Ideologie & Kritik

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Howdie
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Beitrag von Howdie »

musican73 hat geschrieben:
Howdie hat geschrieben: Nein... das nennt man Stauungsspiel und hat nichts mit Menschenwürde zu tun...
Stütze Dich doch am Begriff, ich meinte das Wort ist ein Unding, welches abartig ist. Das Stauungsspiel beschreibt einen Killer bei seinem Spiel. Darum ist es grausam und das hat nichts mit "Menschenwürde" zu tun.
Katzen sind keine Killer. Katzen sind Raubtiere. Es kann einfach nicht angehen, das heir Wörter wie Killer auf Tiere gemünzt werden. Alleine darum geht es mir. Katzen sind auch nicht grausam... Katzen kennen sowas wie Grausamkeit nicht.

Ich kann es einfach nicht haben, wenn Tiere und ihr Verhalten nach fadenscheinigen und menschlichen Moralvorstellungen gemessen werden. Und deswegen hat der Katzenvergleich in meinen Augen nichts in einer Kulturdebatte verloren. ;)
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musican73
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Beitrag von musican73 »

Howdie hat geschrieben:
musican73 hat geschrieben:
Howdie hat geschrieben: Nein... das nennt man Stauungsspiel und hat nichts mit Menschenwürde zu tun...
Stütze Dich doch am Begriff, ich meinte das Wort ist ein Unding, welches abartig ist. Das Stauungsspiel beschreibt einen Killer bei seinem Spiel. Darum ist es grausam und das hat nichts mit "Menschenwürde" zu tun.
Katzen sind keine Killer. Katzen sind Raubtiere. Es kann einfach nicht angehen, das heir Wörter wie Killer auf Tiere gemünzt werden. Alleine darum geht es mir. Katzen sind auch nicht grausam... Katzen kennen sowas wie Grausamkeit nicht.

Ich kann es einfach nicht haben, wenn Tiere und ihr Verhalten nach fadenscheinigen und menschlichen Moralvorstellungen gemessen werden. Und deswegen hat der Katzenvergleich in meinen Augen nichts in einer Kulturdebatte verloren. ;)
Katzen handeln nach einem ureignen Instinkt,
welche diese durch das Spiel mit der Beute
zu einem Killeraffekt anleiten.

Der "Reiz-Reaktionsautomatismus" ist etwas,
was den Menschen vom Tier deutlich unterscheidet.

Wenn man also auf das Wort "Killerspiel" fokusiert,
sollte dem auch eine Rechenschaft folgen, welche
freilich in Bezugnahme meiner Folgerung bislang
hier gänzlich ausblieb.

Man kann diesen Begriff des Killerspiels doch NUR auf Tiere mit einem
Reiz-Reaktionsverhalten anwenden, jedoch nicht auf Menschen mit grundsätzlicher
Begabung! Nicht nur, da dieses "Wortspiel" die Würde des Einzelnen untergräbt,
sondern auch, weil es fadenscheinig als Argument herangezogen wird, sei es
durch Politik, TV oder Presse, um Rechte im Allgemeinen zu beschneiden und
quasi den freien Willen einer Weltkultur aus dessen Erbe nahezu verdrängt (, wie
auch dessen Aufarbeitung, wie man es bspw. an den WWII Spielen sieht).

Der Mensch ist mit einer Schau in die Zukunft und in die Vergangenheit begabt,
besitzt ferner ein Bewußtsein, über sein Bewußtsein und hat mit einem
Reiz-Reaktionsautomatismus nur insofern etwas gemein, dass von
virtuellen Reizen und deren Übersättigung durch das Medium ausgegangen wird.

Nennenswerte Quellen hierzu:

Schopenhauers Frühwerk:

- Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde. § 27

und

Nietzsche:

- Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben

(Wo dieser das Gleichnis von dem an den Pflock des Augenblicks
geketteten Schafes an Schopenhauer anknüpft.)

Die persönliche Freiheit lässt auch in Spielen, in welchen diese
Handlungsfreiheit deterministisch eingeschränkt ist, die Moral aussen vor,
da diese in jeder Darstellung nur Gewinner oder Verlierer vorsieht und keine
andere wertige Moral, in einer in sich selbst abgegrenzten Welt a priori gelten kann.

Wenn man sich nun als "Reiz-Reaktionsobjekt" solcher Games fühlt,
braucht man diese ergo auch nicht zu spielen, keinen Film mehr
anzusehen, keine Nachrichten mehr zu schauen und auch keinen Disput
mit Anderen mehr einzugehen. Der Diskurs besteht alleine in der Meßlatte,
wie sehr man an Reizen solcher Sorten abstumpft oder diese ähnlich einem
Ventil nutzen möchte. Ebenso sind dadurch positive Aspekte denkbar, denn sonst
wären solche Games nicht weltweit so verbreitbar, wie sie es sind. Klar ist jedes
Game nihilistisch und ergo inhaltlich nichts wert, doch bereichern sie die Kultur
wie ich finde bereits aus technischer Hinsicht enorm.

Ohne Verschränkung wird nichts verschränkt. (Nikolaus von Kues)

Killerspiel ist einfach das falsche Wort am falschen Platz.

Zweifelsohne gehört die Kritik jedoch mit hinein in diese Kulturdebatte,
welche ja von Sympathisanten solcher in DE "definierter" Kultur-Games
getragen und angeleitet wird, welche die Kunst in der Kultur,
fern von der Technik und dem Glämmer zu entlarven suchen und damit schlicht
einen Reizabsorber adakta legen, den sie in ihrem Ressentiment ohnehin nicht
verstanden haben, wenngleich sie sich dem epikurischen Willen beugen und sich
dabei selbst unaufhörlich am Grad der Einsicht verstummeln. M.E. gehört das
freilich nicht in eine solche Debatte. Es sei denn, man hat es nötig, die
eigene Kultur zu verstecken. Kulturkritik jedenfalls ist ein Thema, welches
immer eng mit der Debatte die Geister scheidet. Daher bleiben wir besser
mal bei der Ideologiekritik.
Zuletzt geändert von musican73 am 23.11.2007 19:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Howdie
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Beitrag von Howdie »

Nette Abhandlung, die aber nichts daran ändert, dass das Wort Killer historisch geprägt ist und nicht auf Tiere angewendet werden kann. Tiere morden nicht. Tiere töten!
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musican73
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Beitrag von musican73 »

Howdie hat geschrieben:Nette Abhandlung, die aber nichts daran ändert, dass das Wort Killer historisch geprägt ist und nicht auf Tiere angewendet werden kann. Tiere morden nicht. Tiere töten!
Das Wort Killer-"Instinkt" wird auch nicht auf Menschen angewendet. Zudem kann ich Dir die Abhandlung von Schopenhauer sehr empfehlen. Die Frühwerke sind bei den Philosophen meißtens das Beste, wie man auch bei Nietzsches Frühwerk "Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik" ablesen kann. Beide Frühwerke, sowohl das von Schopenhauer, wie auch das von Nietzsche können durchaus für diese Positionen der Ideologiekritik angeführt werden, wenngleich Ersteres eine Abhandlung zu Kant darstellt.

Besonders aber Nietzsche ist hierbei wie ich finde am Interessantesten, da er auf jene dionysischen Merkmale gesondert hingewiesen hat. Das zog sich durch alle seine Werke. Wer jedoch mehr über den Zusammenhang herauslesen möchte, findet diese auch bei Patrick Horvath, einem zeitgenössischen Philosophen wieder. Er wurde mit einer Arbeit, in welcher er die Aspekte des Apollinischen und Dionysischen in der jüngsten Politik Europas verglich, von der EU ausgezeichnet. http://members.surfeu.at/patrick.horvath/apoll.htm


Gruss, djM
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Howdie
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Beitrag von Howdie »

Ja klignt interessant. Im Gegenzug möchte ich dir ans Herz legen, ein paar Biobücher zu lesen, denn da wirst du nichts zu Thema Killer im Tierreich finden. ;)

Mir geht´s einfach quer, wie wertend die Menschheit mit den Tieren umgeht. Haie werden als Killer dargestellt. Es gibt Mörderbienen. Grausame Bestien... Ich kann sowas einfach nicht hören. Ich denke, dass kannst du gut nachvollziehen. Grade weil du dich mit Philosophie beschäftigst. ;)

Werde mir aber mal deine Hinweise abspeichern. THX.
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musican73
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Beitrag von musican73 »

Howdie hat geschrieben:Ja klignt interessant. Im Gegenzug möchte ich dir ans Herz legen, ein paar Biobücher zu lesen, denn da wirst du nichts zu Thema Killer im Tierreich finden. ;)
.
Erzähl mir das nicht. Heraklit und Diogenes, meine beiden Meerschweinchen sind alles Andere als Killer. Allerdings
sind sie unersättlich. Manche Games gefallen ihnen,
manche weniger. :D
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TWiesengrund
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Beitrag von TWiesengrund »

4P|T@xtchef hat geschrieben:
TWiesengrund hat geschrieben:Ich glaube, dass hier die Entwicklungen in Ästhetik und Kritik um mindestens zweihundert Jahre verschlafen werden.
Ich finde es klasse, dass du diesen großen Haufen kulturhistorischer Erkenntnis verdauen kannst und mit allen teilen wolltest. Vielleicht hätte es geholfen, den gemeinen Leser mit etwas weniger intellektueller Artistik und dafür etwas mehr Verständlichkeit zu den Kornkammern deines Wissens zu führen - schließlich haben wir ganze 200 Jahre aufzuholen.
Ich bitte um Verständnis: Wir sind keine Akademie des Wissens, ich bin kein Gelehrter, sondern ein zockender Redakteur, der sich ein paar Gedanken macht. Die schreibe ich dann so auf, dass man sie lesen kann. Ich habe mich hier ausführlich über mehrere Seiten der Debatte gestellt, aber diese Seite scheint deinen Ansprüchen einfach nicht gewachsen zu sein. Am Ende habe ich aber doch etwas gelernt: Die akademisch abgesegnete und über Jahrhunderte gewachsene Kulturkritik hat scheinbar ein anderes Kritikverständnis als ein Spielemagazin im Jahr 2007 - das ist doch was!

Ich muss mich jetzt mit einem blutigen Gemetzel beschäftigen.

Ästhetisch fragwürdig, spielerisch scheiße.

Kengo Zero ruft.
Gerade mein vorletzter Beitrag, in welchem ich die großen Unterschiede unseres Kritikverständnisses auf Basis der verschiedenen Vorstellung des Wertes von Kunst nachzuzeichnen versuche, ist ja wohl noch relativ leserlich gewesen. Zumindest die Resonanz einiger hier im Forum hat mir gezeigt, dass er sehr wohl verstanden werden konnte. Zu meinen vorigen Beiträgen, durchaus etwas polemisierend und geradeheraus, sage ich besser nichts.

Und die attestierte Rückständigkeit bezieht sich lediglich darauf, dass mir hier ein Verhältnis von Kunst und Mensch proklamiert wird, dass durchaus auch im Jahre 1790 vor Kants "Kritik der Urteilskraft" hätte vertreten werden können. Ich möchte nicht über ihn reden, aber darüber, was die Zeit und die Wandlungen in der Kulturgeschichte hergeben.

Ganz sicherlich gibt es kein Gesetz, dass man sich auf wissenschaftlichem Niveau mit solch heiklen Fragen zu beschäftigen habe (eine interessante Idee, so eine Gelehrtendiktatur). Freilich mag man sich Gedanken über dies und jenes machen und diese publizieren (Web 2.0 ist doch eine schreckliche Erfindung). Aber scheint mir hier eben nur eine vollkommen oberflächliche Sicht auf ein hochkomplexes Thema vorzuliegen, die auch bei vielfacher Kritik nicht mehr von sich preisgibt als zuvor.

Die Begründung, warum die Hauptthese überhaupt interessieren sollte liegt im Wert begründet, den Du Kunst beimisst oder besser: in der Weise des Kunstwertes. Was ist dieser überhaupt und inwiefern kann ein Gemälde diesen verlieren, wenn irgendjemand eine unterschiedliche Position zur Bild- oder Handlungsaussage bezieht? Das genau ist das Fundament Deiner These, aber auf diese Ebene willst Du Dich nicht begeben. Auf Nachfrage wiederholst Du gebetsmühlenartig das, was es eigentlich zu analysieren und begründen gälte, auf dass es irgendwann doch wahr werde. Es geht nicht darum, wissenschaftliche Standards zu erfüllen, es geht hier darum, sich dem Problem, über welches man spricht, gewachsen zu zeigen, indem man sich den Untiefen stellt, die hinter der seichten Oberfläche lauern. Willst Du denn nicht wissen, wie weit Deine Ansichten gehen können und an welcher Stelle sie sich zu stark reiben? Wenn man eine interessante These aufstellt, dann ist man doch auch darauf bedacht zu sehen, wie weit sie sich durchzusetzen vermag. Ansonsten ist das alles Gewäsch. Unterhaltung für die Unbedarften.
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musican73
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Beitrag von musican73 »

TWiesengrund hat geschrieben:
musican73 hat geschrieben:Allerdings stört mich auch, dass hier fadenscheinig mit Namen joungliert wird, welche mit dem Medium im Grunde nichts zu tun haben. Ebenso könnte man damit philosophieren, die Gamerszene auf den olympischen Kronoshügel und dessen "Citius, altius, fortius" zurückzuführen. Es ist und bleibt daher eine schwache Metaphysik, welche wenig erbaulich wirkt.
Exakt, das angegebene Schiller-Zitat bezieht sich lediglich auf das Schöne und nicht auf die Kritik daran. Schopenhauer charakterisiert die Beziehung von Werk und Zuschauer in seiner Zeit, vielleicht sogar als Ablehnung derer.
Mit Bestimmtheit sogar, wenn man seine Hegelkritik in besagter Abhandlung "Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde" bemerkt.

Phantasie und Liebe zum Detail machen im Grunde einfach das schönere Kunstwerk. Einen besonderem Text von Nikolaus von Kues empfehle ich Dir hierzu zu lesen, was dieser über "Das Schöne" schrieb. Meine Empfehlung!
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johndoe869725
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Beitrag von johndoe869725 »

@ Jörg

Bitte lass in Zukunft solche extrem vereinfachende Kolumnen sein. Bitte! Es ist nicht so, dass dieses Thema uninteressant ist, aber eine vernünftige Behandlung eines so sensiblen Stoffes im Rahmen einer so kurzen Kolumne, als auch in der anschließenden Diskussion ist schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, wie hier eindrucksvoll bewiesen wird.

Um hierfür einfach mal ein Beispiel zu geben: Du gehst einfach davon aus, dass Spiele ein Kunstwerke sind, die somit die Rechte künstlerischer Freiheit genießen. Es stellt sich die Frage, ob diese Aussage angesichts eines Mediums, das sich in unglaublich engen Konventionen, wie sie sich in keinem anderen Kunstmedium finden, bewegt und das darüber hinaus noch mehr vom Komerz beherrscht wird, als das Hollywoodkino, so einfach haltbar ist. Also bevor du die Freiheit der Kunst in Anspruch nimmst, solltest du erst einmal, vielleicht im Rahmen einer anderen Kolumne, definieren, was Spiele zu Kunstgegenständen macht und der ob Begriff "Kunstwerk" wirklich auf alle Spiele anwendbar ist. Was wiederum zu dem Problem führen würde, was Kunst überhaupt ist und ob es dem einzelnen überhaupt gestattet sein darf, über den Kunststatus gewisser Arbeiten zu entscheiden. Man sieht also anhand dieses kleinen Beispiels, wie komplex das Thema ist, wenn man sich ernsthaft damit auseinandersetzen möchte.

@ Philosophiedebatte

Leopold von Ranke, der Begründer der modernen Geschichtswissenschaft in Deutschland, verglich im Rahmen einer Einführungsvorlesung das Vorgehen der Philosophen mit dem der Historiker. Sinngemäß stellte er dabei fest, dass ein Historiker in die Welt geht, diese beobachtet und dann aufgrund dieser Beobachtungen daheim ein System aufstellt, welches durch die Wirklichkeit bewiesen ist. Der Philosoph sitzt daheim, entwickelt ein System, geht dann in die Welt und stüplt es mehr oder weniger darüber. Ich bin mir nicht sicher, ob Ranke das als Kritik an der Philosophie gemeint hat, aber heute kann es nicht anders verstanden werden.

Während alle Geisteswissenschaften (teilweise sogar die Theologie) mittlerweile das wissenschaftliche Arbeiten nach empirischen Vorgaben als Leitfanden anerkannt haben, verharrt die Philosophie immer noch in einem eher scholastischen Zustand. Theorien werden eher durch einen Verweis auf einen großen Philosophen der Vergangenheit begründet als durch Erkentnisse, die man durch ernsthafte Forschung gewonnen hat.

Parallel dazu wird mit immer größerer Verzweflung wieder und immer wieder versucht, die Texte der alten Ikonen irgendwie auf die moderne Welt anzuwenden, wobei man die Unmöglichkeit dieses Vorhabens einfach ignoriert. Dies liegt nicht an der mangelnden Qualität der zitierten Texte, sondern eher an der schon beinahe fanatischen Gläubigkeit ihrer heutigen Verehrer, die sich nicht eingestehen wollen, dass die oft sehr speziellen Aussagen ihrer großen Helden nicht so universell sind, wie sie es gerne hätten. Die griechische Antike z.B, definierte sich durch weitaus mehr, als durch zwei Grundprinzipien und das moderne Europa ist sicherlich noch wesentlich komplexer und vielfältiger zu betrachten, als das System der Polis im antiken Griechenland. Wenn man sich nur ein wenig mit Geschichte beschäfftigt, weiß man das.

Um diesen Zustand zu kaschieren versteckt sich der moderne Philosoph zumindest in Deutschland allzu gerne hinter kompliziert formulierten Texten, voller unnötiger Fremdwörter in der verzweifelten Hoffnung, dass sich der Leser durch die Äußere Form von der Kargheit des eigentlich Inhalts ablenken lässt. Er hofft, dass das gute deutsche Bidungsideal, laut dem eine Aussage nur dann etwas wert ist, wenn sie so dargestellt wird, dass man sie allein aufgrund ihrer sprachlichen Schwierigkeit kaum verstehen kann, ihm und seiner Aussage Deckung gibt. Nur leider übersieht er dabei, dass sich hinter unzähligen und überaus unnötigen Fremdwörtern und schlecht geschriebenen pseudokomplexen Sätzen nicht notwendigerweise Intelligenz und Erkenntnis verbirgt. Statt dessen ist dies meistens ein Zeichen von Arroganz, sprachlichem Unvermögen oder ein Ausruck der berechtigten Unsicherheit bezüglich des Wertes der eigenen Aussage.

Es gab mal einen wunderschönen Calvin und Hobbes Cartoon. In diesem gab Calvin eine richtig schlecht und innerhalb weniger Minuten zusammengestückelte Hausaufgabe ab. Allerdings machte er sich die Mühe, seine Arbeit schon sorgfältig in einer Klarsichtsfolie zu verpacken und dachte sich dabei, dass die Klarsichtsfolie, also die äußerliche Form, von der schlechten Arbeit, also dem Inhalt ablenken würde. Sie tat es nicht. Und so ergeht es auch häufig der modernen Philosphie, die allerdings auf so ein einfach zu verstehendes Beispiel niemals zurückgreifen würde.

Ich habe mit diesem Beitrag nicht einmal das Hauptproblem der modernen Philosophie umrissen, nämlich das Wegbrechen ihrer Zuständigkeiten und ihre Verwandlung zu einer Art alternativen Literaturwissenschaft, dies war und ist auch nicht meine Absicht. Es geht mir einfach nur darum, die Unsinnigkeit dieser Diskussion darzustellen und dabei manche Teilnehmer daran zu erinnern, dass sie einige hier vielleicht mit ihren ganzen Verweisen und Fremdwörtern beeindrucken können, aber bei weitem nicht alle.

So ich wollte hier nicht mitmachen (schon nach dem ersten Lesen der Kolumne nicht), jetzt habe ich es doch getan, aber das war's für mich. Ich bin raus aus dieser Diskussion. Man sieht sich.
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musican73
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Beitrag von musican73 »

@ Jörg

Nichts geht über den freien Willen, auch nicht das gewollte selbst : )

Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber kann nicht wollen was ein anderer will.

@ Philosophiedebatte

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Leopold von Ranke, der Begründer der modernen Geschichtswissenschaft in Deutschland, verglich im Rahmen einer Einführungsvorlesung das Vorgehen der Philosophen mit dem der Historiker. Sinngemäß stellte er dabei fest, dass ein Historiker in die Welt geht, diese beobachtet und dann aufgrund dieser Beobachtungen daheim ein System aufstellt, welches durch die Wirklichkeit bewiesen ist. Der Philosoph sitzt daheim, entwickelt ein System, geht dann in die Welt und stüplt es mehr oder weniger darüber. Ich bin mir nicht sicher, ob Ranke das als Kritik an der Philosophie gemeint hat, aber heute kann es nicht anders verstanden werden. 
Kommt mir aus der Geschichte des kleinen Prinzen bekannt vor. Der Philosoph entwickelt kein System. Das wäre pathologisch. Vielleicht auf Descartes anwendbar, welcher der Philosophie ein Ideal vorstellte: "Ich denke, also bin ich". Philosophie ist jedoch ein offenes System, weil sie die Liebe zur Weisheit darstellt und sie kennzeichnet. Es geht doch nicht darum Worthülsen mit dialektischer Sprengkraft zu füllen und sie wieder die Welt abzufeuern.
Während alle Geisteswissenschaften (teilweise sogar die Theologie) mittlerweile das wissenschaftliche Arbeiten nach empirischen Vorgaben als Leitfanden anerkannt haben, verharrt die Philosophie immer noch in einem eher scholastischen Zustand. Theorien werden eher durch einen Verweis auf einen großen Philosophen der Vergangenheit begründet als durch Erkentnisse, die man durch ernsthafte Forschung gewonnen hat.
Man nennt sie heute "Kulturwissenschaften". Hierbei handelt es sich um Einsichten in Kulturprozesse, wenn man diese und jene Philosophen im Kontext betrachtet. Nicht anders taten es die alten Philosophen - Philo - Sophos, der Begriff geht auf Pythagoras zurück, der als man ihn danach fragte, ob er ein Weiser (sophos) sei, darauf geantwortet haben soll, er sei ein philo-sohos, ein Liebhaber der Weisheit. Daher werden diese Texte heute noch gerne studiert und gelesen, weil ihn ihnen oft Grundlagen zu der modernen Wissenschaft verborgen liegen. Zenon, der Elat soll bereits ein simples Modell der Relativitätstheorie erkannt haben uvm. Das ist freilich nur ein Beispiel, doch wenn ich mir Heraklits Aussagen über den Logos hernehme, komme ich aus dem Staunen nicht mehr raus. Wir dieser bereits damals die eigene Denkkraft in Frage gestellt hatte. Genial!

"Daher muß man dem Gemeinsamen folgen. Obgleich aber das Weltgesetz allem gemeinsam ist, leben doch die Vielen, als ob sie eine eigene Denkkraft hätten."

Ironisch finde ich freilich ein Wenig, wie Pythagoras gestorben sein soll. Er hatte Angst von Bohnen, da er glaubte, dass die Seelen der Verstorbenen in den Bohnen sind. In einem Bohnenfeld soll er erdolcht worden sein. Oder Heraklit, welcher an Wasser litt, ...doch genug davon.
Parallel dazu wird mit immer größerer Verzweflung wieder und immer wieder versucht, die Texte der alten Ikonen irgendwie auf die moderne Welt anzuwenden, wobei man die Unmöglichkeit dieses Vorhabens einfach ignoriert. Dies liegt nicht an der mangelnden Qualität der zitierten Texte, sondern eher an der schon beinahe fanatischen Gläubigkeit ihrer heutigen Verehrer, die sich nicht eingestehen wollen, dass die oft sehr speziellen Aussagen ihrer großen Helden nicht so universell sind, wie sie es gerne hätten. Die griechische Antike z.B, definierte sich durch weitaus mehr, als durch zwei Grundprinzipien und das moderne Europa ist sicherlich noch wesentlich komplexer und vielfältiger zu betrachten, als das System der Polis im antiken Griechenland. Wenn man sich nur ein wenig mit Geschichte beschäfftigt, weiß man das.
Wenn ich diesen Zusammenhang von Dir hier lese, kommt mir der Verdacht, als hättest Du zu geringe Quellen anzubieten. Nietzsche war bspw. ein Philologe und hatte sich eingehend mit den Texten der Überlieferungen auseinander gesetzt und diese seine Einsichten wiederum prägt noch heute die Sichtweise auf die Griechen. Gerne kann ich auf Wunsch auch tiefer in diese Thematik eingehen, so es sich um deutliche Merkmale handelt, welche nicht so einfach von der Hand zu weisen sind. Vor allem auch aus historischer Sicht sind diese Erkenntnisse, welche die Philosophie von heute, gestern und morgen leistet, unabdingbar. Es gibt heute sehr gute Quellen, welche man sich für wenig Geld heranziehen kann. Das Buch "Die Vorsokratiker - herausgegeben von Wilhelm Capelle" beinhaltet ausschliesslich qualitative und direkte Übersetzungen der Orginalüberlieferungen. Die deutsche Geistesgeschichte ist zudem voll mit eindeutigen Ikonen, welche zu studieren, sowohl den Philosophen, wie auch den Theologen wie auch den unbedarften Leser anschickt, Einsichten zu gewinnen, welche ihnen wiederum neue Sichtweisen ermöglichen.

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Um diesen Zustand zu kaschieren versteckt sich der moderne Philosoph zumindest in Deutschland allzu gerne hinter kompliziert formulierten Texten, voller unnötiger Fremdwörter in der verzweifelten Hoffnung, dass sich der Leser durch die Äußere Form von der Kargheit des eigentlich Inhalts ablenken lässt. Er hofft, dass das gute deutsche Bidungsideal, laut dem eine Aussage nur dann etwas wert ist, wenn sie so dargestellt wird, dass man sie allein aufgrund ihrer sprachlichen Schwierigkeit kaum verstehen kann, ihm und seiner Aussage Deckung gibt. Nur leider übersieht er dabei, dass sich hinter unzähligen und überaus unnötigen Fremdwörtern und schlecht geschriebenen pseudokomplexen Sätzen nicht notwendigerweise Intelligenz und Erkenntnis verbirgt. Statt dessen ist dies meistens ein Zeichen von Arroganz, sprachlichem Unvermögen oder ein Ausruck der berechtigten Unsicherheit bezüglich des Wertes der eigenen Aussage. 
Das hat andere Gründe und sind m.E. polemische Spekulationen, absurd und ungebildet.

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Es gab mal einen wunderschönen Calvin und Hobbes Cartoon. In diesem gab Calvin eine richtig schlecht und innerhalb weniger Minuten zusammengestückelte Hausaufgabe ab. Allerdings machte er sich die Mühe, seine Arbeit schon sorgfältig in einer Klarsichtsfolie zu verpacken und dachte sich dabei, dass die Klarsichtsfolie, also die äußerliche Form, von der schlechten Arbeit, also dem Inhalt ablenken würde. Sie tat es nicht. Und so ergeht es auch häufig der modernen Philosphie, die allerdings auf so ein einfach zu verstehendes Beispiel niemals zurückgreifen würde. 
Na dann mache mal Deine Hausaufgaben.
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Nanimonai
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Beitrag von Nanimonai »

Um diesen Zustand zu kaschieren versteckt sich der moderne Philosoph zumindest in Deutschland allzu gerne hinter kompliziert formulierten Texten, voller unnötiger Fremdwörter in der verzweifelten Hoffnung, dass sich der Leser durch die Äußere Form von der Kargheit des eigentlich Inhalts ablenken lässt. Er hofft, dass das gute deutsche Bidungsideal, laut dem eine Aussage nur dann etwas wert ist, wenn sie so dargestellt wird, dass man sie allein aufgrund ihrer sprachlichen Schwierigkeit kaum verstehen kann, ihm und seiner Aussage Deckung gibt. Nur leider übersieht er dabei, dass sich hinter unzähligen und überaus unnötigen Fremdwörtern und schlecht geschriebenen pseudokomplexen Sätzen nicht notwendigerweise Intelligenz und Erkenntnis verbirgt. Statt dessen ist dies meistens ein Zeichen von Arroganz, sprachlichem Unvermögen oder ein Ausruck der berechtigten Unsicherheit bezüglich des Wertes der eigenen Aussage.
schöne formulierung, das habe ich mir so oder so ähnlich auch schon unzählige male in gewissen geisteswissenschaftlichen seminaren gesagt.
ist es nicht die wesentlich größere herausforderung, komplexe inhalte mit leicht verständlichen worten zu erklären?
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Jörg Luibl
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Beitrag von Jörg Luibl »

TGfkaTRichter hat geschrieben:Bitte lass in Zukunft solche extrem vereinfachende Kolumnen sein. Bitte!
Abgelehnt! Ich will vereinfachen, runterbrechen und überspitzen.

Mein erstes Ziel ist die unterhaltsame Lektüre. Mein zweites Ziel ist das Wecken der Neugier - an Themen außerhalb des Videospielwertungsgezänktellerrandes. So können Streitgespräche entstehen, Aspekte vertieft und vielleicht neue Erkenntnisse geerntet werden. Die Früchte dieser Debatte sehe ich schon in der Tatsache, dass man sich hier engagiert austauscht. Und es ist doch wunderbar, wenn dann noch so ein Literaturhinweis wie "Das Schöne" dabei herausspringt... :wink:
TGfkaTRichter hat geschrieben:solltest du erst einmal (...) definieren, was Spiele zu Kunstgegenständen macht und der ob Begriff "Kunstwerk" wirklich auf alle Spiele anwendbar ist.
So einfach mache ich es mir ja nicht mit der edlen Kunst-Schublade - für mich gehören Videospiele in den großen, auch all den kreativen Trash auffangenden Bereich Kunst & Kultur. Hab ich vor ein paar Jahren zu fassen versucht, kann ich nach erneutem Lesen auch alles so stehen lassen, Kolumne 59 trug den Titel "Sind Spiele Kunst?":

http://www.4players.de/4players.php/kol ... ur/59.html
Nanimonai
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Beitrag von Nanimonai »

@ jörg:

eigentlich witzig, dass du erst jetzt mit dem link zur kunst-kolummne rausrückst, da hätten sich einige seiten zuvor vielleicht weniger leute hier öffentlich geschändet. :D
Help
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Beitrag von Help »

4P|T@xtchef hat geschrieben:Mein erstes Ziel ist die unterhaltsame Lektüre. Mein zweites Ziel ist das Wecken der Neugier - an Themen außerhalb des Videospielwertungsgezänktellerrandes. So können Streitgespräche entstehen, Aspekte vertieft und vielleicht neue Erkenntnisse geerntet werden. Die Früchte dieser Debatte sehe ich schon in der Tatsache, dass man sich hier engagiert austauscht. Und es ist doch wunderbar, wenn dann noch so ein Literaturhinweis wie "Das Schöne" dabei herausspringt... :wink:
Und das finde ich grandios. Niemand, NIEMAND spricht solch komplexe und wichtige Themen an und das zeichnet unter anderem diese Seite aus. Deswegen wie immer Hut ab vor deiner Arbeit, sie ist eine echte Bereicherung für die PC-Spiele-Presse (viele Neider versuchen sie sicherlich zu verteufeln, aber wie du so oft bewiesen hast, lässt du dich davon nicht einschüchtern).

Auch wenn ich mit deiner Meinung und deinem Umgang mit diesem Thema nicht einverstanden bin, so macht mir der Meinungsaustausch und hitzige Diskussionen dennoch Spaß :) .

Wie heißt es so schön: "Ich bin nicht einverstanden mit dem, was Sie sagen, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie es sagen dürfen!"

Weiter so! :)
MrMetapher
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Beitrag von MrMetapher »

@musician73:
"Das hast Du gesagt. Das Wort ist doch recht einfach zu verstehen. Wenn die Katze die Maus jagt und sie quält bis zum Ende, mit ihr spielt, dann ist das ein Killerspiel. Ein Unwort, welches eigentlich menschenunwürdig ist."
Worauf ich hinaus wollte ist, dass man, wenn man sich den Begriff des "Killerspiels" mit seinen impliziten oder expliziten Bezügen mal genauer anschaut, dass das letztlich kein verständlicher Begriff ist zur Charakterisierung von Computerspielen. Man ist sich über die mediale Verfasstheit der Praxis des Computerspielens meines Erachtens hier überhaupt nicht klar. Wenn man das wäre, würden solche Redeweisen, wie dass Computerspiele der "Realität" ähnlich sind, zu Recht aussterben (Wenn wir Computerspiele mit der Realität verwechseln könnten, würden sie zur Klasse etwa der Sinnestäuschungen o.ä. gehören, was absurd ist).
Ich würde Deinen Punkt eigentlich analog zu meinem verstehen (als Kritik an diesem Begriff), nur unter einer anderen Perspektive. In dieser Frage bin ich allerdings Howdies Meinung - Tiere können nicht morden oder auch z.B. vergewaltigen, weil der Begriff des Mordens eine Menge anderer Begriffe vorraussetzt, die, wie ich glaube, nicht wirklich sinnvoll auf Tiere angewendet werden kann.
Der Begriff Killer-Instinkt (wie überhaupt die ganze Idee der "Instinkte", deren konzeptuelle Geburt man historisch durchaus rekonstruieren kann) scheint mir ein ziemlich sinnfreier Begriff beim Menschen zu sein (das lässt sich gerade mit Nietzsche verteidigen, wenn man ihn auf eine bestimmte Art liest und ihn v.a. - gerade in Bezug auf seine späteren Texte - als Metaphysik-kritiker versteht). Übrigens denke ich, dass Schopenhauers Kunsttheorie aus verschiedenen Gründen mit Hegels Kunsttheorie (weil Du beide zitierst) nicht mithalten kann, aber das ist hier vll. nicht der Ort, das genauer auszudiskutieren.

@Howdie: Auch wenn ich Dir zustimme, dass der Begriff Killer nicht sinnvoll auf Tiere angewendet werden kann, kann man g.i. gar nicht anders, als wertend sich auf Tiere beziehen.

@TGfkaTRichter: Auch wenn Du nicht mitmachst, es viele andere schöne Calvin und Hobbes-Cartoons gibt (einen über Postmoderne und Dekonstruktion); leider hast Du in Deinem Beitrag keine Ahnung, wovon Du redest (entschuldigung für den scharfen Tonfall):
- Im Regelfall bezieht sich die Philosophie nicht auf Autoritäten als Selbstzweck, sondern liest sie (wie vieles andere - man vgl. z.B. die jüngsten Debatten mit den Neurowissenschaften) unter systematischer Fragestellung, d.h.: Inwieweit können sie zur Beantwortung eines bestimmten Problems helfen?
- Jede Fachwissenschaft hat ihr eigenes Vokabular, das Abkürzungen erlaubt und Sachen für die Forscher auf den Punkt bringt. Das gilt genauso für die Geschichtswissenschaften, die Physik wie die Philosophie. Die Begriffe sind nicht selbstzweck (und wenn sie es sind, werden sie von den besseren Fachvertretern gar nicht erst gebraucht), sondern einfach Teil des wissenschaftlichen Diskurses.
- Du berufst Dich auf die Geschichte und führst dabei eine Karikatur eines unhistorischen Wissenschaftsbegriffs an (der das adjektiv "empirisch" beinhaltet). Die Philosophie arbeitet tatsächlich nicht empirisch, das aber nicht, weil sie eine rückständigere Wissenschaft wäre, sondern weil sie sich für Grundverständnisse interessiert, die der empirischen Forschung (die ihr gutes Recht hat) vorausliegen und von ihr auch gar nicht eingeholt werden können (wiederum Beispiel: Debatte um Willensfreiheit zwischen Philosophie und Neurowissenschaft).
- Was den Stil in diesem Forum angeht hast Du bzgl. der Fachbegriffe natürlich Recht - das ist nicht der richtige Ort und eine Philosophie, die sich nicht übersetzen lässt, ist nichts wert.

@Nanimonai: "Geisteswissenschaften" sollten übersetzbar sein, das gilt aber auch für andere Wissenschaften; man könnte auch bei der theoretischen Physik eine analoge Frage nach dem Nutzen stellen, denn aufgrund dieser Frage wird die Übersetzbarkeit mehr eingefordert als bei anderen Arten wissenschaftlicher Disziplinen. Zudem sind die Fachbegriffe, wie ich schon sagte, kein Selbstzweck.
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