Ich kann es mir ehrlich gesagt nur schwer vorstellen. Ich zimmere mal ein Bild aus meinem Laienwissen zusammen.sourcOr hat geschrieben: ↑16.01.2018 14:56 Wie war das eigentlich mit Märkten, hat man da wenigstens auch in Nord-, Mitteleuropa mal öfter Leute aus Nordafrika oder sonst wo gesehen? Ich find nichts dazu, wie das mit Händlern war, weiß aber auch ganz ehrlich net, ob die Bock gehabt hätten, extra so weit nach Norden zu kommen. Keine Ahnung wie die so ticken.
Handel wurde primär über Schiffswege betrieben. Es wird für alle beteiligten leichter gewesen sein, seine Waren an Zwischenhändler in der Mittelmeerregion zu verkaufen, welche dann die Weitergabe in nördlichere Regionen übernahmen. Zumal Schiffe, die auf dem Mittelmeer gut zurecht kamen (hauptsächlich Galeeren, bis ins späte Mittelalter und der Erfindung der Stückpforte hinein) nicht unbedingt für nördliche Meere geeignet waren geschweige denn für solch lange Reisen gemacht waren. Die Engländer hatten beispielsweise nie eine Galeerenflotte, weil einfach die umliegenden Gewässer dafür nicht taugten. Die Schiffe der Dänen hingegen kamen gut damit zurecht und es herrschte auch reger Handel mit ganz Skandinavien (nicht alle waren Vikinger), selbst als diese noch nicht christianisiert waren. Zudem war eine Reise vom Mittelmeer durch die Meerenge von Gibraltar, entlang der iberischen Halbinsel bis hinauf in nördlichere Gefilde wesentlich länger und aufwändiger, als wir uns das heute vorstellen können.
Ballungsraum war natürlich alles, was am Mittelmeer liegt. Mit dem Beginn des Mittelalters trat aber auch das Lehenswesen ein, Städte wurden stark abgeschwächt. Zuwanderung wird es kaum gegeben haben, da die Germanen, die allmählich die Herrschaft ergriffen, alles unter sich und ihren Vasallen aufteilten. Dazu verschob sich das kulturelle Zentrum der Welt nach Byzanz / Konstantinopel (heutiges Istanbul), das ganz gewiss als eine multikulturelle Stadt angesehen werden darf (aber frag mal die EU, ob das zu Europa gehört ).
In späteren Zeiten, als die Städte wieder erstarkten, war das Problem die Religion. Nordafrika und das alte Oströmische Reich waren mittlerweile islamisch und die Konflikte beider Weltanschauungen können nicht heruntergespielt werden. Auf der Seite publicmedievalist wird ja auch in einem Beitrag erklärt, dass das Konzept "Rasse" so noch überhaupt nicht vorhanden war. Religion spielte hingegen eine viel größere Rolle.
In weiterer Recherche bin ich gerade auf dieses Buch gestoßen: http://www.mirandakaufmann.com/black-tudors.html
Klingt interessant und kommt mal definitv auf meine Liste. Für den Moment entnehme ich ihrer Website allerdings, dass sie im großen und ganzen Zeugnisse von 360 Afrikanern finden konnte, die zwischen dem 16. und 17. JH in Großbritannien lebten - also eine verschwindend geringe Zahl, über einen langen Zeitraum hinweg und noch dazu nicht mehr im Mittelalter.
PS: Dein Avatar passt ja eigentlich zur Diskussion. Darf man mal nach den Hintergründen fragen?