stefan251 hat geschrieben: ↑09.12.2018 20:48
Jetzt haben wir wieder einen Fall von undurchdachten Aussagen, die in die Kategorie "Irgendwer kann sich dadurch irgendwie beleidigt/herabgewürdigt fühlen-Ismen" fallen.
Womöglich sehe ich das mit rollenden Augen, weil ich selbst nicht dem klassischen Opfertypus dieser Affronts entspreche. Der weiße Mann aus Mitteleuropa gibt da kein sonderlich lohnendes Ziel ab. Andererseits sag ich jetz mal ganz eitel und eingebildet, bin ich auch schon charakterlich soweit, dass ich mich nicht mit diesen Dingen so dermaßen identifizieren muss, dass ich da beleidigt werden kann, nur aufgrund dieser Dinge und es daher übertrieben finde... Kompliziert, aber hier Beispiele:
Nationalismus: Ich bin Österreicher und Wiener. Gut. Is mir aba sowas von fluppe. Ich bin weder stolz drauf, noch schäme ich mich dafür. Es ist einfach so. Punkt. Es bedeutet mir nichts. Und ich finde es schwer lachhaft, wenn sich Leute darauf zurückziehen müssen, dass das einzige worauf sie im Leben stolz sind, dass sie einer bestimmten Nationalität angehören. Gibts auch hierzuland mehr als genug. Aber "der Chinese" oder auch "der Amerikaner" sind da gute Paradebeispiele dafür, für Nationen, die sich unglaublich gut fühlen, nur aufgrund ihrer Nationalität. Da isses natürlich besonders leicht, eine wunden Punkt zu treffen, weil alles was auch nur den Hauch von Negativität, Herablassung oder ähnlichem beinhalten könnte, sofort das Nationalbewusstsein kränkt, was - wie ich überzeugt bin - furchtbar absurd ist. Da es in unserer heutigen stark globalisierten Welt nur mehr vergleichsweise wenig ausmacht, wo man herkommt.
Sexismus: Ja, ich bin ein Mann. Aber erstaunlicherweise gibt es nicht nur Frauen, die sich aufgrund ihres Geschlechts leicht von allem angegriffen fühlen. Hier seien besonders jene stereotypen Muskelmänner genannt, die es nicht gut vertragen, wenn man ihnen ihrer Ansicht nach in irgendeiner Art und Weise ihr Männlichsein abspricht oder eine potenziell abschätzige Bemerkung macht. Ich bin zwar ein Mann, aber ich ruhe soweit in mir, dass solche Dinge an mir abprallen.
Rassismus: Schwierig bei mir. Aber ich würde jetzt mal die altbekannten Nazijokes dahingehend einordnen, da dies eine rein negativ besetzte Verallgemeinerung von deutschsprachigen Europäern ist. Wenn ich jedes Mal einen Euro kriegen würde dafür, wär ich schon ein reicher Mann, aber es geht bei einem Ohr rein und beim anderen raus.
Und all diese Gründe, warum mich das nicht tangiert... Weil es keine persönlichen Angriffe sind, sondern stupide Verallgemeinerungen von Leuten, die glauben mich damit treffen zu können, wenn sie meine Staatsangehörigkeit, mein Geschlecht, meine Sprache, die Vergangenheit meines Landes oder dergleichen gegen mich verwenden wollen. Vielleicht bin ich auch einfach nicht von jedem Scheiß daueroffended und identifiziere mich vorrangig als Individuum, das sich nur nachrangig durch diese Dinge auszeichnet und hab einfach eine gewisse Ruhe entwickelt.
So wie in diesem Fall auch, finde ich es immer besonders lachhaft, wenn sich offizielle Stellen, die einen Staat oder eine Organisation oder dergleichen repräsentieren, sich bemüßigt fühlen, sich stellvertretend für eine Person als Gesamtkollektiv beleidigt und angegangen fühlen zu müssen. Das ist mit Kanonen auf Spatzen schießen und entbehrt zusätzlich nicht einer gewissen bigotten Scheinheiligkeit.
1) Geht damit nämlich jede Relation und Verhältnismäßigkeit flöten, wenn mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. Auch wenn in Relation setzen (sprich: relativieren) nicht gern gesehen ist, tu ichs trotzdem: Wir können froh sein, dass die Dinge, die wir heute als oben genannte Ismen verdammenswert finden, im Grunde nicht mehr sind als unabsichtliche Unbedachtheiten oder absichtliche Unhöflichkeiten und nicht mehr - wie es vor nicht allzu vielen Dekaden noch der Fall war. Sollte vielleicht in diesen Debatten immer mal wieder bedacht werden, dass einem "Scheiß Neger/Jude/Chinese/Weib/etc" heute normalerweise keine Messerstich zwischen die Rippen mehr folgt, der auch noch gesellschaftlich akzeptiert oder wenigstens ignoriert wird. Also ein bisschen weniger sich darüber mokieren, dass es Sautrottel gibt und immer geben wird, nicht jeder dieselben moralischen Ansichten hat und ein friedfertiges Wonne Waschtrog Miteinander, wo niemand je böse ist, ferne Utopie ist - weil MENSCH.
2) Die Heuchelei. Whataboutismus wäre es, was zu kritisieren, um das eigene zu rechtfertigen und die Kritik daran zu unterminieren. Tu ich nicht. Die Aussage des DOTA Spielers war behindert und unnötig. Aber im Vergleich (hui mehr Relativierungen) zu dem, was sich der Staat, der sich nun darüber mokiert, tagtäglich an echten Fehltritten in jeglicher Hinsicht leistet, wäre die richtige Aktion: GAAAANZ leise sein und es unter der Hand regeln. Aber darauf ist ja Xi Jinping nicht Alleinpächter. Trump, Erdoğan und ihre fanatischen Jünger oder der hauseigene Strache und dergleichen... Immer ganz groß im Austeilen und ganz klein im Einstecken, egal in welcher Konstellation. Der DOTA Spieler war doch von den Philippinen? Die sind mit Duterte ja jetzt auch nicht grad bekannt für Feinheit und Diplomatie und fühlen sich ja auch andauernd durch alles und jeden beleidigt und herabgewürdigt. Wundert mich ja, dass da noch gar keine Antwort auf die halb-offizielle Morddrohung kam... Gimme a break...