Liebe in Videospielen - Verknallt in ein Pixelwesen

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Nerix
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Liebe in Videospielen - Verknallt in ein Pixelwesen

Beitrag von Nerix »

Gerade auf Spiegel Online gelesen:
http://www.spiegel.de/netzwelt/games/in ... 18094.html

Vor diesem Hintergrund dieser Diskussionsthread. Welche Spiele beinhalten Eurer Meinung nach die authentischsten romantischen Beziehungen, vermitteln die glaubwürdigsten Gefühle? Oder auch negative Beispiele, wo misslingt dies besonders offensichtlich?

Meint ihr, dass wie im Artikel angesprochen ein neues Genre entstehen kann/wird, welches diesen Aspekt in den Vordergrund rücken wird?
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Almalexian
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Re: Liebe in Videospielen - Verknallt in ein Pixelwesen

Beitrag von Almalexian »

Dass ein neues Genre entsteht, kann ich mir in nächster Zeit nicht vorstellen. Für ein solches Genre fehlt momentan eine schon im Spielemarkt involvierte Zielgruppe, die, wie es aus anderen Kunstbereichen bereits bekannt ist, hauptsächlich aus Frauen bestünde. Diese sind aber momentan, trotz des Zuwachses in letzter Zeit, immer noch in keiner kaufkräftigen Mehrheit. Zumal der Zuwachs vorallendingen bei Social- und Casual-Games stattgefunden hat, die wegen ihrer Schlichtheit vermutlich für so ein Genre nicht wirklich geeignet wären. Es wäre wohl möglich, mit einem solchen Genre mehr Spielerinnen zu locken, wie wir jedoch wissen sind die Publisher, die dies am ehesten bewerkstelligen könnten, nicht unbedingt risikofreudig.
Ich persönlich weiß auch nicht, ob ein solches Genre nötig wäre. Ich bin allerdings durchaus ein Freund der Idee, Romanzen in Spielen einzubauen, schon schlicht und ergreifend deswegen, weil dies bis jetzt verhältnismäßig selten vorkam. Während man im Kino mit Schnulzen überhäuft wird und noch in jede dämliche Kömodie und in jeden verdammten Blockbuster irgendeine saudämliche Liebesgeschichte mit Happy End eingebaut werden muss, vereinsamt man im Games-Bereich doch ziemlich, wenn man am laufenden Band nur Krieg und Tod sieht. Zumal man sich in Spielen (insbesondere solchen mit Egoperspektive) sehr viel mehr mit seinem Charakter identifiziert, während ich im Kino immer wieder sehen muss, wie irgendein charmanter Supermann, der nicht ich bin, sich ein heißes Teil angelt.
Zuletzt geändert von Almalexian am 26.08.2013 16:31, insgesamt 1-mal geändert.
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mr archer
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Re: Liebe in Videospielen - Verknallt in ein Pixelwesen

Beitrag von mr archer »

Da fällt mir spontan das hier ein:

http://tale-of-tales.com/bientotlete/

Nicht hundertprozentig die Art Spiel, die im Interview beredet wird, da sich hinter dem Gegenüber eine reale andere Person verbirgt. Aber nichts desto trotz ziemlich interessant. Hat irgendjemand hier im Forum das mal ausprobiert? Ben scheint ja keine Rezi mehr dazu veröffentlich zu wollen, obwohl der Titel glaube ich irgendwann mal als "In Arbeit" mit seinem Namen dahinter auf der Hauptseite stand.

Im übrigen denke ich, dass man bei der ganzen Sache nicht nur auf Rollenspiele setzen sollte. Adventure bekommen es ja schon recht lange hin, dass man sich manchmal etwas in ihre Protagonisten verguckt.
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WH173W0LF
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Re: Liebe in Videospielen - Verknallt in ein Pixelwesen

Beitrag von WH173W0LF »

Ich kann mich daran erinnern, dass Ich mich einmal in meine Frau bei Harvest Moon auf dem Super Nintendo verliebt hatte :-D Es war das besondere Gefühl die Verwantwortung für jemanden übernehmen zu dürfen/müssen. Auch die Arbeit die damit verbunden war die Dame an den Ehering zu bekommen ist mir sehr positiv im Gedächtnis geblieben. Das waren für mich damals noch ganz neue Emotionen.

Wäre schön wieder ein Spiel mit solch "externen" Charakterbindung spielen zu können. :-)
Zuletzt geändert von WH173W0LF am 10.12.2013 21:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Guffi McGuffinstein
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Re: Liebe in Videospielen - Verknallt in ein Pixelwesen

Beitrag von Guffi McGuffinstein »

Also gewisse Sympathien zu weiblichen Spielcharakteren hab' ich durchaus des Öfteren entwickelt.

In dem Artikel wird ja von Dragon Age : Origins gesprochen, da ging es mir auch so. Morrigan hatte z.B. durch ihre Art etwas sehr anziehendes. Bei Skyrim Dawnguard war ich definitiv nicht der einzige der Serana heiraten wollte. :D Nur leider ist Skyrim tatsächlich extrem schwach was das angeht. Jeanette, Heather oder VV in Vampire The Masquerade Bloodlines waren auch sehr interessante weibliche Charaktere. Bei GTA 4 dagegen war's z.B. so, dass ich Nico gewünscht hätte, mit Kate zusammen zu kommen obwohl ich sie selber gar nicht "attraktiv" fand.

Negativbeispiel, wie es überhaupt nicht funktioniert, ist dagegen z.B. L.A. Noire.

Es hängt extrem von der Qualität der Charakterzeichnung ab, dann ist das mit der Sympathie zu einer virtuellen Person auch machbar. :)
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The Flower Maiden
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Re: Liebe in Videospielen - Verknallt in ein Pixelwesen

Beitrag von The Flower Maiden »

dazu fällt mir nur Catherine ein. Einfach super erzählt!

Ansonsten gibt es doch nur Kitsch oder es passt eben gar nicht rein.
Mir fällt eigentlich kein männlicher Chara ein, der irgendwie anziehend war. Ich glaub da tut man(n) sich mit den Weiblichen leichter. Man nehme Dragon age - Alistair war doch ne Schlaftablette, dann eher Zevran.

Geralt von Riva ist da schon um einiges interessanter, aber den spielt man auch wieder selber...
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Guffi McGuffinstein
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Re: Liebe in Videospielen - Verknallt in ein Pixelwesen

Beitrag von Guffi McGuffinstein »

The Flower Maiden hat geschrieben:Mir fällt eigentlich kein männlicher Chara ein, der irgendwie anziehend war. Ich glaub da tut man(n) sich mit den Weiblichen leichter.
Das stimmt auf jeden Fall. Viele Spiele werden immer noch primär für Männer entwickelt, weil Jungs einfach lieber spielen. Sowohl mit Games als auch... äh, lassen wir das. :mrgreen:

Ich hab' ja z.B. Vampire aufgeführt. Obwohl man da auch von jedem Vampirclan einen weiblichen Charakter spielen kann, gibt es kaum einen männlichen Charakter, den man bzw. Frau interessant finden könnte. Nines Rodriguez oder Beckett vielleicht, aber ansonsten gibt's da nicht wirklich wen (soweit ich als Mann das einschätzen kann). Mädels bzw. lasziv gekleidete Vampirinnen die einen auch mehr oder weniger anmachen gibt's dagegen ziemlich viele. Wobei einige ziemlich überzeichnet sind wie z.B. "Venus", der der Nachtclub "Confession", praktischerweise gelegen in einer Kirche, gehört. "I'm your Beat Priestess and it's time to confess!" :D

Interessanterweise hat mich z.B. bei Half Life 2 die Alyx überhaupt nicht interessiert. Die war so langweilig und klischeehaft gezeichnet, grausam.
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dx1
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Re: Liebe in Videospielen - Verknallt in ein Pixelwesen

Beitrag von dx1 »

Ich glaube, bei meinem dritten oder vierten Durchspielen von Fahrenheit (Indigo Prophecy) hat Lucas noch mal seine Exfreundin ins Bett bekommen. Das hat mich schon überrascht. Das seltsame Gefühl der beiden am nächsten Morgen konnte ich gut nachvollziehen, obwohl ich persönlich noch nie in dieser Situation war. Und ich bringe es nicht übers Herz, Tyler nicht mit seiner Verlobten Samantha weggehen zu lassen. Die beiden sind für einander bestimmt.

Eine andere Liebesbeziehungen, die ich schon immer glaubwürdig präsentiert fand, ist das Dreieck Guybrush, Elaine und LeChuck im ersten und dritten Teil von Monkey Island. Den Kitsch von Bioware find ich dagegen ziemlich oberflächlich.
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The Flower Maiden
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Re: Liebe in Videospielen - Verknallt in ein Pixelwesen

Beitrag von The Flower Maiden »

@elderbunnie: als Frau wird man in Spielen meiner Meinung eh umgepolt XD
zb dein Beispiel mit serana, hatte auch gehofft an die ran zu kommen ;D
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Nerix
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Re: Liebe in Videospielen - Verknallt in ein Pixelwesen

Beitrag von Nerix »

The Flower Maiden hat geschrieben:als Frau wird man in Spielen meiner Meinung eh umgepolt XD
Oha, dann lass ich meine Freundin lieber nicht mehr an meine PS3 ran ^^

Dem Monkey Island Beispiel kann ich nur beipflichten, das fand ich damals auch schon recht gut und lustig gemacht (sofern ich das da schon beurteilen konnte ;))

Es ist zwar keine Liebesgeschichte, aber die Entwicklung der Beziehung zwischen Ellie und Joe in The Last of Us empfand ich als sehr glaubwürdig und intensiv (Vater-/Tochterrolle). Anfangs herrschte eine ablehnende, distanzierte Haltung, die sich dann in kleinen Schritten zu einer Zuneigung entwickelt hat, auch wenn Joe dies kaum zeigen konnte. Kleinere Streitigkeiten resultierten in Verletzungen und Stillschweigen zwischen den Charakteren.

In Mass Effect waren Beziehungen als recht oberflächlich - man konnte sich nach einigen passenden Dialogen seinen Partner aussuchen was dann in einer Bettszene resultierte. Die Dialoge waren nicht schlecht gemacht (die mit Tali sind mir in Erinnerung geblieben), aber dennoch fehlte irgendwie das gewisse Etwas. Ob es bei Dragon Age besser war weiß ich nicht, das habe ich bisher nicht gespielt.
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Lord Hesketh-Fortescue
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Re: Liebe in Videospielen - Verknallt in ein Pixelwesen

Beitrag von Lord Hesketh-Fortescue »

Nerix hat geschrieben:In Mass Effect waren Beziehungen als recht oberflächlich - man konnte sich nach einigen passenden Dialogen seinen Partner aussuchen was dann in einer Bettszene resultierte. Die Dialoge waren nicht schlecht gemacht (die mit Tali sind mir in Erinnerung geblieben), aber dennoch fehlte irgendwie das gewisse Etwas. Ob es bei Dragon Age besser war weiß ich nicht, das habe ich bisher nicht gespielt.
Dragon Age dito. Zunächst Geschenke machen, bis ein bestimmtes Sympathielevel erreicht wurde (also quasi wie im echten Leben :Häschen: ), dann Dialogoptionen, dann furchtbar hölzerne Bettszene, Gestöhne/Lustschreie beim Ausblenden...(*gähn*)
Überhaupt haben Rollenspiele mit der Darstellung von Liebe so ihre Probleme, die meisten (immer noch wenigen) positiven Beispiele, die hier genannt wurden, kommen ja auch eher aus dem Adventurebereich. In Rollenspielen ist das oft sehr episodisch und tatsächlich eher eine Art "Achievement": Monster schnetzeln --> Story --> weiter schnetzeln --> Liebesbeziehung XY mit Cutscene (Achievement "Herzensbrecher" unlocked) --> wieder schnetzeln etc. pp. Da ist nur selten der Raum, Beziehungen zu vertiefen (harrr), so dass sie einen als Spieler wirklich was angehen.

Vor einiger Zeit war hier auf 4P auch mal ein Video verlinkt, in dem sich ein Bioware-Mensch ausführlichst über Romanzen und Sex in Bio's Spielen auslässt. Da diese Titel im Ausgangsartikel dieses Threads ja auch eine Rolle spielen, hat das ja vielleicht noch Bezug. Wer's seinerzeit nicht gesehen hat, bei Interesse: http://www.gamasutra.com/view/news/1945 ... _games.php

Ansonsten darf man - nicht nur was Liebe, sondern den gesamten Bereich der Emotionen, des "Zwischenmenschlichen" und der virtuellen Schauspielerei angeht - sicher auch gespannt auf Beyond: Two Souls sein. Wobei man dann natürlich wieder ganz nah am (interaktiven) Film ist, aber das ist dann wieder ein anderes Thema...

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ElPlayerino
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Re: Liebe in Videospielen - Verknallt in ein Pixelwesen

Beitrag von ElPlayerino »

Das sich so etwas wirklich so stark etabliert oder so tief ausdrückt, wie es in dem Artikel beschrieben wird, ist mir bislang weder untergekommen, noch rechne ich damit, dass es in den nächsten Jahren der Fall sein wird. Alle Liebesbeziehungen in Spielen sind doch allenfalls eine sehr oberflächliche Betrachtungsweise der ganzen Thematik.

Für mich sind die besten Beispiele noch die verschiedenen Techtelmechtel, die man als Sheppard in Mass Effect haben kann (obwohl sie mir zu sehr ohne Belang für den Verlauf bleiben), das schon angesprochene Dragon Age mit der wirklich bezaubernden Morrigan und Kerrigan aus Star Craft, die mir wirklich sehr gut gefallen hat.
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mr archer
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Re: Liebe in Videospielen - Verknallt in ein Pixelwesen

Beitrag von mr archer »

Nachdem ich es letzte Woche durchgespielt habe, muss denke ich im hiesigen Zusammenhang Deadly Premonition unbedingt genannt werden. Das sehr spezielle bittersüße zwischenmenschliche Anziehungsdreieck York - Emily - Zach wird wohl niemand vergessen, der es miterleben durfte.
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Der Zeuge Gameovahs
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Re: Liebe in Videospielen - Verknallt in ein Pixelwesen

Beitrag von Der Zeuge Gameovahs »

wer kennt noch Party Girls auf dem C64?

wie gangsta wir 7-8 jährigen uns vorgekommen sind, als wir dieses Spiel gespielt haben :lol:

DAS war liebe :Häschen:
spatenpauli
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Re: Liebe in Videospielen - Verknallt in ein Pixelwesen

Beitrag von spatenpauli »

Im Oldie "Alter Ego" war das Thema "Liebe" sehr ansprechend verarbeitet. Egal, ob es um die erste Kindergartenliebe, den ersten Sex oder eine spätere Heirat ging - war stets literarisch auf hohem Niveau beschrieben und packte einen ordentlich auf der emotionalen Schiene.
Und das ohne tolle Grafik (nämlich mit gar keiner) oder Präsentation - reines Kopfkino, und deswegen unvergesslich.
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