[Musik] Eure neuesten Tonträger!

[mr archer]

Überwältigt einen nicht so wie der grandiose Vorgänger "Uncanny Valley". Kommt dafür langsam aber mit Macht. Was zum hineinhören.

[Deuterium]

Emperor-At the nightside eclipse

Geil! Wulkotnje, wie der Sorbe sagt. Mein neuer Genre-Favorit, die Platte. Hat alles.

Immer mal auf den Nachwuchs hören Ja, die Platte ist einfach nur wahnsinnig geil. Als ich die das erste Mal gehört habe, hab ich mir gedacht: Wenn ich irgendwann mal geistig umnachtet auf einem Friedhof rumlaufen sollte und mit leblosen Menschlein meinen Schabernack treibe, soll das der Soundtrack dazu sein. Läuft bei mir in letzter Zeit auch wieder öfter.


Nile-What Should Not Be Unearthed
Ganz andere Baustelle. Technischer Wahnsinn. Nichts für jeden Tag, nur für bestimmte Stimmungen.

[mr archer]

Immer mal auf den Nachwuchs hören

Wenn er sich als kundig erweist, habe ich da keine Scheu. Darum gleich gefragt: Wenn mir At the heart of Winter von Immortal so arg sehr gefällt - mit was mach ich da denn weiter (außerhalb Immortal, jetzt)?

[Deuterium]

Ich werde in meiner Gruft ernsthaft über diese Frage nachdenken. Stilistisch gesehen sind Immortal absolut einzigartig, zu jeder Zeit, ob Demonaz oder Abbath für die Kompositionen der Musik zuständig war. Man hört immer den eigenen Stil dieser Gruppe. Es wird schwierig, da ein Equivalent zu finden, das dem auch nur ansatzweise das Wasser reichen kann.
Oder auch mal anders gefragt: Inwiefern weitermachen? Mehr Melodie? Mehr Geballer?

Ansonsten kann man die Scheibe nur auf das Podest setzen, auf das es gehört und täglich seine Gebete zu Mighty Ravendark schicken, der da über die Eislandschaften von Blashyrkh herrscht.

[mr archer]

Na toll. Habe ich also gleich mit System Shock 2 den Einstieg genommen. Seufz.

Aber, ja. Mehr Geballer.

[Sharkie]

Na toll. Habe ich also gleich mit System Shock 2 den Einstieg genommen. Seufz.

Aber, ja. Mehr Geballer.

Jaja, so ist das manchmal. Aber nicht verzagen, noch ist das Genre nicht ausgereizt. Hier noch drei Empfehlungen. Diesmal, welch Novum, sogar in norwegischer Sprache - trver wird's nicht mehr, möchte man meinen. Wodurch das putzige Freistil-Englisch, wie es z.B. die Kollegen von Emperor krächzen, als Unterhaltungsfaktor natürlich komplett wegfällt, aber man kann ja nicht alles haben.

Spoiler

Show

Taake - Hordalands Doedskvad


Ulver - Bergtatt


Ulver - Nattens Madrigal

Die Taake-Platte (sowie Taake im allgemeinen, auch wenn sich unter den Bandmitgliedern mal wieder Spaten allererster Güte tummeln) könnte dem Immortal-Fan durchaus gefallen, da sie ebenfalls recht rockig und gar nicht mal so uneingängig daherkommt. Die beiden Ulver-Alben dagegen gelten zwar als Genre-Klassiker, allerdings ist ihr Sound wirklich, wirklich, WIRKLICH grenzwertig. Als hätte sie ein Zwölfjähriger mit seinem Kassettenrekorder produziert. Dagegen klingen frühe Sonic Youth-Platten wie Stadionrock. Augen zu und durch!

PS: Außerdem wäre die Storm of the Lights Bane von Dissection, die hier schon mehrfach gepriesen wurde, sehr zu empfehlen.

PPS: Was ist das für eine Einhornplatte da oben? Sieht interessant aus!

[mr archer]

PPS: Was ist das für eine Einhornplatte da oben? Sieht interessant aus!

Das ist Allie. Solo Loop-Gitarre-Gesang-Soundfrickler aus Berlin und für mich in dem Feld das Beste und emotional Berührendste seit Portishead. Eine Extrem-Begabung. Ganz groß.

https://alliemusic.bandcamp.com/

"Uncanny Valley" ist für mich eine der besten Platten dieses Jahrzehnts, bisher.

Kostprobe:

https://www.youtube.com/watch?v=mtRHjpAQl3I


Und danke für die Metal-Hinweise!

[mr archer]

Ich hör mich nun gerade via Youtube nochmal in Dissection rein. Zum zweiten Mal, nachdem Deute hier ja auch schon so gelobt hatte.
Es ist merkwürdig - ich kann das in seiner Virtuosität absolut würdigen. Aber es berührt mich nicht. Einzelne Stellen immer mal wieder, Aber nicht in seiner Gesamtheit, wie es bei At the heart of winter der Fall ist. Wir hatten ja hier schon mal das Gespräch zu Death Metal und seinem Hang zur technischen Perfektion. Mir fehlt hier irgendwie der Punk-Anteil, den man bei den frühen Darkthrone-Sachen erahnen kann und der selbst bei Immortal für mein Gefühl noch irgendwie nachschwingt. Ich bin ja Nachzügler. Aber irgendwie bemerke ich eine Vorliebe für die Black-Seite bei mir. Diese Neigung zur Dramatik, zu Oper und Schwulst! Das isses irgendwie.
Mir schwingt bei Dissection also irgendwie zu viel Ernsthaftigkeit mit. Wenn ich dagegen Abbath und Demonaz mit ihren lustig geschminkten Gesichtern sehe - die will man doch einfach nur knuddeln!

[Deuterium]

Ernsthaftigkeit schwingt aber in vielen Blackmetalsachen mit. Immortal sind meiner Meinung nach eine Ausnahme. Die Verstehen das Ganze als Unterhaltung, nehmen sich selbst nicht so ernst. Andere Leute leben -oder zum Teil wohl besser lebten- dieses Gefühl der Szene voll aus. Für die war das eben nicht Unterhaltung, ein Jux, sondern ein ernstes Geschäft, eine -wenn in manchen Augen vielleicht etwas destruktive- Lebenseinstellung. Die 90er Jahre BM Bewegung ist ein höchst interessantes Phänomen, das muss man so sagen. Gibt nicht viele Bewegungen, die so phaszinierend sind.
Auch Jon Nödtveidt (Dissection) hat seine Musik sehr ernst genommen. Mitglied des Misanthropic Luciferian Orders, im Knast wegen Beihilfe zum Mord... Meines Wissens nach, hat er sich auch innerhalb eines selbst auf den Boden gemalten Pentagramms das Leben genommen... Die Bewegung beheimatet viele Leute. Einige mache machen Show, andere eben nicht. Wie überall. Der Unterschied zu einer Glammetalband, die wirklich den ganzen Tag nur durch die Gegend knattert ist halt, dass dabei keine Kirchen brennen. Der BM ist halt schon von den Rahmenbedingungen eher etwas negativ... Worauf wollte ich eigentlich hinaus? Achso: Viele der einschneidensten BM Werke sind in ernsthaftesten Absichten geschrieben worden. Satanistische Propaganda aus voller Überzeugung. Die Leute vergessen das nur oft, weil es ihnen verständlicher Weise schwer fällt, die Leute wirklich ernst zu nehmen. Aus der Sicht eines Menschen, der eben kein Nihilist/Satanist/whatever ist, wirkt da eben auch einiges verquer und amüsant.

Aber gut. Ich empfinde natürlich gegenüber Dissection jetzt nicht so, aber das ist halt wie alles Geschmackssache. Ich hab auch beim ersten Mal Hören gesagt "klingt wie ne Mischung aus Melodic Death und Black Metal". Bei mir hats eben gezündet, finde die Somberlain und die Storm of the lights bane beide phantastisch, obwohl ich Melodic Death eigentlich scheiße finde. Richtig ziemlich scheiße, um genau zu sein, bis auf die ein oder andere Ausnahme. Aus musikalischer Sicht sind die Dissectionplatten beeindruckend, wer dann halt wirklich das Brett bevorzugt, ist woanders besser aufgehoben. Alter Death Metal ist übrigens nicht mal sonderlich virtuos. Vielleicht kann sich der ein oder andere mit frühen Deathmetalplatten anfreunden, der sonst eher auf der schwarzen Seite der Macht unterwegs ist. Ich muss sagen, dass mich moderner Death oft absolut langweilt, bin oldschool.
Vieles, was sich heute als Death bezeichnet, ist für mich nur Rotze und Technikgepose. Und bevor mir jemand den Kauf meines Nilealbums vorwerfen will... Ich mag den Geist der Band, wollte früher mal Archäologe werden
Archer ist mit seinem Nachzüglertum übrigens nicht alleine, schnüff. Ich werde niemals auf Konzerte meiner Lieblingsbands in ihrer besten Zeit gehen können. Soviel dazu mal. Ich muss auch alles nacharbeiten. Eine Zeitmaschine würde ich wohl nur nutzen, um mich in die 80er zu schießen und den ganzen geilen Scheiß mitzumachen.

[mr archer]

Danke! Ich höre zu und lerne.

Ist schon so. Ich kann BM nicht in letzter Konsequenz ernst nehmen. Irgendwie rührt mich das.

[Deuterium]

Musik ist meiner Empfindung nach auch zum Rühren da

Natürlich will ich hier nicht auf Biegen und Brechen jemandem meine Meinung aufdrücken. Keinesfalls. Wir sind hier nicht beim Trvnesskontest. Erlaubt ist, was gefällt. Außerdem hab' ich eh nicht die absolute BM Expertise, da kennen sich hier manche besser aus. Ich hab auch erst vor nem Jahr oder so angefangen, mir sowas zu Gemüte zu führen.
Was ich gerade tue, um mich weiterzubilden, ist Folgendes:
Ich habe mir dieses Buch gekauft. Dieses ist für den Moment (bin noch nicht durch) so aufgebaut, dass nach und nach die stilprägendsten Bands und ihre Mitglieder vorgestellt werden. Was waren die Einflüsse, wichtige Personen. Natürlich werden auch die Entstehungsgeschichten der wichtigsten Platten dargestellt. Beim Lesen der Kapitel, die praktischerweise nach Bands benannt sind, höre ich mir die Musik der gerade Besprochenen über meinen Streamingdienst an. Eine sehr unterhaltsame Leseerfahrung, die sehr erkenntnisbringend ist. Ist die Musik besonders ansprechend, wird das Lesen gestoppt und sich auf die Akustik konzentriert.
Das Buch ist völlig frei (bis jetzt) von nervigem Moralscheiß und nicht so reißerisch wie das bis jetzt noch bei weitem bekanntere Werk "Lords of Chaos". Vielleicht werde ich irgendwann mal eine Rezi dazu schreiben.

[TheSoulcollector]

Scheint eine sehr gute Lektüre zu sein. Sollte ich mir vielleicht auch mal besorgen. Allerdings stört mich die oft mit Absicht extrem miese Produktion der Platten doch ein klein wenig. Deshalb hab ich bisher nur kleine Ausflüge ins Genre unternommen und Bands wie Darkthrone oder Burzum bisher gemieden. Mayhem ist natürlich Pflicht, ebensoMarduk. Auch Cradle und Dimmu hab ich mir schon gegeben, auch wenn die natürlich nicht unbedingt "true" sind. Dazu eine eher unbekannte Band aus Norwegen: "Perished - Seid". Machen Black Metal mit Folk Einflüssen (Akkordeon z.B.). Gefällt mir sehr und in der Richtung such ich nun weitere Bands.
Bathory gehört mMn aber unbedingt in jedes Regal eines BM Fans. Meine Empfehlungen wären das klassische "The Return..." und das Übergangsalbum "Blood Fire Death". Wer bei Qorthons Gesang in "For those who died" keine Gänsehaut bekommt dem ist echt nicht mehr zu helfen.


Vielen Dank übrigens für den Tipp mit Dissection! Hab die CD gestern bekommen.

[Deuterium]

Darkthrone und Burzum bisher gemieden? Aus politischen Gründen?

[TheSoulcollector]

Nö, die Politik interessiert mich da nicht (da dürfte man das ganze Genre ja nicht mehr hören). Sondern die absichtlich miese Produktion der Platten (Headset Mikro usw.). Klar, manchmal trägt das die Stimmung aber es wirkt oft so gezwungen. Ist ja teilweise wie so´ne Art Hipstertum ob der schlechten Qualität.
"Wir sind die truesten und bösesten und die undergroundigste Band!!!!!1111elf"
So wirkt es halt teilweise. Ich erwarte ja keine Hochglanzproduktion, aber ein gewisses Level sollte es schon sein.

[Sharkie]

Ich kann BM nicht in letzter Konsequenz ernst nehmen.

Black Metal ist bekanntlich Krieg, und Krieg eine ernste Angelegenheit.



...wobei das ja schon ein kleines Paradoxon ist. Je mehr man sich darauf einlässt, desto mehr Spaß macht es. Aber einhundertprozentig ernstnehmen? Nee, dat wird nix.

Stattdessen: Aufrichtig begeisterte, aber humortechnisch unverklemmte Würdigung. Verschwörerisches Augenzwinkern anstelle spöttischer Ironie. Gemeinsam Met saufen und dann in die Büsche vor der Dorfkirche reihern.