Habe jetzt Fargile Dreams doch durchgespielt.
Beim ersten Versuch muss irgend ein Fehler im Spiel gewesen sein, jedenfalls warfen die besigten Gegner keine Kohle aus, daher Geldmangel und Frust.
Also startete ich das Spiel nochmal ganz von vorne, und siehe da, Geld ist kein Problem mehr. Ich habe aber die Sprache auf japanisch gestellt, weil die englischen Sprecher in Kombination mit dem asiatischen Design der Atmosphäre sehr abträglich waren.
Ein solches Spiel zu bewerten ist aber sehr schwer.
Das einzige, was wirklich gelungen am Spiel ist, ist die Atmosphäre und die Emotionalität. Es schert sich nicht um Genrekonventionen, sondern ist ein gutes Beispiel, den Zauber des Ambientes/Augenblickes auszukosten.
Das wars allerdings schon mit den Ausrufezeichen. Sonst...
Grafik:
negativ:
Technik total veraltet. Auf vielen PS2-Titel konnte z.B rudimentär der Lichteinfall auf Figuren berechnet werden, so z.B bei Tomb Raider Legend, wo sogar die Kleidung nass wurde und die haut Licht reflektiert. Oder in MGS3, wo schonmal der Schatten des Blätterdachs auf Snake zu sehen war.
Bei Fargile fehlen solche Effekte völlig. Ändern sich die Lichverhältnisse, wird einfach die Gesamthelligkeit der Figuten nach unten reguliert, was einfach billig aussieht. Einzig die Beleuchtung per Taschenlampe sieht nett aus, aber wie gesagt, PS2-Spiele können mehr.
positiv: Das Design an sich. Alles sieht stimmig aus, der Supermarkt, der Rummelplatz, man kriegt eine gute Ahnung vom allgegenwärtigen Verfall. Und die Renderfilmchen sind wirklich wunderschön.
Steuerung:
Gut. Zwar nervt es, dass man Schusswaffen und Lampe nicht gleichzeitig benutzen kann, sodass z.B Geistervögel sehr auf den Keks gehen. Aber sonst ist es gut, da der Schwierigkeitsgrad derart lächerlich niedrig ausfällt, dass sowas wie Lock-On gar nicht nötig ist. Ebensowenig wie komplexe Kombos oder Ausweichen. Reduktion ist wohl das Stichwort gewesen.
Sound:
Da gibts aber mal gar nichts zu meckern. Ordentliche Geräusche und kreative Nutzung durch den Wii-Lautsprecher, und superbe Musik. Da hat man sich echt Mühe gegeben, die Kompositionen kann man sogar ausserhalb des Spiels mit Genuss hören. Auch die japanischen Sprechen klingen gut.
Gameplay:
-eins vorweg: Die vielen Laufwege, das begrenzte Inventar, die Zerbrechenden Waffen, das hat mich nicht gestört. Im Gegenteil, während des Gehens in der Einsamkeit kam eine bedrückende Stimmung auf. Aufgrund der häufigen Lagerfeuer ist auch das Mini-Inventar zu verschmerzen. Und wenn ein Spiel schon "Zerbrechlich" heisst, warum dürfen die Waffen es nicht auch sein?
Nein, die Tücke steckt entweder im Detail oder generell.
Im Detail: Das Versteckspiel auf dem Spielplatz ist von der Logik her totaler Unsinn. Das ständige Besuchen alter Orte wegen eines sich immer erweiternden Suchauftrages eines Geistermädchens störend...
Generell: der Schwierigkeitsgrad ist derart gering, dass niemals das Gefühl von Bedrohung aufkommt. Gegner kann man einfach ausweichen, die Endgegner sind ein schlechter Witz. Erst gegen Ende wird es etwas spektakuläre. Auch ist die Gegnervielfalt nicht gerade berauschend.
Handlung:
Nicht so gut. Es wird immer ein riesiges Mysterium um den Grund des Verschwindens aller Menschen gemacht, aber die Auflösung
bietet doch wieder die alte "ein wissenschaftliches Experiment geht schief" Nummer, was man so ähnlich schon in dem Neuseeländischen Film "Quiet Earth - Das letzte Experiment" sehen konnte. Und das Motiv den Bösewichts ist aber mal so lächerlich
Ausserdem enden zu viele Stränge einfach im nichts. Es ist eigentlch sinnlos, die ganzen Erinnerungen zu lesen, da sie für die Story keine Bedeutung haben, später nicht wieder aufgegriffen werden.
Nur
hört man gegen Ende auf dem Turm die Stimmen von einer Geistermutter und ihrem Kind vom Anfang, aber... wozu?
Ausserdem bleiben zu viele generelle Fragen ungekärt.
Warum gibt es überhaupt Überlebende? Warum tauch immer wieder dieser merkwürdige Maskengeist auf? ...
Zugegeben: Dies ist nicht gerade ein Spiel für mich. Ich mags nicht, wenn Fragen offen bleiben. Aber hier war es an allen Ecken und Enden der Fall.
Berührend war das Spiel aber schon, gerade die "Tode" gewisser Charaktere und so manche Erinnerungen, wie die von Moe oder die Glöckchengeschichten, berühren.
Nur... wenn ich emotional bewegt werden will, dann kaufe ich mir für 10 euro eine DVD von einem Hayao Miyazaki- Film, dazu muss ich nicht 14 Stunden Spielen und 39 euro ausgeben.
Schade.
70%