Aufstand zum ME 3 Ende sprechen, aber belassen wir's erstmal dabei.
Hast du zwar Recht mit, aber zum falschen Beispiel gegriffen. Gerade der Aufstand um Mass Effect 3 hat einige der besten Beiträge und Diskussionen zu den Themen Spiel als Kunst, Spielkritik und der Entwickler-Spieler-Beziehung hervorgebracht. Quasi eine kleine Katharsis für die teilnehmende Spielergemeinde.
Das würde ich auch gar nicht in Abrede stellen wollen. Für mich (ganz subjektiv empfunden) gab es da allerdings auch noch eine andere, hässliche Seite. Und damit meine ich nicht mal die ganzen Schimpftiraden und deftigen Philippiken in Richtung Bioware, sondern eine Art "Rückfall" im Diskurs auf ein Level, auf dem Computerspiele eben doch nur spielbare Waschmaschinen und Toaster sind. Etwas, von dem ich dachte, dass man dort in der Breite schon weiter wäre. Plötzlich tauchte da vermehrt ein Vokabular auf, das man viel eher aus dem Gewährleistungsrecht oder der Produkthaftung kennt. Und wenn ich mitbekomme, wie User mit gewissem Ernst darüber diskutieren, ob man Bioware nicht evtl. wegen des völlig verkackten Endes von ME 3 auf Schadensersatz verklagen könnte, dann löst das bei allem grundsätzlichen Verständnis doch eher starkes Befremden bei mir aus.

Aber sei's drum. Ich sehe durchaus auch die positiven Aspekte, die du ansprichst. Vielleicht sind das letzten Endes wirklich auch wichtige und notwendige Prozesse der Selbstverortung und Rollenfindung - auf Seiten aller Beteiligten. Und im Zweifel sind mir Spieler, die aktiv werden und dabei (für meinen Geschmack) auch mal über's Ziel hinausschießen, immer noch lieber als passive Schafe, die alles fressen und brav Mäh sagen. Soviel ist auch klar.

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