Gex83_2 hat geschrieben: ↑07.04.2020 09:20
Es ist wohl eine Frage der Betrachtung. Wer auf eine detailverliebte Welt und eine politisch sowie historisch ausgefeilte Lore steht, für den gehören die Spiele definitiv in die Liste, da ausser Xenoblade keines der genannten Spiele in diesem Bereich mithalten kann. Wem andere Schwerpunkte wichtiger sind, für den gehört es wohl weniger auf die Liste.
Darauf können wir uns einigen. Der Aspekt ist in der Reihe auch bei Steel noch ziemlich durchdringend und auch recht einzigartig.
Gex83_2 hat geschrieben: ↑07.04.2020 09:20Eine Frage noch aus Neugier: Welche 100 Spiele bieten Figuren wie Rean? Hier bitte ich um ein Beispiel, da mir die Aussage zu pauschal wirkt.
Die ist auch pauschal und übertreibend. Dessen bin ich mir bewusst. Ich denke nicht, dass ich überhaupt 100 Spiele zusammenbrächte, so aus dem Stegreif...
Was ich damit aber ausdrücken möchte: Rean hat praktisch keine nennenswerte eigene Persönlichkeit. Wie bei eben sehr vielen anderen JRPG hat man versucht, einen "self-insert"-Charakter zu erstellen, der in fast allem irgendwie so Durchschnitt ist
*1,
immer gute Absichten hat, quasi keine Fehler macht und mit allen anderen Charakteren gut klarkommt. Das muss er auch, denn leider hat Falcom sich vom Persona-Hype dazu bringen lassen, dass man mit all seinen Klassenkameraden ja Beziehungen aufbauen kann/muss. Weil das ja gerade hip war (und was nebenbei auch dazu führt, dass nicht-NPCs keine Beziehungen haben können, denn sie müssen ja u.U. für den Spieler bereitstehen).
*2
Das ist an sich nicht einmal immer schlimm. Xenoblade macht das mit dem aalglatten self-insert nicht viel anders, und auch viele Tales of machen das so
*3. Es passt für mich nur kein Stück zu Trails, denn die Reihe lebt eben in weiten Teilen von ihren Charakteren und ihren Motivationen. Und wenn man vorher TitS gespielt hat, dann fällt das auch extrem auf: Rean fällt mir schwer überhaupt zu charakterisieren. Estelle? Junges, unerfahrenes Mädchen im Schatten ihres Vaters, das (anfangs) erst handelt und dann nachdenkt, mit gutem Bullshit-Instinkt und wenig Sinn für "damenhaftes" Benehmen. Sie macht auch mal Fehler. Estelle hat auch Feinde und Charaktere in der Party, die sie regelmäßig anmotzt. Rean dagegen reißt keine Sprüche, dafür ist er mit allen viel zu gut befreundet. Das einzige was Rean reißt, sind ellenlange pathetische Reden vor Bossfights, bei denen mir die Augäpfel Purzelbäume schlagen. Power of Friendship halt. Und wie gesagt, das machen andere auch, und das ist nicht unbedingt schlimm, aber der Ansatz von TitS hat mir eben deutlich besser gefallen. Und der ist jetzt raus.
Wie gesagt, ich halte das nicht für schlechte Spiele. Teil 3 und 4 spiel ich mit Sicherheit auch noch, auch wenn 1 und 2 für mich in oben beschriebener Hinsicht ganz sicher eine Enttäuschung waren. Ich halte die Vorgänger eben für noch besser, auch wenn die inzwischen ziemlich antik sind und auch so aussehen. Hat immerhin den Vorteil, dass sie auf dem letzten Toaster-PC laufen, daher beschwer ich mich nicht.
*1Er ist ja nichtmal bürgerlich oder adelig, nein, er ist vom (Land-) adel adoptiert (ein billiger Trick, um so zu den Mitgliedern beider sozialer Schichten Zugang zu haben).
*2Noch dazu ist er quasi "auserwählt", was ebenfalls eine sehr beliebte Eigenschaft eines JRPG-Protagonisten ist. Immerhin leidet er nicht unter Gedächtnisverlust...
*3Bis auf Yuri. Der hat nen Charakter und trifft auch mal moralisch fragwürdige Entscheidungen.