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Re: Ein Gütesiegel gegen In-App-Käufe

Verfasst: 26.01.2014 15:16
von LeKwas
Für mich als Konsument wäre das ein klares Qualitätsmerkmal und Verkaufsargument: Bei diesem Titel kann ich sicher sein, dass ich kein zerstückeltes Spiel kaufe und dass ich mich nicht mit Geschäftsmodellen in hässlich aufploppenden Werbe-Menüs auseinandersetzen muss. Ich könnte das Spiel genießen, ohne ständig unterbewusst darüber nachzugrübeln, ob oder wie viel Geld ich ausgeben muss, um die bestmögliche Motivation aus dem Spiel zu ziehen.
Die Industrie hält sich gerne alle Optionen offen, von der darf man nicht allzu viel erwarten.
Ich denke auf die Industrie zu warten ist vergebene Liebesmüh. Besser selbst machen. 4Players vergibt Awards, also kann auch ein Gütesiegel dazu.
Yep, ist wohl wirklich das sinnvollste, wenn 4p eigenhändig die Titel markiert, die ohne MTAs oder balancebeeinflussende DLCs auskommen. Am besten auch noch zu Jahresende einen Antiaward für das Spiel mit dem dreistesten Geschäftsmodell a la "Cashgrabber of the Year" - gibt schon einige Magazine, die so etwas in der Art vergeben.

Re: Ein Gütesiegel gegen In-App-Käufe

Verfasst: 26.01.2014 16:49
von greenelve
LePie hat geschrieben:Am besten auch noch zu Jahresende einen Antiaward für das Spiel mit dem dreistesten Geschäftsmodell a la "Cashgrabber of the Year" - gibt schon einige Magazine, die so etwas in der Art vergeben.
Mit "Frechheit des Jahres" gibt es bereits eine Kategorie, unter die sie fallen würden. Man könnte, wenn es bei Spielen überhand nimmt, noch einen eigenen Award vergeben. Nur um deutlich auf die Transaktionen hinzuweisen.

Re: Ein Gütesiegel gegen In-App-Käufe

Verfasst: 27.01.2014 21:08
von Lord Hesketh-Fortescue
Ja, diese Rubrik gibt es, allerdings kann sie natürlich für alles Mögliche verwendet werden, was während eines Jahres irgendwie sauer aufgestoßen ist (Releasepolitik, Bugs, Arbeitsbedingungen, Presse-Manipulationsversuche, Kundenabzocke etc.). Das wird dann punktuell negativ hervorgehoben, eine dauerhafte Wirkung gibt es nicht.

An ein kontinuierlich etabliertes 4P-Anti-Mikrotransaktionssiegel o.ä., vielleicht sogar im Verbund mit anderen Magazinen, glaube ich zur Zeit nicht wirklich. Es gibt innerhalb der Spielerschaft da auch längst kein - zumindest halbwegs konsensual zum Ausdruck gebrachtes - Gefühl (mehr) für ein "Richtig" und ein "Falsch" bei all den konkurrierenden Geschäftsmodellen, falls es das überhaupt je gegeben hat. Das sind längst obsolete, seltsam attavistisch wirkende moralische Kategorien, die nicht mehr so recht in ein zeitgemäßes Urteil über Gaming zu passen scheinen. Alles ist unter dem Credo der Wirtschaftlichkeit, der Freiwilligkeit und des individuell zugeschnittenen Custom-Gamings irgendwie legitim zu finden, tolerabel und im Grunde genommen - in multiperspektivisch-relativierender Schönredung - doch letzten Endes voll m'kay (hey, zwingt einen ja schließlich niemand zu irgendwas, der Rest ist halt Angebot und Nachfrage, und überhaupt muss man die Firmen da ja auch mal verstehen, jajaja...).

Ich komme bei diesem Anything-Goes des Geschäftemachens selbst häufig genug in Argumentationsnot und muss es dabei belassen, jedem das Seine zu wünschen und mich auf meinen eigenen Konsum-Kompass zu konzentrieren. Leben und leben lassen ist dann das vorprogrammierte Diskussions-Ergebnis, und das ist ja nicht mal das schlechteste, wenn ich ehrlich bin.

Und 4P hat diese divergente, vielstimmige Klientel nun als Leserschaft. Insofern klingt es für mich wie eine Ironie des Schicksaals, wenn man sich als groß gewordenes Massenmagazin nun hinsichtlich klarer und unmissverständlicher Meinungs-Positionierungen wohl oder übel ganz analog verhalten muss, wie man es dem AAA-Mainstream seit jeher in Punkto Fokusgruppengaming vorgeworfen hat: Nämlich bloß nie ins Extrem gehen, bloß niemanden zu sehr verschrecken, gerade in der überlebenswichtigen Test-Rubrik, die dieses Magazin ja im Wesentlichen trägt.

Sprich: Ich traue es der Redaktion zur Zeit nicht zu, sich in dieser Hinsicht auch abseits der Kolumnensparte (die nach meinem Empfinden mit den Jahren ohnehin immer milder und handzahmer geworden ist) und dem neuen, etwas schüchternen Hinweis in der Infobox auf der Pro&Kontra-Seite wirklich klar zu positionieren und auch aktiv entsprechende "Gegenmaßnahmen" versus diesen Mikrotransaktions-Wahn (wie z.B. solch ein Anti-MTA-Gütesiegel) zu ergreifen. Wäre auch nichtmal irgendwem übelzunehmen, man ist hier weder freies Blog noch Nischenmagazin. Ich würde das dennoch begrüßen und mich in meiner Einschätzung liebend gerne eines Besseren belehren lassen, aber da ist man als erklärter Mikrotransaktions-Gegner eben auch nur Einer unter Vielen im überlauten und alles überlagernden Summen des Meinungsgewimmels. Die Konsequenz ist letztlich nur die Rückbesinnung auf sich selbst: Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner. Irgendwelche Gütesiegel? Am Arsch!

Re: Ein Gütesiegel gegen In-App-Käufe

Verfasst: 28.01.2014 19:57
von FlyingC
Moin, ich denke, dass ist ein guter Punkt:
Lord Hesketh-Fortescue hat geschrieben:An ein kontinuierlich etabliertes 4P-Anti-Mikrotransaktionssiegel o.ä., vielleicht sogar im Verbund mit anderen Magazinen, glaube ich zur Zeit nicht wirklich. Es gibt innerhalb der Spielerschaft da auch längst kein - zumindest halbwegs konsensual zum Ausdruck gebrachtes - Gefühl (mehr) für ein "Richtig" und ein "Falsch" bei all den konkurrierenden Geschäftsmodellen, falls es das überhaupt je gegeben hat.
Somit kann ja in ein Hinweis im Fazit Bereich gesetzt werden, dass es MTA etc gibt. Eine positiv oder negativ Entscheidung kann ja jeder für sich treffen.

Da ich mir bei manchen Titeln nur schnell das Fazit ansehe habe ich direkt eine für mich interessante Information. Was ich damit mache ist mir überlassen.
Damit sollte den Lesern und den Betreibern der Geschäftsmodelle gedient sein.

Re: Ein Gütesiegel gegen In-App-Käufe

Verfasst: 28.01.2014 21:02
von Lord Hesketh-Fortescue
Jup, einen neutralen Hinweis gibt es neuerdings bei jedem Test. Und zwar findest du den auf der Pro&Kontra-Seite (letzte Seite nach dem Fazit) in dem rechten Infokasten "Kopierschutz und Co" ganz unten (heißt dort Bezahlinhalte). Da kann sich jeder schnell informienen und sich dann sein Urteil bilden.

Re: Ein Gütesiegel gegen In-App-Käufe

Verfasst: 28.01.2014 21:10
von FlyingC
Danke. Hatte ich bisher übersehen. Bin beim Fazit hängengeblieben. Einzelschicksal.

Re: Ein Gütesiegel gegen In-App-Käufe

Verfasst: 03.02.2014 19:45
von Kuckuck22
Es passiert doch tatächlich etwas in dem Bereich... http://www.spiegel.de/netzwelt/games/in ... 50755.html

Re: Ein Gütesiegel gegen In-App-Käufe

Verfasst: 04.02.2014 11:52
von 4P|Jan
Kuckuck22 hat geschrieben:Es passiert doch tatächlich etwas in dem Bereich... http://www.spiegel.de/netzwelt/games/in ... 50755.html
Danke für den Hinweis, wir haben jetzt eine News dazu:

http://www.4players.de/4players.php/spi ... e_auf.html

Re: Ein Gütesiegel gegen In-App-Käufe

Verfasst: 04.02.2014 12:19
von Lord Hesketh-Fortescue
Kuckuck22 hat geschrieben:Es passiert doch tatächlich etwas in dem Bereich... http://www.spiegel.de/netzwelt/games/in ... 50755.html
Man darf da gar nicht drüber nachdenken. Es ist bizarr und beschämend, dass nicht unerhebliche Teile des F2P-Onlinegamings (und zunehmend auch MTA-verseuchte SP-Spiele) mittlerweile relevante Fälle für den Verbraucherschutz sind. Das passiert, wenn alles Spielerische, Spaßige, Naive und Motivationale zur reinen Lockvogel-Fassade verkommt und sich radikal einem knallharten Geschäftsmodell unterwerfen muss. Gamedesign wird lediglich als getarntes Geschäftsdesign missbraucht, quasi das Potemkinsche Spiel oder der süße Lolly vom fremden Onkel als sorgsam kultivierte Geschäftsmethodik. Offenheit und Transparenz wären hier nur unliebsame Verräter der eigenen Absichten. Und gerade Kinder und Jugendliche sind leicht um den Finger zu wickeln.

Trotz allem: Da regt sich was im Busch. Nicht nur bei den Briten. Auch das aufsehenerregende BGH-Urteil zu unzulässigen Werbe-Kaufaufrufen an Kinder in Onlinespielen (hier: Gameforge) vom letzten Jahr war ein deutliches Signal, dass hier seitens der Spieleindustrie einfach Bögen massiv überspannt worden sind. Leider ist dieses Urteil nicht rechtskräftig (mittlerweile wurde auch schon Einspruch eingelegt) und für ein BGH-Urteil außergewöhnlich schwammig und angreifbar in der Argumentation.

Und auch bei den Spielemagazinen scheint sich was zu tun. Vielleicht ist ja mit dem oberdreisten "Dungeon Keeper"-iOS-Verschnitt nun wirklich ein Knoten geplatzt und man erhebt sich aus der Lethargie (v.a. in den Tests selbst, hier hat man Macht, hier tut es weh!). Er ist wirklich an der Zeit, hier nun stärker Farbe zu bekennen und diesen Irrsinn, der da stattfindet, als solchen zu entlarven und gnadenlos abzustrafen. Das muss sich nicht undifferenziert und Hexenjagd-mäßig gegen jegliches F2P richten, aber bei dieser offensichtlichen Bauernfängerei und schreienden Verhöhnung von allem, was eine Spielkultur ausmacht, MUSS man nun wirklich Tacheles reden. Ich hoffe, 4P und ihre Kollegen bleiben da weiterhin am Ball.

Kommentar

Verfasst: 04.02.2014 13:34
von Hendrik
Der Vergleich hinkt etwas - aber so nen Siegel hätte ich gerne. Gerade auf dem Handy kaufe/lade ich Spiele oft nicht, weil ich den Micropayment Kram nicht genau abschätzen kann und mir das dann lieber knicke.
Gruß, Hendrik

Re: Ein Gütesiegel gegen In-App-Käufe

Verfasst: 05.02.2014 14:23
von LeKwas
Shameless Eigenwerbung ftw. :Blauesauge:
Ich habe angelehnt an dieses (wie ich finde) heikle Thema eine kleine Umfrage erstellt:
http://forum.4pforen.4players.de/viewto ... 5&t=141835