The Master Builder hat geschrieben: ↑06.08.2023 18:27
Du hast absolut recht mit deiner Vermutung über mich: Ich halte von Speedrunning nichts. Seelenloser kann man ein Spiel auf seine Mechaniken kaum reduzieren. Speedrunner sind für mich keine Videospieler aus Leidenschaft, sondern Personen mit einem ausgeprägten Hang zur Prahlerei und Selbstdarstellung, weil sie Spiele zu einem Leistungssport überhöhen und sich mit vermeintlich herausragenden Leistungen über andere stellen.
Aus meiner Sicht schaden sie mit ihrem Geltungsbedürfnis und "Skill"-Geprotze der Videospielkultur massiv. Spiele sind kein Leistungssport, sie sollen Spaß machen. Man soll sich an ihren fiktiven Welten erfreuen und die Details zu würdigen wissen, anstatt alles nur so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, nur damit man vielleicht eine tausendstel Sekunde mehr rausholen kann.
Du kennst Dark Souls mit den "git gud" Leuten? Da trifft der Vorwurf mit Geprotze schon eher zu, da wird anderen kein leichterer Schwierigkeitsgrad gegönnt, weil dann könne man die Leistung nicht vergleichen.
Speedrunner sind tatsächlich das komplette Gegenteil. Die haben ihre Nische, wie sie ein Spiel angehen und sind sich dessen vollständig bewusst. Das ist kein Casualerlebnis, rein für den Spielspaß, wie wir es angehen. Aber es geht ihnen weniger ums Angeben, sie seien etwas besseres. Sie zelebrieren Games wie sonst kaum jemand - nur von Wissen und Können sowie Ausnutzen dessen auf einem ganz anderen Level. Ende Mai war Games Done Quick. Dort kommen Speedrunner zusammen und sammeln Geld für wohltätige Zwecke. Niemand dort, die Leute vor Ort und im Stream sehen darin Angeben. Sie alle feiern Games, egal auf welcher Plattform, egal welcher Qualität. Die Leute feiern sich und ihre persönlichen Lieblingsspiel sowie das Hobby an sich.
Speedrunner freuen sich über alle, die ihr Hobby teilen, Spiele probieren und vielleicht genießen, die sie selber toll finden. So wie wir unsere Empfehlungen aussprechen und uns freuen, wenn andere den Spaß an Spielen teilen.
Wenn ein Profifußballer wie Thomas Müller mit Kindern und Jugendlichen auf nem Bolzplatz kickt, dann auch nicht, um zu zeigen wie geil überlegen er ist, er macht es aus gemeinsamen Spaß.
Speedrunning ist zudem kein so fremdes Phänomen. In jedem Rennspiel haben wir alle es bereits erlebt: Man könnte die Rundenzeit noch weiter drücken, man müsste nur...
Oder in einem Jump n Run, ob man noch flüssiger durch die Level hüpfen könnte.
Bei Hades hat jemand einen extrem schwierigen Gamemode geschafft. Rein aus dem Spaß am Spiel und Herausforderung.
Wenn jemand Dark Souls schafft, ist das eine Leistung, weil wir alle wissen, wie schwer das sein kann. Wer aus Spaß am Spiel weitermachen will, kann von vorne starten, ins New Game Plus für frischen Nervenkitzel gehen oder eigene Regeln aufstellen. Wie No-Hit Runs. Nicht aus Ego-Gründen, sondern aus Spaß und gegen die Langeweile, wenn man bereits alles kennt und gemeisert hat.
ps: Ich will gar nicht mit Esport anfangen, wenn es schon um Leistungssport geht.
pps: Arschlöcher findest du überall. Internetslang dafür ist Gatekeeper. Falls du da persönliche Erfahrungen gemacht hast, die dich zu dieser Ansicht geführt haben.