Todesglubsch hat geschrieben: ↑13.10.2017 17:34
Englisch ist nunmal eine sexistische Sprache."
Nö, eigentlich ist Englisch sogar eine vergleichsweise genderneutrale Sprache. Im englischen ist jedes Substantiv neutral, solange es sich nicht wirklich auf etwas definitiv Geschlechtliches bezieht. "Man"/"Men", bzw. "mankind" im Sinne von Menschheit, hat zwar im englischen "man" als wortbestandteil, ist aber neutral. Dazu gibts nur unbestimmte Artikel "the" and "a".
In den meisten westlichen Sprachen ist fast jedes Substantiv ansich schon genderabhänigig und das bei weitem nicht unbedingt logisch. Der Mond, die Sonne (im spanischen übrigens genau andersrum el sol und la luna), ist auch in italienisch, afaik französisch, und viele mehr so. Im Lateinischen brauchts dazu nichtmal einen Artikel sondern es wird zum Wortbestandteil "servus" > der Sklave, "serva" die Sklavin.
Es gibt auch ganz skurille Geschlechtervergabe. Z.B. konnte mir noch keiner irgendwie erklären, warum es neutral "das Auto" und "das Motorrad" heisst, wenn man aber eine Marke nennt, versteht praktisch jeder unter "die Honda" automatisch ein Motorrad und "der Honda" ist eben ein Auto.
Wir das in anderen Sprachen aussieht, weiß ich nicht, also arabisch, Mandarin, japanisch, usw.
Im Artikel ging es allerdings um Chinesisch, nicht englisch.
Usul hat geschrieben: ↑13.10.2017 18:53
Vielleicht liegt das ja daran, daß wir uns stetig weiterentwickeln.
[...]
Warum bereitet es also so große Probleme, wenn im akademischen Bereich z.B. geschlechtsneutral geschrieben werden soll? Es ist keine besonders große Mühe, das hinzubekommen, wenn man sich nicht ständig dagegen sträuben würde.
Es bereitet keine Probleme, wenn jemand neutral schreibt, es bereitet offensichtlich Probleme, wenn man das NICHT tut, und zwar an allen Ecken und Enden. Und das liegt eben genau daran, dass wir uns Weiterentwickeln. Ich glaube nicht, dass jemand bei der Idee der "Gleichberechtigung der Geschlechter" im Sinne hatte, dass man sogar die Sprache ändern sollte. Es kann aber durchaus passieren, dass die sprachliche Weiterentwicklung davon beeinflusst wird (und das tut sie ja hier schon). Nur ist Sprache nicht etwas, das man mal eben gezielt umdefinieren kann. Die Entwicklung der Sprache läuft also prinzipbedingt schonmal viel langsamer ab. Zumal das hier ja keine Erweiterung ist, wie eben mal aus anderen Sprachen eingedeutschte Wörter in den Duden aufzunehmen, sondern das ist ein Änderung an bestehender Grammatik. Das ist in etwa wie "der Dativ ist dem Genitiv sein Tod", gibts auch schon seit 30 Jahren und der Genitiv ist trotzdem noch nicht ausgestorben (auch wenn ich befürchte, dass er das langfristig wird). Das ist also nicht mal eben so schnell umzusetzen wie "materielle" Gleichberechtigung ala Rechte, Gehälter, usw.
Zudem sind wie oben schon erläutert etliche Sprachen ansich gar nicht darauf ausgelegt genderneutral zu sein. Wie schreibt man denn z.B. "Polizist" genderneutral? Wenn ich einen Artikel über Polizisten schreibe, muss ich das Wort ja wohl benutzen. Ich kanns ja nichtmal durch "Gesetzeshüter" ändern, ist ja auch männlich. Es gibt schlicht keine neutrale From des Wortes, die müsste man erstmal erfinden. Ansonsten müssten wir festlegen, wie man sowas genderneutral überhaupt ausdrückt. Schreibt man dann Polizist(-innen) (da beschwert sicherlich wieder ein Feminist, dass der weibliche Bezug nur in Klammern steht). Oder schreibt man dann Polizist/-innen? Oder ohne den Bindestrich Polizist/inen, oder muss dann der weibliche Teil sogar vorne stehen? Kacke bei dem Wort, weil die männliche Version keine spezielle Endung hat, also dann Polizistinnen/-? Oder soll das Ergebnis sein, dass man dann wirklich jedesmal "Polizist und/oder Polizistin" ausschreiben muss (was im Singular grundsätzlich irgendwie falsch klingt).
Und dann gibts noch sowas wie Umgangssprache, die muss ja auch angepasst werden, also müssen wir jetzt als Äquivalent zu "Bulle" auch "Kuh" einführen, oder lieber gleich eher neutral "Kalb"? (Mir ist bekannt, dass der Wortstamm nichts mit dem Tier Bulle/Kuh zu tun hat

)
Wie war das noch erst vor ein paar Wochen. In den Vereinigten Arabischen Emiraten dürfen Frauen jetzt auch autofahren. Sowas kann man "einfach" mal eben schnell von heute auf morgen ändern. Dazu muss man nur ein bestehendes Gesetz ändern oder abschaffen.
Und desweiteren ist es eben eine Entwicklung. Also könnte man es ja zumindest bei alten Sachen dabei belassen. Wenn jemand Göthe zitiert, dann zitiert er eben Göthe so wie Göthe das auch mal geschrieben hat, statt es in aktueller Sprache auszudrücken, weil das Deutsch wie man es vor 100 Jahren gesprochen hat heute einfach nur stelzig klingt.