Hokurn hat geschrieben: ↑09.04.2019 23:36Da beobachte ich eigentlich, dass jeder Mensch sich diese Fähigkeit erarbeiten muss.
Und das ist der entscheidende Punkt. Menschen neigen leider dazu, auf ihren Vorteil bedacht zu sein. Das heißt, der Mensch ist zwar unheimlich anpassungsfähig, aber warum eine Fähigkeit erlernen, die einem dann ggf. keine Vorteile verschafft? Nein danke, denken sich die meisten Menschen. Es muss einen Vorteil geben oder zumindest eine Motivation, warum man solche Fähigkeiten entwickeln oder ausbilden sollte.
Empathie ist so ein Punkt. Hochstudierte Menschen können z.B. absolut unempathisch sein, wenn sie etwa Physiker, Mathematiker, Informatiker oder dergleichen sind. Also Fachrichtungen, bei denen Empathie eher so ein "nice-to-have" ist, als eine notwendige Anforderung. Es ist zwar durchaus behindernd, wenn man zu wenig Empathie als solcher hat. Aber man würde auch so durchs Leben kommen und das sogar erfolgreich. Darum kommt es vor, dass es absolut unempathische Menschen gibt, die aber dennoch absolut erfolgreich im Berufsleben sind und darum für sich schlussfolgern, dass sie diese Fähigkeiten gar nicht brauchen, denn sie kommen ja auch so durch. Menschen sind eben faul.
Aber beim Thema Einsicht von Fehlinterpretation und Akzeptanz von Fakten, gilt das eben nicht. Darum sagte ich ja: Studierte Menschen sind genauso fehlerbehaftet und haben die selben Charakterschwächen wie alle andere Menschen auch. Der Unterschied ist aber eben: Man MUSS bestimmte Fähigkeiten und mentale Denkprozesse erlernen und verinnerlichen, sonst kann man als studierter Mensch nicht erfolgreich sein. Wie gesagt, gut möglich das z.B. BWL-Absolventen da andere Erfahrungen machen. Nicht jede akademische Ausbildung ist gleich. Aber akademische Menschen mit denen ich zu tun habe, sind wie gesagt oft schreckliche Klugscheißer und oft geht das auch mit fehlender Empathie einher. Keine Frage. Aber wie gesagt, selbst der nervigste Klugscheißer, lässt sich durch klare Argumente und Fakten in seine Schranken weisen. Das muss er auch, weil seine Arbeit sonst nicht funktioniert. Man muss bestimmte Dinge als faktisch bestimmt ansehen, würde man das nicht, wüsste ich gar nicht wie man überhaupt sein Studium schaffen soll oder später in entsprechenden Berufen arbeitet.
Erst neulich hatte ich mit einem Kollegen ein Streitgespräch, der sehr sehr agressiv und uneinsichtig war, was Religionen angeht. Ich bin ja auch kein Fan von Religionen, aber dieser war der Meinung, Religionen gehören komplett abgeschafft, weil diese ja eh keinen Nutzen haben, etc. Er diskutierte eine Weile mit mir und stellte mir dann etwas angenervt die Frage: "Na was soll den überhaupt sinnvoll an Religionen sein?" Darauf nannte ich ihm klare Argumente und Fakten. Und obwohl er natürlich nicht magisch plötzlich eine andere Meinung annahm musste er zugestehen, dass er meine Argumente nicht einfach beiseite wischen kann ohne sich selbst zu wiedersprechen und gab mir dann Recht, dass Religionen für manche Menschen sehr wichtige Funktionen hat, obwohl er kurz zuvor noch 100% vom Gegenteil überzeugt war. Das ist übrigens ganz anders als hier im Forum, bzw. allgemein im Netz, wo man 1000 gute Argumente bringt und trotzdem dumm gemacht wird. Sagt eben viel über das Niveau und die geistige Reife vieler Menschen aus.
Der Punkt ist also: Kein Studierter Mensch hat durch irgendeine göttliche Fügung oder gar dadurch das diese angeblich "bessere Menschen" wären, es leichter ihre natürlichen Fehler zu überwinden. Auch akademisch graduierte Menschen können egoistisch, launisch, unsichtig, unempathisch, etc. sein. Aber sie haben sich der Wissenschaft verschrieben und akzeptiert, dass es objektivierbare Verhältnismäßigkeiten gibt. Denn sie wissen aus Erfahrung, dass Wissenschaft und auch alles was darauf basiert, also auch angewandte Wissenschaften etwa in IT-Unternehmen, das der Erfolg ihrer Vorgehensweise von diesem grundlenden Prinzip abhängt. Ansonsten bricht das ganze Konstrukt zusammen. Darum wissen die meisten wissenschaftlich arbeitenden Menschen auch, dass sie nicht einfach alles mit alternativen Fakten, Meinungen und Subjektivitätsargumente wegdiskutieren können, sondern das man z.B. wissenschaftliche Erkenntisse, was Klimawandel, etc. angeht, anerkennen muss, auch wenn man persönlich vllt. anderer Meinung ist.
Das ist eben leider etwas, das bei anderen Gesellschaftschichten eben nicht so oft der Fall ist. Studien belegen das. Es gibt etwa einen klar beweisbaren Zusammenhang zwischen dem Bildungsgrad und der Frage ob man den Klimawandel anerkennt oder ihn leugnet. Das selbe gilt etwa für Verschwörungstheorien oder auch Dinge wie Rassismus, etc. Das lässt sich niemals verallgemeinern, ganz klar. Auch ein studierter Mensch kann den Klimawandeln leugnen, rassistisch sein oder an absurden Verschwörungstheorien glauben. Nur wie gesagt, es ist nachweisbar, dass die Tendenzen nunmal entsprechend. Das lässt sich eben auch klar nachweisen und subjektive Beobachtungen ändern an dieser Tatsache nur wenig.
MfG Ska