Moderation vs Zensur in Internetforen / "Fanboy"-Moderation

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Igorsam
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Moderation vs Zensur in Internetforen / "Fanboy"-Moderation

Beitrag von Igorsam »

In letzter Zeit habe ich mich - im Vergleich zu früher - wesentlich weniger in Foren rumgetrieben. Habe mich aber gerade entschlossen etwas mehr zu posten, weshalb ich mir in diesem Fall bei CD-Project-RED einen Foren-Account gemacht habe.

Was mir schon aufgefallen ist, als ich das Forum nur als Leser mitgelesen habe, war, dass unglaublich viele User sehr schnell gebanned wurden und ganze Postings und Threads binnen Sekunden verschanden. Nebst extrem seltsamen Moderatoren die My Little Pony-Memes gepostet haben.

Ich selbst wurde auch binnen eines Tages gebanned - meine Postings waren eigentlich relativ harmlos, ich habe sämtliche Schimpfwörter vermieden, versucht niemanden persönlich anzugreifen, habe mich aber durchaus auch negativ zu The Witcher 3 geäußert - ist ja auch mein gutes Recht, habe das Spiel immerhin bezahlt - abseits davon umfasste das trotzdem immer positive Kommentare über das Spiel (ich mag das Spiel ja wirklich).

Ist es nicht schon ansich problematisch wenn Fans eines Spieles die Moderation unentgeltlich übernehmen? Das muss doch schon rein faktisch zu einem Konflikt mit der Moderation führen, schließelich sollte ein Moderator ja möglichst subtil und objektiv einen Dialog lenken und nicht ein Fanboy (ich gehe davon aus, dass es sich dabei oft um Fanboys handelt da man ja sonst wohl nicht unentgeltlich in einem Spieleforum moderiert, abseits der Postings dieser Moderatoren und ihrem Zensurverhalten) seine Meinung durch Zensur und Banns durchsetzen? Kann ein Fan eines Spieles ein Spieleforum des betreffenden Spieles überhaupt sinnvoll objektiv moderieren?

Ich muss zugeben mich hat das auch wirklich aufgereget, man fühlt sich bei soetwas sehr schnell persönlich angegriffen, immerhin habe ich für meine doch eher umfangreichen Postings auch Zeit aufgewendet und nach einem Instant-Ban hat man auch keine Möglichkeit sich irgendwie zu rechtfertigen oder sich mit irgendjemandem in Kontakt zu setzen - hat also einen sehr negativen Beigeschmack für mich - ich weiß, eigentlich absurd aber das regt mich zumindest wirklich auf man fühlt sich schnell ungerecht behandelt und wird im gleichen Zug noch völlig stummgeschaltet - etwa so als würde einem im RL bei einer Diskussion einfach das Wort Verboten ...

Mich jedenfalls hat es erstaunlcih frustriert, mir ist das auch schon in anderen Foren aufgefallen, etwa in den Bioware-Foren, die meiner Meinung nach früher auch wesentlich offener waren, habe etwa gerade einen Thread gelesen der von einem Moderator so eingeleitet wird:
Neustart der Diskussion mit folgenden Bedingungen:
1) Die Diskussion ist über Spiel XY, nicht über den Vergleich (negativ oder positiv) mit unseren Spiele-Produkten (grobe Übersetzung)
Für mich ist das keine Moderation mehr sondern wohl eher Zensur in reinstform? Amüsanterweise ist in diesem Topic mit mehreren 100 Seiten auch kein einziges Posting auffindbar, dass dieses Posting kritisiert - was wohl daran liegt, das entsprechende Postings gelöscht wurden (vielleicht ziehe ich hier auch den falschen Schluss).

Mir jedenfalls vergeht bei soetwas langsam die Lust am Diskutieren im Internet. Da lobe ich mir 4players - hier geht zwar schon etwas sehr viel durch - aber das ist mir immernoch lieber, als derartig restriktive Foren. Wie denkt ihr über diese Thematik?

Was mich dabei interessieren würde, wie denkt ihr eigentlich über Zensur/Moderation in Foren, wo sind hier eigentlich die Grenzen - ist Moderation immer Zensur? Sollte es nicht die Aufgabe eines Moderators sein ein Gespräch zu subtil zu leiten - und nicht ein Gespräch in eine bestimmte Richtung zu biegen indem man einfach sämtliche Leute Bannend und ihre Postings löscht? Sollte es einem Moderator überhaupt erlaubt sein Postings zu löschen die nicht absolut gegen die Regeln verstoßen?

Oft kommt es mir auch so vor, als kämen viele Moderatoren in Internet-Foren überhaupt nicht mit ihrer Machtposition klar, sprich würden diese Ausnützen - anderseits ist das natürlich vermutlich auch teilweise wieder bedingt dadurch, dass ich mich angegriffen fühle, es ist wohl nicht einfach ein Forum sinnvoll zu moderieren, vielleicht unterstelle ich also einfach auch diesen Personen schlechte Intentionen/persönliche Schwächen als reine Retourkutsche?

Vielleicht auch ganz interessent ein aktueller Fall der etwas anders gelagert ist:
http://www.bbc.com/news/technology-27100773
(gewisse Postings/Threads mit bestimmten Wörtern wurden offenbar einfach generell gelöscht)

Ich denke die Thematik ist eigentlich sehr interessant und auch relativ wichtig, immerhin verlagert sich immer mehr ins Internet, und die Kontrolle über die Meinung in großen Foren ist durchaus eine nicht zu unterschätzende Machtposition; wohl auch etwa aus Marketing-Perspektive, so könnte man zB sämtliche negativen Postings über ein Produkt entfernen, selbst positive Postings schreiben und so die öffentliche Meinung stark beeinflussen (Wie etwa auch bei Kundenrezessionen).
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$tranger
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Re: Moderation vs Zensur in Internetforen / "Fanboy"-Moderat

Beitrag von $tranger »

Hihihi, da bist du mit dem Thema ja genau im richtigen Forum gelandet, so ne Diskussion gab's hier auch mal.

Ansonsten:
Die Entwickler haben in ihrem eigenen Forum natürlich Hausrecht. Und niemand von denen sieht gerne, wenn sich vor der eigenen Haustür der Müll stapelt. Deswegen kann man fast schon damit rechnen, dass solche Kommentare je nach Firma eingeschränkt werden.
Andererseits hat das Internet da auch schon das eine oder andere Mal heftigst zurückgeschlagen, z.B. wenn Publisher Fehler in ihren Spielen verschweigen wollten.

In Entwickler und Publisherforen hast du generell aber kein Recht auf Objektivität.
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Igorsam
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Re: Moderation vs Zensur in Internetforen / "Fanboy"-Moderat

Beitrag von Igorsam »

$tranger hat geschrieben:Hihihi, da bist du mit dem Thema ja genau im richtigen Forum gelandet, so ne Diskussion gab's hier auch mal.

Ansonsten:
Die Entwickler haben in ihrem eigenen Forum natürlich Hausrecht. Und niemand von denen sieht gerne, wenn sich vor der eigenen Haustür der Müll stapelt. Deswegen kann man fast schon damit rechnen, dass solche Kommentare je nach Firma eingeschränkt werden.
Andererseits hat das Internet da auch schon das eine oder andere Mal heftigst zurückgeschlagen, z.B. wenn Publisher Fehler in ihren Spielen verschweigen wollten.

In Entwickler und Publisherforen hast du generell aber kein Recht auf Objektivität.
Gibt es den Thread noch?

Naja man kann aber auch anders ansetzen, müsste etwa die Schaffung eines Diskussionsforum nicht auch gewisse Verpflichtungen zu Mindeststandards inkludieren? Oder anders müsste ein Diskussionsforum das eigentlich keines ist nicht auch als solches gekennzeichnet sein, schließlich täuscht man damit im großen Stil jeden der ein solches Forum betrachtet?

Fraglich ist natürlich auch wie sich das mit der fortlaufenden Verlagerung von Debatten ins Internet verhält, schließlich spielen da längerfristig ja auch Freie Meinungsäußerung etc eine Rolle. Es mag zwar stimmen, dass es ansich in der Hand des Forenbetreibers liegt, aber in Zeiten wo sich alles ins Internet verlagert könnte es längerfristig durchaus ein Problem darstellen, das im Internet private Betreiber soviel macht über die Meinungsbildung haben?

Oder auch ganz anders argumentiert, wer ein Internet-Forum betreibt hat auch gewisse Ethische Verpflichtungen bzw wie oben darf nicht täuschen - es wäre ja etwa auch nicht einfach so argumentierbar wenn eine Kunden-Review-Plattform einfach die Reviews nach belieben verändert/löscht etc?
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Temeter 
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Re: Moderation vs Zensur in Internetforen / "Fanboy"-Moderat

Beitrag von Temeter  »

Jep, offizielle Foren können ein recht widerlicher Ort sein. Oft baut man mittels der Mods dort eine rosarote Fantasiewelt auf, die mit der Realität so gut wie nichts zu tun hat - ironischerweise ist das ganze gleichzeitig ziemlich nutzlos, weil die meisten Leute gar nicht in die Publisherforen gehen, und wenn, dann meistens wenn sie sich sowieso über Probleme bewusst sind.
Jedenfalls, wenn es um allgemein kritische Themen geht. Hatte das W3 Forum nicht auch einen 100+ Seiten Thread über Downgrades und die Farbpalette, wo dann plötzlich ein Mod erklärte, das alles gesagt wäre und das Ding schloss? Gefolgt von einem ähnlichen Thread ähnlicher Größe, der mit derselben 'Rechtfertigung' abgesägt wurde?

Kommt allerdings immer auf Thema und Forum an. Ich hatte ein par mal in EA Foren geschaut (e.g. wegen Battlefield 4), und dort schien man erstaunlich frei mit Kritik - ob berechtigt oder nicht - umzugehen.
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$tranger
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Re: Moderation vs Zensur in Internetforen / "Fanboy"-Moderat

Beitrag von $tranger »

Das war weniger ein einzelner Thread sondern eher eine Welle von Bans, gelöschten Posts und Beleidigungen (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge). Davon ist glaube ich nicht mehr allzu viel übrig.

@Ethische Verpflichtung
Natürlich besteht diese bei jedem Forum oder Meinungsaustausch mehr oder weniger, aber das lässt sich leider nicht festmachen. Und gerade in der Hinsicht ist das Internet soweit ich weiß immer noch absolut rechtsfreier Raum.

http://courses.cs.vt.edu/professionalis ... notes.html
Das ist ein ganz interessanter Text aus amerikanischer Sicht über die Sache.

Und gerade weil erst seit relativ kurzer Zeit überhaupt der Versuch gewagt wird, das Internet zu regulieren (mal abgesehen von China & Co), ist es noch ein weiter Weg bis der wilde Internetwesten zumindest in der Hinsicht zahmer wird. Die andere Frage ist, ob die Nutzer das überhaupt wollen. Denn da kann dann noche in ganzer Rattenschwanz anderer Reglementierungen mitkommen.

@Reviewplattform
Sowas kann auch passieren. Normalerweise regelt sich sowas dann meist von selbst, indem die User der Plattform fernbleiben. Oder durch einen guten alten "Shitstorm". Ich sag nur Doritos & Mountain Dew.
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Igorsam
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Re: Moderation vs Zensur in Internetforen / "Fanboy"-Moderat

Beitrag von Igorsam »

$tranger hat geschrieben:Und gerade in der Hinsicht ist das Internet soweit ich weiß immer noch absolut rechtsfreier Raum.

Und gerade weil erst seit relativ kurzer Zeit überhaupt der Versuch gewagt wird, das Internet zu regulieren (mal abgesehen von China & Co), ist es noch ein weiter Weg bis der wilde Internetwesten zumindest in der Hinsicht zahmer wird. Die andere Frage ist, ob die Nutzer das überhaupt wollen. Denn da kann dann noche in ganzer Rattenschwanz anderer Reglementierungen mitkommen.
Naja, dass das Internet ein rechtsfreier Raum ist, ist ja ansich unwahr, Gesetze gelten im Internet genauso wie auch im Echten leben, Drohungen, Beleidigungen etc sind im Internet genauso verfolgbar wie auch im echten Leben, meist wohl sogar mit wesentlich mehr Konsequenzen (abseits der Problematik der Ausforschung, was aber meist nicht so schwer ist wenn jemand unter seinem echten Namen postet oder unter seiner echten IP).

Die frage ist eben, ob das Internet überhaupt noch das Internet ist wenn es reguliert wird. Ich für meinen Teil würde, wäre ich nichtmehr anonym, komplett aufhören im Internet zu posten. Es würde auch der wesentlichste Aspekt wegfallen, freier Informationsaustausch ohne direkte Konsequenzen (solange es sich im Rahmen der Gesetze bewegt).

- freier Meinungsaustausch in Diktaturen auf diesem Kanal wäre unmöglich
- jeder Satz den man im Internet schreibt, von der Kindheit zum Erwachsenenalter an wäre plötzlich wesentlich
- das würde wohl jedem Menschen direkt oder indirekt Schaden, man stelle sich vor, ein potentieller Arbeitgeber googelt eine Person und findet postings in einem Spieleforum und hat persönliche Vorurteile gegen Spieler, oder hat andere politische Ansicht etc (gepaart mit dem Fakt, dass alles ewig im Internet bleibt ist das ein enormes Problem) (abseits von potentiellem Stalking, absurd genauen Persönlichkeitsprofilen etc)

Aber auch sonst wäre das problematisch, man stelle sich etwa ein Gerichtsverfahren vor, ganz normal im Zivilrecht, oder etwas schlimmer was vorm Familiengericht - ich wage fast zu wetten wäre es möglich würde man das Leben und jeden einzelnen Post des "Gegners" zerlegen und vortragen. Wollen wir soetwas wirklich? Wenn ich weiß, dass jedes Wort das ich sage mir 1:1 vorgehalten werden kann - und das noch 80 Jahre später - würde ich meine Kommunikation sehr stark einschränken. Noch dazu würde das eine gänzlich neue und wesentlich effektivere Form des Cyber-Bullying ermöglichen, gepaart mit Stalking und allem was dazugehört.

Oder wie wärs mit dem Versicherungsmakler der sich vorm Vertrag Risikofaktoren ergoogelt? Dem Vermieter der sich über die politische/religiöse Einstellung seiner Mieter informiert usw usf
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schockbock
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Re: Moderation vs Zensur in Internetforen / "Fanboy"-Moderat

Beitrag von schockbock »

Wie wärs mit: etwas leiser treten im Internet. Dass so viele Leute ihre vermeintliche Freiheit, zu sagen und zu tun was sie wollen im Internet, als eine Art Freibrief betrachten, jede Flatulenz von sich zu verkünden, ist auch nicht besser. Wahrscheinlich hängt die Mentalität stark von der kulturellen Prägung - sprich: dem Alter des Users - ab. Auf der anderen Seite "ifft daf Internet in der Tat Neuland für viele". Initiativen für mehr Wachsamkeit hin,Moderation her: dass kaum jemand die Reichweite der Möglichkeit des Missbrauchs des Webs ermessen kann, hat nicht zuletzt die ganze NSA-"Krise" gezeigt.
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