Figurenwahl in Spielen als Indiz für ideologische Gesinnung?

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johndoe1197293
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Figurenwahl in Spielen als Indiz für ideologische Gesinnung?

Beitrag von johndoe1197293 »

Auf diese Frage haben mich einige Beiträge im "Prototype 2-Vorschau-Thread" gebracht.
Dort gaben einige Mitglieder an, sie würden ungern als dunkelhäutige, homosexuelle oder weibliche Figur in einem Game spielen wollen. Ein User entschied sich sogar gegen den Kauf des kommenden Spiels, da der Protagonist ein Afroamerikaner ist. Seine Erklärung ging in Richtung: "Ich mag es nicht als Schwarzer zu spielen, aber ich hab`nichts gegen Schwarze".
Gleichzeitig verneinten sie eine rassistische, chauvinistische etc. Gesinnung und gaben zu verstehen sie wollten nicht als soche Personen bezeichnet werden. Sie wurden dies dennoch aufgrund ihrer Aussagen.
Als Erklärung wurde hier und da genannt, dass man nicht mit einer Figur spielen wolle, mit der man sich nicht identifizieren könne.

Nun die Frage an die User: was haltet ihr davon?
Läßt sich in diesem Zusammenhang eine Verbindung zu der Einstellung des Spielers herstellen?
Oder kann man Spiel (-figurenauswahl) und Wirklichkeit hier absolut von einander trennen?
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Suppression
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Re: Figurenwahl in Spielen als Indiz für ideologische Gesinnung?

Beitrag von Suppression »

Ich denke, den meisten geht es wirklich lediglich um Identifikation mit der Figur. Und man identifiziert sich halt am ehesten mit dem, was einem selbst am ähnlichsten ist. Daraus ideologische Gesinnungen herauszulesen halte ich für falsch, auch wenn es natürlich sicher ein paar gibt, die aus rassistischen oder frauenfeindlichen Gründen alles andere als weiße Männer ablehnen. Ist aber wohl eher eine verschwindend geringe Minderheit ;)

Ich persönlich erstelle mir übrigens, wenn es möglich ist, fast immer dunkelhäutige Charaktere. Keine Ahnung, warum genau.
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Dantohr
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Re: Figurenwahl in Spielen als Indiz für ideologische Gesinnung?

Beitrag von Dantohr »

Kommt immer drauf an.
Bei mir ist es so das ich in Spielen wie zB. Skyrim einen Charakter erstelle, den ich gerne in so einer Welt verkörpern möchte.
Im Beispiel von Skyrim natürlich den Superstarken Männlichen, weißen Helden.

Wenn ich in anderen Spielen, wie zB Prototype 2, dann einen dunkelhäutigen Charakter spiele, weil ich keine Wahl habe, dann ist das für mich völlig ok.

Aber es ist Krass zu lesen das jemand ein Spiel nicht kauft und spielen will, weil der Charakter ein Schwarzer ist.
Das ist in meinen Augen schon rassistisch.Auch wenn er sagt das er nichts gegen Schwarze hat.
Wenn man nichts gegen anders Farbige Menschen hat, wieso weigert man sich dann so ein Spiel zu spielen?
Man kann sich auch in einen Dunkelhäutigen hineinversetzen.Schließlich geht es um die Geschichte eines Charakters, seine Emotionen, Rückschläge, Verluste und nicht um seine Hautfarbe.
Metathron
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Re: Figurenwahl in Spielen als Indiz für ideologische Gesinnung?

Beitrag von Metathron »

Mal ein ganz kurzer Hinweis, ihr wertet viel zu viel, alleine die Fragestellung ist schon suboptimal.

Die Frage müsste eigentlich so lauten:

Würdest Du ein Spiel kaufen (bzw. weniger gut finden) in dem Du einen Charakter spielst mit dem Du dich nicht identifizieren kannst?

Mit so einer Fragestellung lässt sich eine viel weniger emotionalisierte Diskussion führen, ohne das jemand per se angeprangert wird. Man sieht das schon sehr schön an Dantohr: "Wenn man nichts gegen anders Farbige Menschen hat, wieso weigert man sich dann so ein Spiel zu spielen". Es geht um eine fehlende Identifikation mit einer Spielfigur und nicht darum das ein Spiel boykottiert wird da der Protagonist ein Farbiger ist. Das sind einfach zwei paar Schuhe, man könnte in meinem Beispiel den Farbigen mit einem Delphin ersetzen (und ich behaupte damit nicht das Mensch und Tier gleich sind), eben da es um die Identifikation mit einer virtuellen Spielfigur geht.

Ich bin übrigens nicht die Person die ein Spiel aufgrund Identifikationsprobleme mit dem Protagonisten boykottiert, meine Kaufentscheidung mache ich von mehreren Faktoren abhängig. Würde es aber bei einem Spiel meine Spielspaß trüben wenn ich mich mit dem Protagonisten nicht identifizieren kann? Natürlich und deswegen sind auch immer viele Leute zugange um einen möglichst genehmen Spielcharakter zu erschaffen.
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Kefka
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Re: Figurenwahl in Spielen als Indiz für ideologische Gesinnung?

Beitrag von Kefka »

Ob männlich oder weiblich, zweibeinig oder vierbeinig, es hängt nur von der Qualität des Spiels ab, ob ich mich damit identifizieren kann. :)
Kenne aber auch einige (aus meinem Freundeskreis zum Beispiel), welche es prinzipiell ablehnen einen weiblichen Charakter oder auch einen dunkelhäutigen Charakter zu spielen. Aber das ist wirklich jedem selbst überlassen, ich würde ihm deshalb noch lange kein Rassismus vorwerfen. Jeder Mensch hat halt unterschiedliche Präferenzen. Wenn sich jemand besser mit einem bestimmten Charakter identifizieren kann, dann ist das eben so. Ich hatte zum Beispiel große Probleme mich mit Geralt aus The Witcher anzufreunden, dafür mochte ich aber Sheva aus Resident Evil 5 sehr.

Spiel und Realität sollte man hier ganz klar trennen. Es ist ja auch möglich in einigen Spielen einen abgrundtief bösartigen Charakter zu spielen, deswegen muss es ja aber nicht abseits des Bildschirms auch so aussehen.
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Bedameister
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Re: Figurenwahl in Spielen als Indiz für ideologische Gesinnung?

Beitrag von Bedameister »

Mir ist das eigentlich ziemlich egal. Für mich muss die Figur gut rüber kommen und einen interessanten charakter haben. Ethnien oder Geschlecht sind mir da recht egal. Bei Rollenspielen spiele ich meistens aber erst einen männlichen Charakter, beim 2. Durchlauf dann ne Frau :D
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Zappes
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Re: Figurenwahl in Spielen als Indiz für ideologische Gesinnung?

Beitrag von Zappes »

Ich spiele ja, wenn ich die Wahl habe, immer weibliche Figuren. Mir ist unklar, wie man auf die komische Idee kommen kann, dass Shepard ein Mann sein könnte ... OK, an anderer Stelle kommt dann die Identifikation doch noch durch: Sofern das Spiel dieses zulässt, schnappt sich meine Heldin immer die weiblichen Bettpartner. ;)
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sYntiq
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Re: Figurenwahl in Spielen als Indiz für ideologische Gesinnung?

Beitrag von sYntiq »

Metathron hat geschrieben:Die Frage müsste eigentlich so lauten:

Würdest Du ein Spiel kaufen (bzw. weniger gut finden) in dem Du einen Charakter spielst mit dem Du dich nicht identifizieren kannst?
Nein. Es wäre dann nämlich gleich eine komplett andere Frage als die, die der Threadersteller gestellt hat.
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Worrelix
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Re: Figurenwahl in Spielen als Indiz für ideologische Gesinnung?

Beitrag von Worrelix »

CryTharsis hat geschrieben:Ein User entschied sich sogar gegen den Kauf des kommenden Spiels, da der Protagonist ein Afroamerikaner ist. Seine Erklärung ging in Richtung: "Ich mag es nicht als Schwarzer zu spielen, aber ich hab`nichts gegen Schwarze".
Gleichzeitig verneinten sie eine rassistische, chauvinistische etc. Gesinnung und gaben zu verstehen sie wollten nicht als soche Personen bezeichnet werden.
Interessant, wo bei manchen Leuten die Grenze zwischen virtueller und realer Welt verläuft.

Und auch interessant, daß beispielsweise sämtliche Abstufungen von der Klischee Tucke mit Hundefrisörsalon bis hin zum Rambo Verschnitt in einen Topf geworfen werden, sobald sie schwul sind.

Mir ist es jedenfalls völlig wumpe, wen ich durch die Spiellandschaft steuere - wenn ich die Wahl habe, gehe ich nach rein ästhetischen Merkmalen vor.
In Mass Effect habe ich im Editor keinen ästhetischen Kerl hingekriegt, also hab ich es mit einer Shepardine durchgespielt.
Irgendein F2Play MMO hab ich mit einem schlaksigen Lulatsch mit Hasenohren angespielt. Dabei habe ich gar keine Hasenohren.

Die Frage ist aber auch, ob man das jeweilige Spiel ausschliesslich wegen dem Charakter nicht spielen will, oder ob einem das damit assoziierte Umfeld und voraussehbare Handlungselemente nicht gefallen.

Wobei auch noch die Frage aufkommt, inwiefern man das im Spiel überhaupt bemerkt, daß man <Angehöriger der (Rand)Gruppe X> ist.
Gordon Freeman könnte beispielsweise rein vom Spiel her ein schwarzer Schwuler sein - es wird halt nie im Spiel thematisiert. Die Handlung würde sich eigentlich auch nicht groß verändern, wenn man Gerda Freeman spielen würde. (bis auf ~eine Dialogzeile am Ende von EP2 (?), in der Alyx' Vater gerne Opa werden würde)


Ach ja, @topic:
"Ich mag es nicht als Schwarzer zu spielen, aber ich hab`nichts gegen Schwarze"

ist für mich nicht nachvollziehbar: Wenn man nix gegen Schwarze hat, dann sollte einem das auch egal sein, ob man einen spielt.
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HanFred
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Re: Figurenwahl in Spielen als Indiz für ideologische Gesinnung?

Beitrag von HanFred »

Für mich ist es teilweise nachvollziehbar, aber gleichzeitig muss ich Worrelix recht geben. So wichtig ist es im Endeffekt nicht, dass ich mich dadurch von einem Spiel abhalten lassen würde.
Trotzdem ist mir gerade in RPGs die Identifikation mit dem Charakter wichtig. Wo dies möglich ist, versuche ich jeweils, mich selbst nachzubauen, allerdings komme ich mit diesen Editoren i.d.R. ebenfalls nicht besonders gut zurecht, so dass ich hinterher entweder mit einem vorgefertigten Gesicht spiele, immer einen Helm trage oder das Spiel ist ohnehin grösstenteils in Egoperspektive gehalten, dann spielt's natürlich überhaupt keine Rolle mehr. :)
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Zappes
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Re: Figurenwahl in Spielen als Indiz für ideologische Gesinnung?

Beitrag von Zappes »

HanFred hat geschrieben:Trotzdem ist mir gerade in RPGs die Identifikation mit dem Charakter wichtig. Wo dies möglich ist, versuche ich jeweils, mich selbst nachzubauen, [...]
Das wäre nix für mich. Ich finde es im echten Leben schon unerfreulich genug, als ich selbst rumzulaufen - da muss ich das nicht auch noch im Spiel haben. :)
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HanFred
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Re: Figurenwahl in Spielen als Indiz für ideologische Gesinnung?

Beitrag von HanFred »

Zappes hat geschrieben:
HanFred hat geschrieben:Trotzdem ist mir gerade in RPGs die Identifikation mit dem Charakter wichtig. Wo dies möglich ist, versuche ich jeweils, mich selbst nachzubauen, [...]
Das wäre nix für mich. Ich finde es im echten Leben schon unerfreulich genug, als ich selbst rumzulaufen - da muss ich das nicht auch noch im Spiel haben. :)
Ich mag mich auch nicht, trotzdem hab ich das mit dem Nachbilden in einigen Spielen immer wieder versucht... und bin wie gesagt gescheitert. :cry:
Aber auch z.B. Khajiit- und Dunmer-Charaktere sind mir nicht fremd. Unveränderlich vorgefertigte stören mich auch nicht unbedingt, dann verschwende ich wenigstens nicht so viel Zeit im Editor. :lol:
Zurück zum Thema: Wenn jemand öffentlich sagt bzw. schreibt, dass er ein Spiel nicht kaufen wird, weil der Spielcharakter Afroamerikaner ist, dann ist diese Person ganz sicher ein Rassist. Wer sich lieber weisse Charakter baut, weil er selber weiss ist, muss aber sicherlich keiner sein.
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Pyoro-2
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Re: Figurenwahl in Spielen als Indiz für ideologische Gesinnung?

Beitrag von Pyoro-2 »

Naja, ich denk da iwo an GTA SA - oder eigentlich auch GTA 4 - wo ich schon so meine Probleme mit dem jeweiligen Protagonisten hatte. Die waren beide jedenfalls komplett antidiagonal zu mir gesinnt, eigentlich egal, um was es ging. Und irgendwo Idioten (wenn ich schon jemandem spiel, dann erwarte ich iwo, dass er mindestens so gut ist, wie ich's von mir selbst erwarten würde - kann's absolut nicht leiden, wenn iwelche plot-twists für den Spieler schon lange vorhersehbar sind, die Figur aber zu blöd ist, dass zu erkennen und man als Spieler natürlich nix tun kann, obwohl man eigentlich ja die Rolle spielen soll ^^. Die Diskrepanz nervt mich gerne ;) ).
Jedenfalls hat's in beiden Spielen nicht gerade geholfen, dass ich mit deren "Wertevorstellungen" nicht viel am Hut hatte - die "Optik" der Charaktere unterstreicht das dann nurnoch plakativ, aber das sicher nicht der Hauptpunkt gewesen ;)
Wenn alle Stricke reißen, kann man sich nicht mal mehr aufhängen
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Metathron
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Re: Figurenwahl in Spielen als Indiz für ideologische Gesinnung?

Beitrag von Metathron »

sYntiq hat geschrieben:
Metathron hat geschrieben:Die Frage müsste eigentlich so lauten:

Würdest Du ein Spiel kaufen (bzw. weniger gut finden) in dem Du einen Charakter spielst mit dem Du dich nicht identifizieren kannst?
Nein. Es wäre dann nämlich gleich eine komplett andere Frage als die, die der Threadersteller gestellt hat.
Das sehe ich anders, es geht um Identifikation mit einer Spielfigur, das ist auch das was die Person dem dieses Thema geschuldet ist ausdrücken wollte. Da es sich bei besagtem Protagonisten um einen Farbigen handelt kam es sofort zu einem Rassismusvorwurf und ich bin der Meinung das man mit gewissen Fragestellungen ziemlich schnell dafür sorgen kann das jemand Vorverurteilt wird.
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5Finger
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Re: Figurenwahl in Spielen als Indiz für ideologische Gesinnung?

Beitrag von 5Finger »

Wenn die Figurenwahl (bzw. das meiden von bestimmten Figuren) ein Indiz für die ideologische Gesinnung ist, ist die Spielweise und auch die Wahl des Spiels ein Indiz für die Psyche der Person. Ergo müsste Christian Pfeiffer doch Recht haben, wenn er sagt das Spieler, die gewalthaltige Spiele konsumieren, gewaltbereit / potentielle Amokläufer sind.

Ich behaupte einfach mal das dies eher ein Indiz dafür ist, dass sich der Spieler kaum bis überhaupt nicht mit der Spielfigur identifizieren kann und das Spiel deshalb meidet. Wenn ein Titel mich fesseln will, dann muss mir die Spielfigur optisch und charakterlich schon irgendwie zusagen oder einem bestimmten (persönlichen) Ideal entsprechen. Wenn das nicht gegeben ist, würde ich den Charakter meiden (wenn ich die Wahl habe) oder das Spiel links liegen lassen.
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