Wigggenz hat geschrieben:Eben nicht. Alle die haben einen Aufhänger, der die Gewaltausübung zu rechtfertigen versucht und damit nicht als per se positiv kommuniziert. Sei es Terrorismusbekämpfung oder Verteidigung gegen einen kriegerischen Aggressor, um Menschenleben zu retten, oder (im Martial Arts Bereich wohl häufiger) Ausübung von ausgleichender Gerechtigkeit, wo andere Institutionen versagen.
Natürlich ist die offensichtliche Aussage praktisch nie, dass Gewalt oder Verbrechen gut wäre. Allerdings ist die unterbewusste bzw. subtilere Botschaft da eigentlich wichtiger. Sagt dir ein Film offen 'Verbrechen ist toll!', dann wird onehin niemand darauf anspringen, weil die gelernten Moralverstellungen zu etabliert sind. Da schrillen einem sofort die Alarmglocken.
Im Gegenteil können Filme, die oberflächlich unseren Ideen und Idealen nicht widersprechen oder sie sogar stärken, aber diese subtil untergraben oder fragwürdige Facetten hinzufügen, durchaus den Zuschauer beeinflussen.
Nehmen wir mal 'Der Soldat James Ryan'. Krieg ist schrecklich, und der Film ist gerade am Anfang verdammt gut darin, ein schauriges Bild davon zu zeichnen.
Achtet man näher drauf, fallen allerdings ein par Details auf. Z.B. konzentriert sich der Film auf die Amerikaner, präsentiert deutsche Soldaten aber in einer sehr präzisen und manipulativen Weise. Z.B. werden die Soldaten in den Bunkern nie direkt gezeigt, sonder nur in der Finsternis, wie sie fast als Teil einer Maschinerie die MG's bedienen. Ähnlich ist ein späterer Messerkampf in einem unheimlich blauen Licht und einem leichenhaft blassen deutschen Soldaten eher an einen Vampirfilm angelehnt. Der deutsche Scharfschütze wirkt wie ein grausames Monster, der Amerikanische ist ein einsamer Held in seinem Nest.
Die Realität ist dagegen gerade so schlimm, weil die Wehrmachtsoldaten unabhängig von der Ideologie letzendlich auch nur Menschen waren. Aus der Sicht dieser Soldaten sind an Orten wie Ohama Beach über Hunderttausend Soldaten gelandet, dessen Ziel es war diese zu töten und deren Land, in dem deren Familien immer noch leben, niederzubrennen (was auch passiert ist). Stattdessen setzt der Film auf manipulative Taktiken, um all die grausamen kleinen Details und einfach die Art, wie Moral hier gar keine Rolle spielt, ausblendet. Teils fühlt es sich an, als ob die Handlung nur einer PR-Mission folgt, um zu verhindern, die alliierte Mission beim Namen nennen zu müssen. Überhaupt scheinen die alliierten hier fast nur aus Amerikanern zu bestehen.
Letzendlich entschärft 'Saving Private Ryan' diese Mission, bzw. den Kriegseinsatz, in dem man Teile der Realität ausblendet und Zuschauer manipuliert. Obwohl die Nazis natürlich gestoppt werden mussten, selbst in der Realität. Und in Amerika gibt es durchaus Kreise, die WW2 als 'den letzten guten Krieg' sehen. Sowas ist ein viel realeres Problem als z.B. eine NeoNazi-Produktion, welche auf den ersten Blick reinster BS ist.
Und das ist ein moderner Film. Abseits davon gelten Olympya und Panzerkreuzer Potemkin als wegweisende Werke des Films, obwohl beide klare Propagandafilme sind. Überhaupt gibt es einige unglaublich abstoßende, aber handwerklich für die Zeit erstklassig gemachte Nazifilme.
Die gelten immer noch klar als Kunst, selbst wenn man schon eine extrem distanzierte Betrachtungsweise haben muss, um diese Machwerke zu ertragen.