Nanimonai hat geschrieben:Temeter hat geschrieben:Hier mal, was ich in der Theorie gut fände, auch wenn es schwer auszubalancieren wäre: Die Erfahrung lässt dich konstant aufsteigen und stärker werden, aber gleichzeitig wird das dadurch gemildert, dass du bleibende Verletzungen davonträgst, die deinen Charachter zeichnen. Und nichts davon Quest-basiert, sondern wirklich aus Fehlern resultierend, die du während Gefechten gemacht hast. Gute Open World Spiele ziehen so viel Storytelling-Potential aus Sidequests (siehe Witcher), da passt es auch gut, wenn man sich in einer unbedeutenden Pampa mit den falschen Leuten angelegt hat und Spuren davonträgt.
In der Theorie liest sich das spannend, aber ich denke, es wird in der Praxis aus den Gründen nicht umsetzbar sein, die du selbst schon genannt hast. Konsequent durchsetzbar kann es nicht sein, weil konsequent auch bedeuten würde, dass man seinen Charakter im Grunde genommen unspielbar in den Boden wirtschaften bzw. verheizen kann. Ist es nicht konsequent, werden es nur kleine, vielleicht sogar nur kosmetische Dinge ändern, jedenfalls nichts, was spielentscheidend sein kann. Und das macht es dann zu einem netten Gimmick, aber eben nicht zu mehr.
Da binn ich hundert Prozent anderer Meinung, es ist absolute möglich Konsequenz zu Entscheidungen hinzuzufügen. Es braucht durchdachtes Spiel, und ein bischen Experimentieren.
Die Sache ist nur, die AAA-Branche will keine Konsequenzen, oder Dinge, die minmal abschreckend auf einen potentiellen Käufer wirken könnten. Experimentieren, neue Ideen? Wäre eine Katastrophe, wie soll man denn etwas bewerben, worüber nicht Jahrelang Erfahrung gesammelt wurde?
Stattdessen macht man lieber tausend mal denselben Scheiß. Man muss sich nur Tomb Raider anschauen: Die Entwickler sind stolz auf alles abseits des Kampfsystems, welches fast wie eine peinliche Seitennote behandelt wird, aber der erste große Trailer zeigt alleine ein Kampfsystem, weil das eben das Ding ist, was man einfach bewerben kann. Deswegen muss es im Spiel sein. Glaubt denn irgendwer, so ein feedbackloser, arcadiger Mist wäre zuträglich für ein Spiel mit Fokus auf die hässliche Seite der Gewalt? Nein, das kommt nur rein, um die Marketingcheckliste zu erfüllen. Deswegen gleichts auch 100% Uncharted sowie einer Millione anderen Spielen, und weniger, weil U einfach kopiert werden sollte. Deus Ex HR spielt sich praktisch identisch, nur plus gutes Leveldesign. Und mittlerweile fällt Machern, und vermutlich auch vielen Kunden, anscheinend gar nicht mehr auf, was für einen Haufen generischer Scheiße man da eigentlich produziert oder konsumiert. Ein Covershooter, dessen Spieltiefe und Anspruch einer Pfütz gleicht. Oft machen Gegner sogar außerhalb von Deckung sogar massig Schaden, damit der blöde Spieler ja nicht auf die Idee kommt, aus der Deckung zu rennen, aggressiv zu spielen, und die ganzen Pläne der Entwickler durcheinanderbringt. Ein Stealthsystem, das wohl mehr Scripte aufweist um die Gegner möglichst dumm und zuvorkommend handeln zu lassen, als es für dynamische Reaktionen nutzt. Eins, das im Grunde mehr einer Beleidigung für die Intelligenz der Spieler im allgemeinen und den Leveldeisgnern im speziellen gleichkommt. Und falls man Aktion will, weil der Konsument ja die Aufmerksamkeit einer Eintagsfliege besitzt, lassen sich auf Knopfdruck lächerlich brutale Killanimationen abspielen, praktisch als Belohnung. Und da schleichen lahm ist, gibt man ihm als Leckerlich noch Stealth-Multikills. Als Ergebnis gibts dann einen miesen Shooter mit einem miesen Schleichsystem, was dann von Spielern und Presse gefeiert wird. Sagt eine Menge aus, wenn jeder bei Anspruch gleich an Dark Souls denkt. Nein, hirnlose Shooter können trotzdem Anspruch auf vielen Leveln erzeugen. Aber die Marketingagenturen halten euch für Deppen, die sofort Herzinfarkt und Heulkrämpfe kriegen, sollte eine minimale Menge von Stress im Spiel aufkommen.
/rant
Wie auch immer, es lässt sich alles machen. Muss man sich nur The Witcher anschauen. Oder Stalker. Oder Starcraft 2. Oder CSGO. Company of Heroes. Serious Sam 3. Bioshock. Metal Gear Solid. XCOM. Wolfenstein.
All diese Spiele haben tausend eigene Ideen mitgebracht und Dinge umgesetzt, die von heutigen Publisher - und oft Spielern - wie ein Ding der Unmöglichkeit behandelt wird. Nein, so schauts in der Tat nicht aus, die Tripple-A Industrie ist einfach so sehr im Arsch. Ginge es nicht um Unterhaltungsmedien, wäre es schon tragisch, dass gerade Tomb Raider ein Hoffnungsträger sein soll. Hat jemand eigentlich schon den neuen Mirrors Edge Trailer angeschaut? Natürlich mussten erstmal Kämpfe gezeigt werden. Welche genau das Element waren, durch dass dich anstelle eines tollen Finales in ME1, der als Jump and Run in spektakulärsten, schwindelerregenden Höhen, dein Timing und Orientierung an alle Grenzen bringt, ein mieses Gefecht gegen gesichstlose Soldaten erwartete. Weil irgendwelche Idioten im Marketing eben keine Ahnung haben, wie sich Spiele mit wenig Gewalt verkaufen lassen. Also wird ohne Rückischt auf Verluste, die hier nicht unerheblich waren, eben bescheuerte Kämpfe eingebaut, die Tempo aus einem Spiel nehmen, welches Tempo als Hauptthema nutzt.
Nichts andere passiert bei Tomb Raider. Genau deswegen hat es so ein mieses Kampfsystem, durch zynische Kalkulation. Und mittlerweile sind wir an dem Punkt, an dem selbst an diesem Mist gewöhnte Spieler sich fragen, inwiefern das ganze überhaupt im Kontext Sinn macht. Hat lange genug gedauert.