dOpesen hat geschrieben: ↑17.10.2018 14:41
jo, wir verzetteln uns hier jetzt grad nur in details, der hauptpunkt auf den ich hinaus will ist, softwareentwicklung ist ein arbeitsumfeld was nicht so leicht mit anderen tätigkeiten verglichen werden kann weil das arbeiten dort nicht strikt und homogen nach schema f verlaufen kann, sondern durchaus in wellenformen die sich mal auftürmen können, dies meißtens zum ende hin und da die arbeit auf einander aufbaut kannst du nicht mal eben skalieren.
deswegen sag ich noch immer, jemand der sich bei rockstar bewirbt und das wohlmöglich auf eine stelle hin welche mit red dead redemption 2 zu tun hat, darf sich nicht wundern wenn seine benötigte arbeitsleistung mal über 08/15 40 stunden woche, vorallem in der crunchtime welche softwareentwicklungen mitsich bringen, hinausgeht.
jemand dessen haare nicht nach fett stinken sollen werden auch nicht pommesverkäufer, oder?
greetingz
Da ich in einem mittelständigen Software Unternehmen arbeite, kann ich sagen, nein, Crunchtimes in der extremen Form amerikanischer Firmen sind nicht unbedingt nötig. Ja, es gibt auch bei uns Zeiten mit Mehrarbeit und Wochenendarbeit, aber die sind sehr selten, immer freiwillig und wenn wirklich Einflussfaktoren auftreten, die man nicht erwarten konnte, z.B. gesetzliche Regelungen, die ein dringendes Update oder ein neues Feature erforderlich machen. Die sind mit dem Betriebsrat abgesprochen und bringen auch immer kleine Boni mit sich. Und vor allem werden sie von niemanden über Monate erwartet. Wir hatten letztes Jahr ne Phase, in der für 2 Monate auch Wochenendarbeit ermöglicht wurde, und da konnte dann jeder entscheiden, wie und ob er die Möglichkeit nutzt. Da ging es auch darum, diese krassen 15 Stunden Tage zu vermeiden, weil man sich einfach klar darüber ist, dass du niemanden über einen längeren Zeitraum sinnvoll mehr 9 - 10 Stunden arbeiten lassen kannst. Diese Möglichkeit am WE zu arbeiten, wurde halt immer von unterschiedlichen Leuten genutzt, die gerade Zeit und Lust hatten, und von vielen gar nicht, weil sie eben Familie und Verpflichtungen außerhalb der Arbeit haben.
Aber grundsätzlich ist vieles durchaus planbar. Leerläufe in bestimmten Abteilungen hast du ja in jeder Firma, egal, ob sie nun Software entwickelt, oder Dinge produziert. Dafür gibt es ja Fertigungspläne, in denen man sowas mit berücksichtigt. Ggf. sogar Urlaub für bestimmte Abteilungen zu bestimmten Zeiten zu empfehlen, oder einfach die Möglichkeit bietet, Überstunden abzubummeln, die man ja ganz automatisch in der täglichen Arbeit aufbaut. Letztlich versucht man mit sinnvollen Plänen natürlich allzu krasse Leerlaufzeiten zu vermeiden.
Aber klar gibt es Flaschenhalssituationen, die sich nicht immer vermeiden lassen, dass kann man aber nicht mit stellenweise fast monatelanger Crunchtimes ausgleichen, wie es in der Spieleentwicklung immer wieder üblich ist. Wir bekommen hier ja nur die Spitze des Eisbergs zu sehen.
Ich bin überrascht, für wie viele hier das scheinbar ne normale Situation zu sein scheint. Denn sowas lässt sich mit guter und sinnvoller Planung durchaus vermeiden oder zumindest abmildern. Dass man manchmal auch bis 4 Uhr nachts noch programmiert, ist ja nicht sonderlich ungewöhnlich, wenn man gerade nen Run hat, aber sowas muss jeder für sich persönlich entscheiden, und man sollte da von der Firma auch immer ne unkomplizierte Möglichkeit bekommen, sowas auszugleichen. Aber über Monate hinweg mit teilweise drakonischen Maßnahmen solche Arbeitszeiten zu erwarten und mehr oder weniger auch zu erzwingen, halte ich für grundlegend falsch. Da sollte dann grundsätzlich anders und besser geplant werden. Denn wenn die einen gehen, kommen die anderen nach, aber an der grundsätzlich falschen Situation ändert sich ja nichts.
Aber gibt schon gute Gründe, warum gute Programmierer selten in die Spieleentwicklung gehen.
Es kann immer und überall zu unvorhersehbaren Situationen kommen, die Mehrarbeit unumgänglich machen. Aber entweder schaut man dann, wie man das ausgleichen kann für die Mitarbeiter, oder man schaut eben, ob man für diesen kurzfristigen Mehrbedarf eben zusätzliches Personal akquiriert. Da gibt es ja auch Möglichkeiten, gerade und auch die Deutschland. Gerade wenn man weiß, dass für einen bestimmten Zeitraum Mehrarbeit anfallen wird. Es gibt viele Möglichkeiten auch mit unvorhersehbaren Situation klar zu kommen, ohne solche Mittel, wie wir sie häufiger aus der Spieleentwicklung mitbekommen.
Die Welt ist nicht so schlecht, wie einige sie hier versuchen zu machen. Aber es gibt eben sehr viele schwarze Schafe. Und da hilft es nicht, sich einfach einen anderen Job zu suchen, sondern, dass sich diese schwarzen Schafe einfach bessern. Es kann und vor allem will sich ja nicht jeder auch immer gleich nen anderen Job suchen und bei projektbezogenen Tätigkeiten gibt es ja auch immer Klauseln in den Arbeitsverträgen, die eine frühzeitige Beendigung oft gar nicht so einfach machen.