(Fe-)Male Game Character: Umfrage

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Typ404
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(Fe-)Male Game Character: Umfrage

Beitrag von Typ404 »

Liebe Gemeinde,

Die Frage nach den Eigenschaften männlicher und weiblicher Videospielcharaktere wird derzeit heiß diskutiert. Viele lehnen sich hier sehr schnell und sehr weit aus dem Fenster (leider auch sogen. Forscherkolleginnen und -kollegen), ohne dass ein Wer? Was? Wie? ausreichend untersucht wurde: Was genau mögen Gamer an ihrer Lieblingsspielfigur? Was hat das damit zu tun, wie Gamer sich selber sehen? Wie reagieren sie auf "typische" oder "untyptische" Geschlechterdarstellungen?

Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Universität Luxemburg zu Geschlechterrollen in Videospielen haben wir dazu eine deutschsprachige Online-Umfrage (ca. 15-20 min.) erstellt: https://www.soscisurvey.de/SGM/.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr an unserem Survey teilnehmen würdet. Sehr gerne stehe ich Euch für Nachfragen zur Verfügung.

Liebe Grüße - Game on!
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Dr. André MELZER

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Oldholo
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Re: (Fe-)Male Game Character: Umfrage

Beitrag von Oldholo »

Teilgenommen.
Allerdings gab es einige Fragen, die recht mehrdeutig waren bzw. sich nicht eindeutig beantworten ließen (oder ich empfand sie als identisch - "schroff", "grob" und "rau" verwende ich z.B. ziemlich synonym). Ich hab' in dem Falle dann so geantwortet, wie ihr es meiner Vermutung nach interpretieren werdet, aber dennoch hätte ich mir etwas konkretere Fragen gewünscht.
Zu den Fragen um die Mass Effect-Szene wurde z.B. nicht recht deutlich, ob nun nur genau die eine Szene und die dort gewählten Dialogoptionen oder Shepard in der Reihe als Ganzes gemeint war, in welcher der Großteil der Charaktereigenschaften jedoch nicht vorgegeben ist. Manche Fragen (v.A. auf der zweiten Seite nach dem Video) machten aber in Bezug auf die Szene so wenig Sinn, dass ich mit den Antworten zwischen "in dieser Szene" und "in allen Spielen" hin- und hergehopst bin.
Auf der letzten Seite wiederum verwirrte mich die Antwortmöglichkeit "Weder noch", weil sie implizierte, dass "Stimme gar nicht zu" meint, ich sei genau gegenteiliger Ansicht. Ich habe "Stimme gar nicht zu" dennoch immer dann gewählt, wenn ich der Aussage selbst nicht zustimmte, ohne dabei aber zu meinen, dass bspw. eher Männer kochen sollten.
Ich hoffe, das war so in eurem Sinne - und wenn nicht, wisset, dass nicht alle Fragen völlig eindeutig waren und interpretiert sie in der Auswertung entsprechend offen. :D
Typ404
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Re: (Fe-)Male Game Character: Umfrage

Beitrag von Typ404 »

Exzellent! Vielen Dank für die Teilnahme und die konstruktive Kritik. Zu Deinen Punkten:

- Es ist richtig, dass manche Begriffe beinahe synonym sind (z.B. grob, rau). Sie stammen aus einem standardisierten Testinstrument, das wir übernommen haben. Nur ein paar dürre Worte zur sogen. Testdiagnostik: Solche Instrumente bestehen aus Frageskalen, die sich wiederum aus verschiedenen einzelnen Fragen zusammensetzen, die untereinander (hoffentlich!) recht ähnlich sind bzw. dasselbe messen. Es wird also angenommen, dass die Begriffe als ähnlich angesehen werden und die TeilnehmerInnen entsprechend vergleichbar darauf reagieren. :wink:

- Mass Effect: Zunächst einmal wissen vielleicht nicht alle, die teilgenommen haben, was es mit ME auf sich hat. Der Grund liegt darin, dass es eine "Kontrollgruppe" gibt, die den ME-Clip überhaupt nicht sieht. Für alle anderen gilt: Es ist nur DIE Szene gemeint - tatsächlich sind viele TeilnehmerInnen keine Gamer und haben (bedauerlicherweise) noch nie von der Serie gehört. Dass Dir einige Fragen unpassend erscheinen, hängt vermutlich damit zusammen, dass es unterschiedliche ME-Clipbedingungen gibt - die Fragen stellen also so etwas wie den "kleinsten gemeinsamen Nenner" da.

- Deine Interpretation von "stimme gar nicht zu" war genau so beabsichtigt! Eine Ablehnung einer Aussage wird von uns NICHT als "Eintreten für das Gegenteil" interpretiert.

Noch einmal herzlichen Dank für Deine Teilnahme und die differenzierte und konstruktive Kritik! An Pauschalkritik von der einen und Pauschalvorwürfen von der anderen Seite gibt es in dem Bereich Nutzung und Wirkung von Videospielen wahrlich keinen Mangel. Von daher ist Feedback superwichtig und hilft mit, die Forschung in jeder Hinsicht entscheidend zu verbessern.

Grüße und Game on!

- André Melzer
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Dr. André MELZER

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Mr.Freaky
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Re: (Fe-)Male Game Character: Umfrage

Beitrag von Mr.Freaky »

So, gerade auch teilgenommen. Ich würde mich übrigens freuen, über die Ergebnisse der Studie zu lesen, wenn sie abgeschlossen ist. Vielleicht kann man sie hier posten, wenn die Studie veröffentlicht wird?
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kamm28
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Re: (Fe-)Male Game Character: Umfrage

Beitrag von kamm28 »

Habe auch gerade teilgenommen und hatte ähnliche Probleme wie Oldholo. Zum Beispiel die Fragen zu Mass Effect: Ich bin bisher noch nicht dazu gekommen, die Reihe zu spielen, dementsprechend fiel es mir schwer, die Personen aufgrund eines kurzen Clips zu charakterisieren. Vor allem, weil es sich (möglicherweise aufgrund des fehlenden Hintergrundwissens) wie eine klischeehafte, unrealistische und platte Szene angefühlt hat. Da sprang kein Funke über, es wirkte steril und emotionslos. Vielleicht denke ich ganz anders darüber, wenn ich es im Kontext spiele.

Oder die Gründe fürs spielen. Ein großer Teil macht bei mir die Freude an gutem Design, guter Musik, interessanten Geschichten und Charakteren aus, also eher ein kulturell begründetes Interesse. So etwas fehlte glaube ich völlig.
Bei den Fragen der vorletzten Seite fiel es mir schwer, eindeutig zu antworten. Wenn dort nicht so oft "immer" stehen würde, also Ausnahmen von der Regel zugelassen wären, wäre es zumindest für mich einfacher gewesen.
Auch auf der letzten Seite hatte ich Probleme: Eine Frau, die sich sexy oder provokativ kleidet, erreicht bei mir definitiv weniger als eine Frau, die das nicht macht, aber ich kann schlecht beurteilen, wie das bei anderen oder allgemein ist. Oder "Frauen sind genauso sportlich wie Männer.": In den allermeisten Sportarten haben die Männer nun mal bessere Leistungen, allein schon, weil die Körperkraft je nach Körperteil im Durchschnitt leicht bis deutlich höher ist. Da ich Sportlichkeit aber nicht als reine Leistungsschau definiere, sondern durchaus differenziere und unterschiedliche Gewichtungen gelten lasse, bin ich eigentlich schon der Meinung, dass Frauen genau so sportlich sein können, wie Männer. Alles nicht so ganz einfach; deshalb bitte ich ebenfalls darum, dies falls möglich zu berücksichtigen. :)
Typ404
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Re: (Fe-)Male Game Character: Umfrage

Beitrag von Typ404 »

Vielen Dank an alle TeilnehmerInnen!

Ja, Mr.Freaky - unser Plan ist es tatsächlich, die zentralen Befunde unserer Studie auch in diesem Forum vorzustellen! Bisher haben insgesamt rund 250 Leute teilgenommen. Da sich diese stattliche Zahl aus verschiedenen Versuchsbedingungen zusammensetzt, benötigen wir noch mehr Teilnehmer für jede Bedingung. Wir freuen uns insbesondere über Gamerinnen! Daher: Start spreading the news. (https://www.soscisurvey.de/SGM/)

Grüße,

André Melzer
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Mr.Freaky
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Re: (Fe-)Male Game Character: Umfrage

Beitrag von Mr.Freaky »

Ok, dass find ich super. Habe bisher bei verschiedensten Studien teilgenommen und leider dazu nie Ergebnisse gesehen.
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Oldholo
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Re: (Fe-)Male Game Character: Umfrage

Beitrag von Oldholo »

Off-Topic:
kamm28 hat geschrieben: Auch auf der letzten Seite hatte ich Probleme: Eine Frau, die sich sexy oder provokativ kleidet, erreicht bei mir definitiv weniger als eine Frau, die das nicht macht, aber ich kann schlecht beurteilen, wie das bei anderen oder allgemein ist. Oder "Frauen sind genauso sportlich wie Männer.": In den allermeisten Sportarten haben die Männer nun mal bessere Leistungen, allein schon, weil die Körperkraft je nach Körperteil im Durchschnitt leicht bis deutlich höher ist. Da ich Sportlichkeit aber nicht als reine Leistungsschau definiere, sondern durchaus differenziere und unterschiedliche Gewichtungen gelten lasse, bin ich eigentlich schon der Meinung, dass Frauen genau so sportlich sein können, wie Männer.
Das ist sowieso ein Problem in statistischen Verfahren, das - so zumindest mein Eindruck - aktuell nur deshalb noch besteht, weil es schon immer so war.
Manche Menschen beziehen solche Fragen nur auf sich selbst, während Andere versuchen, stellvertretend eine Antwort für alle Menschen zu finden (womit natürlich die Gefahr besteht, dass sie falsch liegen). Das ist manchmal beabsichtigt, um das allgemeine Empfinden der Masse zu studieren, oft genug aber auch nicht. Klug wäre es, Teilnehmer darüber aufzuklären, worauf es hinaus laufen soll, was Fehlinterpretationen seitens der Teilnehmer ausschlösse.
Ich werd' öfters von einem Marktforschungsinstitut (Forsa) angerufen und es ist bisher noch nie vorgekommen, dass ich nicht zumindest mit einer Frage zu kämpfen hatte, da sie absolut unklar war. Eine genauere Fragestellung würde oft vieles vereinfachen und gleichzeitig auch zu genaueren Ergebnissen führen.
Je öfter man an solchen Umfragen teilnimmt, desto mehr beginnt man, Ergebnissen von Statistiken nicht zu trauen, deren Fragenkatalog nicht dediziert mitpubliziert wird. Das sollte im Übrigen sowieso deutlich gängigere Praxis sein..andauernd liest man irgendwelche super-interessanten Studien, aber nirgends lässt sich herausfinden, wie diese Ergebnisse zustande gekommen sind. Oft genug werden noch nicht einmal die Stichprobenparameter (Wie viele? Woher akquiriert? Wie wurden die Personen angesprochen? ...) angegeben. :?
Besonders spannend wird das bei konkurrierenden Studien, die zur prinzipiell gleichen Fragestellung zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Ich erinnere mich da an so einen Fall zwischen PeTA und der Fleischindustrie (bzw. einem Lobbyverband derer), die zur Akzeptanz von Vegetarismus zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen gelangten. Aktuell scheint Selbiges auch beim Thema Frauenquote zu passieren, wo die Zahlen trotz oder gerade wegen streng konservativ-akademischer Vorgehensweise (wenn man das nur wüsste!) mehr schwanken als es durch Medieneinflüsse erklärbar wäre.
Ich weiß von zumindest einem Statistiker, der es mag, eine Quasi-Kontrollgruppe zu haben, in welcher dieselben Fragen in etwas laxerer Form gestellt werden, wodurch er eine Art Langzeit-Meta-Studie zum Einfluss der Fragen selbst auf die Ergebnisse und Interpretationen schafft. Mal sehen, was dabei 'rumkommt.
@Typ404: Wenn Du trotz Off-Topic-Warnung noch mitlesen solltest, siehe obigen Rant bitte nicht als Angriff auf eure Vorgehensweise an. Ich bin mir sicher, dass eure Fakultät die Daten sorgfältig auswertet - und das ist es, was letztlich zählt. Ich bin nur etwas enttäuscht von der gedankenlosen Arbeit und dem mangelnden Selbstreflexionsvermögen einiger anderer Statistiker, denen ich in meinem Arbeitsumfeld begegnet bin...zumal Statistik schon in der Schule meine Lieblingsdisziplin war. :wink:

TL;DR: "Average a left-hander with a right-hander and what do you get?"
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Re: (Fe-)Male Game Character: Umfrage

Beitrag von Typ404 »

Danke an Oldholo und kamm28 für die wertvollen Kommentare und Anregungen (genauso kommen die übrigens bei mir an: wertvoll).

Das von Oldholo beschriebene Problem (Soll ich die Fragen auf mich beziehen oder eher allgemein beantworten?) ist uns natürlich bekannt. Deshalb schreiben wir im Begrüßungsscreen: "Natürlich gibt es keine richtigen und falschen Antworten. Uns interessiert Deine persönliche Meinung und deshalb bitten wir Dich, spontan und ehrlich zu antworten. Bitte wähle dazu jeweils die für Dich am ehesten zutreffende Antwort". Das trifft nun aber vermutlich auf das nur allzu verständliche Bemühen der Befragten "hinter die Kulissen" schauen zu wollen (ist bei mir ja nicht anders), also Vermutungen anzustellen, worauf die Damen und Herren wohl aus sind. Dazu kommt vielleicht auch noch der Verdacht, hier ginge es um Einzeldiagnosen. Für unsere Studie kann ich hier voll und ganz Entwarnung geben: Es geht uns darum zu erfahren, wie Ihr Euer eigenes Geschlecht seht und (in den Bedingungen, die einen Mass Effect-Clip sehen) wie Ihr Videospielfiguren am Beispiel von Commander Shepard seht. Übrigens ist ME-Vorwissen gar nicht nötig, kamm28. Und wir haben auch extra solche Sequenzen herausgesucht, die für sich allein stehen können und gar nicht so sehr emotionalisieren sollen. Ein erster Blick in die Daten zeigt zudem, dass die die TeilnehmerInnen die angesprochene "klischeehafte, platte Szene" z.T. völlig unterschiedlich wahrnehmen.

An vielen, vielen Stellen unserer Studie ist Kritik möglich - einige Stellen habt Ihr in Eurem Feedback identifiziert (die anderen verrrate ich hier natürlich nicht *hüstel*). Damit tragt Ihr erheblich dazu bei, dass die nächste Studie besser wird.

PS: Ich bin extrem angetan von dem durchweg konstruktiven und fairen Umgangston sowie der hohen Qualität der Beiträge hier, und sicher sind hier nicht nur Hardcore-Gamer von "Meine Tierarztpraxis" unterwegs. :wink:
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