Virginia - Test

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CritsJumper
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Re: Virginia - Test

Beitrag von CritsJumper »

monotony hat geschrieben: was soll ich denn dann noch von irgendeinem test von euch halten, wenn spiel und/oder reviewtext plötzlich nicht mehr dem 4playerischen test-zeitgeist entsprechen oder von tester zu tester in einem solch extremen maße unterschiedlich gefärbt sein können? wie schon geschrieben, ist mir klar, dass man die subjektivität nicht aus dem autor rausprügeln kann, aber ganz so enthemmt und ohne konsens nützt mir als leser ein solcher beitrag auch nichts.
damit wollte ich auch nur veranschaulichen, dass das spiel so unglaublich schlecht ja nicht sein kann, wenn sich menschen derart davon begeistern lassen können.
Nun wie du schon geschrieben hast, das ist halt immer subjektiv. Obwohl mich das Spiel schon ein wenig begeistert kann ich die Wertung absolut nachvollziehen. Andererseits ist es ein richtig starkes Low Budget Game. Letztlich kommt es dann auch darauf an was man von dem Titel erwartet.

Ich würde sogar vermuten wenn dir jemand diesen Twitterpost zeigt und sich das Spiel dann kauft, das er davon enttäuscht ist. Wobei ich es noch nicht durch habe. Es ist halt auch ein Randgruppenspiel dessen Art man irgendwie mögen muss. Verzeiht man dem Spiel seine Art nicht und denkt eher an ein Heavy Rain, Telltale Game, Gone Home.. dann ist es wirklich klar warum das Spiel so abgestraft wird.

Für mich ist das halt eher eines dieser Kunst-Spiele. Mittlerweile ist jedes Pixel-Adventure zum Beispiel auch ein Kunstspiel und ob ein ganz junger Mensch damit was anfangen kann wenn er die Pixel-Grafik Zeit nicht miterlebt hat. Da bin ich mir einfach nicht sicher. Auf der anderen Seite: Jemand der aus der Zukunft diese Tests liest ist damit auch ganz gut bedient finde ich und wenn er nur einfach neugierig auf die unterschiedlichen Spiele wird. Wer noch nie einen Wandersimulator gespielt hat und der erste ist dann Dear Ester.. ich denke das passt schon.

Was mich persönlich betrifft: So Wertungen verhindern nicht das ich ein Spiel spiele/nicht kaufe, sondern eher das ich dann bei dem Preis darauf achte.
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Usul
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Re: Virginia - Test

Beitrag von Usul »

monotony hat geschrieben:wie schon geschrieben, ist mir klar, dass man die subjektivität nicht aus dem autor rausprügeln kann, aber ganz so enthemmt und ohne konsens nützt mir als leser ein solcher beitrag auch nichts.
Eben. Wenn man sich damit abfindet, kann man mit den 4P-Berichten noch etwas anfangen... z.B. generelle Infos über ein Spiel herauspicken. Und in den Kommentaren zwischen dem üblichen Gelaber auch mal etwas Interessentes entdecken.
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Jörg Luibl
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Re: Virginia - Test

Beitrag von Jörg Luibl »

monotony hat geschrieben:was soll ich denn dann noch von irgendeinem test von euch halten, wenn spiel und/oder reviewtext plötzlich nicht mehr dem 4playerischen test-zeitgeist entsprechen
Es gibt keinen keinen kollektiven Testzeitgeist. Es gibt keine über alle Subgenre laufende Redaktionslinie. Natürlich haben sich über die Jahre gewisse Gemeinsamkeiten in der Herangehensweise entwickelt, natürlich ergeben sich verbindende Merkmale dadurch, dass ein Tester eine Serie wie BioShock oder PES über Jahre begleitet, aber die Einschätzungen dazu innerhalb der Redaktion können komplett abweichen. Und die Abweichungen sind gut, denn sie offenbaren die Widersprüche, die wiederum zum Wesen der Kritik gehören. Auch in der Diskrepanz zwischen eigener und fremder Meinung steckt ja eine Erkenntnis.

Im Idealfall findest du eine Art Test-Zeitgeist bei einem 4Players-Tester, mit dem sich deine Vorlieben decken. Also wenn es um Diebstahlsysteme und Brandschutz geht, wäre ich dein Mann.;)

Mal weg von den belanglosen Problemen der Spielewelt: Der Wunsch nach einer kollektiven Sicht auf die Dinge, wird ja schon befriedigt, indem Themen für Leser von Suchalgorithmen oder nach Google-Anfragen ausgewählt werden. Irgendwann schreiben dann auch Bots die Texte, die auf den geringsten Widerstand und die größte Deckungsgleichheit mit der Masse getrimmt sind. Die inhaltliche Gleichschaltung ist bereits im Gange, die Werbung beschäftigt schon Journalisten - so entsteht digitaler Zeitgeist ohne Widersprüche, der in erster Linie Kaufanreize verstärken soll. Und was gekauft wird, wird bitte nicht kritisiert.
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Usul
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Re: Virginia - Test

Beitrag von Usul »

4P|T@xtchef hat geschrieben:Mal weg von den belanglosen Problemen der Spielewelt: Der Wunsch nach einer kollektiven Sicht auf die Dinge, wird ja schon befriedigt, indem Themen für Leser von Suchalgorithmen oder nach Google-Anfragen ausgewählt werden. Irgendwann schreiben dann auch Bots die Texte, die auf den geringsten Widerstand und die größte Deckungsgleichheit mit der Masse getrimmt sind. Die inhaltliche Gleichschaltung ist bereits im Gange, die Werbung beschäftigt schon Journalisten - so entsteht digitaler Zeitgeist ohne Widersprüche, der in erster Linie Kaufanreize verstärken soll. Und was gekauft wird, wird bitte nicht kritisiert.
Wo wurde denn eine kollektive Sicht auf die Sicht gefordert?

Die Frage ist doch, was einem Tests mit Wertungen nützen, wenn die Wertungen letztlich doch keine Aussagekraft haben - weil sie mal 30, mal 90 betragen. Laßt die Zahlen einfach weg und diese ganzen Probleme kann man schön mit dem Verweis auf den Bewertungstext kleinreden. Eine Zahl ist nicht nur gefühlt eine Einladung zum einem Vergleich... sie läßt eine wie auch immer geartete Vergleichbarkeit annehmen, auch wenn es natürlich absurd ist, zwei völlig wesensfremde Spiele miteinander zu vergleichen - aber wenn beide Spiele mit 75% bewertet sind, liegt der Vergleich nun einmal nahe. Damit wird eine Objektivität vorgegaukelt, die ihr ja seit jeher von euch weist. Da nun aber auch immer wieder darauf hingewiesen wird, daß selbst die Bewertung ein und desselben Testers starken Fluktuationen unterworfen sein können (mehr oder weniger nachvollziehbarerweise), wäre ein Verzicht auf die Wertungszahlen die richtige Entscheidung.

Damit würdet ihr meines Erachtens auch gegen die Entwicklung, die du im obigen Zitat etwas zu oberflächlich anschneidest, agieren - es wäre nicht der Weg des geringsten Widerstands, es wäre eine Hinwendung zum Inhalt und eine Abkehr vom schnellen Wertungs-Junkietum... und die inhaltlichen Unterschiede würden mehr zur Geltung kommen, weil man sich eben nicht auf die Wertung konzentrieren würde. Es würde dann z.B. in den Kommentaren nicht mehr heißen "Wow! 85%? Das hatte ich ja gar nicht auf dem Radar!" oder "Was?! Nur 35%?! Ich storniere sofort meine Amazon-Bestellung"... sondern man würde sich entlang der inhaltlichen Punkte ein Bild machen müssen.

P.S: Mit Verzicht meine ich den vollständigen Verzicht und nicht die Option, daß man sie ausblendet.
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EllieJoel
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Re: Virginia - Test

Beitrag von EllieJoel »

Wuschel666 hat geschrieben: Ich fand Firewatch ja fesselnd bis zum Schluss und zu keinem Punkt langweilig.
Gut gesagt bis zum Schluss. Der Schluss war nämlich absolut Miserabel das es mir das Erlebnis ein bisschen kaputt gemacht hat. Bis dahin war es sehr gut.

4P|T@xtchef hat geschrieben:hätte ich über die Jahre Call of Duty getestet, dann wären 50% schon das Maximum gewesen.
Wer ist dafür das Jörg das nächste Call of Duty testet ?
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monotony
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Re: Virginia - Test

Beitrag von monotony »

4P|T@xtchef hat geschrieben:
monotony hat geschrieben:was soll ich denn dann noch von irgendeinem test von euch halten, wenn spiel und/oder reviewtext plötzlich nicht mehr dem 4playerischen test-zeitgeist entsprechen
Es gibt keinen keinen kollektiven Testzeitgeist. Es gibt keine über alle Subgenre laufende Redaktionslinie. Natürlich haben sich über die Jahre gewisse Gemeinsamkeiten in der Herangehensweise entwickelt, natürlich ergeben sich verbindende Merkmale dadurch, dass ein Tester eine Serie wie BioShock oder PES über Jahre begleitet, aber die Einschätzungen dazu innerhalb der Redaktion können komplett abweichen. Und die Abweichungen sind gut, denn sie offenbaren die Widersprüche, die wiederum zum Wesen der Kritik gehören. Auch in der Diskrepanz zwischen eigener und fremder Meinung steckt ja eine Erkenntnis.

Im Idealfall findest du eine Art Test-Zeitgeist bei einem 4Players-Tester, mit dem sich deine Vorlieben decken. Also wenn es um Diebstahlsysteme und Brandschutz geht, wäre ich dein Mann.;)

Mal weg von den belanglosen Problemen der Spielewelt: Der Wunsch nach einer kollektiven Sicht auf die Dinge, wird ja schon befriedigt, indem Themen für Leser von Suchalgorithmen oder nach Google-Anfragen ausgewählt werden. Irgendwann schreiben dann auch Bots die Texte, die auf den geringsten Widerstand und die größte Deckungsgleichheit mit der Masse getrimmt sind. Die inhaltliche Gleichschaltung ist bereits im Gange, die Werbung beschäftigt schon Journalisten - so entsteht digitaler Zeitgeist ohne Widersprüche, der in erster Linie Kaufanreize verstärken soll. Und was gekauft wird, wird bitte nicht kritisiert.
man muss ja nicht gleich von einem extrem ins andere rutschen. ich will gar keine allgemeine redaktionslinie und deckungsgleichheit, aber auch keinen fast schon herablassenden veriss frei nach dem persönlichen geschmack, der die vorlieben anderer und die der redaktionskollegen und vorangeganene tests ähnlich gelagerter spiele vornehmlich erstmal komplett ignoriert. wenn ein spiel in teilen als "inhaltlich unbrauchbar" beschrieben wird und "als einschläferndes Knopfdruck-Kino langweilt", dann scheint mir das mehr geschmackstest denn test.
CritsJumper
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Re: Virginia - Test

Beitrag von CritsJumper »

Aber das Spiel ist in Teilen leider "inhaltlich unbrauchbar" und eben auch ein "einschläferndes Knopfdruck-Kino". Wahrscheinlich wurden einige Szenen eingebaut um Ladezeiten zu erzeugen. Aber das macht es umso trauriger. Es gibt definitiv Abschnitte die keinen Sinn haben, wo man als Spieler nach Interaktionsmögichkeiten oder Gegenstände sucht und dann merkt man nur das es ein kurze Zwischensequenz war.

Übrigens der größte Nachteil: Man muss zwei mal spielen damit der Spieler weiß welchen Gegenstand er hätte aufheben und anfassen sollen. Wie gesagt es erinnert ein wenig an Heavy Rain, ist halt nur das Virginia es etwas mühevoller gestaltet bei den Konsequenzen zu entscheiden.

Bei Life is Strange gab es halt nach der Episode noch mal die Aufzählung wo der Spieler Entscheidungsmöglichkeiten hatte. Bei Virginia wird das absolut in keiner Weise hervorgehoben. Zudem weiß man halt nicht ob die Schnitte jetzt Regulär und gewollt waren oder vielleicht nur ein Bug. Die letzten 20 Minuten, sind beim ersten mal Spielen richtig schlimm. Die darauf folgenden Versuche ist es natürlich eine direkte Zugsamenfassung, der eigenen Entscheidungen als auch dem Verlauf der Geschichte. Die Trophäen Anzahl gibt übrigens einen guten Hinweis darauf wie viel man in diesem Spiel schon entdeckt hat.
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Sharkie
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Re: Virginia - Test

Beitrag von Sharkie »

Usul hat geschrieben: Die Frage ist doch, was einem Tests mit Wertungen nützen, wenn die Wertungen letztlich doch keine Aussagekraft haben - weil sie mal 30, mal 90 betragen. Laßt die Zahlen einfach weg und diese ganzen Probleme kann man schön mit dem Verweis auf den Bewertungstext kleinreden. Eine Zahl ist nicht nur gefühlt eine Einladung zum einem Vergleich... sie läßt eine wie auch immer geartete Vergleichbarkeit annehmen, auch wenn es natürlich absurd ist, zwei völlig wesensfremde Spiele miteinander zu vergleichen - aber wenn beide Spiele mit 75% bewertet sind, liegt der Vergleich nun einmal nahe. Damit wird eine Objektivität vorgegaukelt, die ihr ja seit jeher von euch weist. Da nun aber auch immer wieder darauf hingewiesen wird, daß selbst die Bewertung ein und desselben Testers starken Fluktuationen unterworfen sein können (mehr oder weniger nachvollziehbarerweise), wäre ein Verzicht auf die Wertungszahlen die richtige Entscheidung.
Das Weglassen der Zahlenwertung wurde hier ja schon oft diskutiert. Früher war ich was dies betrifft auch ziemlich exakt Deiner Meinung, und aus rein künstlerischer Perspektive bin ich das auch heute noch. Die Redaktion begründet ihr Festhalten an der Zahlenwertung soweit ich weiß (bitte korrigiert mich, sollte ich da etwas falsch wiedergeben) mit der für ein Spielemagazin überlebenswichtigen quantitativen Vergleichbarkeit innerhalb der nationalen und internationalen Spielepresse sowie der in der Branche faktisch vorherrschenden Nachfrage dafür. Unabhängig davon, ob einem dies gefällt oder nicht (wie gesagt, im Grunde finde ich's ebenfalls quatsch), der Status Quo in dieser Brache ist, dass Spieler, aber vor allem auch Publisher und Entwickler zu weiten Teilen Wert auf eine quantifizierte Wertung legen. Zahlenwertungen sind derart etabliert, dass zu befürchten wäre, mit einer Abschaffung selbiger die eigene Relevanz zu torpedieren.

Die Wertungen sind also ein Kompromiss gegenüber dem eigenen, streng subjektiven Anspruch, bzw. ein Zugeständnis an die Gegebenheiten der Branche und des Marktes. Dies wurde von der Redaktion so auch sehr transparent kommuniziert; besagter Widerspruch wurde unumwunden zugegeben und sich aus wirtschaftlicher und rezeptionstechnischer Notwendigkeit dazu bekannt. Man versuchte gar nicht erst, hier eine vermeintliche Konsistenz herbeizureden, was ich in seiner Offenheit sehr sympathisch finde. Ganz persönlich bin ich mir der zahlreichen Fragwürdigkeiten der Zahlenwertung vollkommen bewusst (am schwersten wiegt hier wohl, dass diese dem Kunstcharakter von Spielen nicht gerecht werden), aber in meiner alltäglichen Nutzung dieser Seite stören die Prozentzahlen mich auch nicht groß. Ich schalte sie auch nicht ab.

Edit: Ich habe gerade nochmal nachgeschlagen, die von mir oben angesprochene Stellungnahme fand sich wenn ich mich recht erinnere in einem von Jörgs Forenbeiträgen, eine Kolumne findet sich allerdings nicht dazu. Wäre doch vielleicht mal ein lohnenswertes Thema für eine solche! :)
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Jörg Luibl
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Re: Virginia - Test

Beitrag von Jörg Luibl »

@Monotony: Nicht vergessen: Eine Besprechung kann und darf letztlich auch Polemik sein. Manchmal reicht scharf formulierte Kritik, manchmal braucht ein Verriss das wütende Fluchen. Wir sind da wirklich noch sehr handzahm...und Bens Test zu Virginia ist in dieser Hinsicht noch zurückhaltend, sogar analytisch beschreibend.

@Sharkie: Danke, so isses. Da spar ich mir ne Kolumne.;)
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Usul
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Re: Virginia - Test

Beitrag von Usul »

Sharkie hat geschrieben:Unabhängig davon, ob einem dies gefällt oder nicht (wie gesagt, im Grunde finde ich's ebenfalls quatsch), der Status Quo in dieser Brache ist, dass Spieler, aber vor allem auch Publisher und Entwickler zu weiten Teilen Wert auf eine quantifizierte Wertung legen. Zahlenwertungen sind derart etabliert, dass zu befürchten wäre, mit einer Abschaffung selbiger die eigene Relevanz zu torpedieren.
Ich weiß, allerdings muß man es sich dann verkneifen, in diesem Glashaus sitzend derart mit Steinen zu werfen. Also entweder die allgemeine Entwicklung schön mitgehen und die Finger still halten... oder aus diesem Glashaus des journalistischen Teufels ausbrechen und schreiben, was man will. Beides geht nicht.
Bzw. geht schon... klingt aber nicht glaubwürdig.
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Lord Hesketh-Fortescue
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Re: Virginia - Test

Beitrag von Lord Hesketh-Fortescue »

Usul hat geschrieben:
Sharkie hat geschrieben:Unabhängig davon, ob einem dies gefällt oder nicht (wie gesagt, im Grunde finde ich's ebenfalls quatsch), der Status Quo in dieser Brache ist, dass Spieler, aber vor allem auch Publisher und Entwickler zu weiten Teilen Wert auf eine quantifizierte Wertung legen. Zahlenwertungen sind derart etabliert, dass zu befürchten wäre, mit einer Abschaffung selbiger die eigene Relevanz zu torpedieren.
Ich weiß, allerdings muß man es sich dann verkneifen, in diesem Glashaus sitzend derart mit Steinen zu werfen. Also entweder die allgemeine Entwicklung schön mitgehen und die Finger still halten... oder aus diesem Glashaus des journalistischen Teufels ausbrechen und schreiben, was man will. Beides geht nicht.
Bzw. geht schon... klingt aber nicht glaubwürdig.
Ein gewisser Bruch ist jedenfalls nicht vollständig von der Hand zu weisen, zumal man die hier skizzierte Erwartungshaltung als „SpieleTEST(!)-Branche“ seit seligen Print-Zeiten maßgeblich mit erzeugt hat. Arithmetisch anmutende Wertungskästen mit zerstückelten Einzelaspekten, Prozentzahlen, bunte Awards und Badges wie „besonders empfehlenswert!!!!“ (ergo appellative, direkte Kaufempfehlungen).... das sind eben alles auch Geister, die man selbst rief. Und die man nun in fossiler Weise teils immer noch mit sich rumschleppen muss, was eben manchmal zu seltsam inkonsequenten Baum-Borke-Resultaten führt (wie elaborierte, subjektive und fast „feuilletonistische“ Kritiken, unter die dann überdimensionierte Prozentzahlen und lustige bunte Badges geklatscht werden).

Nur um das der Vollständigkeit halber noch ergänzt zu haben. Diese vorgegaukelte Testungs-Kultur mit entsprechender Leser- und Branchenerwartung haben viele Magazine durchaus mit aufgebaut und gepflegt. Ich seh das mittlerweile auch ziemlich locker bzw. finde eigentlich sogar ganz charmant, dass man den „Warentest-Nerd“ in der journalistischen Historie weiterhin auf den Schultern sitzen hat, während man sich textlich weiterentwickelt und mehr Subjektivität traut. Insofern weiß ich durchaus auch die kleinen Schritte hier bei 4P zu schätzen (bei gleichzeitig gebundenen Händen für ein radikales Freischwimmen). Immerhin macht man hier keinen Hehl aus seiner im Grunde genommen dilemmatischen Lage.

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Jörg Luibl
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Re: Virginia - Test

Beitrag von Jörg Luibl »

Mist, wir sprengen den Virginia-Thread...

...ich sehe in der textlichen Herangehensweise z.B. kein Dilemma. Da gibt es auch kein Entweder-oder, sondern so viele Facetten. Wir nehmen uns ja schon seit Jahren alle Freiheiten, sowohl im Stil als auch der Struktur eines Berichts, so dass diese mal komplett analytisch, mal etwas feuilletonistischer oder experimentell angelegt sind, dass man szenisch oder faktisch einstiegen kann, dass man aus der Ich- oder allgemeinen Perspektive schreibt.

Jeder Tester bei 4Players kann seinen Stil dem Spiel anpassen, anstatt sich an feste Kategorien halten zu müssen. Aber auch die können hilfreich sein - wenn man jeden Tag Texte erstellt und wenn man eine Leserschaft hat, die eine ausführliche Analyse erwartet. Wir dehnen den Begriff "Test", der gerade in Deutschland eher die Erwartung einer wissenschaftlichen Laboruntersuchung weckt und der von der Spielepresse auch zu lange so verstanden und praktiziert wurde, schon seit Jahren so weit, dass es wie im angelsächsischen Verständnis eher "Kritiken" sind. Nur ist dieser Begriff hierzulande so negativ besetzt, und bei Google so irrelevant, dass wir bei "Test" bleiben. Da hilft uns die Zahl am Ende doch noch, ein klares Ergebnis abzuliefern.;)
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Lord Hesketh-Fortescue
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Re: Virginia - Test

Beitrag von Lord Hesketh-Fortescue »

Dilemma ist da vielleicht auch ein zu drastisches Wort und rein textlich gesehen gibt es sowas auch sicher nicht bei euch. Es steckt aber zumindest eine gewisse Ironie in dem Umstand, dass ausgerechnet eine Leser-und Branchenerwartung, die man (als Teil dieser Branche) über Jahrzehnte sattsam kultiviert und gepflegt hat, einen nun davon abhält, auf Wertungszahlen zu pfeifen. Oder zumindest auf „Schulnoten only“ etc. zu downgraden. Natürlich kann man nicht argumentieren, dass die Spieletest-Branche „Alleinschuld“ an der Stiftung-Warentest-Mentalität ihrer Leser und der Spieleindustrie hätte, schließlich gibt es da auch noch eine weitverbreitete Rating- und Wertungsgeilheit in ganz vielen anderen Bereichen des Konsums.
4P|T@xtchef hat geschrieben:Da hilft uns die Zahl am Ende doch noch, ein klares Ergebnis abzuliefern.;)
Das ist übrigens ein äußerst empfehlenswerter Umgang mit dieser ollen Zahl: Sie mit dem Text rückzukoppeln und zur Klärung/Präzisierung desselben für sich als Leser nutzbar zu machen. Wer diese Zahl in diesem Sinne „hermeneutisch“ für sich nutz, sich vornehmlich auf die Beziehung Autor-Text-Leser konzentriert und ganz egoistisch das Beste für sich aus dem Text-Zahl-Gefüge herausfiltert, dürfte auch recht selten auf die dumme Idee kommen, einen Kindergarten-Streit anzuzetteln, weil Magazin XY 19,5% mehr gibt oder ihr Hater den schönen Metacritic-Schnitt putt macht. Der übt dann höchstens inhaltliche Kritik oder bemängelt Inkonsequenzen bei der Wertungsfindung. Was ja als Kritik an der Kritik ausdrücklich erwünscht sein sollte.

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verence80
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Re: Virginia - Test

Beitrag von verence80 »

Wirklich fesselnd inszenierter Albtraum der mich aber mit so einem
leeren Gefühl der Unwissenheit und Entäuschung zurücklässt .
Ich bin ein großer Fan von Twin Peaks und auch von unausgesprochenen Geheimnissen
aber Virginia lässt einen dermaßen in Sackgassen der Interpretation rennen
das es anstrengend wird .
Ich liebe es in die Irre geführt zu werden aber ein guter Plot ist extrem wichtig. Ich möchte nicht eine Geschichte aus Schnipseln komplett selbst entwerfen dazu gibt einen Virginia auch überhaupt keine Gelengenheit.
Man wird durch die Kulissen gerieben und ein Klick ....weiter geht die wilde Fahrt ...aber Moment was hab ich da gelesen ...zu spät .
Mir hätte es besser gefallen die Locations frei erkunden zu dürfen .

Atmosphärisch ist Virginia Spitzenklasse.
Der Grafikstil erinnert mich an Alone in the Dark und die Musik lässt mir Gänsehaut entstehen .....80ies Revival wohin man schaut .(aktuell scheint das ja der Renner zu sein in Spiel /Film TV und Musikbeanche ...mir ist es sehr recht :)

Leider machen diese Zutaten alleine kein gutes Spiel ....ich hätte mir etwas mehr Klarheit gewünscht aber auch mehr Interaktion mit der Umwelt. So fühlte es sich zu sehr nach einen Interaktiven Film an was frühere Spiele wir Phantasmagoria aber auch zB Life Is Strange viel besser machen .

Spielerisch ne Null ...Atmosphärisch ne 10
CritsJumper
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Re: Virginia - Test

Beitrag von CritsJumper »

verence80 hat geschrieben:Wirklich fesselnd inszenierter Albtraum der mich aber mit so einem
leeren Gefühl der Unwissenheit und Entäuschung zurücklässt .
Also ich dachte ja das Spiel füllt sich mit der Zeit mit Hoffnung. Es ist auch bestimmt nett wenn man es zu zweit spielt und sich dann Theorien ausdenkt. Oder halt auf Twitch und dann mit seinen Zuhörern philosophiert.

Doch leider liegt der riesige Nachteil wirklich am Spieldesign. Die 4P-Wertung geht hier leider total in Ordnung. Ich dachte es gibt etwas wie bei Life is Strange. So das sich das Spiel nach mehreren Runden intensiviert.

Aber so wirklich will sich das bei mir nicht einstellen. Der eigentlich Grund ist recht simpel das dieses Spiel absolut nur Langweilt wenn man es erneut spielt und dann fest stellt das wirklich keine andere Wahl an einigen Stellen bleibt, als das was man schon erlebt hat.

Es ist spielerisch einfach eine große Katastrophe.
Zuletzt geändert von CritsJumper am 17.10.2016 01:13, insgesamt 1-mal geändert.
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