Imperator Palpatine hat geschrieben: ↑20.04.2019 16:06
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@Sindri
Das mit der besseren Zukunft durch die Kinder ist eine vertrackte Sache. Dazu müsste man unter Umständen auch realisieren dass das eigene Verhalten - nicht ausschliesslich aber doch anteilig - der Grund dafür ist, dass man in der entsprechenden Lage steckt. Und ohne dies zu verändern hilft man den Kindern überhaupt nicht.
Ich hatte desöfteren die Gelegenheit berufsbedingt mit Afrikanern zu sprechen und dabei ergaben sich interessante Einblicke, insbesondere bezüglich deren Meinung über die Frage warum es in Afrika so wenige Erfolgsgeschichten gibt.
Einer der Punkte in dem sich alle einig waren, war das Problem der Verwandschaft die jeglichen Erfolg fast direkt zunichte macht.
Du versuchst z. B als kleiner Unternehmer Brot zu verkaufen ? Dein eigener Vater wird vorbei kommen und direkt zehn Laib Brot mitnehmen ohne zu bezahlen. Mit dem simplen Argument: " Die Familie hat Hunger ". Dazu kommen dann unzählige Cousins, Onkel, Tanten etc. Und falls du dich weigerst wirst du zum sozialen Paria.
Im übrigen...war es Absicht oder nur Vergesslichkeit dass du in deiner kleinen Liste der ach so bösen Staaten die Afrika plündern China ausgenommen hast ?
Und bei allem gebührenden Respekt: Du bist nicht in der Position um mir meine Meinung zu verbieten.
Und was die Spenden betrifft, so bleibe ich bei meiner Meinung: ganz gleich welche Absicht dahinter steckt, das Geld an sich wird zweckdienlich eingesetzt und insbesondere im Bezug auf Notre Dame empfinde ich dies als gute Sache.
Ich habe nun schon so viele Leute kennenlernen müssen, die so argumentieren, wie du. Häufig auch mit dem Hinweis, dass sie ja mit oft mit "Afrikanern" zu tun hätten und deren Geschichten kennen würden....
Das mag ja alles stimmen...diejenigen, die dir ihre Geschichten erzählen, mögen auch recht haben. Ich bin selbst schockiert über die poliitischen und kulturellen Verhältnisse, die in Teilen von Afrika herrschen, und die ihre Gebiete durch ihr eigenes Tun weiter "herunterwirtschaften".
Nach 18 Monaten Afrika (Süden, Süd-Osten, relativ schnell an den mittleren Westen und weiter die Küste hoch bis letztlich zum Norden) muss ich aber ein paar Eckpfeiler meiner Erkenntnisse mal hier niederschreiben, um eben solchen Argumentationen wie deinen, einen Gegenpart zu liefern, der aus Beobachtungen erster Hand entstammt:
- "Die Afrikaner" ist ein absolut falscher Begriff. Dieser Kontinent ist viel zu groß und differenziert, um die dort lebenden Menschen über einen Kamm zu scheren. Das denke ich übrigens auch über Deutschland. Aber gegen Afrika ist Deutschland ja schon fast 'ne kleine Insel, die man beschreiben kann.
- "Den Afrikanern" Raubbau an der Natur vorzuwerfen, und das als Europäer, ist einfach nur traurig und zeugt von sehr viel Ignoranz gegenüber anderen Lebenswirklichkeiten. Ich würde dafür schon fast zwei andere Begriffe nutzen, die ich oft während meiner Reise im Kopf hatte, als ich es mit westlichen Einwanderern und "Investoren" zu tun bekam, die mir von ihren Projekten erzählten, die absolut nicht für die Bevölkerung vor Ort bestimmt waren: elitär und überheblich.
Mal abgesehen davon haben wir ach so tolle Europäer jawohl schon genug Raubbau in unseren eigenen Landen betrieben...
- Erschütternd fande ich den allgegenwärtigen Mangel an Verhütungsmitteln, bzw. der Aufklärung über Verhütungsmittel. Das war wirklich erschreckend, und für mich in der heutigen Zeit kaum nachzuvollziehen. Dass das allein der Fehler "der Afrikaner" ist, lass ich mir nicht einreden. Wenn westliche Unternehmen Geld genug haben, um all die dortigen Bodenschätze auszugraben, wird es doch wohl für Aufklärung und Verhütungsmittel auch reichen dürfen. Aber hier bringe ich ja leider wieder Unternehmen und Politik durcheinander....oder sind die gar nicht mehr zu trennen?
Übrigens waren meine schockierendsten Momente diesbezüglich die, als ich verstand, dass vor Ort eine katholische Gemeinde besteht. Eine von den Werten her westlich geprägte katholische Gemeinde, die nichts dazu beiträgt, dass die Menschen über Verhütung informiert werden...auch nicht durch ihre eingewanderten Vertreter....
- Der Sexualtrieb lässt sich nicht so einfach unterdrücken, wie es viele Menschen vielleicht gern hätten. "Macht doch einfach keine Kinder, wenn es euch schlecht geht" ist demnach ein sehr sehr sehr einfach heranzuziehendes Argument. Gepaart mit fehlenden Verhütungsmethoden....tja....kann sich wohl jeder ausmalen.
Dass der Sexualtrieb nicht so einfach zu unterdrücken ist, ist ja nachweislich kein Problem von Menschen, die in Armut leben. Bspw. wären ja doch viele Missbrauchsskandale in kirchlichen Organisationen überhaupt nicht möglich gewesen, wenn die TäterInnen ihrem Sexualtrieb mit dem Zölibat mal einfach so Einhalt geboten hätten können.
Das hab ich mehr für andere geschrieben, die interessiert sind, an Erfahrungen aus dem Kontinent. Ich mag damit nicht gutheißen, was in vielen afrikanischen Ländern geschieht. Aber ich hoffe, dass sich ein paar Menschen mal darüber im Klaren werden, dass sich ihre Lebenswirklichkeit hier in Deutschland, in Europa, in wahrscheinlich allen westlichen Indurstrienationen, total von der in sehr armen Ländern unterscheidet.
Eine abgebrannte Kathedrale aufzubauen....ja, kann man machen...Fakt ist aber, dass man mit dem Geld auch armen Menschen helfen könnte. Was hier zweckdienlicher erscheint, darf jeder einzelne Mensch für sich entscheiden.