Das Schwarze Auge: Demonicon: Über moralische Entscheidungen

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4P|BOT2
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Das Schwarze Auge: Demonicon: Über moralische Entscheidungen

Beitrag von 4P|BOT2 »

Kalypso Media hat einen 13-minütigen Podcast (iTunes) zu Das Schwarze Auge: Demonicon veröffentlicht. Eric Jannot (Head of Design), André Schmitz (Head of Development) und Thomas Lisowsky (Story-Writer) erklären die Hintergründe der moralischen Entscheidungen in dem Action-Rollenspiel. Laut den Entwicklern hat man bereits in der ersten Spielstunde eine Wahl zu treffen: Tötet man einen Kannibalen, ...

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Sylver001
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Kommentar

Beitrag von Sylver001 »

Lustig.. ich glaub ich hab grad n Deja Vu. Sowas Ähnliches hab ich bei Two Worlds damals auch gelesen.. *lach* das angepriesene Reputationssystem.. hm.. (bin aber im Fall des funktionierens natürlich nicht abgeneigt)
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Usul
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Re: Das Schwarze Auge: Demonicon: Über moralische Entscheidu

Beitrag von Usul »

Ich hab das Video (noch) nicht angeschaut, aber ein paar Worte zu diesem Abschnitt:
"Das hat natürlich Konsequenzen auf die Spielwelt. Lässt man Gnade walten, freuen sich die Angehörigen der Geiseln. Wenn nicht, wird man später im Spiel von den Hinterbliebenen kaum Hilfe erwarten dürfen. Viele Entscheidungen haben also Einfluss darauf, welche Gruppen den Spieler unterstützen und welche Belohnungen der Spieler erhält."
Es steht mir fern, "Moral"/"moralisch" begrifflich definieren zu wollen... aber mal ehrlich: Was ist an der beschriebenen Entscheidung bzw. an der Abwägung moralisch? Wenn man auf Basis der Frage "Welche Gruppen unterstützen mich und welche Belohnungen erhalte ich?" Entscheidungen trifft, dann sind diese nicht unbedingt moralisch zu nennen... man wägt dann von mir aus egoistisch-utilitaristisch ab, es sind also vielmehr persönliche, leicht ethisch angehauchte, aber im Grunde genommen auf einer Belohnungsdenke basierende Entscheidungen, bei denen man sich in den allermeisten Fällen keine Gedanken über "die" Moral macht.

Nur mal so grundsätzlich aus Wikipedia zitiert (weil ich momentan keine Fachliteratur zur Hand habe und sie auch sicher nicht zitieren will): "Moral bezeichnet zumeist die faktischen Handlungsmuster, -konventionen, -regeln oder -prinzipien bestimmter Individuen, Gruppen oder Kulturen."

Unter Moral versteht man gemeinhin eben das, was man generell unter der Aussage "Das macht MAN nicht!" oder "Das macht MAN so!" subsummiert. Sie ist ein gesellschaftlicher Verhaltensrahmen, der quasi die Schnittmenge der ethischen (also der subjektiven) Verhaltensmeinungen der meisten Gesellschaftsmitglieder. Während man hierzulande z.B. das Verzehren eines Toten als moralisch äußerst fragwürdige Tat betrachten würde, ist das in anderen Kulturen Gang und Gäbe. Weil die gesellschaftlichen Bedingungen ganz andere sind und daher auch die dort herrschende Moral.

Kurz gesagt: Die meisten Entscheidungen, die man uns in Spielen als "moralische" verkaufen will, sind ganz einfache Abwägungen einzelutilitaristischer Art, die zudem allzu häufig auf Belohnungsaspekten basieren. Diese hochtrabend "moralische Entscheidungen" zu nennen, ist schlichtweg falsch.
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crewmate
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Re: Das Schwarze Auge: Demonicon: Über moralische Entscheidu

Beitrag von crewmate »

Usul hat geschrieben:Ich hab das Video (noch) nicht angeschaut, aber ein paar Worte zu diesem Abschnitt:
"Das hat natürlich Konsequenzen auf die Spielwelt. Lässt man Gnade walten, freuen sich die Angehörigen der Geiseln. Wenn nicht, wird man später im Spiel von den Hinterbliebenen kaum Hilfe erwarten dürfen. Viele Entscheidungen haben also Einfluss darauf, welche Gruppen den Spieler unterstützen und welche Belohnungen der Spieler erhält."
Es steht mir fern, "Moral"/"moralisch" begrifflich definieren zu wollen... aber mal ehrlich: Was ist an der beschriebenen Entscheidung bzw. an der Abwägung moralisch? Wenn man auf Basis der Frage "Welche Gruppen unterstützen mich und welche Belohnungen erhalte ich?" Entscheidungen trifft, dann sind diese nicht unbedingt moralisch zu nennen... man wägt dann von mir aus egoistisch-utilitaristisch ab, es sind also vielmehr persönliche, leicht ethisch angehauchte, aber im Grunde genommen auf einer Belohnungsdenke basierende Entscheidungen, bei denen man sich in den allermeisten Fällen keine Gedanken über "die" Moral macht.

Nur mal so grundsätzlich aus Wikipedia zitiert (weil ich momentan keine Fachliteratur zur Hand habe und sie auch sicher nicht zitieren will): "Moral bezeichnet zumeist die faktischen Handlungsmuster, -konventionen, -regeln oder -prinzipien bestimmter Individuen, Gruppen oder Kulturen."

Unter Moral versteht man gemeinhin eben das, was man generell unter der Aussage "Das macht MAN nicht!" oder "Das macht MAN so!" subsummiert. Sie ist ein gesellschaftlicher Verhaltensrahmen, der quasi die Schnittmenge der ethischen (also der subjektiven) Verhaltensmeinungen der meisten Gesellschaftsmitglieder. Während man hierzulande z.B. das Verzehren eines Toten als moralisch äußerst fragwürdige Tat betrachten würde, ist das in anderen Kulturen Gang und Gäbe. Weil die gesellschaftlichen Bedingungen ganz andere sind und daher auch die dort herrschende Moral.

Kurz gesagt: Die meisten Entscheidungen, die man uns in Spielen als "moralische" verkaufen will, sind ganz einfache Abwägungen einzelutilitaristischer Art, die zudem allzu häufig auf Belohnungsaspekten basieren. Diese hochtrabend "moralische Entscheidungen" zu nennen, ist schlichtweg falsch.
In den Pen&Paper Rollenspielen nimmt die Gesinnung eine wichtige Rolle ein. Bei NPCs legt sie eben diese von dir zitierten Handlungsmuster fest. Dämonen sind chaotisch-Böse, Teufel sind rechtschaffen-böse. Beide Fraktionen bekriegen sich.

Diese Gesinnungen bieten guten Stoff für Fraktionenbildung und Geschichten. Aber nur, wenn man sie vernünftig umsetzt. Infamous hat das mMn auch schlecht gemacht. Cole hat einfach keinen Charakter, weil alle seine Aussagen immer so vage wie möglich sein müssen.

http://spoonyexperiment.com/2012/03/08/ ... r-dilemma/
Tolles Video zu dem Thema.
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Usul
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Re: Das Schwarze Auge: Demonicon: Über moralische Entscheidu

Beitrag von Usul »

crewmate hat geschrieben:In den Pen&Paper Rollenspielen nimmt die Gesinnung eine wichtige Rolle ein. Bei NPCs legt sie eben diese von dir zitierten Handlungsmuster fest. Dämonen sind chaotisch-Böse, Teufel sind rechtschaffen-böse. Beide Fraktionen bekriegen sich.

Diese Gesinnungen bieten guten Stoff für Fraktionenbildung und Geschichten. Aber nur, wenn man sie vernünftig umsetzt. Infamous hat das mMn auch schlecht gemacht. Cole hat einfach keinen Charakter, weil alle seine Aussagen immer so vage wie möglich sein müssen.
Ich wollte damit auch nicht die Spiele an sich kritisieren... und sagen, daß wir alle mehr richtige moralische Entscheidungen brauchen. Eine moralische Entscheidung kann meiner Meinung nach eben nur im Rahmen der gesellschaftlichen Konditionen gefällt werden - und darüber machen sich die wenigsten Spieler Gedanken, auch im P&P.

Was mich gestört hat, ist diese hochtrabende Ankündigung, daß es moralische Entscheidungen geben wird... und dann im gleichen Atemzug heißt es "Viele Entscheidungen haben also Einfluss darauf, welche Gruppen den Spieler unterstützen und welche Belohnungen der Spieler erhält."


Zu dem Video: Der Mann mag eine sehr interessante Sache erzählen... aber ich hab jetzt 10 Minuten zugehört und würde ihm am liebsten eine in die Fresse brezeln. :) Höchst unmoralisch, ich weiß. ;)
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crewmate
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Re: Das Schwarze Auge: Demonicon: Über moralische Entscheidu

Beitrag von crewmate »

Warum nicht? Ich halte moralische Entscheidungen für Blödsinn. Mass Effects größe PR Lüge, Infamous Charakter Demontage, Golden Suns Nicht-Entscheidungen. Heavy Rain ist da auf der Waage.

Mir fällt kaum modernes Spiel ein, in dem diese Entscheidungen richtige Auswirkungen haben, ohne "out-of-character" zu wirken.

In Fallout 3 vielleicht. Da hat mich vieles überrascht. ALPHA PROTOCOL. Das war konsequent! Mein Verhalten bestimmt alle weiterlaufenden missionen. Behandel ich den Informaten wie einen Boxsack, geht er petzen und es werden mehr Wachen eingesetzt.
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Usul
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Re: Das Schwarze Auge: Demonicon: Über moralische Entscheidu

Beitrag von Usul »

crewmate hat geschrieben:In Fallout 3 vielleicht. Da hat mich vieles überrascht. ALPHA PROTOCOL. Das war konsequent! Mein Verhalten bestimmt alle weiterlaufenden missionen. Behandel ich den Informaten wie einen Boxsack, geht er petzen und es werden mehr Wachen eingesetzt.
Ich glaube, du verstehst mich nicht ganz. Es geht nicht um freie Entscheidungen und deren Konsequenzen. Es geht um "moralische Entscheidungen". Und wenn dich dafür entscheidest, einen Informanten wie einen Boxsack zu behandeln und der dann petzen geht und du mehr Wachen bekämpfen mußt, ist es noch nicht zwangsläufig eine moralische Entscheidung. Sondern erst einmal nur eine Entscheidung. In den meisten Fällen denkt man in Spielen dann sogar explizit nicht moralisch, sondern an die möglichen Konsequenzen: "Was passiert, wenn ich das mache? Welche Konsequenzen hat es für mich, dies zu tun? Wird mein Leben dadurch erschwert? Erlebe ich ein besonders geiles Spielende, wenn ich das jetzt so machen?" Das ist NICHT moralisch. Dann soll es aber auch nicht moralisch genannt werden, nur um eine Ernsthaftigkeit vorzuheucheln, die es nicht gibt. Und darum geht es mir.
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crewmate
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Re: Das Schwarze Auge: Demonicon: Über moralische Entscheidu

Beitrag von crewmate »

Du weißt zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, das der Typ so einen Einfluss hat. Er ist ein Informant der mit dir spielt. Du kannst dich auf eine lange Konversation einlassen, ihn bezahlen oder eben verprügeln.

Alpha Protocols Entscheidungen sind nicht einfach gut, neutra, böse. Es geht um den Ton.

Ich finde es schade, wenn sich durch meine Entscheidungen alleine der ausgang einer Quest oder des Spiels entscheidet. Bei AP verändert sich das ganze Spiel nachhaltig. Alle Kontakte und deren Verhältnisse verändern sich.
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Usul
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Re: Das Schwarze Auge: Demonicon: Über moralische Entscheidu

Beitrag von Usul »

crewmate hat geschrieben:Du weißt zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, das der Typ so einen Einfluss hat. Er ist ein Informant der mit dir spielt. Du kannst dich auf eine lange Konversation einlassen, ihn bezahlen oder eben verprügeln.

Alpha Protocols Entscheidungen sind nicht einfach gut, neutra, böse. Es geht um den Ton.
Und daran ist was genau moralisch?
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crewmate
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Re: Das Schwarze Auge: Demonicon: Über moralische Entscheidu

Beitrag von crewmate »

Das ist es ja, es geht über die moralische Entscheidung hinaus. Nicht einfach böse, neutral, gut.
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superboss
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Re: Das Schwarze Auge: Demonicon: Über moralische Entscheidu

Beitrag von superboss »

So ungefähr zumindest wie bei AP sollten Entscheidungen auch sein. Man weiß nicht genau , was man entscheidet oder welche Auswirkungen es letztendlich heben wird. Man denkt nicht mehr wirklich ans spiel sondern fühlt sich als James bond Typ, der einfach das tut, was ihm gerade passt.
Ich kann mich nicht an ein anderes Spiel erinnern, das dieses gefühl annährend erreicht hat.

Entscheidungen, die offensichtliche Auswirkungen aufs Gameplay haben, sind dagegen immer recht grenzwertig, da man sich ja nicht absichtlich ein Spiel limitieren möchte. Schon gar nicht, da man ja spürt, dass es unnötig ist.......

Reine Quest Moral Sachen sind dagegen bei mir immer Stimmungssache. Mal packts mich, mal halt nicht. Und sowas wie bei Infamous kann sehr schnell unnötig werden, wenn man entschieden hat, dass man nicht böse sein möchte.......blöd gelaufen.........
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Sylver001
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Re: Das Schwarze Auge: Demonicon: Über moralische Entscheidu

Beitrag von Sylver001 »

AlphaProtocol war in mehrfacher Hinsicht ein geiles Game.. die einzige Schwäche war die Technik. Allerdings glänzte es durch seine Vielschichtigkeit. Ich habe es innerhalb von 2,5 Wochen 5x durchgespielt (um auf Platin zu kommen) und habe es absolut genossen, da in jedem Durchgang irgendwas immer anders als zuvor war. :mrgreen: